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Tageblatt. Erscheint 8 irden Wochentag früh 8» Uhr, Inserate wer- den bis Nachmittag« V Z Mr für die nächst- H erscheinende Nummer angenommen. »edechMt. l Preis ÄerkMM Inserate ««den die -espalteue Kilo »her , . d«rmR«n» «itS Pf. - - >1)-) ? ...... - - I- '- . - - Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. GerlchtSäMtet und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. ) Freiberger Anzeiger 1V4. .. . Montage den 8. Mai. I8«1, Tagesgeschichle. Mancher hat seinen Kalender noch einmal ausgejchlagen, um sich zu überzeugen, daß der t. Mai in's Land gezogen sei. Er war nach den schönen, jugendlichen Erinnerungen schwer wieder zu erkennen. Am 2. deS Wonnemonats hatten die Berliner einen Schneefall, als ob sie im Januar wären. Die letzten Apriltage haben-sich sogar tief im Süben und Westen mit Schnee etwas zu gut gethan; hie und da fiel er einen halben Fuß hoch. In un serem Erzgebirge in der Gegend von Frauenstein bis nach der böhmischen Grenze hin war es aber noch weit ärger. — Am schönsten zeigte der 1. Mai sich in Wien, dort ist er mit stattlichem Glockenklang und feierlichem Kanonendonner eingezogen. DaS Läu ten sämmtlichcr Glocken und 100 Kanonenschüsse riesen den Reichs- rath, das österreichische Herren- und Volkshaus, zusammen. — In Berlin steht noch immer der Zedlitz-Patzke-Skandal auf der Tagesordnung. Herr von Zedlitz ist bekanntlich Polizei-Präsident und Patzke Oberst der Schutzmänner. Herr v. Zedlitz hat die böse Hinckelbey'sche Erbschaft in böser Zeit angetrelen und noch dazu mit Herrn Patzke. Oberstaatsanwalt Schwarck schon hatte darauf hingedeutet, daß Manches faul in der Polizeiwirthschast sei, der Herr Minister des Innern aber schnitt nicht mit scharfem Messer die faulen Stellen aus, sondern legte Pflaster. Die städtischen Behörden hatten ein großes Interesse dabei, klar zu sehen; denn sie mußten große Suutmen zur Unterhaltung der Polizei und des Heeres von Schutzmännern beisteuern. Sie untersuchten daher auf eigne Faust und setzten jüngst die Sache in öffentlicher Sitzung auf die Tagesordnung. Da ward das leise Flüstern zum Slurm. Die bedenklichsten Mißbräuche kamen zum Vorschein: Zweideutig keiten, Unredlichkeiten, offenbare Betrügereien und Unterschlagungen. Die Stadt ist um eine Summe von 200,000 Thlrn. gebracht worden. Einstimmig erklärten die städtischen Vertreter, die Sache sei zur Verfolgung durch den Staaisanwalt angethan. Mehrere Unterbeamte sind bereits verhaftet und angeklagt. Der Verdacht reicht aber höher hinauf. Das unglücklichste Ausseheu macht es, daß Minister Graf Schwerin mit seinem reinen.Ehrenschilde allzu lange Männer zu decken versucht hat, die es schwerlich verdient haben. — Zwischen Oesterreich und Preußen soll es gar nicht so schlimm stehen, wie die Leute sagten, wenigstens versichert dies die amtliche Wiener Zeitung, obgleich sie dabei etwas roth und ver legen auSsieht. Oesterreich habe gar nichts Unrechtes von Preußen verlangt, z. B. keine Garantie für Venedig, und sie wüßten wohl, sie beide müßten einig sein und bleiben rc. — Oberst Macdo nald, den die Preußen, weil er gegen die Gesetze des Landes verstieß, in Bonn einsperrlen, rumort noch immer in den englischen Köpfen. Lord Palmerston gab dem Parlament über die Sache eine Erklärung zum Besten, die von Unarten gegen Preußens Re gierung, Volk und Einrichtungen wimmelt. Wir Deutsche nennen die Franzosen unsere Erbfeinde, unsre englischen Stammverwandten aber überbieten sie hundertmal an Hochmuth, Dünkel und Rück sichtslosigkeit. — Mit dem Ausstellen der Festhalle für das „deutsche Sängersest" in Nürnberg wird schon in den nächsten Tagen begonnen werden. Bis jetzt haben sich bereits 88 auswärtige Ge sangvereine mit ungefähr 1900 Sängern angemeldet. Die Fahnen der das Sängerfest besuchenden Gesangvereine werden mit (3 Ellen langen und 3 Zoll breiten) schwarz-rolh-goldenen Bändern geziert. Der Festspruch, welcher die Nürnberger Festfahne zieren wird, lautet: „Deutscher S ang erhebt den Muth, ,i Deutsche Kraft macht Alle« gut." Freiberg, den 4. Mai. Der amtliche Theil des heutigen Dresdner Journals enthält Folgendes: Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, baß der Oberberghauptmann Frei herr von Beust das von Sr. Majestät em Kaiser von Rn^» land ihm verliehene Grvhkreuz des Sct. StaniSlauS - DrdenS an nehme und trage. . Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Professor an der Bergakademie zu Freiberg, Bergrath Dr. pbil, Weisbach den von Sr. Majestät dem Kaffer von Rußland ihm verliehenen Sct. Annen-Orden II. Claffe annehme und trage. Dresden. Der Stadtrath macht bekannt, daß die in jüngster Zeit hierorts wiederholt vorgekommenen Schadenfeuer, welche in folge unvorsichtigen Gebührens mit Streichzündb ölzcheu, namentlich durch Kinder, verursacht worden sind, ihm Veraniaffung geben, Adlern und allen sonstigen znr Aussichtsführung über Kinder verpflichteten Personen, die wegen vorsichtiger und sorgfältiger Benutzung der Streichzündhölzchen bestehenden Vorschriften, insbe sondere die Vorschrift, daß die Aufbewahrung der Zündhölzchen so zu erfolgen hat, daß sie Kindern schlechterdings unzugänglich sind, von Neuem einzuschärsen. Berlin, 1. Mai. Gestern früh zwischen 2—3 Uhr trug sich hier ein wahrhaft tragisches Ereigniß zu. Die Nemesis er eilte einen Raubmörder, bevor er das schwarze Werk, das er be gonnen , vollendet hatte. Nach vollbrachtem Einbruch in die Woh nung des bejahrten Frl. Hessel in der Neuenburger Straße unv nachdem er bereits mehere Silber« und Goldsachen seinen Helfers helfern durch ein Fenster auf die Straße hinab zugeworfen hatte, verletzte er das erwachte Frl. Hessel. Dieses wehrte sich wirklich heldenmüthig, rief aus dem Fenster um Hülfe, die auch von einem Vorübergehenden mit lauter Stimme zugesagt wurde. Dies bewog den Raubmörder zur gluckt; er wollte sich mit den Händen am Fenster haltend, aus die Straße niederlassen (Frl. Hessel bewohnt das erste Stock), vollbrachte den Sprung, stieß aber mit den Füßen auf ein Gesims über der Hausthür, schlug um und fiel, mit dem Kopfe voran, auf das Trottoir und zerschmetterte sich den Hirn» schädel. Im Blute schwimmend gesunden, wurde er in die Charite gebracht. — Wie wir aus einem in Neuruppin erlassenen Hülferuf ersehen, hat sich in den Torfgräbereien des Wustauer Luches am 26. April ein schweres Unglück ereignet. Der Dampskeffel einer Entwässerungsmaschine ist aus bisher unbekannt gebliebenen Ursachen zersprungen und hat in weitem Fluge und mit gewaltiger Kraft zwei Hütten niedcrgerissen, in denen einige zwanzig Arbeiter, sämmtlich Familienväter, Schutz vor dem stürmenden Regen gesucht hatten. Unter den Trümmern jener Hütten und des gänzlich zer störten Kesselhauses fand man die verbrannten und verstümmelten Gebeine von zehn Leichen, während zehn Personen, durch Brand wunden und Knochenbrüche schwer verletzt, hülflos aus der Un glücksstätte lagen. Mithin sind 20 Familien ihrer Ernährer beraubt, zehn für immer und zehn auf lange Zeit, wenn sie unter liebe voller Pflege mit Gotte« Hülse die zum Theil gräßlichen Verletzungen überleben werden. In den meisten dieser Familien sind viele Kinder, sämmtlich zwischen zwölf Jahren und drei Monaten alt. Die Noth ,st ffvnach entsetzlich und der Verlust tiefeingreifend. Frankfurt, 3. Mai. In der gestrigen Bundestagssitzung hat Preußen folgenden Antrag eingcbracht: . . „Für den Fall, daß beide deutsche Großmächte oder eine de^ selben mit ihren Gesammtarmeen im Vereine mit den uongen Streitkräften des Deutschen Bundes zum Kriege schreiten, trere« die Artikel 12 bis 16 der allgemeinen Umrisse und daraup ve zsiglichen Paragraphen der nähern Bestimmungen der BundeSt g -Recht* des Deutschen Bundes für diesen Fall ausgeubt werben sollln, namentlich über die Oberleitung und Emthttlung der ver» einigten Streitkräfte, wird den allerhöchsten Regierungen von Oester- reich und Preußen vertrauensvoll anheungestellt, welche fnr ihre