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Erscheint jede« Wochentag srüh »Uhr. Inserate Wer tz« bi« Nachmittag» I Uhr für die nächst erscheinend« Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger und ' gespakene Zelle »dtr iF- . , der« Raum mit Tageblatt. 135. Dienstag, den 18. Juni. 1857. l, Tagesgeschlchtl'. Leipzig, 13. Juni. Unsere Landesuniversität hat in die sem Sommcrsemester eine Frequenz von 828 Studirenden, wo von 609 dem Inland« und 2>9 Lem Auslande angehören. Ge gen das vorhergehende Semester zeigt dies eine Steigerung von 17, da damals die Hauptsumme blos 811 war. Der Inländer sind nämlich 33 mehr, der Ausländer aber 16 weniger gewor den; das letztere findet seine Erklärung darin, daß fremde Stu denten es vielfach vorziehen, während der Sommersemester an süddeutsche Universitäten, z. B. Bonn, Heidelberg re. zu gehen, im Winter aber hierher zurückzukehren pflegen. Den Facultäten nach zählte die theologische 195 (138 Jnl., 57 Ausl.), die juri stische 321 (240 Jnl., 81 Ausl.), die medicinische 202( 158 Jnl., 44 Ausl.) und die philosophische 110 (73 Jnl., 37 Aus.) Breslau, 12. Juni. (D. A. Z.) Gestern Nachmittag hatte eine der geachtetsten Familien der Stadt ein entsetzliches Unglück betroffen, Las die allgemeinste Theilnahmc hcrvorrtef. - Frl. G., die schöne 17jährige Tochter eines RegierungSraths, bereitete für Vater und Mutter Nachmittags 4 Uhr Kaffee auf einer Maschine mit Spiritus. Durch Oeffnen der Stubenthür entstand ein Luftzug, wodurch die Spiritusflamme in Lie Höhe schlug, die leichten Kleider des liebenswürdigen Mädchens ent rindete und leider so rasch um sich griff, daß sie bald über und über in Hellen Flammen stand. Statt sich nieder zu werfen, lief die Brennende in der Todesangst von Zimmer zu Zimmer, Vater und Mutter voll Entsetzen ihr nach, um der geliebten Tochter rettend die Kleider vom Leibe zu reißen. Dies gelang nur theilweise. Vater und Mutter verbrannten sich selbst dabei sehr stark die Hände, und der Vater hatte noch das Unglück, . sich bei einer Entröcthür, deren Glasscheiben er durchstieß, die verbrannten Hände aufs empfindlichste durch Schnittwunden zu verletzen. Die Tochter erlag heute Morgen nach namenlosen Schmerzen den Brandwunden. Die trefflichen, so tief in Jammer versetzten Aeltern sind zwar stark beschädigt, aber außer Gefahr. Wien, 11. Juni. Hier sind im Laufe dieser Woche dem Vernehmen nach mehre wichtige Beschlüße in Bezug auf die Stellung der protestantischen Kirche im Kaiserstaate gefaßt wor den. Der Minister des Innern, Frh. v. Bach, und der Kultus minister, Graf Leo Thun, haben in dieser Frage mehrmals Vortrag vor dem Kaiser in Laxenburg gehalten; es folgten längere Besprechungen, deren Resultate die erwähnten Beschlüsse waren. Von ihrem Inhalte vernimmt man nichts Näheres; nur soviel verlautet, daß der Monarch, treu dem Kaiserworte, Las er der ungarischen Deputation gegeben, beschlossen hat, der evangelischen Kirche seines Reichs eine möglichst gesicherte unab hängige Stellung einzuräumen. Die nächsten Tage werden uns wohl darüber nähere Auskunft bringen. Rebhühner 111,040 625,527 Stück, Zusammen Wachteln Hasen Kaninchen Wildgänse Stock-Enten Plaß-Enten Waldschneppen Moos,chnepsen Wildtauben Fischottern Füchse 7369 - 430,422 - 771 Stück 407 - 1039 - 3846 - 205 - 1874 - 673 - 41,847 - 2161 Stück 278 - 6073 - 4235 - 4595 - 2604 - 2023 - 138 - 3837 . Edelwild Schwarzwild Dammwild Rehwild Auerwild Birkwild Hasenhühner Fasanen Ueber die Jagdausbeute Böhmens in der Jagdperiode 1856/57 hat der k. k. Statthalter Freiherr von Mecsere eine interessante statistische Zusammenstellung verfassen lassen, welche in 5 Tabellen einen klaren Beleg liefert für die Bedeutung die ses Zweiges der landwirthschaftlichen Production. Es ist natür lich, daß darin die gewiß bedeutende Anzahl der Lurch Wild frevel abhanden gekommenen Jagdthiere nicht in Anschlag ge bracht sei, und doch erhält der Ruf, daß Böhmens Wildbestand der erste sei im östlichen Europa, dadurch seine volle Begrün dung. Es wurden in der erwähnten Jagdperiode erlegt: welche zusammen über 3177 Centner wiegen und 2166 Ctr. at» nießbaren Fleisches bieten. D«6 Gewicht der Geweihe wird auf 5 Ctr. 120 Pfd. angegeben. Der Geldwerth der gesammten Jagdausbeute beziffert sich mit 479,372 fl. 15 kr. C.-M., wo von aus das genießbare Fleisch 330,824 fl. 11*/, kr., auf die rohen Felle aber 145,983 fl. 46 kr. entfallen. Münster, 7. Juni. Das Sprüchwort, daß man an manchen Orten katholischer als in Rom sei, bewährt sich hier dadurch, daß man die Sonntagsfeier jetzt hier so streng beobach tet, daß den Bäckern das Brodbacken in der Sonntagsfrühe untersagt bleibt. Vielleicht kommt das sonntägige Kochen auch noch in Verruf, so daß wir Sonntags mit kalter Küche vorlieb nehmen oder uns jüdische Köchinnen anschaffen müssen, wenn nicht der Sonntag zum Fasttag werden soll. Aus Württemberg, 7. Juni. Gegenüber Len hier und da austauchcnden Bestrebungen für Wiedereinführung einer strengern Kirchenzucht dürfte ein jüngsthin von unserer evan gelischen Synode gefaßter Beschluß von noch erhöhterem In teresse sein. Hiernach „ist bei Vorladungen von Scortanten stets Lie zulässige Schonung zu üben und daher nach den Um ständen des einzelnen Falles zu erwägen, ob nicht statt der Vor ladung vor den vollen Gemeinderath zunächst noch gelindere Mittel in Anwendung zu bringen seien." Als solche bezeichnet der gefaßte Synodalbeschluß vornehmlich: „1) daß der Geist liche des Orts als Seelsorger mit evangelischer Weisheit und Milde den Schuldigen gegenüber thue, was seines Amtes ist (das ist wohl die richtigere Art, wahrhafte Seelsorge und Kir chenzucht durch den Geistlichen zu üben); 2) daß die Vermah nung von einzelnen, hierzu ausgewählten Mitgliedern LeS Te- meinderaths geschehe, um das gegebene Aergerniß bei allem Ernst und Nachdruck doch zugleich mit der nöthigen Rücksicht auf die bcsondern obwaltenden Umstände zu rügen." Gisenacb, 11. Juni. Die fünfte Versammlung der deutschen evangelischen Kirchenconferenz wurde heute Morgen durch einen feierlichen Gottesdienst in der Capelle der Wartburg ringeleitet und um 12 Uhr in der Aula LeS Karl-Friebrichs-Gymnastunts eröffnet. Bisjetzt sind 28 Abgeordnete deutscher Kirchenregierun- gen eingetroffen, welche der Eröffnung beiwohnten. Von Hessen- Kassel und aus Baiern fe len bisjetzt noch die Deputtrten, welche an den frühern Konferenzen theilgenommen. Die Konferenz- Mitglieder versammelten sich vor 9 Uhr im Sängersaal LeS Landgrafenhauses auf der Wartburg und begaben sich von da im Zuge unter Vortritt der beiden functionirten Geistlichen in die Kapelle. Nach einem EingangSliede betrat Oberhofpredtger vr. Ackermänn von Meiningen den Altar, sang in überaus erheben der Weise mit klangvoller schöner Stimme die Intonation und Collecte und verlas den 122. Psalm. Die Chorgesänge während Ler liturgischen Handlung führte der Eisenacher Kirchenchor recht rein und gut aus. Außer den gewöhnlichen Responsorien wurde ein „Heilig" von Prätorius gesungen. Dann folgte daS Hauptlied und eine ebenso tiefe als geistvolle und reiche Pre digt des ehrwürdigen Propst vr. Nitzsch aus Berlin. Er hatte den großen Text aus Lem ersten Briefe des Johanne« Cap. 4 V. 12 u. fg. gewählt, welcher mit den Worten schließt: „Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott und Gott in ihm." Sein Thema war eine Frage über das Verhältniß des christlichen Glaubensbekenntnisses und der göttlichen Liebe zu einander. Die Antwort führte er in scharfer Gliederung mit steter Verarbeitung des Textes aus: wie beide sich auf allen Seiten ihres Wesens nicht nur berühren, sondern durchdringen und erfüllen. Die Predigt war ein Meister stück homiletischer Arbeit und von dem milden Geist eine« festen Glaubens und tiefer christlicher Liebe durchdrungen. In der ersten Sitzung der Conferenz sollen Oberhofprediger v. Grünetsen wieder zum Präsidenten und Oberconfistorialrath v. Mühler zum Vicepräsidenten gewählt worden sein. Der Allgemeinen Zeitung schreibt man aus Genua vom 7. Juni: „Wir sind hftr wieder einmal Zeuge eines schrecklichen Verbrechens gewesen. Ein Bauer, auS einer in Ler Umgegend