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-----Freiberger Anzeiger-L? »« btt N«chmitt-g« gefpÄtme Zelle oO , Mr für dtt nSchst. '/- dermRmmmNsH «^chnmnd« Nummer berechne«. m m sU-DH 8 HD H^ ' . -Ur- H Amtsblatt des Königl Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie -er Kömgl. Gerichtssmter und -er Sta-triithe zu Freiberg, Say-a und Kran-. 159 Dienstag, den LS. Juli. 1858. Togesgeschlchte. Burkhardtsdorf, 2. Juli. Heute in den Nachmittags stunden wurde der hiesige Fleischhauermcister und Gasthofsbesitzer Christian Gerber, nachdem sich derselbe schon einige Tage in Lerussgeschäflen von Hause entfernt hatte, in einem unmittel bar am Durkhardtsdorf-Neukirchener Fußwege gelegenen größern Waperloche eines alten SchieferhrucheS todt aufgefunden. Einige hiesige studentische Verbindungen hatten sich am 7- Juli Nachmittags, wie die Voßsche Zeitung aus Berlin be richt«, in dem Saale des Wiebach'schen Kaffeehauses eingefun- den, um angeblich daselbst einen Commers zu feiern, in der That aber nur, um zahlreiche Mißhelligkeiten durch „Paukereien" auszugleichen. Obgleich nun zahlreiche Duelle auf Schläger am 7. Juli schon beendet und manche mit blutigem Kopfe „abgeführt" worden waren, scheinen die Differenzen der Commilitonen, welche namentlich den „Teutonen", „Markern" und „Westfalen" angehört haben sollen, noch nicht ausgeglichen gewesen zu sein; denn am 8. Juli Nachmittags wurde die Paukerei unter demsel ben Vorwande fortgesetzt. Der Schutzmann TrenSky vom ersten Landpolizeirevier erhielt am letztgenannten Nachmittag Nachricht von den Vorgängen im Wiebach'schen Lokal und begab sich so fort und allein dorthin, um diese Versammlung aufzuheben. >lS er in den Saal »ingetreten, fand er die beiden Studirenden G und M. auf der Mensur sowie mehrere bereits verwundete Studenten, welche durch zwei Militärassistenzärzte und ärztliche Gehülfen verbunden wurden. Viele der Anwesenden flüchteten beim Eintritt deS Schutzmanns durch daS Fenster oder warfen wenigstens die Schläger dort hinaus, andere suchten auf anderm Wege sich zu entfernen. Eine große Zahl Schläger sowie daS „Paukzeug" wurde polizeilich mit Beschlag belegt, sowie die Namen einer Anzahl Personen durch den Schutzmann festgestelll. Ler Wirth will von den Vorgängen in seinem Saale keine Nachricht gehabt haben. Wien, 8. Juli. Se. Mas. der Kaiser hat der evangrlisch- reformirten Geistlichkeit in Siebenbürgen in Anbetracht des Zrhn- tengangeS eine vorschußweise Unterstützung im Betrag von 80,OVO st. C.-M. aus dem Staatsschätze unter der Bedingung bewilligt, daß diese Summe aus der der genannten Geistlichkeit zufließenden Zehntenentschädiqung zurückzuerstatten sein werde. — Die kaiser liche Münze arbeitet nun auch zur Nachtzeit, die sämmtlichen Prägcstöcke sind mit Anfertigung der neuen Münzsorten beschäf tigt. — Für das Militärjahr 1859 ist eine Lieferung von 120,000 Stück rohen buchenen Jnfanteriegewehrschäften und 3000 Stück nußbaumnen Stutzenschäften ausgeschrieben. In Wien will man wissen, daß man bereits die Trup pen bestimmt habe, welche eintretenden Falls die Execution ge gen Dänemark vollziehen sollen. Man würde nicht österreichische oder preußische, sondern thüringische und sächsische oder wohl gar die des zehnten Armeecorps nehmen, zu welchem das hol steinische BundeSkontingent gehört. Baiern. Die Gchnitternte hat in Regensburg und in Würzburg schon in voriger Woche begonnen. Die Körner sind zwar klein, doch sehr gehaltreich. Nürnberg, 8. Juli. Ein schauderhaftes Verbrechen ist heute hier begangen worden: ein Badergehülfe hat einem Mäd chen, seiner Geliebten, den Hals abgeschnitten und sodann einen Sclbstentleibungsversuch gemacht, der jedoch mißlang. Der Thater wurde in die Frohnfeste abgeführt. Langenfchwalbach, 6. Juli. Der katholische Pfarrer Kriegsmann sitzt noch immer auf seiner, hiesigen Pfarre, nach dem mehr als ein Jahr seit Verübung deS von ihm begangenen Verbrechens der Herabwürdigung der evangelischen Rektion ver- i flossen, und länger als ein halbe« Jahr, seitdem er von dqp ! ihn zu CorreetionShausstraf« verurtheilenden Erkenntniß höchste« ! Orts unter der seinerseits angenommenen Bedingung zu Geld- , büße begnadigt worden ist, daß er Versetzung auf eine andem i Pfarrei nachsuche. Ohne Zweifel ist mit Rücksicht auf den von KriegSmann bekleideten Stand diese Begnadigung von ein/er entehrenden Straf« ausgesprochen worden; daß aber die daran i geknüpfte Bedingung auf eine so langmüthige Welse hintanae- setzt wird, und der schwer verletzten öffentlichen Meinung nicht > genug geschieht, erscheint geradezu unbegreiflich und wird sklvst von den besonnensten Leuten als eine zu weit gehende Eonees. sion den katholisch-klerikalen Bestrebungen gegenüber getadelt. Bei Berathung deS Kapitels „Lehranstalten" in der Stände- kammer und der sich daran geknüpften „ParitätS"-Berhandlung brachte der Abg. Koch die Sache mit dem Anfügen zur Sprache, daß der Pfarrer KriegSmann heute noch Mitglied deS hiesigen Schulvorstandes sek, mit der Aufforderung an die Regierung, auch die Parität nicht zum Nachtheile der evangelischen Kirche !! zu verletzen, wie eS in diesem Falle und an einigen Orten »n i Bezug auf die Schulinspektion geschehen sei. Der anwesende NegierungScommiffar gab weder auf daS «ine noch aus daS om» j Lere eine Antwort. , Paris, 8. Juli. (D. «. Z) Machen Sie sich darauf ge- ! faßt, jetzt eine Zeit lang die Klarheit und Wolkenlosigkeit de« j politischen Horizonts rühmen zu hören. BtS Nach dem I Feste zu Cherbourg kann begreiflicherweise von einer rauhen ! politischen Luft keine Rede sein; denn von d«n europäische« ! Cabineten zeigt sich nur daS Pariser händelsüchtig, unruhig und beunruhigend. Da man aber England« Königin als Gäfl i erwartet, was der Hof weit höher anschlägt, alS er sich h^n > Anschein giebt, und jeden diplomatischen Streich, den Frank reich führt, zunächst England parirt, so wird man Frieden hal ten, Frieden mit allen, mit Oesterreich und der Türkei, mit Neapel und mit dem Deutschen Bunde. England ist der Held deS TagrS. Hr. v. Persigny ist nach London geschickt worden, um Ihrer britischen Maj. daS Festprogramm vorzulegen, nach welchem zu Cherbourg vorgegangen werden soll. In diesem Schritt« sieht man mehr die Höflichkeit und Galanterie, und daß Hr. v. Persigny bei dieser Gelegenheit zum Boten gewählt wurde, Hr. v. Persigny, der seinen GesandtschaftSposten in Lon. don aufgegeben, weil sich Frankreich nicht scharf, nicht krie gerisch genug gegen England gezeigt, der seit dem Sturze LordPal- > mersio iS den Krieg gegen England befürwortet, wie ervorherfür j die englische Allianz eingestanden. Ist Ludwig Napoleon und sein intimper Freund, der Mann, „welcher in Tagen der Probe auSge- ! harrt", sind sie in ihre alte politische Richtung wieder hineingrrathtn, und ist cS ihnen klar geworden, nachdem sich ihr» Leidenschaftlichkeit abgekühlt, nachdem sie die frühere Besonnenheit wiedergewonnen, daß Ludwig Napoleon zu seinem Heile der englischen Allianz bedarf, daß ihn Englands Feindschaft vernichtet, oder sind alle diese Freundschaftsbezeigungen, alle diese Beweise zarter Auf- ! merksamkeit nichts al« eine politische MaSke, ein Spiel, da« man für eine ausgesonnene Combination von Nöthen hat. Ich i muß gestehen, daß die meisten von den UrtheilSfähigen die statt- , findenden Demonstrationen für aufrichtig, den Kaiser und seinen ! Vertrauten für bekehrt, für überzeugt halten, daß Frankeich gegen England nicht Krieg führen könne. Doch fehlt eS natürlich j an Leuten nicht, welche durchaus kein Vertrauen zu dem gläü- I zenden Schauspiel haben, daß hinter den Coulissen Krieg «od ! Verderben lauern. Im besten Falle halte sich Frankreichs Kai- i ser für noch nicht hinreichend gerüstet, uM dem Löwen Groß- ! britannienS zu begegnen. Es wäre möglich, daß die Sendung deS Hrn. v. Persigny nach London zu der Vermittelung Anka» gegeben habe, daß er mit der Vertretung Frankreichs am Hofe I von St.-JameS wieder betraut würde.