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Erscheint jeden Wochentag früh »Uhr. Inserate wer den bi« Nachmittag» Z Uhr sür die nächst- erscheinende Nuinmer angenommen. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Preis vierteljährlich 15 Ngr.' Inserate werden die gespaltene Zelle ob« deren Raum mit 5 > berechnet." Donnerstag, den 22. October. 1857: : Tagesgeschichtc. Berlin. Ueber die Spielhöllen in den deutschen Bädern äußert sich E. M. Arndt in der National-Zeitung: „Vor eini gen Wochen ließ ich durch die Kölnische Zeitung einige strafende und warnende Worte über die Spielhöllen in den deutschen Bä dern in die Welt fliegen. Diese Worte sind nicht ohne Frucht ansgeflogen, sie haben, mir den Wiederklang mancher Wackern und den Rückschlag ähnlicher Worte eingetragen und auch einige Vorschläge, wie dieser schändliche Teufel aus den Grenzen un serer Sprache auf immer auSzutreiben sei: Vorschläge und Ent würfe, wie man sich als Genossenschaft Vieler zusammenthun und den Königen und Fürsten des Vaterlandes mit Bitten und Vorstellungen zu Leibe gehen müsse, damit solche Schande, wie sie aus den Herzen aller Redlichen lange als Acht und Aberacht in alle Winde hinein verrufen ist, nöthigenfallö mit dem großen Staubbesen ewigen Banns ausgefegt würde. Von vielen Zu schriften und Briefen, Lie mir über diesen Schmuz von deutschen Bicderleuten zugekommen sind, gebe ich hier nur den Hauptin halt eines Briefs von der Hand eines wackcrn Mannes, der unter dem 8. dieses Weinmonds über Bad Ems Folgendes schreibt: „Es war mir unendlich erfreulich zu lesen, wie Sie die deutschen Spielhöllen in der Kölnischen Zeitung verdammt haben. Da ich selbst an einem solchen Orte wohne, weiß ich aus eige ner Beschauung recht gut was sie bedeuten. Um Ihnen aber mit Zahlen zu beweisen, was sie sind, erlaube ich mir, Ihnen zu bemerken, daß die Spieler in Ems einen Reinertrag von 400,000 Gulden gehabt haben und eine Dividende von 25 Fl. zahlen. Es ist enorm! Bald feiern wir wieder LaS Andenken der Be freiung Deutschlands vom französischen Joche, am 18. Oct. Möchte der nächste 18. Oct. uns" von dieser Schmach befreien! Sie haben die Sache öffentlich angegriffen; lassen Sie es nicht dabei bewenden, sondern setzen Sie Ihre Bestrebungen fort, und es muß gelingen; denn es giebt keinen Mann, der die Sache besser in die Hand nehmen könnte, als Sie. Ich habe einen Bekannten, den ich um sein Urtheil wegen des Spiels bat. Er antwortete mir: „Es kommt gleich nach dem Stehlen." Und ich antwortete meinem würdigen Briefwechsler Hrn vr. P.: „Stehlen ist dieser Schande gegenüber eine Kleinigkeit. Das Stehlen schämt und fürchtet "sich doch noch; die schädlichsten Lasier sind die, welche schamlos auftreten, sie locken und ver fuhren geradesten Wegs für die Hölle."" Es bleibt also unter allen Biederleutcn der Schluß und Beschluß: dieser Schande- makcl muß vertilgt und ausgelöscht werden. Es sitzen in der herrlichen Stadt Frankfurt ja mehr als dreißig Sendboten deutscher Regierungen, welche Stimme haben und in allen ehr lichen deutschen Sachen große Stimme und Macht haben sollten. Sie werden oft genug von Kleinigkeiten geplagt; möchten sie sich doch einmal mit dieser deutschen Schande plagen! Wir dürfen ja nicht voraussetzen, daß sie blos diplomatische Herzen haben, und möchten bei der Beschauung und Wägung dieses heillosen Wesens einen recht harten Hammerschlag auf ihr Ge wissen thun, ja einen rechten Thorsdonnerhammer möchten wir führen können, daß das Gefühl dieses deutschen Hammers drin nen recht wehthäte. Denn wie sollen wir uns getrauen, unsere, großen politischen Uebel und Gefahren, deren genug da sind, zu bewältigen und abzuwälzen, wenn wir solche schmähliche sitt liche Schäden nicht einmal zu heilen wagen." — Der Unsitte unter manchen Fuhrleuten, sich gegenseitig ausfahren zu wollen, ist in diesen Tagen ein Menschenleben zum Opfer gefallen. Der Eigenthümer R. aus Schmölln bei Züllichau, der sich in Kopnitz besuchsweise aufhielt, wollte sich nämlich am 12. d. nach Wollstein zum Jahrmarkt begeben. In der Nähe von Powodwo hörte er hinter sich zwei Wagen in Galopp fahren, deren Eigcnthümer, wie die Untersuchung später herausgestellt, eine Wettfahrt machten. Indem N. dem einen Wagen auswich, gerieth er unter die Näder deS andern und wurde dergestalt verletzt, daß er nach 36 Stunden den Geist aufgab. In Strzelno wurde vor Kurzem beim Hinwegräumen von Schutt gar nicht tief in der Erde ein Münzenschatz auf gefunden. Derselbe enthielt einige Pfunde wohlerhaltener pol nischer Silbergroschen aus den Zeiten der Könige Sigismund III. und Stephan Bathort. Alle Münzen von verschiedenem Gepräge, welche fast sämmtliche Münzstädte Polens vertreten, zählen vom Jahre 1586 bis 1600. Dieselben sind so schön erhalten, daß sie nur kurze Zeit oder gar nicht im Umlauf gewesen sein können. Nur wenige Exemplare sind nach Bromberg gelangt, die meisten sind in die Hände eines Numismatikers nach Jnvwraclaw gekommen. In einem Schreiben aus München in der Augsburger > Postzeitung heißt es: „Im vorigen Jahre hat ein Mitglied deS hiesigen Magistrats öffentlich ausgesprochen, daß es nicht leicht j eine Stadt giebt., in welcher bei einem Theil der Bevölkerung^ die wilde Zerstörungslust so ausgebildet, wie es leider hier ' der Fall ist. Wie oft schon sind die schönsten Bäume der v«r- I schiedenen Alleen das Opfer des rohesten Vandalismus geworden! In neuester Zeit haben sich einige Bösewichte die schönen Fresco- gcmälde unter den Ärcadcn zu ihren Opfern ausgewählt; fast jeden Morgen findet man eins oder mehrere jener historischen Gemälde bald roth durchstrichen, bald mit rother Farbe bespritzt. Obgleich mehrere Invaliden die Aufsicht führen und auch die Gendarmerie die gemessensten Aufträge hat, ist es bis jetzt noch nicht gelungen, den Thätern auf die Spur zu kommen. In der vergangenen Nacht sind wieder zwei Bilder auf die schänd- ! lichste Weise verletzt worden." Dessau, 19. Oet. Die herzoglich anhaltische Regierung hat unterm 15. Oct. eine Verordnung, betreffend die Unterbrin gung und polizeiliche Ueberwachung der fremden Arbeiter, er lassen. Bemerkenswerth erscheint in derselben namentlich der Grundsatz, daß jeder Besitzer von gewerblichen oder landwirth- schastlichen Anstalten, welcher Arbeiter von auswärts heranzieht, für deren Unterkommen Sorge zu tragen hat. Zu diesem Be- Hufe sind besondere Arbciterwohnungen einzurichten, welche den Arbeitern einen gesunden Aufenthalt gewähren. Familien müs sen eigene Zimmer erhalten. Koburg. Einem der thätigsten und renommirtesten hie sigen Bierbrauer, Herrn Anton Sturm, hat Se. Durchlaucht der Fürst Schwarzenberg zu Prag, welcher bei Gelegenheit der XIX. Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe dem Erstern auf Einladung einen Besuch in seinem Locale abstattete, eine große Quantität des besten Saazer Hopfens zum Geschenk ge macht, um daraus den Koburgern recht gutes Bier zu brauen. Frankfurt, 19. Oct. Die kleindeutsche Banknoten-Con- ferenz ist heute Vormittag im englischen Hause zusammengetre ten und durch den Fürsten Julich von Hohenlohe eröffnet wor den. An derselben haben sich ungefähr 10 Banken betheiligt. Man nennt als solche außer den beiden Darmstädtern die Bre mer, die Braunschweigische, Dessauer und Geraer Bank; ebenso die Credit-Anstalten zu Koburg, Leipzig, Meiningen und Son dershausen. Paris, 19. Octbr. Der heutige „Moniteur" veröffentlicht ein Privatschrciben aus Bombay vom 15. Septbr. Hiernach haben zwar in,dieser Präsidentschaft keine neuen Rebellionen stattgefunden, indcß war die Stimmung bei den einheimischen Truppen doch eine schlimme und man schritt zur wirklichen Ent waffnung derselben. Die ostindische Compagnie hat den Ankauf von 17,000 Kameelen und 9000 Elephanten verordnet. Diese Maßnahmen deuten an, daß dieselbe einen sehr langen Feldzug voraus sieht. Die für den Bußtag in London angeordneten Gebete sind dort im besondern Abdruck erschienen; 1060 Exemplare wurden für die Bischöfe, Dechanten und andere Geistliche (der Staats- kirchc) höher» Ranges, 49,000 zum Gebrauch der Pfarrgeistlich- kelt abgezogen. Außerdem wurde eine wohlfeile Ausgabe in 1,000,000 Exemplaren veranstaltet und zu 2 Sh. 6qPce. per 100 verkauft. Ein Spekulant nahm 4000 und dachte damit im Krystallpalast unter Sir Spurgeons Gläubigen eln gutes