Volltext Seite (XML)
11- ----- Freiberger Anzeiger de« bi« Nachmittag, UNd gespaltene Zeile °V«k - ^7-/ Tageblatt. Amtsblatt des Königs. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. GerichtsLmter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. - - — 6. Dienstag, den 8. Januar. 1861. Tagesgeschichte. Freiberg. In unserem Erzgebirge ist kaum so viel Schnee gefallen, wie in einem großen Theile des südwestlichen Deutschland. In Frankfurt a. M. kamen in den letzten Tagen des verflossenen Jahres alle Bahnzüge und Posten verspätet an. Wegen massen haften Schneefalls haben am 30. Dccember alle Züge zwischen Köln-Bonn, Köln-Erefcld, Köln-Aachen eingestellt werden müssen. Auch zwischen Lüttich-Brüssel in Belgien war die Verbindung unter brochen. Auf der französischen Nordbahn ist bei St. Quentin ein Güterzug mit einem Passagierzuge zusammengestoßen. Der Güter zug war eine halbe Stunde früher als der Paffagierzug cxpedirt worden, hatte aber so viele Hindernisse gefunden, daß letzterer fast gleichzeitig mit ihm den Bahnhof bei Fresney-le-Grand erreichte. Infolge des Schnees und Glatteises wirkten die Bremsen nicht und beide Züge wurde», zumal da eine Neigung des Gleises mitwirkte, auf der Station FreSney-le-Grand auseinander geschleudert. Die fünf Wagen des Passagierzugs wurden zertrümmert, drei Reifende getödtet und fünfzehn verwundet; die Schaffner blieben alle unver sehrt, da sie bereits ausgestiegen waren, als der Zusammenstoß er folgte. Für Behandlung der Verwundeten wurde sofort gesorgt. — In Venetien war an den Weihnachtstagcn so viel Schnee gefallen, daß die Bahnzüge stecken blieben. Ein Sirocco hat wieder aufge räumt. Berlin. Am preußischen Hofe und im Militär wird die An schauung des Generals b. Radowitz gctheilt, daß Venetien für die Sicherheit Deutschlands nöthig und, wenn eö verloren, auch Triest und Dalmatien nicht mehr zu halte» sei, was den Krieg, falls Oesterreich angegriffen werde, auch für Preußen unvermeidlich mache. Wien. Herr Franz Richter ist heute um dieselbe Stunde ver schieden, in welcher er gerade vor einem Jahre (3. Januar 1860) zum ersten Male gerichtlich vernommen worden. Der Typhus hatte Plötzlich so riesige Fortschritte gemacht, daß die Aerzte vorgestern Abend 158 Pulsschläge in der Minute an ihm zählten. Am Morgen wurde er mit den Sterbesacramcnten versehen »nh nach 1 Uhr gab er den Geist auf. Richter war 52 Jahre alt. Die Einscguung der Leiche wird Sonnabend um 3 Ubr Nachmit tags in der Michaelerkirche stattfinden. Hierauf wird der Sarg auf die Bahn gebracht und nach Prag spcdirt werden, woselbst die Beerdigung erfolgen wird. - - Die Ost-Deutsche Post sagt iu einem Artikel über den Tod Richter's: „Wie der Prozeß Richter in vielfacher Beziehung in den Annalen der österreichischen Gerichte Epoche machen wird, so wird man auch dem tragischen Ausgang desselben in seinen physischen Ursachen nachforschen, und das Grab, welches dieses Opfer unserer Prozeßordnung umschließt, wird die Wiege von Reformen werde», welche allein den versöhnenden Abschluß dieser rin tragischen Jncidentien so überreichen Geschichte des Prozesses Eynatten bilden können". — 6. Januar. Die „ Wiener Zeitung " veröffentlicht in ihrem amtlichen Theile eine Verordnung des Staatsministers, Ritters v. Schmerling - wirksam für alle Kronländcr, ausgenommen Ungar», Siebenbürgen, Kroatien und Venetien —, wodurch die Grund sätze über Wahlberechtigung und Wählbarkeit zum Landtagsabge ordneten der Städte und Gemeinden (für die Landtage der ein zelnen Kronländer) festgestellt werden. Die Abgeordneten der Städte, denen die Landesstatnte das Recht zur Abordnung eigner Vertreter einräumen, sind durch directt Wahl aller nach dem besonder» Gemeindestatut ober dem Gemein- dcgesetze von 1849 zur Wahl der Gemeindevertretung berechtigten Gemeindeglieder,. welche in Gemeinden mit drei Wahlkörpern die — -- > . beiden ersten Wahlkörper bilden, und in Gemeinden mit weniger als drei Wahlkörpern durch die ersten drei Dritttheile allxr nach der Höhe der von ihnen gezahlten Steuern geordneten Gemeinde- Wähler zu wählen. Die Wahl der Abgeordneten der Landgemeinden geschieht durch gewählte Wahlmänner. Jede Gemeinde des Wahlbezirks wählt auf 500 Einwohner einen Wahlmann, Gemeinden mit weniger als < 500 Einwohnern überhaupt je einen Wahlmann. Der Modu« der Erwählung der Wahlmänner ist derselbe wie bei den Städten. Als Landtagüabgeordncter ist Jeder wählbar, der österreichischer Staatsbürger, dreißig Jahr alt, im Vollgenusse der bürgerlichen Rechte nnd in einer Wählerklasse des Landes der großen Grund- bcsitzeri, Städte und Landgemeinden activ wahlberechtigt ist. — Den sämmtlichen Beamten in Ungarn ist «die Weisung zugekommen, bis zur erfolgten Abberufung auf ihren Posten zu verbleiben und diese nicht eigenmächtig, sondern erst dann zu ver lassen, wenn die nenen Behörden in Wirksamkeit getreten find. Pesth, 2. Januar. Am Sylvestertage machte sich, wie der „Vorst. Ztg." geschrieben wird, ein Bolkshaufen in Pesth daran, den kaiserl. Adler vom k. k. Polizeikommissariate herunterzureißeii. Die Störensriede wurden jedoch durch auSgerückteS Militär auS« cinandergcsprengt, wobei 13 Civilisten verwundet und 7 verhaftet worden sein sollen. -- Mehrere Pesther Kaufleute magyaristren ihren deutschen Namen. So wird Brunner in KutaS, Bauer in Porfi, Köhler in SzeneS, u. s. w. umgewandelt. Lemberg. (Pr.) Die neue entstandene Lemberger AdelS- zeitung, der „Glos", hat eine bemerkenSwertbe Rubrikenabthei- lung. Sie führt nämlich zwei Hauptrubriken „ Inland " und „ Aus land". Unter der Rubrik „Inland" werden die Mittheilungen aus Galizien, Posen nnd Russisch-Polen gebracht, nnrer der Ru brik „Ausland" finden sich die Berichte apS Paris, Londön, Wien n. s. f. eingereiht. " Paris, 5. Jannar. Hier eingetroffene Nachrichten aus Neapel vom 1. d. M. melden, daß am vergangenen Sonnabend drei Emeuten, und zwar eine durch Lazzarönts, die zweite durch Frauen und die dritte durch Landleute veranlaßt, stattgefunden haben, daß aber alle drei ohne Blutvergießen unterdrückt worden seien. ES fehlten fünf Eouriere auS Eulabrien. ^ . — Dem „Bund" vom 3. Januar schreibt man au» Pari»: „Das Herzogthum Monaco soll durch den Kauf in den Besitz Frankreichs übergegangen sein. Nur die Hauptstadt hat sich der Fürst Vorbehalten Sie wird aber künftig unter französischem, statt piemontesischem Schutz stehen. Der Kaufpreis ist auf 150000 Fr. jährlicher Renten oder ein Kapital von 3 Millionen Fr. festgesetzt. Die Seelenzahl der abgetretenen GebietStheile beträgt etwa 6000." Turin, 3. Januar. Ein Leitartikel der „Opinione": „Italien im Jahre 1861" betitelt, sagt: Italien müsse sich zu schweren Prü fungen vorbereiten, und es sei schwer zu erörtern, ob ein glückliche- Resultat mehr von der Gewandtheit seiner Staatsmänner, oder von der Stärke seiner Heere abhängt. Die Gefahren für Italien drohen nur von außen her. Das Jahr 1861 habe zwei Fragen zu lösen; Roms wesentlich moralische Frage und- die veuetianiM, welche nur durch ein mächtiges Heer und durch den moralischen Beistand der Verbündeten gelöst werden kann. Beide Fragen müssen gelöst werden, nut sei eS nicht zweckmäßig, den Tag und die Art und Weise zu fixireu. Italien müsse sich zum vorbereNen, wenngleich noch eine friedliche Lösung versucht werde, welche übri gens erfolglos bleiben wird. < - Neapel, 28. December. Nach soeben eingetroffenen Nach, richten aus Nola solle» dort unter der ungarischen Legion so grobe Unordnungen vorgefallen sein, daß ein Theil derselben aufgelöst werden mußte. Die Ursache soll in den heterogen zusaminenge-