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Freiterger Anzeiger dm bi« Nachmittag und - g-sp-Nm. Z«l« °dk r Uhr für die nLch - Ust > drrm Raum mit > Pf. ersch-in-nd- Nummer TltlltVlllll. ' berechn«. , ( . . i " . " ' . / .' Amtsblatt des Königs. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königs. GerichtSämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand." 238. Mittwoch, den 10. Oktober. 1800. Taqes^eschichle. Freiberg, 9. October. Wir tbeilte» in Nr. 228 d. Bl. unsern Lesern mit, daß dem Fabrikant Herrn Schaub aus Gräfcnrath, der seit 1810 die Leipziger Messe besucht hat — im Ganze» 101 Messe ohne die Ncujahrsmcsse — vom Stadtrath in Leipzig in einem Schreiben Glück zur Wiederkehr eines so seltenen Tages gewünscht worden sei. Aus Brand wird in Folge dessen dem „Dr. I." ge schrieben: In unserm Städtchen lebt ein Mann, welcher in dem Alter von 78 Jahren die 110. Leipziger Messe, mit Ausnahme der Neujahrsmesse, in eigener Person abhält. Es ist dies der Spitzen fabrikant und emeritirtc Bürgermeister Iauchins. Seit 56 Jahren mit rastloser Tbätigkcit sein Geschäft betreibend, gab er besonders in den schweren Kriegsjahre» de» armen Franen, Wittwcn und Waisen der hiesigen Gegend lohnende Arbeit, während aller andere Ver dienst in dieser Zxit anfhörtc. Neben seiner Thätigkcit als Fabri kant war er von 1834—1850 Bürgermeister unsers OrtcS, und jeder Bürger dankt ihm heute noch für viele gemeinnützige Bauten und Einrichtungen, wclcbe derselbe während seines Amtes zum Besten der Stadt großen Theils ans eigenen Mitteln bervorgerufcn. Das Thcuerungsjahr 1847 sah ihn als unermüdliche» Helfer n, der Noth, wofür ihm auch die Belobigung der hohen Regierung zu Theil wurde. Die früher kahle und öde Gegend schmücken jetzt unzählige Obst- sind andere Bäume, die thcils durch seine Hand und nach seinem Beispiele gepflanzt wurden. Dieser Mann feiert den 14. d. Mds. sein 50jährigcö Ehejubiläum, umgeben von zahl reichen Kindern und Enkeln, und bas dankbare Städtchen sowohl, als viele seiner Freunde sind bemüht, ihm diesen Tag zu einem wahren Festtag zu mache». Das königliche Bezirksgericht zu Leipzig hat untcrm 6. October eine Vorladung veröffentlicht, welche den „seitherigen Prediger der Leipziger deutsch-katholischen Gemeinde, Hin. Vv. piiil. Johann Karl Gottfried Beyer, gebürtig aus Pommersfclde bei Bamberg und ansässig zn Witzehave bei Hamburg, behuss Verantwortung auf eine gegen ihn erstattete Anzeige, da er von Leipzig sich ent fernt hat und sein dermaliger Aufenthalt nicht z'u ermitteln ge wesen ist, znm Erscheinen vor dem Bezirksgericht bis längstens den 22. Octobcr, Vormittags 10 Uhr", vorladet. Meissen, 6. Oktober. (Dr. I.) Heute wurde auf einem Hauptgebäude unsrer neuen Porzcllanfabrik, welches vorzugsweise für die Malerei bestimmt ist, der Dachstuhl vollends aufgcrichtct und sodann, geschmückt mit vielen Fahnen der Landes- und der SNdtfarbcn, die übliche Bauredc unter angemessenen Feierlichkeiten, Gesang und Musik, durch dcu Zimmermcister Mertig gehalten. Diese'neue Fabrik, im romantischen Triebischthale, ganz in der Nähe der Sradt angelegt, wird ein längliches Viereck bilden und durch ihre Größe einen imposanten Anblick gewähren. Der ganze Ban dürfte in zwei Jahren vollendet sein. — Auch der Bau der neuen Zweigbahn, Koßwig-Meißen, schreitet rasch vorwärts; bereits 'braust die Locomotive in der Nähe unsrer Stadt, um Baumaterial zuzuführcn und schon in 3 bis 4 Wochen dürfte diese Bahn dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Aus Potschappel wird dem „Dr. J.^' vom 5. Octobcr gc- schricbcu: „Die Unbedachtsamkeit und Unbesonnenheit erwachsener Personen, Kindern Spirituosen zu verabreichen, forderte am 4. d. M. wiederum ein Opfer. Ei» 6 Jahr alter Knabe ward von Ar beiterinnen beim Kartoffelausmachen vorgestern mit einer Kaffee tasse Branntwein bedacht. Der Knabe wurde dadurch berauscht, taumelte nach Hause (am Windbcrgschachte) und starb daselbst unter heftigen Schmerzen am andern Morgen an den Folgen des Ge nusses. Die betreffenden drei Arbeiterinnen sind deshalb wegen Verdachts culposer Tödtung vom Gerichtsamte Döhlen in Unter suchungshaft gezogen worden. Der Preußische Staats-Anzeiger berichtet auS Berlin vom 6. October: „In dem Gesundheitszustände des Königs ist in der letzten Zeil keine Veränderung cingetreten. Es ist bisjetzt noch immer gelungen, den hohen Kranken vor den Einflüssen der ost schlechten naßkalte» Witterung zn bewahren und dabei dennoch, soviel eS immer möglich, durch Pronrenaden, wenn auch oft im geschlossenen Wagen, die frische Luft genießen zu lassen. Da eS sicb hcrausgcstellt hat, daß der möglichst lange Aufenthalt in freier Luft dem König wohlthnend ist, so sind bei der zunehmenden Kürze der Tage Anstalten getroffen, um des Abends die Terrasse zu be leuchten, damit bei schöner Witterung auch des Abends der Aufent halt auf derselben für den König Annehmlichkeiten bieten kann." — Der Magdeburger Zeitung schreibt man aus dem Regierungs bezirk Merseburg vom 5. Octobcr: „Zu Halle rüsten sich die Frei willigen aus den Jahren 1813—15 mit großer Begeisterung, den 18. Octobcr zu feieru. „Kameraden", heißt es in einem desfall, sigen Ausrufe, „wir rufen euch, am Schlachttage von Leipzig euch um unsern Fcstpocal zu versammeln und uns unserer glorreichen Jugendzeit zn erinnern!" Auch in vielen andern Städten de« diesseitigen Departements wird der 18. October festlich bcganM werde». Und weshalb sollten wir nicht alle diesen Tag feiern? Nannte ihn doch schon F. L. Jahn „den Tag aller Deutschen!" ( r r. Aus Thüringen, 4. Octobcr. Wie ein gut situirtes und solid fortgeführles Acticnunternehmcn bald sehr rentabel werden kann, zeigt die vor kaum 2 Jahren errichtete Actien-Bierbrauerei in Coburg. Ihr Export geht bis Berlin und Stettin, und nach dem letzten Rechnungsabschlusse betrug die Einnahme im Monat September allein über 18,000 fl., über 5000 fl. mehr als im September vorige» Jahres. Wien, 3. October. Die Audienz des Reichsraths Maager beim Kaiser ist Gegenstand einer kontroverse geworden. Die Einen wollen die Ursache in einer Privatangelegenheit darstellen, uni dem vielbesprochenen Momente jede Bedeutung zu nehmen; die Andern hüllen ihre Andcutnngen in ein gewisses Dunkel, um die Wichtigkeit zu erhöhen. Es dünste keine Indiskretion sein, den Sachverhalt nach glaubwürdiger Miltheilung zu veröffentlichen. Das ungeheure Aufsehen, welches die Motion wegen einer Reichsverfassung erregte^ mochte in dem einfachen Bürgersmann die Idee erzeugt haben, daß ihm im Eifer für die vaterländischen Angelegenheiten etwas Unge bührliches entschlüpft sei, oder daß er sich einen Uebergriff erlaubt habe, wodurch größere Interessen gefährdet würden. Niemand? mochte er darüber — als vom Kaiser berufener Rath—Rechnung geben, denn seinem Kaiser und Herrn selbst. In geradem und - schlichtem Sinne erbat er deshalb eine Audienz, und als ihm diese gewährt wurde, erklärte er vor Allem, daß es ihn dränge,, da« Wort, welches solche Sensation in und außer dem Neichsrathe er rege, vor Sr. Majestät zu rechtfertigen. Er bat ehrfurchtsvollst um die Erlanbniß, sprechen zu dürfen, und der Kaiser sagte: „Sprechen Sie offen". Der Reichsrath Maager sprach hierauf längere Zeit, und der Kaiser folgte mit großer Aufmerksamkeit und detaillirtem Eingehen der Auseinandersetzung über die Gegenwart und die Zukunft des Reiches. Alle Märchen und Anekdoten, welche seit lange colportirt werden, daß in Gegenwart des Kaisers von einer Constitution nicht geredet werden dürfe, zerstieben in Nichts; cs wurde in ausführlicher Weise vom bürgerlichen Reichsrath dieser Antrag beleuchtet und wohlwollendst angehört. Der Kaiser schloß die Audienz mit den beiläufigen Worten: „Ich danke Ihnen für die offene Sprache. Seien Sie überzeugt, baß ich nur das Beste, meiner Völker will. Sagen Sie den treuen siebenbürger Sachsen, daß sie mit meinen Anordnungen zufrieden sein werden."