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gelungen war, dm Buchhändler Koch in Marburg für den Druck, dm dieser, in der Hoffnung sich dadurch der Entdeckung die Polizei in Hinblick auf den dadurch gefährdeten Ruf der Universität sich dadurch gedrungen sah, Nachforschungen anzu- sttllen. Leider hat die Untersuchung den Hrn. vr. Vilmar als dm Urheber herausgestellt; er hatte daS Machwerk angefcrtigt und dessen Verbreitung nach Kräften bewirkt, nachdem cs ihm Die am 24. Februar gleichzeitig vorgenommcuen Verhü tungen machten dieses Vorhaben scheitern und führten zur Ent deckung von Waffen, Munitionsvorrälhm und compromiln'rende» Korrespondenzen. Man hat die Zahl Ler Verhaftungen über trieben; cs haben nämlich in Paris 50, in Lyon 2V, in Mar seille 12 und in 40 Departements durchschnittlich 4 Verhaftungen flattgefunden. Ungeachtet der getroffenen Vorsichtsmaßregeln kam es in Paris in der Nacht vom 4. zum 5. März zu einem Auflaufe. Durch Las feste Auftreten der Behörden ist derselbe fehlge- schlagcn. Es wurden infolge dessen 20 neue Verhaftungen beschlossen. Der Crawall in Chalons stand mit dem Plane der allge meinen Bewegung in Verbindung, der durch die Haltung aller gut gesinnten Leute alsbald gerichtet wurde. — Ein Pariser Korrespondent der Daily News schreibt: „Ein Engländer, der im Luxembourggarten etwas laut über politische Tageserreignisse sprach, wurde verhaftet. Sein Bruder wandte sich an den britischen Gesandten und erhielt den Be scheid, daß sich nichts thun lasse; Engländer hätten in Frank reich nicht mehr Redefreiheit, als das Gesetz den Franzosen einräume." — Einer officiellen Benachrichtigung zufolge müssen Aui- länder, welche nach Frankreich reisen, ihre Pässe bei jeder Reise von einem französischen Gesandten rc. visiren lassen, doch wer den nur sür das erste Visa Gebühren erhoben und die übrige» gebührenfrei ertheilt. — An der Börse wollte man wissen, das Mißvcrständniß zwischen der englischen und französischen Re gierung sei ausgeglichen. — Die französische Regierung geht mit denÄnforderunge«, die sie an andere Staaten stellt, denn doch manchmal über die Grenze des Zulässigen hinaus. So soll der Gesandte in Wien von der österreichischen Regierung verlangt haben, daß der öster reichischen Presse Beschränkungen hinsichtlich der Besprechung französischer Zustände aufcrlegt würden. Das französische Ministerium sollte doch bedenken, daß, wem?die Zeitungen aus wärtiger Staaten sich bisweilen ungünstig über sranzösische Zustände aussprechen, die Schuld nicht immer an der Presse, sondern auch an den Zuständen liegt. — Die Kaiserin Eugenie soll sich bei ihrem Gemahl für O psin i verwendet und der Kaiser soll auch nicht übel Lust Bern, 8. März. In der DundcSstadt hat man bezüglich der Paßmaßrcgcl Lie Anzeige erhalten, daß bis auf weitern In Bremen war unterm 18. Febr. ein neuer Ausruf zur Unterstützung für die Bedrängten in den Herzogtümern ergangen, dem bereits durch Zusendungen von Beiträgen in, Belaufe von 619 Thlrn. entsprochen wurde. Schweiz. Der „Bund" schreibt: „Die Regierung von Aargau hat nun gegenwärtig gegen die viclgerügtcn Mißbräuche der Geistlichkeit bei Verkündigung gemischter Ehen, auf Antrax deS katholischen Kirchcnraths, eine Verordnung erlassen, nach welcher jeder Geistliche, der wegen ConfcssiouSverschiedenheit christlicher Brautleute die Verkündigung einer Ehe und die Ausstellung eines gesetzlichen Verkündscheiuö verweigert oder die Verkündung von andern als den gesetzlich vorgeschriebcne» Be, dingungen abhängig macht, in eine Ordnungsbuße von 50 tzr. verfällt. Diese Buße wird so oft wiederholt, als die Vetkün- dung unterlassen wird. Im Fernern ruft die Verordnung dm Geistlichen ins Gcdächtniß zurück, daß alle Erlasse, Weisungen und Aufträge kirchlicher Behörden, welche sich auf die Verkün dung, die Ausstellung des Vcrkündscheineö oder allfällige Be dingungen derselben beziehen und in irgendwelcher Weise an die Pfarrämter mitgetheilt werden, den Bestimmungen Les Ge setzes über Lie Ausübung Les Placats unterworfen sind. Man erkennt in dieser Verordnung die ebenso besonnene als kräftige Hand Augustin Kellcr's. zu entziehen, in Frankfurt a. M. hatte bewerkstelligen lassen geneigt zu machen. Ueber Koch, der anfangs leugnete und die öffentliche Ordnung, Loch äuögereicht'haben würben, die gegen den in einer öffentlichen Gerichtsverhandlung erst Vilmar h Bcsorgniß wach zu halren. als Zeuge aufgerufen werden mußte, ist durch gerichtliches Er- ' kenntniß die Strafe bereits ausgesprochen, vr. Vilmar aber als Injuriant der Facultät vom Staatöanwalt in Anklagestand versetzt worden, über die von der Facultät selbst wider ihn be absichtigen Schritte wird die Zukunft entscheiden. Vilmar ist der geistig reich begabte und gelehrte Verfasser der Geschichte der deutschen Literatur und war unterm Ministerium Hassen- psiug das hervorragende Haupt der Nenlutheraner in Hessen, daS durch seine damalige Stellung auch Juristen und Ver- waltungsbeamte zu beeinflussen verstand, in welcher Richtung er auch jetzt noch, nach seiner Uebersiedelung von Kassel nach Marburg, als öffentlicher Lehrer der Theologie seine Praktiken listigst fortsetzt. — Der tiefer liegende Grund obiger That wird dem Umstande zugeschrieben, Laß vr. Ranke sich um Lie erledigte lutherische Oberpfarrei in Marburg beworben habe, die Vilmar gern einem seiner Partei zuwendcn wolle. Die StaatSregierung zu Weimar hat genehmigt, daß zu Pfingsten die zehnte allgemeine deutsche Lehrerversammlung in Weimar abgehalten werden darf. Die Remi n iscere-Messe in Frankfurt a. M. hat sich flau angelaffen. Fast in allen Gegenständen waren Lie Preise sehr gedrückt, besonders in Tuch und wollenen Waaren. Guten Absatz fanden sächsische Baumwollen- und Berliner ge druckte Hosenzeuge. Für Scidenwaaren blieb die Messe schlecht. Altona, 6. März. (D. A. Z.) Zu St.-Thomas zürnen die Dänen. Eine dort liegende dänische Kriegöbrigg Ornon hat am 25. Jan. zur Vermählung des preußisch-englischen prinz- lichen Paares aufgeflaggt. Darüber waren die in St.-Thomas lebenden Dänen sehr böse geworden und beklagen sich in der dänischen Presse, daß ein dänisches Schiff Ler Vermählung eines preußischen Prinzen gratulirte, der als Deutscher ein Feind Dänemarks sei. Dagbladet beruhiget indessen die Patrioten auf St.-ThomaS und meint, daß fürs erste die Beglückwün schung England gelten konnte, mit welchem die Dänen im tief sten Frieden lebten; fürs andere aber sei cs ja auch mit den Händeln, welche Dänemark mit Deutschland habe, vor der Hand noch lange zu keinem eigentlichen Friedensbruch gekommen, und eine Gratulation an einen preußischen Prinzen könne darum vorläufig nicht so unstatthaft erscheinen, um dänischen Herzen zu St.-Thomas wehe zu thun. riyig« Geldstücke des errungenen Schatzes zu verlieren, wodurch der Schwiegersohn der Frau auf das Vorgefallcne aufmerk- Hnu wurde." Au« der Pfalz, 5. März. Bei der Beerdigung des an seinen im Duell erhaltenen Wunden gestorbenen Oberlieutenants Rauh in Landau ist es zu Zerwürfnissen mit der Geistlichkeit gekommen. Dieselbe versagte das feierliche Geläute und die geistliche Begleitung. Die weltliche Behörde ließ dennoch läuten, und durch die ungemein zahlreiche Betheiligung deL Militärs und der Offiziere, den Festungscommandanlen an der Spitze, wurde der Leichenzug einer der imposantesten, die Landau je gesehen. In Marburg giebt jetzt vr. Vilmar den Stoff Les Tagesgesprächs; aber nicht durch seine abenteuerliche Vision des Teufels, die durch das Komische den Reiz bereits verloren bat, sondern Lurch eine Thathandlung, die einen tieferen Einblick in ! die Oeconomie seines Geistes gestattet. In diesen Tagen näm- lich erschien ein ohne Angabe des Druckortes und Verlegers in Circulation gesetztes anonymes Schmähblatt, in welchem zwei der geachtetesten theologischen Professoren Marburgs, die vv. Henke und Ranke, welche im Namen der Facultät „über die Pari«. Der „Moniteur" vom 11. März enthält einen Artikel folgenden Inhalts: Ungeachtet des Abscheues, welchm das Attentat hcrvorrics, und des Ausbruchs (explämmO der all gemeinen Sympathie für die kaiserliche Familie, wollten die Anarchisten, ihrem Lösungswort folgend, eine gewisse Bewegung ins Werk setzen. Sie bereiteten daher auf verschiedenen Punkten Frankreichs Unruhen vor, welche, obgleich ohne Gefahr sür Befehl das Visa der Gesandtschaft wie bisher so lange dauern i soll, als der Paß selbst. Um dies zu verstehen, muß man wissen, ! Laß anderwärts für jede neue Reise ein neues Visa eingeholt, und selbstverständlich jedesmal 5 Fr. bezahlt werden soll. Wer ! die Ernennung neuer französischer Confuln in Ler Schweiz hat Ler BundcSrath noch keine offizielle Mittheilung erhalten. hessische Bekenntniß- und Katcchismusfrage" ein theologisches Gutachten abgegeben hatten, durch Anwendung einer bei Lem Nichtkenner Glauben erweckenden List als Kirchenlehrer stark verdächtigt und als Abtrünnige vom Lutherschen Bekenntniß hingestellt wurden. Die Art, wie solches geschehen und die Tendenz, welche hierbei die Feder geführt hatte, war eine so ge hässige und das sittliche Gefühl empörende, daß das Blatt nicht blos in allen gebildeten Kreisen eine allgemeine Entrüstung, in die auch Hr. Vilmar mit cinstimmte, hcrvorrief, sondern auch