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---- Freiberger Anzeiger den bi« Nachmittag« gespaltene Zeile »der I Uhr für die nächst- deren Raum mit S X erscheinende Nummer A berechnet. angenommen. ^A MH VA A A-B Amtsblatt -es KSnigl. Byirksgerichts M Freiberg, sowie -er Königl. Gerichtsamter und -er Stadträthe ;n Freiberg, Sayda und Brand. 105. Montag, den I«. Mai. 1858a 's Die Tharand-Frewerger Bahn. Unter dieser Ueberschrift enthält die „Sächs. Dorfzeitung" folgenden Aufsatz, den wir seiner Gediegenheit und des Interesses Halter, das auch unsere geehrten Leser daran nehmen werden, hier wiedcrgeben. „Es giebt Fragen im Staatsleben, deren Lösung nicht vom SiechtS und Links der Parteien abhängt, die nichts mit politi- scheu, Prknzipienstreit zu thun haben, die vielmehr, einzig und allein dem gemeinnützigen, Allen ohne Unterschied gleich förder lichen Boden der Industrie erwachsen, an die Vaterlandsliebe j Derer appelliren, die zur Lösung berufen sind, Fragen, die es > verdienen, im echten und besten Sinne volksthümliche genannt zu werden. Und eine solche Frage, in welcher der politische wie der industrielle Gesichtspunkt sich zu einem einzigen verweben, harrt der demnächstkgen Entscheidung der Kammern. Sie betrifft die Ausführung einer Eisenbahn von Tharand nach Freiberg und de» fiskalischen Hüttenwerken, einer Bahn, die für die Bevölkerung von unendlichem Segen, für das Land von großer Bedeutung und für den Staatsschatz von entschie dener Nothwendigkeit ist. Der hohe Rang, welchen unser Vaterland unter den In dustriestaaten Deutschlands nicht nur, sondern ganz Europa's einnimmt, die ehrenvolle Nebeneinanderstellung mit Belgien, dem Culturlande der Neuzeit, welche unserem Sachscnlande so oft und mit Fug zu Theil ward, sie finden ihre Hauptbegründung f, in dem kleinen Flecken Landes, der südwestlich von der Haupt- stadt durch den Plauen'schen Grund über Tharand und Freiberg !! nach Chemnitz und Zwickau sich hinzicht. Berg und Thal, Lie hier bald in malerischer Wandlung sich umgürten, bald schroff, wild und trist auscinandcrgehen, sie versinnlichen auch äußerlich die großartige Industrie des Ober- und Unterirdischen, welche in jenen Gegenden theils von Altershcr, thcils erst seit den s jüngsten Zeiten ihre rauchenden und feuersprühenden Wahrzei- chen errichtet hat. Und vor Allem gilt das von dem einen großen Volksschatz der Sachsen, von jenem Nationalrcichthum, der die alte Nübezahlsagc wahr gemachl, wie unscheinbare Steine sich in Gold verwandelt. In den Kohlen ruht Sachsens in- Lusiriclle Hauptstärke. Und das in doppelter Beziehung, einmal in Rücksicht aus die Kohle selbst als Handelsartikel, deren Förderung, Verkauf und Ausfuhr; sodann aber in Rücksicht auf die vielfachen an- deren industriellen Unternehmungen, denen die Kohle das Le benslicht der Heizung und die Lebenslust des Dampfes bereitet. Beides, Kohlenproduction und Kohle»consumtion,^wird^befördert ' oder gehemmt, je nachdem der Transport vom Kohlcnschacht i nach dem Vcrbrauchsort erleichtert oder erschwert, billig oder theuer ist. Und dazu bedarf es gar keiner Zahlenangaben, das kann sich Jeder, der nur einmal in seinem Leben einen Fracht wagen und einen Dampfwagen belastet fahren gesehen, ganz von selbst sagen, daß der KvhlentranSport durch die Locomotive billiger sein muß, als auf der Achse. Denn es kann da in un- verhältnißmäßig geringerer Zeit eine unendlich größere Masse von Frachtgut transportirt werden, und der Gewinn, welcher durch die Zeitkürze und durch die Massenbeförderung erzielt wird, drückt sich eben in dem geringeren Frachtpreis auS. Da» zu kommt gerade für die Eisenbahnen in Kohlengegenden, daß sie die Speisung ihrer Lütomotive», also einen wesentlichen Theil ihrer Betriebskosten, eben an Ort und Stelle haben; «S stehen ihnen also die billigsten Kohlen zu Gebote, weil noch kein Frachtgeld darauf verwendet ist. Und je billiger der Betrieb, desto billiger die Fracht, desto eintväglicher die Bahn. Aber nicht bloS die Billigkeit der Kohlen macht deren Gisenbahnzufuhr den industriellen Unternehmungen wünschenswerth und erford»«- lich; diese können auch, Namentlich je weiter sie vdm KohleN- schacht entfernt find, nur in Eisenbahnen die Gewähr für stetig«, ununterbrochen fortlaufende, regelmäßige Zufuhr finden. Und Las ist gewiß von der größten Bedeutung für Unternehmungen, deren wesentliche Betriebskosten fortlaufen, gleichviel, ob di« Werke stillstehn oder nicht, welche meist durch Conventionälstra- fen zur rechtzeitigen Ablieferung der Judnstrieerzeugniffr ver bunden sind und jedenfalls nur durch ununterbrochenes Arbeiten im günstigen Fall die Unzahl der Aufträge auszuführen, im minder günstigen die drohende Concurrenz abzuhalten vermögen. Hat man aus all diesen Rücksichten mit gutem Grund schon lange das Augenmerk auf das Erzgebirge gerichtet, um mit der Wünschelruthe der Eisenbahn dessen Schätze sich und der Ge- sammlhcit zu erschließen; waren die früheren Eisenbahnverzwei- gungcn nach Zwickau (sächsisch-bairische Bahn) nach Chemnitz von Riesa aus — und zwar diese mit angezweifelter Bedeutung — sowie neuerdings von Zwickau nach Schwarzenberg alltsammt den industriellen Interessen des Erzgebirges, und mit ihm, wie jeder wahrhafte Lokal- oder Provinzialgewinn, dem Besten deS Vaterlandes gewidmet: so bot doch das Alles bisher, wie ein Blick auf die Eiscnbahnkarte lehrt, mehr das Bild einer Uw- strickung des'Erzgebirges mit Eisenbahnen, als das einer Hin- einvcrwebnng desselben in Las Eisenbahnnetz Sachsens, Lessen herrlichstes Geschmeide. Die Bahn von Dresden nach Freiberg, seit anderthalb Jahrzehnten bereits besprochen, bekämpft und immer wiedkr beansprucht, namentlich auch schon auf den vormärzlichen Land tagen — und für Liese hat Las Wort „vormärzlich" durchaus keinen üblen Klang — von Lem Abgeordneten für Freibergs StaLtrichter Sachße, mit aller Entschiedenheit gefordert, halt im Laufe der Zeit immer mehr die Anerkennung Ler Nothwett« Ligkcit sich errungen. Das Schwierigste, der Anfang und An satz, ist durch das Privatunternehmen der AlbertSbahn bereits gethan; und so handelt es sich nur noch um wenige Meilen, dafür aber auch um so größere Zwecke. Wenn man von Freiberg spricht, so denkt man vor allen Dingen und mit Recht an Las, was ihm schon im Mittelalter hohe Bedeutung errungen: an den Bergbau, der auch in neue rer Zeit, nach den Rückschlägen zweier Jahrhunderte, wieder in erneutem Glanze steht und die praktische Grundlage einer na turwissenschaftlichen Lehranstalt bildet, der Bergakademie, welche in beiden Erdiheilen Schüler großgezogen und Len Ehrenruf Sachsens bewährt hat. Man hat den Nutzen des sächsischen Metallbergbaues oft ang«zweifelt: wie der verdiente Mon tanist, Oberbrrghauptmann von Beust meint, meist von dem