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142. Mittwocb, den S-. Jttyk. Tagesgeschichte. mi uw Erscheint s bd« «»chmtag früh , »Uhr. Jieserat« wer« ha» rn »«-uckt-g, » Uhr für die »llchfi- «rschrduud« Nummer «ugemmmen. ,> - General v. Denkendorf und die Schlacht bei Kolin. i DaS deutsche Volk steht keinem Kulturvolk« der Erde an Zahl von Mannern nach, deren Andenken tn der Geschichte den Nachkommen zu Nutz und Frommen aufbewahrt zu werden ver dient. Auch unser Sachsen hat ein ehrenhaftes Kontingent zur Zahl solcher Männer geliefert. Doch wer kennt sie? Leider besitzt die sächsische Geschichtschreibung kein Buch, welches unS denselben Dienst zu leisten vermöchte, wie sie Söltl'ö Werk „d t e Wittelöbacher und ihre Zeitgenossen" dem bairischen Volke leistet. Denn StichartS Versuch, sich um die sächsischen Wettiner ein gleiches Verdienst zu erwerben, darf im Wesentli chen als völlig mißglückt betrachtet werden. Darum möchte es alS eine Pflicht der Presse erscheinen, bei gegebenen Gelegen heiten Männern zu derjenigen Ehre zu verhelfen, di« ihnen ge bührt, und ihr Andenken theilS aufzufrischen, theilS vor unver dienter Vergessenheit zu bewahren. Die Geschicke der Völker und der Gang der Ereignisse hängen ungleich häufiger, als man gewöhnlich weiß oder glaubt, an kurzen Momenten und an dem Erfassen derselben durch scharfsichtige und thatkräftige Männer. So hätte eS unbestreitbar ohne Denkendorf und ohne den durch ihn herbeigeführten AuSgang der Schlacht bei Kolin keinen 7jäh- rigen Krieg gegeben und die Geschichte würde von keinem The. reflen-Ordeu wissen, dessen Errichtung an den sächsisch-österrei chischen Waffenruhm bet Kolin sich knüpft; war Friedrich II. Sieger in jener Schlacht, so dictirt« er der Kaiserin Theresia schon 1757 den Frieden tn Wien anstatt 1763 zu HubertuSburg denselben mit dem drückenden Gefühle zu unterschreiben, daß er nicht so viel Landes erobert habe, um darauf seine gefallnen Soldaten zu begraben. Doch zur Sache. Die Familie Denken dorf — eigentlich Beneckendorf — ist eine sehr alte und ehe mals reichbegüterte Adelsfamilie des Herzogthums Sachsen und der Neumark und hat sich im Laufe der Zeit tn mehrere Haupt- und Nebenlinien gespalten. Der erste Denkendorf, dessen die Geschichte mit einer gewissen Auszeichnung gedenkt, starb 1607 als brandenburgischer Rath zu Küstrtn. Unser Denkendorf (Ernst Ludwig) war 1711 zu AnSbach geboren, studtrte eine Zeit lang in Jena und trat 1733 in das kursächsische Heer ein und nahm bereits als Rittmeister eines Kürassierregiments am 1. schlesischen Kriege (1740—1742) gegen Oesterreich Theil, weil Kursachsen damals wegen des österreichischen Erbfolgestreites mit Preußen verbündet war. Als aber der zweite schlesische Krieg ausbrach (1744—45), sehen wir ihn als Rittmeister im Regimente Prinz Karl von Kurland, an dessen Spitze er sich eben bei Kolin seinen unvergeßlichen Ruhm erwarb, gegen die Preußen bei Kesselsdorf (1745) mit Auszeichnung kämpfen: wäre der sächsische commandirende General Rutowsky ein Den kendorf gewesen, würde der alte Dessauer seinem Kriegsherrn Friedrich II. schwerlich einen Frieden zu Dresden errungen haben. Als der dritte schlesische oder sogenannte 7jährige Krieg ausbrach (1756-63-, ward das noch in der Formirung begrif fene und überraschte sächsische Heer zwischen Königstein und Pirna genöthigt, sich den Preußen zu ergeben, da nach der Schlacht bei Lobositz alle Aussicht auf Rettung durch die Oester- reicher verloren war. In die abgeschlossene Kapitulation waren aber di« 4 sächsischen Neiterregimtnter nicht mit ausgenommen waichen, die den sächsischen Hof, der nach Polen entflohen war, dorthin begleitet hatten. Sie erhielten Befehl, dem bedrängten Oesterreich zu Hilfe zu ziehen und sich Her ütttrr Daun^S ObH» commando stehenden österreichischen Armee anzuschließen: Den kendorf führte das Regiment Karl alS Oberst-LeuttlautzÄ^ Nostitz kommandirte als General alle 4 Regtmrnt«^ Daß Benkendorf bet seinen Rettern für seinen Muth eine« so feurig« Unterstützung fand, als er sie gegen die Preußen führte, erklärt sich zum Theil auS der Erbitterung über ihre Niederläge bei Strtegau. DaS Beispiel der sächsischen Reiter wirkt« ya» türlich auch auf die Oesterretcher. Bemerkt muß jrdoch noch werden, daß daS 4. sächsisch« Reiterrigim«nt Albort bei dies« Waffenthat nicht betheiligt war, weil «S auf einem ganz »ttd» ren Posten stand. Denkendorf ward zum Obersten seiniS Re giment« ernannt. Wir sehen ihn dann mit Auszeichnung bei BreSla« kämpfen und 1758 wesentlich dazu beitragen, daß Fried rich H. die Belagerung von Olmütz aufzüheben genöthigt ward. Bei Leuthen hatte aber im Decbr. I7S7 sein Regiment herbe Verluste erlitten, und sein Chef, der Generalleutnant Graf Nostitz, war gefangen worden: Denkendorf empfand h«n herb sten Schmerz über den unglücklichen Ausgang der Dinge t» jener Schlacht. Seine letzte Waffenthat von Bedeutung v«tt richtete er 1762 in der letzten Schlacht deS 7jährigttt Krieges in der bei Freiberg. Er deckte mit ebenso großer Geschicklich keit als Tapferkeit den Rückzug der Oesterreich« und Reichs arme« über Frauenstein nach Döhmen. Als di« Sachsen 1763 daS Königreich Pole« verlassen mußten, ward Denkendorf mit der Zurückführung derselben IN ihr Vaterland beauftragt. Ich Jahre 1775 ward derselbe Generalinspector der grsammtess säch sischen Reiterei. Ein Anerbieten Ä-uedigS, in die Dienste dies« Handelsrepublik zu treten, schlug er auS. Der bairische Erbfolge, krieg rief die Sachsen mit Preußen wieder verbündet abermalS inS Feld; Denkendorf fehlte dabei natürlich nicht; aber dtp Krieg endigte ohne Kampf. Seit 1788 war Denkendorf mst dem Ehrenposten eines Chefs der Gard« de Corps bekleidet. Er starb 1801 als rüstiger Greis in Dresden. Er war durch und durch ein Ehreiimann, von seinen Reitern wie ein Vat« geliebt und geehrt, und darf als Reitcrgeneral eine« Ziethtk und Seydlitz an die Sekte gestellt werden: seine Eigenschaften und seine Thaten gehören unter di« Zierden des sächsischen Na mens und seiner Geschichte. «Mm b IHM''5 "»Sil,/.. !'1Y Freiberg, 23. Juni. Bet dem heute beendeten Retter und Scheibenschießen erhielten den KünigSschuß: auf der König-» scheibe: Mühlenbesitzer Reichert tn Niederbobritzsch; auf de« Reiter: Lohgerbermstr. Barthel; auf der Lustscheibe: Militär arzt Ziegler. Freiberg. Oeffentliche Gerichtsverhandlung den 26. Juni Vormittags 9 Uhr: Hauptverhandlung in Untersuchuttgssachen wider Ernst Bonaparte Klemm tn Halsbrücke, Widersetzlichkeit betreffend. Dresden, 22. Juni. Vorgestern ist das neugelegtit Schie- nengleis zwischen den Neustädter Bahnhöfen und der VerbU- dungsbahn über die Martenbrückc dem Verkehre übergaben worden. Auch treffen von jetzt aü die Personenzüge Ws dem Leipziger Bahnhofe nicht mehr tn dem alten BahnhoftaekWdi, sondern in der Ankunftshalle des neuerbauten BahnhofS« tssi. — Di» anhaltende Trockenheit bewirkt ein fortwährend«- Fallen der Gewässer; heute Mittag zeigte der Pegel an der alten Elbbrücke eiüe Wafferhöhe von 2 Ell^u 4 Zoll wi'ter 0. Die kleinern Gewässer sind tn gleicht« Grade wasserarip, «auch fast wie auSgetrocknet. Freiberger AnzeiME» - ichknttz'»NU «rsfvNnuarmUv Tageblatt. . —7!ms ü ittv-ll-L .nt .) .u n»^i- .. ... .. i" i