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Tageblatt. 6 1861. Dienstag, den N. Juni. 133. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. Erscheint irden Wochentag früh 9 Uhr. Inserate wer den bis Nachmittags 3 Ubr für di« nächst, erscheinende' Nummer angenommen. Tage6qeschlchte. Berlin, 7. Juni. Im Laufe des Vormittags hielt das Staatsministerium eine Sitzung, in welcher, wie man hört, über die KrönungsseierlichkeiteN berathen wurde. Die einzige religiöse Feier wird ficherm Vernehmen nach in Königsberg und zwar so stattstnden, wie cs bei der Krönung des ersten preußischen Königs der Fast warf' demnach würde König Wilhelm sich unter Assistenz hoher Geist'chen die Krone selbst auf bas Haupt setzen. Hier in Berlin wird »nur ein großartiges Hoffest abgehalten werden und demselben von Leiten der Stadt eine feierliche Einholung votangehen, und zwar am 25. und 26. d. Mts. Eine solche Ovation hat der Pönig bereits angenommen, dagegen jedes Fest und Geschenk sich verbeten, ersteres unter der Bemerkung, daß der König sich vorbehälte, der alleinige „Gastgeber" zu sein. -- Am künftigen Dienstage, 11. d. M., findet die feierliche Grundstein legung zu dem neuen Berliner Rath Hause statt. Se. Maj. der König hat seine persönliche Theilnahme an dem Acte zugesagt, zu welchem 140 Repräsentanten der Berliner Garnison eingeladen worden find. Berlin, Juni. (D. A.Z.) Der Tod Cavour's hat hier den tiefsten Eindruck gemacht. Dieses Ereigniß ist nicht nur für Italien, son.ern für ganz Europa von großer Bedeutung. Dem Grasen Cavour können selbst seine Gegner das Zeugniß, daß er eine bewußtvolle Politik getrieben, nicht versagen; nun er dem Schauplatz öffentlicher Wirksamkeit entrückt ist, wird seiner staats männischen Begabung die Anerkennung, die sie in hohem Grade verdient, nicht mehr versagt, und seine Bedeutung in ihrem vollen Umfange gewürdigt werden. Italien geht nun gewiß prüfungs vollen Zeiten entgegen; es wird sich schon in der nächsten Zukunft darum handeln, ob es dem französischen Einflüsse rücksichtslos un terliegt, oder mit Oesterreich in erneuerten Conflict kommt, der nicht ohne einen europäischen Krieg abgehen wsirde, da Napoleon dabei sicher nicht die Hände in den Schoos legen kann, oder ob es endlich auf der von Cavour gezogenen Linie fortgeht. Letzteres scheint, wenn nicht unmöglich, doch um so schwieriger und unwahr scheinlicher, als selbst auch dem talentvollsten und entschlossensten Nachfolger Cavour's vorerst das persönliche Ansehen abgeht, das sich dieser in Italien und in Paris zu verschaffen gewußt hat. — Die Kreuzzeitung bespricht mit schlecht verhehlter Freude den Tod des Grasen Cavour. Sie sagt: „Der Gewaltige ist über ihn .gekommen und hat an ihm das Recht des Stärkeren geübt, — an ihm, der eben dieses Recht Fürsten und Völker Hat fühle« lassen in unerhörter Weise. Graf Cavour war ein Feind aller Principien einer christlichen Weltordnnng, in deren Verthei- digung wir unsere Aufgabe setzen, und wir können ihm das Zeug- niß nicht versagen, daß er ein gefährlicher und furchtbarer Gegner war. Wir triumphiren nicht über seinen Tod; denn wir wissen, daß wir durch denselben nichts gewonnen haben. Seine Grund sätze werden ihn überleben nnd doch endlich zu jenem letzten Kampf führen, der unvermeidlich ist auf den Wegen Cavour's, obwohl Cavour selbst in der letzten Zeit seines Lebens vor den unbeirrten Consequenzen seiner Lehre zurückzuschrecken und das Aeußerste ver meiden zu wollen schien. Der mächtige italienische Einheitsdiplomat ist dahingerafft worden in der vollen Kraft seiner Herrschaft. Sein Tod mag die Völker lehren, daß doch noch eine höhere Macht auch über den Cavouren und ihren Gönnern und Genossen waltet und daß die größesten Erfolge des Menschenwitzes nichts sind vor dem allmächtigen Gott!" — Den Stadtverordneten Berlins ist eine neue königliche Gnade zu Theil geworden. Durch eine an den Minister des Innern, Grasen Schwerin, gerichtete Cabinetsordre vom 4. Juni ist der Haupt- und Residenzstadt Berlin in Gnaden das Recht verliehen, daß alle Mitglieder heS Magistrats und der Stadtverordetenveiv sammlung, sowie die Bezirksvorsteher bei geeigneten Gelegenheiten die Amtskette als Zeichen ihres Amtes anlegen dürfen. ni — Die Neue Frankfurter Zeitung schreibt aus Frankfurt a. M.: ,Wir vernehmen, daß in der Nacht vom 31. Mai, als sich Herr August Gläser, Secretär des amerikanischen GeneralconsulatS da hier, nach Hause begeben wollte, ihm drei preußische Offiziere vor dem Gasthause zur Harmonie den Weg mit den Worten sperrten: Da kommt so einer! Hr. Gläser ersuchte die Offiziere, ihn friedlich vorüberzulassen; sie erklärten darauf, sie würden ihn arretiren. Als nun Hr. Gläser sie fragte, welch ein Recht sie zur Arretirung hätten, und hinzufügte, er würde ebensowohl das Recht haben, sie arretiren zu lassen, zogen die drei Offiziere ihre Degen und hieben - scharf aus den nicht einmal mit einem Stock bewaffneten Mana ein. Der erste Hieb durchschnitt den dicken Filzhut und schlug eine starke Wunde in die Stirn, sodaß das Blut stromweise her vordrang; auch der rechte Arm nebst der Hand sind verwundet; einer der Angreifer fiel Hru. Gläser sogar im Rücken an, doch traf der Schlag glücklicherweise nur schwach. Das Opfer diese- Attentats entkqm und befindet sich jetzt außer Gefahr. Wir ent nehmen diese Thatsachen der beendigten Aussage, die der Verwundete Nus seinem Krankenbette vor Notar und Zeugen zu Protokoll ge, geben." Aus Nordschleswig, 1. Juni. (E.Z.) Bei Düppel werden sieben geschlossene Werke, wovon einige bereits fertig sind, so wie zwei Batterien und zwei Brückenköpfe errichtet. Aus Alfen werden drei Batterien angelegt. Außerdem werden mehrere Pulver-' Magazine und Blockhäuser aufgeführt. In der Stellung bei Düppel können 100 Kanonen angebracht werden, außer der Ar- mirung der Brückenköpfe und der Batterien auf Alsen. Täglich find 400 Arbeiter bei der Aufführung dieser Werke beschäftigt. Frirdrichsstadt, 30. Mai. (Fl. Z.) Unsre Stadt sieht nun schon wieder wie eine kleine Festung aus und zeigt bereits mehrere Wälle von Schanzen in ihrem Weichbilde wie 1850. Die Arbeiten werden, trotz der Friedensgerüchte, mit verstärktem Eifer fortgesetzt und zerbricht man sich hier vielfach den Kopf über das Warum? Außerdem werden noch immer mehr Arbeiter angestellt, und beginnen die Fortificativnen aus unsrer Westseite sich schon bis nach Koldenbüttel auszudehnen, während sie im Norden bis Herrenhallig gehen und angeblich bis Schabstedt ausgedehnt wer den sollen. Im Osten ist man schon so weit fortgeschritten, daß man vor einigen Tagen mit der Schanzarbeit auf der Südstapeler Feldmark begann und seitdem mit 60—80 Mann thätig gewesen ist. Ein Schiff mit Faschinen, Schanzkörben nnd andern kriegerischen Dingen ist gleichfalls auf der Eider eingetroffen, und spricht man gleichfalls von dem Eintreffen eines Artillerieparks. Turin, 7. Juni. Nach einer Meldung der „Nationalitis" ist Garibaldi auf Caprera ziemlich schwer erkrankt. — (K. Z.) Die gestrige Sitzung der Deputirten- kammer wurde inmitten der deutlichsten Zeichen der allgemeine» Trauer eröffnet. Der Präsident sprach mit bewegter Stimme^ „Ich habe eine schmerzliche Pflicht zu erfülle» -"bem ch der Kammer die unheilvolle Nachricht von dem Tode des Grasen Cavour mittheile. Ich hege di- Ueberzeugung, daß ich Empfin- düngen Ausdruck leihe, welche uns Allen tief ^ ^ ^e geprägt find wenn ick erkläre daß der Tod dieses hervorragenden Staats- manneS n aw^ für das Vaterland ist. Durch dir Gewalt seines ^Geistes und durch , seine Willenskraft hatte er unter den schwiertzsten Lständen Italien große Dknste gescastet und stand auf dem Punkte, umern gemeinsamen Wünschen die Krone aufzusetzen. Italien muß ihm dankbar sein für Das, was er Freiberger Anzeiger ---- und gespalten« Zeile eher deren Rarmt mit S Pf« berechnet.