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Großenhainer UickrhMllW- L Anzeigtblatt. AliäL^nü cler Rölül/ AliäskmGtilialUl^uift, lieg Rölligs Ami8Wicslt8 mni l!e8 NluItrcitflL zu Ero^enlmm. Erscheinen: DienStag. Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliches Abonnement: am Schalter > M., durch den Boten ins Haus 1 M. 25 Pf., durch die Post l M. 25 Pf., durch die Post ins Haus l M. 50 Pf. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwortl. Redacteur: Herrmann Starke sen. Inserate für die am Abend auszugebende Nummer werden bis früh 0 Ubr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Nr. 118. Sonnabend, den 4. October 1884. 72. Jahrgang An Stelle des verstorbenen Hütteninspectors Herrn Adolf Schilling in Gröditz ist Herr Stationsvorstand Benno Alexander Lotze in Gröditz für den Bezirk Gröditz mit Eisenhüttenwerk, Nauwalda, Reppis, Spansberg, Schweinfurth, Tiefenau mit Rittergut und Wülknitz als Friedensrichter ernannt worden, was in Gemäßheit von 8 8 der Iustizministerial-Verordnung vom 16. Mai 1879 hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 3. October 1884. Königliches Amtsgericht daselbst. Steche, AR. geschlossen. Großenhain, am 2. October 1884. Der Stadtrath. Vogel, Stdtr. Bekanntmachung. Die Localitäten der städtischen Sparkasse und Stadtkasse bleiben wegen Rei nigung derselben Montag den 6. October v. England und Egypten. Wenig englische Ministerien sind so plötzlich und so un vorhergesehen ans Ruder gelangt, wenige sind so enthusia stisch ausgenommen worden, als das jetzige Cabinet Glad stone. Und nur wenig englische Ministerien haben so wenig Glück und — Ruhm erlebt, als dasselbe Cabinet. Sieht man etwas genauer hin, so kann man gerade nicht sagen, daß der britische Premier nur staatsmännisches — Malheur gehabt. Er hat in der That in allen auswärtigen großen Fragen eine Ungeschicklichkeit nach der andern begangen; er hat immer nur mit halben Mitteln gearbeitet und darum kommen England alle Actionen unter Gladstone's Aegide so theuer zu stehen und mit John Bull's Ansehen schwindet immer mehr der ehemals so riesige Einfluß des dreieinigen Jnselreiches. England weicht heute nicht nur Schritt für Schritt aus seine» Positionen zurück, es ist sogar bereits bei der vollständigen Jsolirung angelangt, in der es auch Mächten zweiten Ranges nicht mehr Nespect einflößend oder begehrenswerth erscheint. So repräsentirt sich Groß britannien heute dem politischen Beobachter auf dem Conti- nent, und wenn die Engländer trotzdem mit dem Regime Gladstone zufrieden sind, so ist das eben ihre Sache und wahrscheinlich eine Folge der inneren Reformen, welche Gladstone bereits angebahnt hat oder noch durchzuführen beabsichtigt. In der eghptischen Fittanzfrage, welche durch die Ueber- reichung der großmächtlichen Proteste in Kairo in ein neues Stadium getreten ist, findet Gladstone indessen auch bei seinen Landsleuten nur eine sehr getheilte Zustimmung. John Bull ist ein praktischer Mann und er will in jedem Geschäft klar und deutlich sehen; er läßt sich nicht gerne in eine Action ein, von der er nicht weiß, wo selbe hinauö- führt. Der finanzielle Staatsstreich Northbrook's ist aber eine That, deren Consequenzen die Engländer heute noch nickt absehen können. Ist dieser nicht zu rechtfertigende Gewaltact der Anfang zu einer vollständigen Abschaffung des Liquida tionsgesetzes oder zum Protectorat, oder zur vollständigen Annexion Egyptens? Oder hat der neue königliche Ober- Commissariuö den Staatsstreich nur darum vollzogen, weil den Herren in London in ihrer großen Verlegenheit nichts Gescheiteres eingefallen war, weil man vielleicht an der Themse und am Ril geglaubt hat, die continentalen Großmächte würden zu einem unvorhergesehenen knit neeompli einfach Amen sagen? Atte Welt begreift am Ende, wenn England bei seiner eghptischen Action nichts verlieren will, sondern lieber etwas „verdienen" möchte. Aber dazu war es noch nicht noth wendig, Egypten einen offenkundigen Bankbruch anzu- rathen; England brauchte nur die übermäßigen Zinsen der im Besitze der englischen Regierung befindlichen Suez- Canal-Actien von fünf auf drei Procent herabzusetzen und es wäre ihr der sechsfache Betrag der Summe zugeflossen, die jetzt der Schuldenkasse entzogen werden soll. Glad stone will die Fellah für sich gewinnen; England will ein fach seine acht Millionen Pfund vor allen älteren Schuld- titres gut verzinst anlegen — und die Kosten für all' das sollen die Besitzer der eghptischen Actien auf dem Continent ohne Weiteres bezahlen. Londoner Blätter, die „Times" voran, stellen sich dabei so ungeschickt und so unwissend als möglich und meinen, der Coup Lord "Northbrook's sei ein Gebot der momentanen Noth, es gebe kein anderes Mittel, um aus der Verwirrung herauözulommen, zumal das böse Europa so kurzsichtig war, die Vorschläge Granville's auf der Londoner Conferenz abzulehnen. England konnte niemals daran glauben, Europa werde in die Suöpendirung des eghptischen Tilgungsfonds willi gen, da man an der Themse immer sehr gut Wissenmußle, daß die finanziellen Beiräthe der Großmächte auf der Londoner Conferenz die Abänderung des Liquidationsgesetzes als überflüssig erklärt haben. Es ist allerdings noch so Manches sehr unklar über die Details der Conferenz-Be- rathungen in dieser Richtung, aber es ist immerbin reckt verdächtig für die Aspirationen Englands, daß die Proto kolle der finanziellen AuSschußberathungen niemals ver öffentlicht worden sind. Die englischen Blaubücher sind sonst recht gesprächig und dickleibig, aber diesmal wußte es Granville zu verhindern, daß die endlich mit schwerer Mühe angefertigten Ausschuß-Protocolle veröffentlicht wurden, bis sich etwa ein französisches Gelbbuch ihrer erbarmen wird. Doch ist vielleicht bis dahin die eghptische Finanzfrage ge regelt und dann wird es die politische Welt vielleicht nicht mehr der Mühe Werth halten, die finanziellen Kniffe Eng lands während und nach der Londoner Conferenz des Näheren zu untersuchen. Die englischen Staatsmänner waren nicht immer so kurz angebunden und scrupulös, wie heute Northbrook und sein Auftraggeber. Wir erinnern uns noch recht genau des Geschreies, das man in England über den General Jgna- tiew erhob, als dieser der Pforte vor dem letzten russisch türkischen Kriege den Rath ertheilte: so viel wie möglich von der türkischen Staatsschuld über Bord zu werfen. Dieselben Finanzpolitiker, welche damals Jguatiew und die nothleidenden Türken mit den schlimmsten Name» belegten, rathcn heute Egypten den rücksichtslosesten Bankbruch an, nicht um Egypten zu schützen oder zu retten, sondern um die Geschäfte Englands so einträglich als möglich zu ge stalten. Die Besitzer egyptischer Actien auf dem Continent mögen daun zusehen, wie sie zur Sicherstellung ihres An- lage-Capitalö und dessen Verzinsung gelangen. Nun ist auch in dieser Frage dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Dem in Kairo überreichten Protest der Vertreter der drei Kaisermächte haben sich auch die Vertreter Italiens und Frankreichs be reits angeschlossen. Die Pforte wird mit ihrem Protest umsoweniger zögern, als man in Constantinopel daran denken wird, daß die jetzige Gelegenheit nicht die schlimmste sei, die Wiederherstellung der Souverän^ät d°ö Sultans über Egypten Europa ein wenig in Erinnerung zu dringen. Es heißt zwar, daß die egyptiscke Regierung — natürlich auf Anrathen Englands — den Protest der großmächtlichen Vertreter in Kairo vorerst nur mit einer den Protest ein fach bestätigenden Note beantworten werde. Doch verlautet schon andererseits, daß England bereits daran denke, wie diesem einstimmigen Protest mit neuen Vorschlägen zur Güte zu begegnen wäre. Der Standpunkt der Mächte in dieser Angelegenheit ist von der Londoner Conferenz her zur Genüge bekannt und Graf Herbert Bismarck dürfte der britischen Regierung ziemlich reinen Wein über die Anschauungen der mittel europäischen Großmächte eingeschenkt haben. Die egvptische Frage ist nun einmal mit Willen und sozusagen auf Vor schlag Englands eine internationale europäische Angelegen heit geworden, und es ist kaum eine Aussicht dazu vor- hauden, daß selbst eine rücksichtslose Fortsetzung der Maß regeln Northbrook's die eghptischen Angelegenheiten dieses momentan unbequemen Charakters werde entkleiden können. Lagesnnchnchlm. Sachsen. Die Vorbereitungen zu den Reichötagswahlen sind in Sachsen jetzt so weit gediehen, daß die verschiedenen Parteien mit der Aufstellung ihrer Candidaten vorgegangen sind. Nach den bisherigen Meldungen ergiebt sick folgendes Tableau, in welchem die mit einem * versehenen Candidaten bereits dem Reichstage angehört haben: 1. Wahlkreis (Zittau) Handels- und Gewcrbekammer-Secretär Iw. jur. Löbner in Zittau (Compromißcandidat der Reckten», Kaufmann Buddeberg* in Zittau streif,), Maurer Pflaum stoc.-dem.). 2. Wahlkr. (Löbau) Rittergutsbesitzer 1>r. Pfeiffer in Burkers dorf (Conwrolnitzcaudidat der "Rechten >, Färbereibes. C. G. Fährmann* in Großschönau streif.'. 3. Wahlkr'. (Bautzen' Rittergutsbesitzer Reich* in Biehla (cons.). Kaufmann Weigand in Bautzen streif.» 4. Wahlkr. (Dresden-Neustadt» Oberappellationsrath Klemm in Dresden (Compromißcandidat der »Rechten', Kammann Angust Walter* in Dresden streif.', Cigarrenhändler Kaden in Dresden (soc.-dem.). 5. Wahlkr. (Dresden-Altstadt' Baumeister Gustav Hartwig in Dresden (Reformer', Geh. Rath von Einsiedel in Dresden icons,', Geh. Reg.-Rath a. D. l'r. Engel in Kötzschcubroda streif.', DrechSlermeister Angust Bebel" in Plauen bei Dres den stoc.-dcm.). 6. Wahlkr. (Dippoldiswalde' Geh. Hofrath Rechtsanw. Gustav "Ackermann* in Dresden (cons.', Kaufmann M. Kayser* in Dresden stoc.-dem.). 7. Wahlkr. 'Meißen, Großenhain« Nittergutsbes. Kammer- Herr v. Carlowitz auf Proschwitz (com.>, In. weck Schumann in Dresden streif.', Cigarremabr. Geyer in Großenhain stoc.-dem.). 8. Wahlkr. (Pirna) Rechtsanwalt Eysoldt* in Dresden streif.), Rittergutsbesitzer Bake (cons.). 9. Wahlkr. (Freiberg) Oberbergrath Merbach in Freiberg (Com- promißcandidat sämmtlicher antisocialistischen Parteien', Kauf mann M. Kayser* in Dresden stoc.-dem.' Ist. Wahlkr. (Döbeln) Rittergutsbesitzer "n Calberla auf Hirsch- selde (cons.), Redacteur Arnold Perls in Leipzig streif.), Natnrheilkundiger Albrecht in Waldheim (soc.-dem.). 11. Wahlkr. (Oschatz) Rittergutsbesitzer Günther* auf Saalhausen (cons.', Cigarrenhändler Kögel m Wurzen (soc.-dem.). 12. Wahlkr. (Leipzig) Bürgermeister Justizrath Iw. Tröndlin iu Leipzig (nat.-lib.>, Drechslermeister August Bebel* in Plauen bei Dresden (soc.-dem.). 13. Wahlkr. (Leipzig-Land) Guts- und Fabrikbesitzer Ur. mell. Heine* in Plagwitz (Compromißcandidat der Rechten), Re ferendar a. D. Viereck in München (soc.-dem.). 14. Wahlkr. (Borna) Rittergutsbesitzer Iw. Frege* in Abtnaun dorf (cons.), Lehrer Beeger in Leipzig streu.«, Tischler R. Müller in Reudnitz (soc.-dem,). 15. Wahlkr. (Mittweida) Rentier August Penzig in Dresden (Compromißcandidat sämmtlicher antisocialistischen Parteien), Lieutenant a. D. v. Vollmar* in Mittweida (soc.-dem.). 16. Wahlkr. (Chemnitz) Landgcrichtsdirector l'r. Schreber in Chemnitz (Compromißcandidat der Rechten), Rechtsanwalt Harnisch in Chemnitz streif.', Schriftsteller Bruno Geiser* in Chemnitz (soc.-dem. >. 17. Wahlkr. (Glauchau) Fabrik- nnd Nittergutsbes. Leuschner* iu Glauchau (Compromißcandidat der Rechten«, Sattler Ignaz Auer in Leipzig (soc.-dem.). 18. Wahlkr. (Zwickau) Fabrikbesitzer Ullrich iu Werdau (Com- promiß-Caudidat sämmtlicher anti-socialistischen Parteien), Gärtner Stolle* in Gesau (soc.-dem.). 19. Wahlkr. (Schneeberg) Rittergutsbesitzer Ebert* in Leubnitz bei Werdau (Compromißcaudidat der Rechten), Schriftsteller Liebknecht* in Dresden (soc.-dem.). 2st. Wahlkr. (Zschopau! Spiunereibesitzer Gehlert in Dittersbach (Compromißcaudidat der Rechten«, 'w. Mar HiZch* in Ber lin streu.), Posamenteuarbeiter Dcmler in Ehrenfriedersdorf (wc. - dem.'. 21. Wahlkr. (Aunabcrg) Fabrikbesitzer Holtzmann* m Breiten bruni: «Compromißcandidat der Rechten', Posamentenarbeiter Dcmler in Ehrenfriedersdorf (soc.-dem.). 22. Wahlkr. «Reichenbach) Rittergutsbesitzer Opitz (cons.), Fabrik besitzer Commerzienrath Niethammer*in Kriebstein (nat.-lib.), Rechtsanwalt Hempel in Zwickau streis.«, Kausm. M. Kayser* in Dresden stoc.-dem.i. 23. Wahlkr. «Plauen i. V.) Staatsanwalt l'r. Hartmann* in Plauen i. V- «cons.', Fabrikdirector a. D. Grahl in Dresden streif.', Tischler Rödiger (soc.-dem.). Auf der Hauptlinie der vormaligen Leipzig - Dresdner Eisenbahncompagnie von Dresden über Riesa nach Leipzig liefen auch nach Erwerb des gesammten Privatbahnnetzes durch den StaatSfitzcuS die Züge auf dem linken Gleise, während das Bahnpolizeireglement vorschreibt, daß auf doppelgleisigen Bahnstrecken die Züge das in ihrer Fahrt richtung rechts liegende Gleis befahren sollen, bereits be stehende Ausnahmen jedoch bis auf Weiteres beibehalten werden dürfe». Seite» der Staatöeisenbahnverwaltung sind »»»mehr, wie das „Dr. I." mitkheilt, die erforderlichen Umänderungen der Gleise und Weichenanlagen, sowie der Signalvorrichtungen soweit beendet worden, daß vom 6. October d. I. ab auf der Theilstrecke Leipzig-Riesa vom Links- zum Rechtsfahren übergegangen werden soll. In gleicher Weise hofft man in einigen Monaten die nöthigen Arbeiten für die Linie Riesa-Dresden-Neustadt beendigen zu können. Die gerichtsärztliche Untersuchung der am Montag früh in Dresden aus der Elbe gezogenen Frauensperson, an welcher ein Schädelbruch zu bemerken war, hat zu der Ueberzeugung geführt, daß diese Verletzung erst im Wasser durch Aufschlagen auf einen harten Gegenstand oder durch das Rad eines Dampfschiffes veranlaßt worden ist und daß sonach nicht ein Verbrechen, sondern ein Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt. Die Ertrunkene soll eine "Näherin sein, welche in letzter Zeit schwermüthig gewesen ist. Die neue Jnfanteriekaserne zu Zwickau wird, wie das königl. KriegSmimsterium endgiltig bestimmt hat, am 1. Juli 1885 bezogen werden. Am vergangenen Sonnabende in später Abendstunde hatte der Strohhändler Bruno Schmidt von Radeburg das Unglück, am sogenannten Kohlbusche daselbst von seinem eigenen Geschirre überfahren und lebensgefährlich am Kopfe verletzt zu werden. Am anderen Morgen wurde derselbe als Leiche aufgefunden. Dem Gutsbesitzer Gärtner in Cunnersdorf bei Medingen ist dieser Tage auf der Jagd das Unglück zugestoßen, ein auf dem Felde beschäftigtes Kind durch einen Schuß so zu