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Erscheint täglich früh » Uhr, mit «nSnahme der Sonn- und Festtage. - Prei, halbjährlich 22'/, Nzr. Die gespalt. Zeile S Io. SS. Montag, den 10. September der deutschen Frage. (D. S.) — Der Bau der zweiten Elbbrücke, dessen künstlerische An lage und Ausführung allseitige Anerkennung finden, schreitet rasch vorwärts und am 5. September BormittagS fuhr das erste Schiff durch den in der Mitte des Stromes liegenden, Mr Kränzen und Fahnen geschmückten Bogen. Die am rechten Ufer liegenden Sogen find nun auch in Angriff genommen, während der Aufbau der Pfei ler zwischen den bereits fenigen Bogen rüstig fottschreitet, so daß das vorgesteckte Ziel in diesem Herbste glücklich erreicht werden wird. Das russische Volk. (Schluß aus Nr. 97.) So handelt eS fich in Rußland nicht mehr bloS um daS Auf hören der Leibeigenschaft, um die Freiheit der Person, sondern zugleich um daß Anrecht auf den Boden; der Bauer räsonnirt ganz offen darüber, er sagt nicht: daSLand unseres Herrn, sondern: unsere Erde. Die Natur der russischen Revolution als einer socialen ist so mit vorgeschrieben und liegt auch im ganzen Charakter deS Volkes, in seiner Gemeindeverfassung. Der Grund und Boden gehört der Gemeinde, der einzelne Bauer ist nur Nutznießer desselben, Erbrecht gilt nur für das mobile Eigenthum, nicht aber für das Grundstück, und alle 20—25 Jahre findet eine neue Bodenvertheilung statt. In diese Gemeindeordnung, sei eS auch in der besten Absicht, einzugreifen, ist nicht gestattet, eS wäre das Todesurtheil für jeden Herren. In diesem Sehnen nach Verbesserung ihrer Lage, in dieser Bereitwillig keit zum Aufstande sind aber alle Bauern, Kron-, Staals- und leibeigene Bauer», einig, denn trotz dieser dreifachen Namensver- schiedenheit ist ihr Loos immer dasselbe, elende unwürdige. Während .die beioen ersten dem Namen nach nicht leibeigen sind, wie die Bau dern der Edelleute, so kommt die Sache doch auf dasselbe hinaus, ja wird häufig noch ärger, so daß solche Bauern ausrufen: gehörten wir doch einem Edelmann! Die Kronbauern haben nur daS wilde patriarchalische Verhältniß zu ihrem Grundherrn oder dessen eigen mächtige Willkühr mit einer systematischen Bedrückung und Aussau- chung, — durch die Beamten vertauscht, sie stehen unter der Verwal tung des Ministers der Reichsdomänen. Nun ist die Beamrenwelt ein wohlgegliedertes Ganze, eine Leiter von unzähligen Sprossen, von de nen keine einzige überstiegen werden darf, wenn man zur Spitze, zum Kaiser, gelangen will, und das Sprüchwort läßt außerdem den Him mel hoch und den Czaren weit sein. Man begreift so ohne Mühe, welcher Blutegelsumpf die russische Beamtcnkaste für daS Volk ist, mit welcher Frechheit es betrogen, tyrannisirt und dann noch verur- theilt wird, ohne daß ihm Recht wird, da alle Klagen auf dem Wege nach Petersburg in den BureauS der höher gestellten Beamten liegen bleiben und so dem Volke kein Weg mehr zur Klage übrig ist. Ein Beispiel wird dies erläutern. In Folge von Mißwach's deS Ge treides erhielten vor einigen Jahren die Bauern im Gouvernement ' Pensa Saatkartoffeln von der Regierung. Die Kartoffeln aber hat ten sich durch Vermittellung und Spekulation der Lieferanten infaule verwandelt und die Bauern protestirten gegen die unnütze Arbeit diese auszulegen. Die Beamten ließen fich dieses Zugeständniß theuer be zahlen, später aber, um wenigstens den Schein zu rette« und daS Nichtreifen der Saat aufs Wetter schieben zu können, zwangen sie Politisches. i Dtttbtu, 4. September. Die mit dem L. September aL o aNf- gegangene Jagd wird auf den verschiedenen in der nahm Umgegend Dresdens gebildeten Revieren auf das Regste getrieben, nur Vie soge nannten Stadtfelder Dresdens, dieBefitzungen der hiefignuSHadt- Oekonomen außerhalb Dresdens und die nahe der Stadt g«egmen Güter, sind bis jetzt noch verhindert, die Jagd nach Z. A4 der Grund rechte und der dazu erschienenen Ausführungsverordnung auSzuüben, weil — die jagdberechtigten Besitzer noch nicht einig unter einander geworden sind; jedoch muß auch in diesem Bezirk spätestens im Lauft dieser Woche eine Verständigung und Einigung der Betheiligten statt finden, indem im äußersten Falle die'Majorität den Ausschlag gibt. — Größtentheils ist die Jagd in den in Dresden liegenden Revieren der einzelnen Ortschaften an irgend einem Grundbesitzer der betreffenden Commun verpachtet und der Pachtzins pro Acker als höchster 6. Ngr., als niedrigster 2 Ngr. bis jetzt festgehalten worden. — DerJahreS- tag der Verfassungsübergabe, der 4. Septbr., ist hier in Dresden in diesem Jahre zum ersten Male ohne alle äußere öffent liche Feier vorüber gegangen. — Abends war Concert mit Feuerwerk an allen öffentlichen Orten des großen Gartens zum Besten hilfsbe dürftiger Auswanderer. -rer-ea, 7. September. Zuverlässigen Mittheilungen zufolge fin det heute in Teplitz eine Konferenz zwischen dem Kaiser von Oester reich und den Königen von Sachsen und Preußen statt, Letztere smd heute früh dorthin abgereist. Ohne Zweifel gilt diese Besprechung die Bauern dennoch, die kranken Kartoffeln zu säm. Die Folge war ein Aufstand der erbitterten Bauern, der nur mit Hüt und lkeuz unterdrückt wurde. So ist, obschon auch der Adel beim Bauer nicht beliebt ist, doch die Bcamtenkaste das erste Opfer deS Hasses, und diese Aufstände zerstören so regelmäßig ein Stück der russischen StaakS- maschine, so das Nicolaus 1841 auf den Gedanken kam, die Bauern frei zu machen, nur um die Staatsmaschine zu retten. Wir werden später sehen, daß dies vergebliche Mühe blieb und - Heiden mußte. Freiberget Anzeiger und Tageblatt Verantwort!. Herausgeber I. G. Wolf in Freiberg.