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- 102 Häuser gesperrt und die Aerzte mit neuen Impfun gen beschäftigt; in Leipzig herrscht neben den Blat tern das kalte Fieber, und in dem Dorfe Wahles hausen bei Kassel grassiren die schwarzen Blattern. Die Münchner Baumeister recommandiren sich Weder. Sie haben ein Haus beinahe fertig gehabt, ehe es einstürzte, und noch dazu kam der Einfall gerade auf den Sonntag, wo die dreißig Arbeiter nicht erschlagen werden konnten. In Diez an der Lahn sollten am 8. Juni vier Militairs auf einmal hingerichtet werden. Sie hat ten in Verbindung mit 44 andern im Jahre 1827 einen Kadetten im Haingarten bei Weilburg aufs Grausamste ermordet. Alle 48 Theilnehmer waren zum Tode verurtheilt worden, der Herzog aber hatte bei den Uibrigen das Todes-Urtheil in Zucht hausstrafe gemildert. Der Freiherr von Falkenstein soll m Wien der badischen Preß-Freiheit sehr glücklich das Wort ge sprochen haben. Der Wiener Hof, heißt es- habe sich überzeugt, daß nirgends in einem Lande mehr Ruhe und Gesetzlichkeit herrschen, nirgends die Liebe und Treue zwischen Fürst und VE und ungetrübter seyn könne, als jetzt in Baden unter der Herrschaft der Preß-Freiheit. Die Franzosen behaupten, der jetzige Ausbruch des Kriegs in Frankreich sey ein tieferer und euro päischer Plan; die Karlisten seyen offenbar von mehrern großen Machten mit Geld und Waffen Unterstützt; in Spanien stehe eine große Armee zur Hilfe bereit; Holland erwarte nur den Aus bruch der Feindseligkeiten in Frankreich, um Bel gien anzugreifen, und was in Deutschland gesche hen werde, wisse man noch nicht. Bei dem. verhangnißvoüen Leichenzuge des Gene rals Lamarque in Paris bemerkte man auch die Deutschen mit einer schwarz-roth-goldyen Fahne an ihrer Spitze. Mit der. Herrath ist's nun richtig. Die belgische Hofzeitung, zeigt amtlich an, der König Leopold von Belgien vermahle sich mit der ältesten Tochter des Königs von Frankreich, Prinzessin Louise , und es sey zu hoffen , daß dadurch auch die beiden Rationen sich vermählen würden- freilich das Trauen nothwendig ist. Die Reformbiü ist in der Nacht vom M zum 5» Juni, im, Oberhaus mit 106 gegen 22 Stimmen durchgegangen. Noch einmal sprachen sich die Geg ner laut. dWgen aus und nanntmchas mue M dm Untergang des Landes. Graf Grey sprach aus führlich und tüchtig für die Bill. Man erwartete schon am folgenden Lage die königl. Bestätigung. Daran hat wahrscheinlich der fromme Luther nicht gedacht , daß ihn der stuttgarter Censor noch einmal unter seine Gcheere nehmen würde. Im neuesten Blatt des Hvchwachters steht unter der Aufschrift: ((Luthers Fürstenspiegel» ein schöner weißer Platz, in den jeder sein Bild ein setzen kann. Der Hochwächter will nun eine Samm* lung von Censürlücken herausgeben, d. h. alle ihm gestrichenen Stellen in einem besonderer Band von 20 Bogen, der bekanntlich der Censur nicht unter worfen ist, abdrucken Lassen und .unentgeltlich an alle seine Leser vertheilen. Die göttinger Bibliothek will, Privatvemehmen nach, ein eigenes Bücher bret für gestrichene Bücher etabliren. In unserer vconomischen Zeit kömmt nichts um; das kleinste Plätzchen wird benutzt , und sogar die Censürlücken. Mitten in einem großen weißen Platz macht der Hochwächter die wichtige Nachricht be kannt , daß am Sonntag Trömpetermusik auf der Silberburg gegeben wird und das Glas Lagerbier M Kreuzer kostet. Laut Leipz. Zeitung vom 15. Juni d. I. wur den mehrere pariser ministerielle Zeitungs-Blätter durch eine Protestation des Geschäftsführers eines andern dortigen Blattes, des TM zu lächeln. Der Professor Naumann hat von China viele Werke nach Berlin mitgebracht, unter denen sich auch eine Geographie befindet. Auf die Frage darin: «was ist Preußensteht die Antwort: «ein Dorf in Rußland.» Die sächsische Armee hat im Jahre 1806 für Preußen , gegen Frankreich , 1807 für Frank reich , gegen Preußen, 1809 mit Frankreich gegen Oestreich, 1812 für Frankreich mit Oest reich und Preußen verbunden gegen Rußland, 1813 für Frankreich, gegen Oestreich,,Rußland und Preußen, 1814 gegen Frankreich, für Oest reich , Rußland und Preußen gefochten, und sich so unzählige Male umgewandelt von Freund in Feindvon Feind in Freund. — Welcher poli tische Wechsel! Zu viel und zu wenig. In den meisten Maaten Mh's zu viel Soldaten? Nein ! nur? zu. wenig Staaten Mdts Mr die vielen Soldaten.