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1887. Donnerstag, den S. September. 204 Erscheint j«dm Wochentag früh «Uhr. Inserate wer- dm bi» Nachmittag« I Uhr für die nächst« «scheinende Nummer angenommen. Preil vierteljährlich 1S Ngr. Inserat« ' werde« die gespaltene Zeile oha deren Raum mit berechn«. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Tagesgeschichle. Dresden, 31. Ang. (Dr. I.) Die Augsb. ,Mg. Ztg " vvm 26. Aug. enthält einen Correspondenzartikel aus Jena, welcher im allgemeinen Interesse beklagt, daß das k. sächsische Ministerium dem dortigen Comite Lie Concession zu einer von Gößnitz über Gera nach Weimar, im Anschlusse an eine Dresden- Freiberg Chemnitz-Gößnitzer Linie zu erbauenden Eisenbahn abgeschlagen und damit die Gewinnung einer nächsten Verbin dung von Dresden und Weimar unter Umgehung deS Umweges über Leipzig vereitelt habe. Dieser auf völlig unrichtiger An schauung der Sachlage beruhende Artikel erheischt eine Berich tigung. Zunächst konnte in formeller Beziehung von einer Concession der königl. sächsischen Regierung an einen Jenaer Comite zu Erbauung einer Eisenbahn von Gößnitz nach Wei mar überhaupt keine Rede sein, weil diese ganze Eisenbahu gar nicht auf königl. sächs. Gebiete liegt, also vom königl. sächsischen Ministerium weder genehmigt, noch verweigert weiden kann. In der That ist auch ein Gesuch der Art, welches an die competenten großherzoglich und herzoglich sächsischen und beziehentlich fürstlich reußischen Regierungen hätte verwiesen werden müssen, von einem Jenaer Comite hier gar nicht ge stellt worden. Wenn also die königl. sächsische Negierung zu Verhinderung der Ausführung des angegebenen Eisenbabupro- jccts etwas gethan hätte, so hätte dies nur bestehen können 1) in Schwierigkeiten wegen des Anschlusses an die sächsisch- bayrische Staatseisenbahn in Gößnitz; 2) in Verhinderung der Ausführung der, nach bereits ziemlich vollendetem Dau der Eisenbahn von Chemnitz nach Gößnitz, im Königreiche Sachsen zu Vollendung einer direkten Linie Dresden - Weimar noch her zustellende Verbindung Dresden - Freiberg - Chemnitz. — Was den ersten Punkt anlangt, so hat die königl. sächsische Regierung nicht nur keine Schwierigkeiten gemacht, sondern sich stets bereit erklärt, den Anschluß in Gößnitz zu gestatten, sa sogar sich für eine Verbindnng von Gößnitz nach Gera und Weimar dergestalt interessirt, daß sie auf den Wunsch der herzogl. sachsen-alren- burgischen Regierung die Untersuchung des auf altenburgischem Terrain liegenden Theiles dieser Linie durch ihre Ingenieurs hat vornehmen lassen. Wenn nun diese Terrainuntersuchungen, im Anschlusse an Lie weimarischerseits ausgeführten, bis jetzt zu dem unerwünschten Ergebnisse geführt haben, daß die Terrain verhältnisse zwischen Gera und Weimar so ungünstig sind, Laß die zu Umgehung allzugroßer Steigungen nöthige Verlängerung der Linie eher eine größere Entfernung zwischen Dresden und Weimar auf diesem Wege als über Leipzig ergtebt, so ist dies Niemandem unangenehmer, als der königl. sächsischen Regierung. Man wird aber gewiß, wenn an der Ungunst des Terrains die Ausführung des Projekts scheitern sollte, keiner Regierung, am wenigsten der königl. sächsischen, eine Schuld beimessen können. In Bezug auf den zweiten Punkt, die Ausführung einer Eisenbahn von Dresden über Freiberg nach Chemnitz, betreffend, ist eine Entscheidung noch gar nicht getroffen. Für die Ausführung dieser Linie bestehen mehrere Comilös. Die königl. sächsische Negierung hat bereits bestimmt erklärt, daß sie einem Privatunternehmen die Concession nicht versagen würde. Aber es sind für diese Verbindung mehrere Linien aufgestellt und die speciellen Untersuchungen derselben zum Theil erst in Ler neuesten Zeit geschlossen worden. Die definitive Entschließung darüber, welche Linieim technischen und im national-ökonomischen Interesse vorzuziehen und zu genehmigen sei, ist nicht leicht, wird aber demnächst erfolgen. Wenn dann einer der bestehenden Comit/s oder eine Vereinigung derselben den Bau der geneh migten Linie übernehmen will und bas Capital zusammenbringt, so wird die Concession keineswegs verweigert werden. Sollte freilich diese Voraussetzung nicht eintreten und also die Frage auftreten, ob der Staat selbst bauen oder Opfer bringen solle, so kann begreiflicherweise vor Zusammentritt des Landtags und ohne diesen Nichts geschehen. Selbst eine Prlvatbahn wird wegkn des nöthigen ExpropriationSgesetzes und gewisser Con- ceffionsbedingungen von den Beschlüssen des Landtags abhängig sein. Wie unter diesen Umständen davon die Rede sein kam», daß Lie königl. sächs. Regierung dem Zustandekommen einer Eisenbahn, wie sie der Artikel aus Jena erwähnt, Hindernisse in den Weg lege, ist in der That nicht abzusehen. Leipzig, 1. Sept. (D. A. Z.) Die ErforschungSreisen und Entdeckungen in Afrika haben sich immer der regsten Theil- nahme des Publikums zu erfreuen gehabt. Ganz besonders aber waren es Barth, Overweg und Vogel, denen man mit ge spanntem Interesse auf ihren ebenso gesahr- als mühevollen Pfaden in dem für Europäer so unheilvollen Afrika folgte. Die Idee eine Reise in das Innere von Afrika zu machen, um Han delsverbindungen anzuknüpfen, den Sklavenhandel zu unter drücken und einen geregelten Verkehr zwischen den afrikanischen Völkerschaften und Len englischen Kaufleuten einzuleiten, ist wohl von dem Engländer James Richardson ausgeganArn. Dem berühmte»» Geographen vr. A. Petermann aber gebührt das Verdienst, bei dem früher» preußischen Gesandte,», Ritter Bunsen, und durch ihn bei Lord Palmerston die Idee angeregt zu haben, der Expedition von Richardson gleichzeitig einen wissen schaftlich gebildeten Mann beizugeben, um neben den Handels- intercffcn auch für die Wissenschaft Nutzen zu ziehen. Die Verhältnisse gestalteten sich dann so glücklich, daß anstatt eines zwei sich der Richardson'schen Expedition anschlteßen dursten, und diese Beiden waren unsere braven Landsleute 0r. Barth und vr. Overweg. Richardson und Ovcrweg erlagen im zweiten Expeditionsjahre den schädlichen Einflüssen deS KltmaS und Barch allein war es Vorbehalten zurückzukehren. Seine reichen während fünf Jahren gesammelten wissenschaftlichen Schätze bietet er dem Publikum dar in seinem Werke „Reisen und Enttrckungen in Nord- und Centralafrika in den Jahren 1848 —1855 von vr. Heinrich Barth" (Gotha, JustuS Perthes, 1857). Von diesem in Tagebuchform abgefaßten Werk liegen dem Publikum bereits der erste und zweite Band vor. Der dritte Band soll im Sept. d. I., der vierte und fünfte Band aber im nächsten Jahre auSgegeben werden. Der zweite Ab druck des ersten Bandes, Ler in kurzer Zeit vergriffen wgp, wird in einigen Wochen wieder ausgegeben werden können. Die dem Werke beigefügten Karten von A. Petermann sind eine feine, sehr werthvolle Arbeit, im Uebrigeu ist es durch Holz schnitte und lithographirte Aussichten nach vr. Barth'S Skizzen von I. M. Bernatz ausgeschmuckt. Keine Expedition in neuerer Zett hat so Epoche gemacht, al« die von Barth, Overweg und Vogel; die ganze gebildete Welt hat ihr die größte Theilnahme bewiesen, und so kann eö denn nicht fehlen, daß der Barth'sche Bericht mit dem größten Interesse gelesen wird. Dem „Dr. I." wird aus Jöhstadt vom 31. August ge schrieben: Gestern früh 3 Uhr brannte in dem 2 Stunden von hier entfernten, auf dem höchsten Gebirgskamm gelegenen Dorfe Satzung das Erbgericht und ein daneben stehendes Gut ab. Leider sind dabei auch zwei Menschenleben verloren gegangen. Der Kühjunge, der sich auf dem Heuboden eine Schlafstätte ge sucht hatte, ist mit verbrannt. Von zwei Harfenmädchen, die am Abend zuvor dort gespielt hatten, hat sich die Eine durch einen Sprung aus dem Fenster des ersten Stockwerkes gerettet, die Andere ist an den erhaltenen bedeutenden Brandwunden be reits gestorben. Auch ein Theil des Viehes ist im Feuer um- gekommen. Ueber die Entstehung des Feuers ist noch nichts bekannt geworden. — Wir sind mitten in der Ernte, deren Er gebnisse bei unS weit besser als seit Jahren zu werden verspre chen; das Getreide hat diesmal bei der langanhaltendm Wärme Zeit gehabt zur vollkommenen Reife. Jndeß sangen die Kar toffeln seit den letzten Regengüssen und Stürmen auch hier an zu kranken. Aus Reichenbach wird dem „D. I." vom 26. August geschrieben. Am 18. u. 19. L. M. tagte in unsrer Stadt der Leipziger Hauptverein der Gustav-Adolph-Stiftung. Durch 76 Abgeordnete waren der Centralvorstand, der Hauptverein und 3S Zweigvereine vertreten. Nachdem im festlich geschmückten Rath- Haussaale früh ^,9 uhr am 18. die Versammlung nach Gesa»m und Gebet vom Vorstand deS Leipziger Hauptvereins, Archt-