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241 noch viele Jahre, wie den Festgebern eine Helle Erinnerung froh und herzlich verlebter Stunden! Aus der bairischen Pfalz wird der „D. A. Z." geschrieben Schwerlich kann man den conststoriellen Fanatismus weiter treiben, als ihn am 10. Febr. Conststorialrath vn. Ebrard in Speier ge trieben hat. Dieser Apokalyptiker fühlte sich nämlich infolge der außerordentlichen Ausbreitung des seinem Gesangbuch entgegen wirkenden Protestantischen Vereins gedrungen, eine Predigt gegen, denselben zu halten, und bezeichnete ihn als das Thier der Apo kalypse. Diese Predigt hat er sogar unter der Aufschrift „Das Malzeichen des Thiers, wider den Protestantischen Verein" drucken -lassen. Die wenigstens 10,000 Mitglieder dieses Vereins, die gar nichts beabsichtigen als die Erhaltung der echt protestantischen Grundsätze der Vereinigung von 1816, und sich nun mit einem Mal deshalb unter das Thierreich versetzt, ja als eine leibhafte Teufelsbrut, die der Herr unter seine Füße treten müsse, bezeichnet sehen, fühlen sich durch diesen Fanatismus, der um so unsinniger ist, als er unmittelbar vor der Generalsynode, die nach dem Willen des Königs den Frieden wiederherstellen soll, zum Ausbruch ge kommen ist, nur zu desto festerm Auftreten getrieben und sehen sich den Sieg nur um so leichter gemacht. Es galt, Herrn BergmechanikuS A u g. F r. Li ngke zu ehren, welcher, ein würdiger Nachfolger seines BaterS, eist. Altmeister seiner Kunst genannt zu werden verdient. " ' ' Das Fest, welches wir hier erwähnen, war keineswegs eim Es galt nämlich einen Mann zn ehren- dessen Beruf und i« demselben entwickelte, das Gewöhnlich« wett hinter sich lassende Thätigkeit mir dem Namen, welchen Freiberg über alle Länder der Welt als Königin der Bergstädte genießt, auf das Innigste ver- Hunden ist. ; ' ' alloerchrten Principal ein sprechendes Zeichen ihrer Huldigung und Anerkennung zu geben. Der von dem zahlreichen Personale des Herrn Lingke ver anstaltete Ball, wie das von ernsten und heitern Toasten gewürzte Festmahl, verliefen in ungetrübter Herzlichkeit und Frohsinn, und erst spät in der Nacht gingen die Festgenosseu aus einander, ein jeder gewiß von dem schönen Bewußtsein getragen, seinem väterli chen Freunde einen kleinen Theil der HerzenSschnld abgetragen zu haben. . - Möge die Herrn BergmechanikuS Lingke gewordene kleine Anerkennung seiner Untergebenen ihm ein Lichtpunkt bleiben für Tagesgeschichte. Freiberg. Ocffentliche Gerichtsverhandlung den 5. März Vormittags 0 Uhr. Hauptverhandlung in der Untersuchung wider . den Hausknecht Earl Gottlob Richter aus Halsbach, wegen gewerb- mäßtger Partiererei und Hehlerei. Wien, 27. Febr. Die heutige „Wiener Zeitung" publicirt die VerfassungSstatute und das Grnndgesetz über die ReichSoertretung, welche durch zwei Häuser, Herrenhaus und Abgeordnetenhaus, ge bildet wird. Das Herrenhaus wird aus den Erzherzogen, den Häuptern der großen Geschlechter aller Länder als erblichen Mit gliedern, den Erzbischöfen und Bischöfen fürstlichen Ranges und einer Anzahl lebenslänglich ernannter Männer von Verdienst be stehen. DaS Abgeordnetenhaus zählt 343 Mitglieder, wovon 85 auf Ungarn kommen, welche die Landtage ans der Mitte ihrer Ab geordneten wählen. Beide Häuser berathen öffentlich und haben das Recht der Initiative. Alle constitutionellen Cardinalrechte liegen in dem Wirknngskreise der Reichsversammluna. Die lieber« einstimmung beider Häuser und die Sanetiou des Kaiser« sind zu allen Gesetzen nothwendig. Zur Competenz der Reichsvertretung gehören: Feststellung des Budget-, Steuergesetzgebung, Staatsan leihen, Staatsschuldencontrole, Prüfung -es Staatshaushalts, Zölle, Bankwesen rc. Der Kaiser ernennt die Präsidenten und Viceprä sidenten aus den Mitgliedern jedes Hauses p die Reichsvertretung führt den Tit/l ReichSrath. ) Die an Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien und Slavonien wie dergegebenen Verfassungen werden innerhalb der Grenzen de- OctoberdiplomS ausrechterhallen, für die andern Länder werden Landesstatute erlassen. Letztere iverden eine Interessenvertretung enr«. halten, wonach der WahlcensuS in Städten in Stufen bis zu Gulden herabgeht, in Landgemeinden noch niedriger. Die an L"- Octobor v. I erlassenen Landesstatute für Stt-erm^ Kärttthen und Salzburg werden durch ''^^re'sinn^ LandeSord- nungen ersetzt. Der Wirkungskreis der Landtage umfaßt chw Lau- desgesetzgebung und Selbstverwaltung. Auch für Off-, sentlichkeit der Verhandlungen und das Recht der Imitative, Der Schwerpunkt für gemeinsame Angelegenheiten liegt tM Reichsrathe, für die Provinzialsachen in den Landtagen. Die Land ¬ feiner undankbaren Mutter wenigstens eine ernste Verwarnung geben, oder gar die Drohung auSsprechcn, daß er seine Hand von ihr abziehen und sie ihrem weltlichen Verderben überlassen, d. h. die französischen Bajonette aus Nom zurückziehen werde. Aber solche Resultate zieht die Schrift nicht; sie bricht ab, ohne das letzte Wort zu sagen. Dafür ergeht sich die Schrift am Ende in einem idyllischen Gemälde von der ansstchtsreichen Lage der Völker, die freilich noch viel befriedigender sein würde, wenn sich nur das Papstthum mit Italien ausgleichen wollte. Zum Schluß heißt eS sogar: man könne sich ebenso schwer ein Italien ohne den Papst als den Papst ohne Italien denken, und der Kaiser Napoleon werde darum trotz aller Übeln Behandlung den römischen Hof in seinem letzten Besitzthnme beschützen. Mit andern Worten, die Franzosen in Nom und dem Patrimonium Petri stehen lassen, bis der Papst zur Vcrnuuft gekommen. Die Schrift hat, ehe sie in die Oeffentlichkeit treten konnte, sowohl dem Minister des Aus wärtigen, dem vcrmittelungs- und congreßsüchtigen Hrn. Thon- venel, als auch dem Kaiser selbst zur Correctur vorgelegen, und es erscheint glaublich, daß namentlich das logische Endergebniß — durch die höchste Hand selbst beseitigt worden ist. Dieses Verfah ren entspricht der vieldeutigen und principlosen Politik, in der Napoleon Meister ist; er behält hierdurch die Freiheit in Italien nächstens das zu thun, was ihm für den Augenblick am besten Lunken wird. Die positive Thatsache, die sich für die Zukunft aus der Schrift crgiebt, ist also eigentlich nur die, daß die Fran zosen noch in Rom bleiben sollen. Trotz alledem ist die Schrift aber von großer Wichtigkeit. Sie offenbart, wie tief und unversöhnlich der Haß, den der 'alte klerikale und politische Absolutismus gegen Napoleon, den kühnen modernen Despoten hegt, und wie schwierig des Kaisers Lage dieser Partei gegenüber auch in seiner innern Politik und Regie rung sein mag. Die Schrift beweist ferner, baß Napoleon in Italien'zwar Oesterreich treffen wollte, daß er aber die Wendung der Dinge durchaus nicht beabsichtigt hat, die sich nach dem Frie den von Villafranca so unaufhaltsam zu vollziehen begann. Wel chen Zweck die Schrift verfolgt, LaS^ liegt wohl auf der Hand. Ludwig Napoleon will im Angesichte Frankreichs und Europas seiue Hände in Unschuld waschen, in Erwartung der Ereignisse, welchen die weltliche Papstmacht nach dem Falle von Gaeta vor aussichtlich entgegen geht. GiS zu einem gewissen Grade wird er diese Absicht bei den Franzosen ohne Zweifel erreichen, obschon er dabei Enthüllungen Rachen mußte, die er vor den Massen sicher lich fieber zurückgehalten hätte. sorge und gute Rachschläge Ludwig Napoleon seit 1848 nnausge- Freiberg. Am 24. dss. Mt§. wurde im kleinen Sagke -e- setzt an den römischen Stuhl verschwendet habe, um denselben mit Herrn Lehmann ein Fest begangen, welches m Folge seiner an der nationalen Erhebung Italiens in Einklang zu bringen und spruchslosen Art zwar unbemerkt an dem Publikum vorüberging, hierdurch die weltliche Herrschaft desselben nicht nur zu sichern, seiner herzlichen und berechtigten Tendenz halber jedoch demselben sonder» sogar zu mehren. Zugleich aber legt die Schrift auch dar, gewiß nicht vorzucnthalten ist- wie sich der römische Hof in feiner Kurzsichtigkeit und Verblendung ----- . trotz alledem mehr und mehr zum Mittelpunkt der klerikalen und legttimistischen Reaction gegen die italienischen Bestrebungen sowie gegen das aufgeklärte Frankreich und dessen erwählten Kaiser ge macht und darum gerade seine weltliche Macht verloren habe, bis auf den Rest, den ihm die Bajonnette des „ältesten Sohnes der Kirche" zu bewahren wußten. Alles dies ist mit historischer Auf richtigkeit und einer gewissen Energie auseinandergesetzt, wiewohl dabei viel rhetorischer Dunst, heuchlerische Phraseologie und bona- „ . , .... ...^ ... , partistische Sophjstjk zum Vorschein kommen. So die maßlose Feier, hervorgerufen durch eine äußere Veranlassung, wie ein Ju-st Schmeichelei gegen das französische Volk; so die Proclamirung dcr biläum, einen Geburtstag, sondern lediglich eine Feier, hervvrge- spirituellen Autorität des Papstes über die Völker des Erdkreises, rufen durch die Liebe der Untergebenen und ihren Drang, dem Lie um so gesicherter und wirksamer sein soll, je mehr sich das """ Papstthum mit der nationalen Wiedergeburt Italiens aussöhnen wird. Als ob nicht schon im Princip dcö Papstthums und der römisch-katholischen Kirche die Nothwendigkeit der weltlichen Herr schaft läge, und als ob es nicht eben dieses Princip wäre, welches in Italien wie allenthalben mit den nationalen und politischen Selbstständigkeitsbestrebungen dcr Staaten und Völker in Conflict kommen muß. Neben solchen oberflächlichen, der Logik wie der Geschichte ins Gesicht schlagenden Behauptungen ist auch der Umstand eigcn- thümlich, daß die Schrift aus der Darlegung der Verhältnisse nicht die Consequenzen zieht, die sich jedem denkenden Leser aus drängen müssen. Nach all' diesen bittern und rücksichtslosen An klagen kann man erwarten, der „älteste Sohn der Kirche" werde