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Erscheint jeden Wochentag friih >,Uhr. Inserate wer den bi« Nachmittag» z Uhr für die nächst erscheinende Nummer angmommen. Freiberger Anzeiger-L-r gespaltene Zeile ober deren Raum mit S Ld Tageblatt. — Amtsblatt -es König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie -er König!. Gerichtsämter und -er Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. 125. Freitag, den 4. Juni. 1858. Tagesgeschichte. Freiberg, 1. Juni. Soeben erfahren wir, daß unser erster Stadtrach, Herr Löhr, zum Bürgermeister in Bautzen erwählt worden sei. Die Gemeindebehörde verliert in diesem Manne einen tüchtigen Bcrwaltungsbeamten, als den er sich bereits als Bürgermeister in Marienberg bewährt hatte. Freiberg. Im Monat Mai d. I. hat die hiesige Leih anstalt auf 460 Pfänder 984 Thlr. 15 Ngr. ausgeliehen und für 826 eingelöste Pfänder 1631 Thlr. 5 Ngr. zurückerhalten. 4 Dresden. Mehrere Wirthschaften Sachsens gaben im Jahre 1857 durchschnittlich folgende Milcherträge: Von 1 Holländer Kuh 3169 Kannen, von 1 Oldenburger 3309 K-, von einer Allgauer 3058 K., von 1 Landkuh 2749 K. Dresden. Im Jahre 1857 bestanden im Königreiche Sachsen fünf landwirthsch. Kreisveretne mit 148 Vereinen und 8780 Mitgliedern. Im Laufe des JahreS wurden folgende Vereine gegründet: Der Bicnenzüchterverein für Lommatzsch und Umgegend, welcher sich dem Dresdener Kreisvercine mit 23 Mitgliedern anschloß; die Vereine zu Dürrenuhlsdorf und Erlau mit 46 und 90 Mitgliedern, welche sich dem Kreiövercin zu Chemnitz anschlossen. Berlin, 3l. Mai. (D. A. Z.) In Betreff der der dä nischen Regierung gesetzten sechswöchentlichen Frist herrscht im Allgemeinen die Ansicht vor, die dänische Regierung werde dilse Frist ohne Antwort verstreichen lassen, weil sie glaube, auf diese Weise den Bund zu Schritten treiben zu können, welche eine Intervention der nichtdeutschen Großmächte nach sich ziehen müßten. Von anderer Seite wird jedoch geglaubt, und zwar wohl mit mehr Recht, daß Dänemark in seiner Politik anfangs immer das hohe Pferd reite, aber zuletzt doch lieber auf den Esel steige als zu Fuße gehe. Von dieser Seite erwartet man vor Abfluß deö Termins eine Antwort, aber freilich abermals keine befriedigende. In Magdeburg hat jetzt ein nichtsnutziger junger Mensch von 18 Jahren einem jungen Mann von gleichem Alter, der ihm bei einem Mädchen, an deren Gunst ihm gelegen Ivar, als Neben buhler im Wege stand, aufgelauert und 2 Pistolenschüsse auf ihn abgefeucrt. Glücklicherweise ward derselbe nur am Arme erheblich verwundet. AuS Dürkheim, 28. Mai, schreibt man: Heute Mittag entlud sich über unserer Stadt ein heftiges Gewitter. Der Blitz schlug in der Mitte des Schulgebäudes ein, in welchem ungefähr 800 Schulkinder versammelt waren. Halb betäubt und mit ent- sktzlichem Jammergeschrei stürzten die Kinder zu den Lehrsälen hinaus, und man glaubte, daS Haus werde in Flammen stehen; allein es war ein sogenannter kalter Schlag. Mehrere junge Leute, die sich in der Vorhalle aushielten, wurden zu Boden geworfen, ohne eine Verletzung davon zu tragen. Die in Angst herbeiströmenden Eltern fanden ihre Kinder alle unversehrt. Hessen-Homburg. Wie die Frankfurter Postzeitung meldet, ist in Homburg' abermals der Spielhölle ein Men schenleben verfallen; nachdem dort ein preußischer Oberst a. D, Alles am grünen Tische verspielt, hat er sich am 30. Mai erschossen. Aus Hamburg, 25. Mai, schreibt der „Hamb. Corresp.": Die Negierungen der deutschen Staaten haben in neuerer Zeit Maßregeln ergriffen, um der massenhaften Auswanderung nach Amerika ein Ziel zu setzen. Wir meinen indessen, daß dieser AuSwanderungSlust am wirksamsten begegnet würde, wenn die Regierungen wahrheitsgemäße Berichte über die jetzigen Zu stände des amerikanischen Freistaates in die Oeffentlichkeit ge langen ließen. Wer vermag alle die Unglücklichen zu zählen, die jenseits des Oceans eine neue und schönere Heimath suchen und statt dessen den Tod finden durch Hunger, Selbstmord und Wahnsinn. Der Hilferuf unsrer getäuschten Landsleute dringt nur selten zu uns herüber, der Schrei der Verzweifelnden, die, ! Lem Elend preiSgegeben, sich vergeblich nach der Heimath zu- ! rücksehnen, gelangt nicht zu unsern Ohren, aber ab und an wird uns ein Blick in daS dortige Treiben gestattet. So brachte ! daS Dampfschiff „Saxonia" drei lebende Zeugen tranSatlan- ttscher Zustände, drei in dem kräftigsten Alter stehende Hand» Werker, sämmtlich wahnsinnig, hierher, von denen der Aelteste i circa 30 Jahre zählen mag; Niemand nahm sich ihrer dort an, bis zuletzt mildthätige Menschen die Armen hterhrrsandten, j wo sie endlich nach Jahren wieder menschlich behandelt werden. Der verstörte Blick, das fleischlose Geripp dieser Unglücklichen, die eine Noth ertrugen, welche zuletzt ihre geistigen und körper lichen Kräfte vernichtete, würde das beste Mittel sein, vor jener Auswanderungslust zu warnen, welcher Tausende zum Opfer fallen. Der Deutsche, der mehr denn jede andere Nation Ge setz und Ordnung liebt, kann sich unmöglich in einem Lande wohl fühlen, wo alle Bande der Ordnung mehr und mehr ge löst, wo der krasseste EgoiSmuS sich breit macht, wo die rmpö- renLsten Verbrechen tagtäglich am Hellen Tage unterm Auge der Obrigkeit begangen werden. Paris. Die Pforte hat sich veranlaßt gefunden, dem Grafen Malewski durch Fuad-Pascha eine Not- überreichen zu lassen, welche den Inhalt der Berichte des Fürsten Mirko an seinen Bruder, den Wladika, widerlegt und in so scharfer Sprache als unrichtig bezeichnet, wie sich dieS nur mit dem diplomatischen Gebrauch verträgt. Paris, 31. Mai. (D. I.) Die Bevölkerung unsrer Stadt be schäftigt sich nicht wenig mit den begonnenen großen Umge- .staltunzen an den Tuilerien. Der ganze Garten wird umge stürzt. Die Arbeiten sind so umfassend, daß der Kaiser genöthigt sein wird, 18 Monate lang daS Palais des Elysee zu bewohnen, denn eS ist nicht nur der Garten, den man arrangirt, oder vor läufig derangirl, sondern man hat auch sehr bedeutende Repa raturen am Pavillon Marsan vor. Endlich will man das ganze PalaiS um ein Stockwerk erhöhen, den Mittelpavillon in Stand setzen und sowohl die Tuilerien, als die Flügel, welche auf den Carrouseiplatz gehen, mit ähnlichen Sculpturornamenten versehe«, Ivie die, mit welchen man den neuen Louvre geschmückt hat. Die Kosten sind auf 6 Millionen veranschlagt. — Der ,,Constitutionnel" bestätigt die vorstehenden Angaben über den theilweisen Umbau der Tuilerien und fügt hinzu, daß nächst dem Pavillon der Flora auch der zwischen dem letzter« und dem Gitterthor deS Carrouselplatzes gelegene Theil der Galerie an der Wasserseite, der dem Einsturz nahe sei, vollständig restaurirt werden müsse. Diese Arbeiten würden zur Ausführung fast zwei Jahre erfordern. Den Winter 1859/60 werde der Kaiser hoffentlich wieder in den Tuilerien zubringen köynen. — Aus Südfrankreich melden die Zeitungen furchtbare Ver wüstungen an Häusern, Bäumen und Telegraphen durch einen äußerst heftigen Nordweststurm. Der Dampfer „Valetta" mit der indischen Post am Bord, wurde bei der Einfahrt in die Rhede von Marseille vom Sturme erfaßt, wieder aufs Meer hinausgeschleudert und so herumgeworfen, daß viele der darauf befindlichen Personen erhebliche Beschädigungen davvntrugen. London. ES herrschen in der That jetzt wnnderliche Zu stände in England. Die Gegner der Minister wundem sich, und die Minister selbst werden sich ohne Zweifel auch wundern. „AlleS", sagt die „Times", „scheint jetzt gerade umgekehrt zu gehen, als man erwartet hatte. Eine starke Regierung wird durch eine kleine Debatte gestürzt, und eine schwache Regierung geht triumphirend, jubilirend und frohlockend auS einer großen