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erscheint «den Wochentag früh -Uhr. Inseratewer- N« bi« Nachmittag« z Uhr sür die nächst- «scheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger dM MM Me ötH d«m Raum mit S L Tageblatt. Amtsblatt drs König!. Bt?irksgrrichts )>i Frribrrg, sowie -er König!. Gerichtsänttet und der Slabträtbe M Freiberg, Sayda und Brand. 208. Mittwoch, den 8. September. 1858. „ Tagesgeschichte. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlung den 17. Sep tember Nachmittags 3 Uhr. Verhandlungstermin in Privatan- kisgsachcn Johannen Rosinen vrrehl. Zimmermann in Frieders- torf wider Johanne Sophie verchl. Gleditzsch daselbst. Meißen, 4. Septbr. Am gestrigen Abende hat auf dem Leipzig-Dresdner Bahnhofe zu Riesa der 28jährige Bahnhofs arbeiter, Carl Voigt aus Poppitz, das Unglück gehabt, beim Zusammenhängen zweier Wagen mit dem Kopfe zwischen die Puffer derselben zu kommen, worauf augenblicklich sein Tod er folgt ist. Berlin, 5. Sept. (D. A. Z.) Aus der neuesten Fort setzung des sehr beachtenSwerthen Aufsatzes des Preußischen Wochenblatts über die traditionellen Tendenzen Rußlands und das rasche Anwachsen seiner Macht, welcher aus der Feder eines namhaften Mannes geflossen sein soll, heben wir folgende Stellen hervor: „Verfolgt «man das allmähliche Vorgehen Rußlands aus der Karte, so stellt sich eine ganz cigenthümliche Erscheinung heraus: Ob bewußt oder unbewußt, war der AusdehnungS- brang Rußlands fast durchgängig von dem Princip des Um fassens begleitet, und fast überall, wo das Reich sich vergrößerte, geschah dies in der Weife, daß entweder gleichzeitig oder nach und nach in zwei Richtungen die Fühlhörner sich ausstreckten, um bei günstiger Gelegenheit sich zusammenzuschließen und so, gleichwie zwischen den Armen einer Zange, das Dazwischenlie gende festzuhalten. Zuerst tritt dies am Finnischen Meerbusen auf, wodurch die Herrschaft in der Ostsee begründet wurde, welche ! durch die Erwerbung von Ostpreußen, wozu im siebenjährigen Kriege alle Mittel in Bewegung gesetzt wurden, einen Zuwachs erhalten sollte. Später, als diese Absicht gescheitert, sehen wir in dem allmählichen Vorschieben nach Westen auf Kosten Polens den zweiten Arm hervorschießen, der mit dem Einschieben des Keils zwischen Preußen und Oesterreich durch Akquisition des Großherzogthums Warschau bisjetzt sein größtes Wachsthum erreicht hat. Polen im Süden, die Ostsee im Norden halten jetzt Ostpreußen umspannt." Nachdem die Befolgung desselben Systems in Bezug auf das österreichische Kronland Galizien, die Donaufürstenthümer, das Schwarze Meer, Persien, die Länder der turkomanischen Stämme, China, die Steppen der Kirgisenhorden re. in schlagender Weise nachgewiesen worden ist, schließt der Aufsatz mit folgenden beherzigenswerthen Worten: „Eine vorläufige Beunruhigung der europäischen Staatenver haltnisse kann in dieser Expansion des russischen Kolosses, die sich dort in weiter Ferne Raum sucht, wohl noch nicht gefunden werden. Ob aber, wenn die inuern Zustände des Reichs nach dem Willen des jetzigen Herrschers neu geordnet sind, wenn Eisenbahnen die weiten Räume durchschneiden, wenn die Süd- meerflotte in gehöriger Zahl und Größe der Schiffe zum Aus laufen fertig ist — ob dann nicht wieder ein Drang nach Westen, eine Wiederaufnahme der bisjetzt noch nicht realisirten, gewissermaßen für Rußland historisch gewordenen orientalischen Ideen austreten werde, wer vermöchte wohl im Ernste daran »v. zweifeln?" Gegenwärtig, wo die vermuthliche Zusammen kunft des Prinzen von Preußen mit dem Kaiser Alexander in Warschau zu den unbegründetsten politischen Deutungen Anlaß giebt, möchten diese Betrachtungen um so mehr an ihrer Stelle sein, da sie den Beweis liefern, daß man hier die Augen hin sichtlich der traditionellen Politik Rußlands offen hat. Die schon seit einer langen Reihe von Jahren bestehenden sreund- schrfilichen Beziehungen zwischen dem Prinzen von Preußen und dem Kaiser Alexattderwelche gerade ihren Ursprung in manchen gleichartigen Auffassungen haben dürften, die den Kaiser vor Europa so hoch gestellt und die in Rußland einen Umschwung herbeigeführt haben, werden uns als rein persönlicher Natu? bezeichnet, welche mit den diplomatischen Beziehungen PreUßenS zu Rußland nichts zu schaffen haben. Preußen hat von de« jetzigen Kaiser Alexander nichts zu besorgen, wohl aber viel von den russischen Traditionen. Stuttgart, 3. Sept. Die BeerdignngSfrage ist hier be reits auf das Feld der Praxis hinübergespielt worden. In eine? paritätischen Ortschaft des Oberlandes hat jüngst der katholische Pfarrer dem evangelischen Geistlichen die Haltung einer Leichen- rede auf dem gemeinschaftlichen Kirchhofe am Grabe eines all» gemein geachteten Kranken untersagt, und zwar trotz der dringen- sten Bitten der nächsten Verwandten deS Verstorbenen. Natür lich ist die Entrüstung über ein solches Benehmen bei gebildeten Katholiken und Protestanten gleich groß. WormS, 1. Sept Nach dem dritten Verzeichnisse der Beiträge zum Lutherdenkmal seit Erstattung deS sechsten VierteljahrbcrichtS gingen vom 16. bis 31. Äug. weiter «in: auS dem Großherzogthum Hessen 48 Fl., Oesterreich 1189 Fl., Preußen 316 Fl., Baiern 248 Fl., Hannover 17 Fl., Sachsen 220 Fl., Kurhessen 19 Ff., Braunschweig 74 Fl.« Dänemark 145 Fl., Holland 839 Fl., Rußland, von den lettischen Gemün den und Geistlichen Kurlands 1050 Fl.; Zinsen 232 Fl.; Summa 4404 Fl. Vom Main, 3. Septbr. Mit Spannung sieht man einte Mittheilung entgegen, ob die holstein-lauenburgijchen Bundes» truppen, welche dermalen bei Rendsburg zu der vom Deutschen Bunde angeordneten Inspektion vereinigt sind , unter deutschem oder dänischem Commando vor den inspicirenden BundeSgeneraltn manövriren werden. Ein dänisches Commando würde nach dem BundeSreglemcnt, demgemäß bei deutschen BundeStruppen nur deutsches Commando gebraucht werden darf, nicht zulässig sei«, und die mit der Inspektion des holstein-lauenburgischen Contin- aentS beauftragten Generale würden eine Verletzung dieser Be stimmung Seitens der Dänen nicht gestatten dürfen. In ge wöhnlich gut unterrichteten Kreisen wird versichert, daß diese Generale entschieden einschreiten würden, wenn in diesem Betreff Anlaß zu einer Beschwerde gegeben werden sollte. Wien, 5. September. Die „Wien. Ztg." bringt an der Spitze ihres amtlichen Theils, nachstehendes kaiserliches Hand schreiben an den Minister des Innern: „Lieber Freiherr v. Bach! Es gelangen so rahlrctche Acte der Mildthatigkeit, welche aus Anlaß der Geburt Meines Ssnes deS Kronprinzen Erzherzogs Rudolph in allen Provinzen Meines Reich« geübt wurden, zu Meiner Kenntniß, daß eS Mir zum wahren Bedürf- niß wird, Meine wärmste Anerkennung dafür auszusprechen. Ich be auftrage Sie, diese zu verlautbaren und beizufügen, daß Mir solche Kundgebungen der Wohlthätigkeit Meiner Unltrthanen der erwünsch teste Ausdruck ihrer freudigen Theilnahme an dem erwähnten glück lichen Ereignisse find. Laxenburg, am 3. September 1853. Franz Joseph w. p." Aus Böhmen wird folgender seltsame Fall gemeldet: Bei einem Tunnelbau der Reichenberg-Pardubitzer Bahn ver unglückten kürzlich zwei Jngeniere der Art, daß ihr Tod zu erwarten stand. Ein herbeigerufener Geistlicher reichte beiden die Sterbesakramente, obwohl ihm gesagt ward, daß der eine Jude sei, und als ihm deshalb Vorwürfe gemacht wurden, wußte er sich nicht anders zu helfen, ats daß er den Bewußt losen taufte. Nun ist aber Derselbe jetzt wieder genesen und rcclamirt seine Seele, welche die Kirche nicht so leichten Kaufs freigeben zu wollen scheint, denn der Getaufte hat einen förmlichen Proceß deswegen beginnen müssen, auf dessen Aus gang man gespannt ist.