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rung länger ein müßiger Zuschauer bleiben wollte. Auch hofft daS Blatt, daß die Ungarn ihren gemäßigten Parteiführern nun folgen und der Regierung keinen Anlaß geben werden, ihre Warnungen zu betätigen. Men, 23. Januar. Die Abendausgabe der heutigen „Presse' enthält folgendes Telegramm aus Pesth vom 23.. Januar: Das Graner Comitat beantwortet in einer Adresse das kaiserliche Mani fest. Die drohend ernste Mahnung des Königs bewege das Co- mitat, zu sprechen, obschon eS durch das Rescript weniger betroffen sei. Die Adresse zählt die Leiden Ungarn« während des letzten DecenniumS auf; die tausendjährige ungarische Verfassung sei nur durch tausendjährigen Kamps ausrecht erhalten worden, Dieses dwige Kämpfen habe den Glauben zerstört und Ungarn mißtrauisch gemacht. Das Octoberdiplom, fährt die Adresse fort, widerspreche der pragmatischen Sanction, die den König binde, wie die Natton, da der Eid Karl'ö III. auch dessen Nachfolger verpflichte. Die Steuern ohne Landtagsbewilligung seien ungesetzlich; seien die Steuern des StaateS wegen unentbehrlich, so möge der König der Nation daS Recht zur Ausschreibung von Steuern verbürgen,'und im gegenwärtigen Ausnabmefall sich an die Loyalität der Nation wenden. Zum Schlüsse der Adresse wird der König eingeladen, seinen Wohnsitz in Ungarn zu nehmen, dessen Ruhm erloschen sind das ein Stiefkind geworden, seitdem den letzten im Lande wohnenden König am Mohacser Tage der Cselebach verschlang. — Ein Hirtenbrief des Fürst-Erzbischofs Cardinals Rauscher ermahnt und ersucht die gesammte ehrwürdige Geistlichkeit, sich nach Vermögen bei der neuen Anleihe zu betheiligen. Eine schnelle und vollständige Deckung sei nicht nur für die finanziellen Zwecke von Wichtigkeit, sondern sie werde auch der Welt beweisen, „ daß der Ocsterreicher weit davon entfernt ist, an sich und dem Kaiser- thume zu verzweifeln," und dadurch beitrage«, das Vertrauen der Pflichttreuen zu heben und die Feinde und Wühler zu entmuthigen. Pesth, 24. Januar. Das Honther Comitat hat als Antwort auf das kaiserliche Manifest vom l6. Januar eine Adresse be schlossen, worin gesagt wird: Das Comitat babe den Kreis seiner gesetzlichen Rechte nicht überschritten, wolle denselben nicht über schreiten, halte jedoch auch an allen seinen Rechten fest und werde die Gesetze von 1848 aufrecht erhalten, bis der Landtag deren Ab änderung beschließe. Ohne das burch die Gesetze eingesührte selbst ständige ungarische Ministerium sei eine gesetzliche Regierung Ungarns undenkbar. Einem solchen verantwortlichen Ministerium aber werde sich das Comitat freudig unterwerfen. Paris, 23. Januar. Eine hier eingetroffene, angeblich officielle Depesche auS dem Hast« von Gaeta vom 22. d. M. Abends meldet, daß der Platz an diesem Tage 8 Uhr Morgens unvermuthet ein lebhaftes Feuer eröffnet habe, das, von den Batterien der Belagerer erwidert, den Platz zwang, das Feuer cinzusiefleu (?). Die Flotte ist um Mittag in die Feuerlinie eingerückt. Das Feuer der Belagerer dauert fort. Aus Turin vom 19. Jan. schreibt man der Kölnischen Zeitung: „Gcnerallieutcnant Türr ist gestern in Begleitung des Brigadiers Dczzo, der Obersten Nullo und Aipari, des Majors Cairoli und der Lieutenants Manci und Antongini aus Caprera in Genua ein- getroffcn. Die Ucberreichung eines DcmantsternS an Garibaldi hat am 13. Jan. auf Caprera stattgefundcn. General Türr hielt bei dieser Gelegenheit folgende Anrede: „General! Die Tausend, mit welchen Sie in Marsala gelan det sind, mit denen Sie bei Calatafimi gesiegt und mit Heren Hülfe Sie, alle Hindernisse vor sich nieberwerfend, die Fahne der Unab hängigkeit auf den Mauern von Palermo aufgepflanzt haben, bie ten Ihnen heute durch unsere Hände diesen Stern, den Sie, wir hoffen eS, als Andenken an die. Gefahren der Vergangenheit, als Unterpfand für diejenigen, die da kommen sollen, annehmen wer den. Die da noch leben von den Tausend, hie Sie selbst die Ueberbleibsel von zehn Schlachten genannt haben, sind bereit, auf den ersten Ruf sich um Sie zu schaaren." Garibaldi hat mit thränendeu Augen geantwortet: „Seien Sie gewiß, daß nie eine Gabe mein Herz so erfreut hat, als dieses Geschenk von meinen tapfern Waffenbrüdern. Sagen Hie ihnen, daß ich eS gern annehmc. Ich Hesse, meine heldcn- müthigen Kameraden wieder herbcieilen zu sehen, wenn es gelten wird, zur Befreiung von Ungarn auszuziehen. Ich habe am Grabe der für Italiens Unabhängigkeit gefallenen Ungarn geschwo ren, daß ich diese Ehrenschuld wicderbezahlen werde, und wenn Gott will, werde ich meinen Eid in Kürze erfüllen." — Türr hat einen. Protest veröffentlicht, worin er seine Ucber- raschung ausdrückt, zu hören, daß Werbungen von Freiwilligen zur , Revoltirung Ungarns in seinem Namen und auf seinen Befehl ' stattfinden, Er protestire daher gegen diesen Misbrauch seines Namens, und um der Diplomatie keinen Anlaß zu unangenehmen Recriminatioiwn zu geben, erkläre er öffentlich, Niemand eiMt derartigen Auftrag gegeben zu haben. Lyndon, 23. Januar. Nach den neuesten Nachrichten auS New-York find auch die Staaten Mississippi, Alabama sind Florida au« der Union der Vereinigten Staaten geschieden und der Abfall Virginiens wurde erwartet. Die Separatisten haben mehrere, auf dem Gebiete des StaateS Louisiana gelegene Forts genommen. Von der Regierung sind Kriegsschiffe nach .Charleston abgesandt worden. < - London, 24. Jan. Die heutige „Times" ermahnt Preußen zu Rüstungen gegen Frankreich statt gegen Dänemark, sowie zur Einigung Deutschlands unter emem kräftigen und liberalen Preußen. St. Petersburg, 15. Jan. Der „Schl. Zfg." wird geschrie ben: Das Schicksal der Branntweinfrage ist endlich gelöst. Am 1. Januar 1863 hört der Branntweinpacht auf, und es^ritt dafür ein einfaches Accisesystem ein, nämlich eine Accise von allen Spi rituosen, außer den zum Export bestimmten, und eine Gewerbesteuer von den Brennereien und Schenkern jeder Art, Die Accise soll für alle Gouvernements die gleiche sein. Der ans dem Schopße einer Specialcommission hervorgegangene Entwurf ist von dein Senate gebilligt und vom Kaiser bestätigt worden und wird jetzt veröffentlicht. Möglicherweise erleidet in der ersten Zeit die Staats kasse einen beträchtlichen Ausfall; aber, abgesehen davon, daß dieser sich wohs später ausgleichen wird, ist der moralische Gewinn mit der Aufhebung des jetzt bestehenden verderblichen Systems nicht hoch genug anzuschlagen. Ein Briefwechsel zwischen Ernst Moritz Arndt und Friedrich Wilhelm IV. Das Quedlinburger Wochenblatt für Stadt und Land ver öffentlicht ein Schreiben Ernst Moritz Arndt'S an den König Fried rich Wilhelm IV. und dann auch die Antwort des letzter«. Beide Briefe datiren auS dem März des Jahres 1849. Arndt mahnt in feurigen Worten den König zur Annahme der deutschen Kaiserkrone, während andererseits der König dem alten Patrioten den Grund offenbart, weshalb er di« Krone, die ibm von Frankfurt her „drohe", nicht werde annehmen können. Der Briefwechsel ist nicht nur rin Beitrag zur Charakteristik des verstorbenen Königs, sondern gewährt selbst historisches Interesse, und wir theilen ihn darum nachstehend mit. Arndt an den König. Erhabenster König, Allerfreundlichstcr König und Herr! Zu Gott und zu dem Könige darf man frei sprechen, bitten und beten. — So trete ich hier vor meinen König auS treuestem Herzen betend, hoffend, bittend und anfweisend, waS dies alte Herz weisen zu müssen glaubte. Wir stehen in Europa und vorzüglich in Deutschland, unserm Vaterlande, auf einem scharfen, schneidenden Punkte des Augen blicks, vielleicht fast auf dem Punkte des schneidenden Schwerks. — Es steht in demselben Augenblicke die große Frage um Einheit und Stärke drinnen, und um Kraft nach außen. Gefahr ist eben an allen Enden, die größte Gefahr gewiß in her Unentschiedenheit und Unentschlossenheit, oder in der Ansicht, man könnte die Gefahr durch Zögern ablenken, durch langsame Zettelung und Zuckelung die wilden Kräfte der Zeih ermatten. O nein! nein! Man muß hell drein schauen, und vor allem muß Preußen, dessen sieglockende Krone die Gefahr so oft gewesen ist, seinen Adler frischesten Muthes fliegen lassen und de« Kronenraub greifen und halten lassen. Ja, erhabenster Herr, die Zeit drängt, die Gefahr drängt — und beste, und die Wünsche, Gebete und Hoffnungen der Pesten drängen auf den leuchtenden Glanzpunkt des Vaterlandes, auf Preußen und seinen Herrscher ein, und werden noch mehr drängen. Doch halt, der Gedanke an den Flug des alten preußischen Adlers reißt den Wehrmann fort. Ich will suchen kühl mit kühl sten Gedanken zu sprechen. Ew. Majestät haben sich aus der Füsse der Macht und aus der Ueberzcugung einer unvermeidlichen Nothwendigkeit, für eine» ehrlichen, starken, deutschen Bundesstaat, statt des unehrlichen und schwächlichen früher« StaatenbundeS, erklärt, Sie haben gelobt, alle Ihre Macht und alle Stärke Ihres Volks der Starte und Macht Deutschlands hiuzugeben. Deutschland hat diesem Worte Sie werde« es «immer brechen. Dieses königliche Wort , dje .starke Bildung dieses Bundes, welche Preußen und Deutschland rn Eins perwaudell, ist die einzige Möglichkeit, die Ehren und^ Herr lichkeiten des Vaterlandes und das Dasein der deutschen Könige, Fürsten und Beistände für die Z'ck""st zu retten. Di«'Festhal tung dieses großen Wortes, die wirkliche Gründung uph Hisdusig dieses Bundesstaats, die Erkühnung und Urbnnehmung jeglicher