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Srscheint jed« Wochentag früh S Uhr. Inserate »er- he> hi» Nachmittag» r Uhr für die nächst- erscheinende Nummer angenommen. Freiberger Anzeiger ----7- und »chttMie Zeile »det , deren Naum MÜ 5 L Tagevlatt. -- 132. Freitag, den 12. Juni. 1857. Tagksoeschichte. Schwarzenberg, 2. Juni. Im dasigen Amtsbezirke soll einer in der ,,V. Z." enthaltenen Notiz zufolge eine „Tanz steuer" clngeführt worden sein, deren Ertrag zu kirchlichen Zwecken verwendet wird. In verschiedenen Gemeinden de» obern Gebirges nämlich ist durch legale Beschlußfassung der Gemeinde- räthe und mit Genehmigung der Gemcindcobrigkeiten eine Ab gabe, fast durchgängig in der Höhe von 5 Pf. von Jedem, der eine öffentliche Tanzbelustigung besucht, zu gewissen Gemeinde zwecken eingeführt. Dieselbe Abgabe ist in zwei vereinzelten Fällen auch von Kirchengemeinden zu bestimmten kirchlichen Zwecken erhoben worden, und die vorgesetzten Behörden haben keinen Anlaß gefunden, dergleichen formell legal gefaßten Be schlüssen entgegenzutreten. Daß nun die Erhebung einer der artigen Abgabe, zu welchem Zwecke sie auch geschehe, zu Miß deutungen Anlaß bieten kann, kann zugegeben werden; allein der unbefangene Beurtheiler wird es um so weniger mißbilli gen, daß die Behörden in dergleichen Dingen, soweit cs gesetz lich zulässig ist, der Willensfreiheit in den Gemeinden möglichst freien Spielraum gewähren, wenn er berücksichtigt, daß die Ge meindevertretungen jene Beschlusse hauptsächlich aus dem Grunde gefaßt haben, um dadurch der immer mehr überhand nehmenden und auf directem Wege schwer zu bekämpfenden Vergnügungs sucht einigermaßen entgegen zu arbeiten und dabei von der Auf fassung ausgegangen sind, daß es nicht unbillig sei, Denjeni gen, welche Geld genug haben, um Tanzbelustigungen zu besu chen, zugleich einen, verhältnißmäßig doch nur sehr kleinen Beitrag zur Armenkasse oder zu einzelnen, im Voraus bestimm- ten kirchlichen Zwecken anzusinnen. Berlin, 9. Juni. Ueber den Unfall der Explosion des Dobermout'schen Laboratoriums berichtet das „Dr. I." Fol gendes: Seit gestern Mittag war in dem Laboratorium nicht gearbeitet und dasselbe um diese Zeit verschlossen worden. Do- bermont befand sich während des Nachmittags in Treptow (einem an der Spree belegenen Lustort), um dort Anstalten zu einem Feuerwerk zu treffen, welches am Donnerstag stattfinden sollte. Von hier war Dobermont gegen Abend nach Hause gekommen, wo er den Spritzenmeister des königl. Opernhauses, Holz, vor fand; mit diesem begab er sich in seinen Garten, um die Blu men zu begießen; in der Nähe der Männer war eine Frau, die Schwester einer Mietherin des merkwürdigerweise ganz un versehrt gebliebenen Vorderhauses, mit Gartenarbeiten beschäf tigt, und in einem von Fachwerk aufgeführtcn Hause, welches zur Aufbewahrung von Feuerwerkskörpern diente, lag der Ar beiter des Dobermont, Friebel, fieberkrank im Bett, mit welchem er bei der Explosion in die Höhe flog. Kaum hatten die Män ner die Gießkannen zur Hand genommen, als die Explosion er folgte, deren Entstehung also vollständig räthselhaft ist. Die Polizei ist mit Ergründung Ler Ursachen beschä tigt. Es ist betrübend, daß die Möglichkeit einer böswilligen Absicht leider nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Man muß hoffen, daß eine solche sich nicht herausstellen wird. Dobermont's Frau ist unverletzt, sie befand sich im Augenblicke des Ereignisses an der Seile ihres Mannes; der Sohn mußte aus dem Kroll'schcn Etablissement geholt werden; die Tochter ist schwer verwundet und befindet sich im Charitekrankenhause in ärztlicher Behand lung. Von den drei Hunden, welche Dobermont stets umgaben, wurde einem Neufundländer der Kopf zerschmettert, ein Feuer wehrmann machte den Qualen des Thieres durch Erstechung ein Ende; zwei andere Hunde wurden fortgeschleudert, sind aber sonst unbeschädigt geblieben. Der Arbeiter Friebel, welcher ge- tödtet wurde, hinterläßt eine Frau und drei Kinder. Die im klebrigen vorgekommenen Verletzungen sind unerheblich. Se. Maj. der König war heute Morgen vor seiner Abreise an Ort und Stelle, um sich von dem Thaibestande zu überzeugen. Berlin. Ladengehülfinnen ist jetzt der Name eines eignen Standes in Preußen und vorzüglich in Berlin, der den Com mis große Concurrenz macht. Es sind vorzugsweise gebildete Frauenzimmer, die französisch und englisch sprechen und mit her Buchführung vertraut sind, sehr gesucht, und man bietet ihnen neben freier Station 120— 130 Thaler jährlich Gehalt. Wien, 8. Juni. Der Kaiser hat in einem Schreiben an den Erzherzog Albrecht den Ungarn seinen Dank für die ge» fundene Aufnahme ausgesprochen und daö Versprechen einer baldigen Rückkehr gegeben. — Die „Wiener Zeitung" schreibt: „Der Magistrat der Stadt Wien hat zu Ende deS verflossenen Jahre« eine Auf» nähme der Bevölkerung der Stadt und Vorstädte veranlaßt und zwar vorzüglich zu dem Zweck, um eine genaue Evidenz der Gemeindcmatrikel zu erzielen. Diese umfangreiche und schwierige Arbeit nahm einen Zeitaufwand von nahe an sech« Monaten in Anspruch und lieferte eine Reihe interessanter sta tistischer Daten, die folgende Hauptresultate ergeben: Die An zahl der Häuser in der Stadt und den Vorstädten beläuft sich auf 9453 und jene der Wohnparteien oder Wohnungen auf 89,449. Als einheimisch cünscribirt erscheinen 237,004 Seelen, als fremd 233,438 Seelen, so daß die Gcsammtzahl der Bevöl kerung Wiens die Summe von 471,422 Seelen erreicht, wobei jedoch zu bemerken ist, daß hierbei der Stand Ler Garnison nicht milgercchnet ist. An weitern statistischen Details sind be- merkenswcrlh: die Summe der Katholiken von 442,207 Köpfen, jene der unirten und nicht uninen Griechen von 1081 K., dann der Protestanten Auzsburgischer und Helvetischer Confession von 12,749 K., der Juden von 15,376 K. und der Türken von 33 Köpfen. Die Summe der männlichen Gesammtbevölkerung ist 235,223 Köpfe und jene der weiblichen 236,219 Köpfe. Unter der männlichen einheimischen Bevölkerung sind ferner Personen mit einem bestimmten Erwerb 59,885 Köpfe, ein Nachwuchs bi« 19 Jahre 45,952 K., Personen im militärpflichtigen Alter 7602 K. Die fremd conscribirte Bevölkerung vertheilt sich auf 17,955 Fremde ans dem Auslande und 216,478 Fremde au« den verschiedenen Provinzen." Der Großfürst Constantin ist bereits am 5. Juni in Hannover eingetroffcn. Bei der Königin von England hat er nur einen Tag verweilt und das englitche Volk ist außer sich darüber, daß die Königin den Großfürsten an einem Sonn tag mit Kanonendonner empfangen habe, das sei gegen da« Sonntagemandat. Hamburg, 8. Juni. Se. kats. Hoheit der Großfürst Konstantin wird morgen in Harburg erwartet, um sich dirett von da über Alioua nach Kiel zu begeben, von wo das Dampf schiff „Rurik" ihn nach St. Petersburg bringen wird. Belgien. Die belgischen Minister haben sämmtlich ihpt Entlassung eiugereicht. Ma» weiß aber noch nicht, ob sie der König annehmen oder zurückwcisen werde. Den traurigsten und bcklagenswerthesten AuSgang haben die Vorfälle in Belgien in Jeniappes genommen. Dort hat sich der Pöbel zusammengerottet, ist lärmend vor das Kloster gezogen und Hai niat nur alle Fenster eingeschlagcn, sondern ist auch in das Innere eingedrungen und hat alle Hau«- und Küchcngcrälhe. zerstört, dir Matratzen und Betten auf dem Vor platz ausgehäuft und ein Feuer angezündet. Die meisten Klo- sterbewohncr halten sich durch den Garten geflüchtet, nur der Vorsteyer mit zwei Brüdern war nicht gewichen. Diese sollten nun ergriffen und ins Feuer geworfen werden; die Unglücklichen wehnen sich wie Verzweifelnde, harten aber doch zuletzt unter liegen müssen, wenn nicht das Militär gekommen und sie au« den Händen dieser Cannibalen befreit hätte. Feuilleton. * Der auf Leu 13. Jimi gestellte Termin de« Weltunter gangs ist verschoben, werden, und findet vor der Hand nicht statt, da der Komet auf seiner großen 3üüjährizen Reise sich verspätet hat, um Ler alte» Erde, der bereits, wie Kladderadatsch bemerkt, die Haare g.wallig ansgehen und die Augen trübe werden, das Lebenslicht anszublasen.