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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.09.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000917018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900091701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900091701
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-09
- Tag 1900-09-17
-
Monat
1900-09
-
Jahr
1900
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Morgen-Ansgave Druck «nd Verlag von E. Polz in Leipzig. 9L Jahrgang ^-473. Montag den 17. September 1900. Nnzeigen-Pr^lS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Rerlamrn unter dem RedactionSstrich (4g«» (palten) bO/ij, vor den Familiennachrichie» (6 gespalten) 40/4- Gröbere Schriften laut unserem Pre<«- verzeichnttz. Tabellarischer und Zifferiiia- nach höherem Tarif. Annahmeschluß für Anzeigen: Nb end «Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. vet den Filialen und Annahmestelle» je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Nrdaction und Expedition: IohanniSgaff« S. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 UhL Filialen: Alfred Hahn vorm. v. klemm'« Eortl«. UNivrrsitötsstrabe 8 (Paulinum), Louis LSsche, Latharinenstr. 14. »art. und König-Platz 7. ttpMer TagMiÄ Anzeiger. Ämtsölatt des Äonigkichm Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Polizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. Extra-veilaaen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördernng >l M.—, mit Postbeförderung 70.—. Bezugs.PreiS f, de» - auptrxpedition oder den im Stad«, bezirk und den Vororten errichteten Aus^ oobrstellen ab geholt: vierteljährlich ^14.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus b.bO. Durch die Post bezogen für Deutschland und (Oesterreich: viertesiSdrlich >t 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsenoung ins Ausland: monatlich 7.50. > <o—— Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-AuSgab» Wochentag« nm d Uhr. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Anmeldung zum cvangclisch-luthcrische» Eonfirmanden- Unterricht in Alt-Leipzig betreffend. Die Eltern derjenigen Kinder, welche in dem kommenden Winter Confirmanden-Unterricht bei einer der evangelisch-luthcrischen Kirchen Alt-Leipzig- empfangen sollen, bez. deren Stellvertreter werden biermit ersucht, die Anmeldung der Confirmanden bei den zum Confirmanden-Untrrricht berechtigten Geistlichen, soweit eS nicht schon vorher geschehen, in der Zeit vom 1. bls zum 5. Oktober d. I., Nachmittags zwische» 4 «ud <» Uhr und zwar, wenn möglich, persönlich unter Zuführung de» Kindes, andernfalls schriftlich bewirken zu wollen. Die Wahl des Geistlichen sieht den Eltern frei. Wo nicht be sondere seelsorgerische Beziehungen vorhanden sind oder gewünscht werden, hat die Anmeldung bei einem Geistlichen desjenigen Kirch spiels zu geschehen, innerhalb dessen dle Eltern wohnen. Bei der Anmeldung ist «in Nachweis der Taufe des Kindes durch ein Taufzeugnitz oder eine Bescheinigung im Familienbuch beiznbringen. Tie Geistlichen sind gebunden, bei der Annahme von Confir« manden die zulässige Zahl nicht zu überschreiten. Diejenigen Confirmanden, welche bei keinem bestimmten Geist lichen angemeldet und zur Annahme gelangt sind, werden dem Pfarrer des Kirchspiels, in welchem sie wohnen, mit dem Ersuchen zugewicsen werden, für ihre Aufnahme bei einem Geistlichen des Kirchspiels Sorge zu tragen. Söhne und Töchter, welche außerhalb Alt-LripzigS wohnen, be dürfen zur Ausnahme in den Confirmanden-Unterricht in Alt-Leipzig einer von den Eltern zuvor einzuholenden Genehmigungs-Bescheinigung des zuständigen OrtSpfarrerS. Zur Entgegennahme von Confirmanden-Anmeldun i sind bereit und berechtigt: I. bet St. Thoma: 1) Superintendent und Pfarrer v. Pank, Thomaskirchhof L2. 2) NrchidiakonuS läo. vr. v. Ertkgern, Burgstraßr 1. 3) Erster Diakonu« Vr. Krömer, Bnrgslraße 3. 4) Zweiter Diakonus Hanittsch, Windmühlenstraß, 28, IN. II. bei St. Nicolai: 1) Pfarrer v. Hölscher, Nicvlaikirchhof 4, Erdgeschoß. 2) ArchidiakonuS Planitz, Nicolaikirchhos 3, II. 3) Erster Diakonus Schnch, Nicolaikirchhos 3, IH. 4) Zweiter Diakonus Ebeling, Nstolaikirchhof 3, N. III. bet St. Matthäi: 1) Pfarrer v. Kaiser, im Saale de« Pfarrhauses, Lessing- straße 5. 2) ArchidiakonuS Pcschcck, im Sprechzimmer der Mattbäikirche. 3) Erster Diakonus Fritzsche, in der II. Sakristei der Matthäi- kirche. 4) Zweiter Diakonus Vie. Wolf, in der I. Sakristei der Matthäi- kirche (Eingang vom Nordvortal). IV. bei St. Petri: 1) Pfarrer v. Hartung, Albertstraße 38, I. 2) ArchidiakonuS Sell, im Pfarrersziinmer der Peterskirchr. 3) Erster Diakonus Thieme, Albertstrahe 38, III. 4) Zweiter DiakonuS Eckarvt, Bayerische Straße 6, NI. V. bet der Lntbcrkirchc: 1) Pfarrer H. von Scydcwitz, in der Küsterei, Hauptmann strabe 3, Erdgeschoß. 2) Erster Diakonus vr. A. IeremiaS» in der Küsterei, Haupt- niannstraße 3, Erdgeschoß. 3) Zweiter DiakonuS Pank, Weststraße 16, HI. VI. bet «1. rlnvrii: 1) Pfarrer Vr. Schumann, Pfarrhaus, Scharnhorststraße 21. 2) ArchidiakonuS Vic. Teichgräber, Pfarrhaus, Scharnhorst- straße 21, II. 3) Erster Diakonus Schmidt, Pfarrhaus, Scharnhorststr. 21, III. 4) Zweiter Diakonus Martin, Südstraße 33, Erdgeschoß. VII. bet St. AohanniS: 1) Pfarrer Vie. Vr. NüliUg i in der Expedition der Johannis- 2) Diakonus Köhler / kirche. VIII. bei der Nordkirche: 1) Pfarrer v. Unchwald, in der Kirchenexpedition, Aeußere Löhrstraß« 11, Erdgeschoß. 2) Diakonus Wcickcrt, Parthenstraße 5, I. Leipzig, Len 17. September 1900. Königliche Superinteudentnr I. v. Pank. Ocffentliche Zustellung. Dir minderjährige Elsa Liddy Gertrud Rowack, vertreten durch ihren Altersvormund, Stadtrath vr. Weber in Leipzig und im Prozesse vertreten durch den Rechtsanwalt Oberjustizruty vr. Schill daselbst, klagt gegen den Korbmacher Adolf Reinhold Franz Rowack au» Strehlen (Schlesien), zuletzt in Leipzig, jetzt unbe kannten Aufenthalts, wegen Feststellung deS Familienstandes, mit dem Anträge auf Feststellung, -atz die Klägerin nicht das ehe liche Kind des Beklagten sei, und ladet den Beklagten zur münd- lichen Verhandlung des Rechtsstreit» vor die erste Civilkammer des Königlichen Landgerichts zu Leipzig ans den 2Z November IVVV, Bormittags S Uhr, mit der Aufforderung, »inen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Der Gerichtsschreiber bei dem Königlichen Landgerichte zn Leipzig, am 5. Juli 1900. Dülling, Sekr. Versteigerung. Den IS. September d. I., Norm. II Uhr, sollen auf dem hier, Kochstrabe 50, gelegene» Neubau I Bangeräst und I Baubude gegen Baarzahluna versteigert werden. Leipzig, den Io. September 1900. Der GertchtSvollzleder beim Kgl. Amtsgerichte. ' ----- - - - Versteigerung. Den IS. September d. I., Borm. lO Uhr, sollen im Ver- stcigerungsraume Les Königl. Amtsgerichts hier I Partie Möbel» u. v. a. G. gegen Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 15. September 1900. Ter Gerichtsvollzieher beim Kgl. Amtsgerichte. Konkurs-Auction. Dienstag, den 18. September, Vormitt, von S Uhr an sollen in L.-Plagwitz, Earl-Heine-Ltratzc VL, die zur Hanitz'jchen Konkursmasse gehörigen noch vorhandenen Vorrätbe von WirthschafiSgeräthen. Emaille- und Porzcllangeschirr, Lcderwaarcn, Spirlwaaren, Schmncksachc» re., ferner die Ladeneinrichtung, Schaukästen re. im Auftrag« de« Konkursverwalters, Herrn Rechtsanwalt Schiefer, öffentlich versteigert werden. Vruube, Lokalrichter. Konkurs-Auktion. Am Mittwoch, den 19. und Donnerstag. den 20. d. Mts. je Vorm. von 10-2 Uhr, sollen Albertftratze 14, Im Austrane des Konkursverwalters Herrn Panl Gottschalck, die zur R. Arne- mann'schen Konkursmasse gehörigen Nestbestände, durch mich öffentlichnegen soforttgeBaarzahlungversteigertwerden undzwar: am Mittwoch dw. Möbel in Eiche und Nntzbaum als: Schreibtische, 1 «ktenschrank, Tische, Nähtische, div. «tühle und Sessel, Bänke, Lpicgelrahmen, «ronenlruchtcr, i Gobelin- Garnitur, div. Intarsien, Gardinen, Portidren, Decken, 1 echter persischer Teppich und 1 grosser wollener Fnjzbodcnbelag; am Donnerstag: div. Nutzhölzer, Tischlerhandwerkszruge, 1 großer Zeichentisch» 1 gr. «rlenr Zcichentafel, Regale, I Trockenstubeneinrichtung und bergl. Gegenstände. Leipzig, den 17. September 1900. Lüdtckc, Localrichtrr. Heinrich von Plauen. Hochmeister de» deutschen Ritterordens 141S-14ILV) »iachtnick verboten. Dem deutschen Ritterorden, der das östliche Deutschland colonisirte und die Bewohner desselben zum Christenthume be kehrte, hat das Vogtland vier bedeutende Männer gegeben, die in leitenden Stellungen dem Orden hervorragende Dienste ge leistet haben. Es find dies Heinrich von Weida, Landmeister von Preußen, Heinrich von Plauen, Hochmeister des Ordens von 1410—1413, dessen Bruder, Komtur von Danzig, und Heinrich von Plauen, Hochmeister deS deutschen Ritterorden- von 1467 bis 1470. Durch den Landmeister Hermann Balk und durch Heinrich von Weida war der Grund zu dem Ordens st aate Preußen gelegt worden, durch Kauf gelangte nach dem Aus sterben der eingeborenen Herzogsfamikie das Herzogthum Pommern 1308 in Besitz deS Ordens. Auf dieses Land hatte auch Polen sein Augenmerk gerichtet, doch war der Orden ihm zuvorgekommen. Im Jahre 1386 ließ sich der litthauische Großfürst Jagiello sammt seinem Volke taufen und vermählte sich mit der polnischen Erbtochter Hedwig. Durch den Uebertritt der Litthauer zum Christenthume war dem deutschen Ritterorden das Feld zu weiterer Thätigkeit entzogen worden, denn aus den Heiden w?.rcn ja Christen geworden. Trotzdem unternahmen die Deutschritter fortgesetzt Heidenfahrten in den Besitz des Jagiello. Dies war für den Jagiello Veranlassung, gegen den Deutsch orden Drohungen auSzustoßrn und Anklagen zu erheben. Der Hochmeister des deutschen Ritterordens, Ulrich von Jungingen, kümmerte sich um diese Aeußerungen Jagiello's wenig, er ordnete einen Heerzug in da- Dobrinerland an, wobei Bromberg zerstört und mehrere Burgen erobert wurden. Während der nun folgenden Friedensunierhand- lungen sammelte Jagiello ein Heer von 162 000 Mann, das aus recht fragwürdigen Elementen bestand, und fiel damit sengend und mordend in Ostpreußen ein, er eroberte Gilgenburg und mordete dessen Bewohner mit größter Grausamkeit. Diese SchreckenSthat war Ursache zu der für die Ordens ritter so vcrhängnißvollen Schlacht bei Tannenberg *) Benutzte Literatur: A. F. Völkel, Geschichte des deutschen Ritterordens im Vogtlande; Buscke, Heinrich von Plauen. am 15. Juli 1410. Mit 83 000 Mann zog der Orden gegen Jagiello, aber trotz größter Tapferkeit unterlag er. Der Hoch meister selbst und mit ihm die Blüthe der Ritterschaft deckte das Schlachtfeld, 200 Ordensritter und 400 andere Ritter, sowie 40 000 Krieger wurden erschlagen, 15 000 Mann gericthen in Gefangenschaft und dazu verlor der Orden das schwere Geschiß, Waffen, Rosse, Wagen und Lebensmittel. Damit aber noch nicht genug, es übergaben die Ritter aus Furcht ihre Burgen den Polen, das Gleiche thaten die Städte, Abfall und Verrätst machten sich allerorts bemerkbar, so daß ein Thorner Chronist über jene Zeit berichtet, „daß dergleichen nie gehört ist in keinem Lande von so großer Untreue und schneller Wandlung, als das Land unterthänig ward dem Könige binnen einem Monde." In dieser schmachvollen Zeit des Abfalles ragte aus dem Verfall, mit einem Felsen in brandender Flutst vergleichbar, Heinrich von Plauen hervor, er ward der Ritter der Marienburgund desOrdens. Bei Beginn des Krieges hatte Heinrich mit 3000 Mann die Bewachung Pommerns über nommen. Als er den verhängnißoollen Ausgang der Tannen berger Schlacht erfuhr, eilte er mit seiner kleinen Schaar nach Marienburg zur Rettung des Haupthauses. In größter Eile ließ Heinrich sämmtliche Lebensmittel aus der Umgebung in die Marienburg bringen, die Bewohner mußten sich in diese zurück ziehen, dann wurde die Stadt angezündet, der Brückenkopf aber zerstört, so daß die anziehenden Polen nirgends einen Stützpunkt für die Unternehmungen gegen die Marienburg fanden. Nachdem die Marienburg so zur Vertheidigung hergerichtet war, traten die wenigen geretteten Ordensritter zu einem Capitel zusammen und wählten den umsichtigen und entschlossenen Helden Hein rich von Plauen zum Hochmeister. Jagiello von Polen hatte geglaubt, daß nach der Vernichtung des Ordens heeres er den Hauptsitz der Ritter, die Marienburg, leicht ein nehmen könne, aber ein heftiger und klug geleiteter Widerstand erwartete ihn hier. Heinrich hatte während der Belagerung nicht nur mit äußeren Feinden zu kämpfen, auch innere Feinde machten ihm schwer zu schaffen; zu diesen gehörte vor Allen der treulose Bischof Johannes von Kujavien, der noch kurz vor der Tannen berger Schlacht bei Gott und seiner Ehre dem Orden Treue gelobt hatte. Er spionirte in der Marienburg alle Geheimnisse aus und verrieth diese dem Polenkönige, ebenso unzuverlässig erwies sich die übrige Geistlichkeit, der die straffe Zucht des Ordens zu wider war. Die Nothlage des Ordens ward auch von den Städten, die dem Orden unterthan waren, ausgenützt; sie brachen die Treue und ließen sich von dem Polentönige mit allen Frei heiten begnaden. Der schimpfliche Verrath ringsum, die Verheerung des Landes weit und breit und die geringe Aussicht auf Erfolg bestimmten Heinrich von Plauen, am 1. August 1410 hinaus in das Lager Jagiello's zu gehen und umFriedenzubitten. Hochmüthig verlangte Jagiello unbedingte Uebergabe, dann wolle er vom Frieden mit Heinrich reden. Hieraus ersah Heinrich, daß Jagiello es auf die völlige Vernichtung des Ordens abgesehen habe, dazu konnte er sich nicht verstehen, er ging deshalb in die Burg zurück, entschlossen, muthig auszu harren, und lieber ehrenvoll unterzugehen. Unerwartete Unterstützung ward ihm zu Theil. Im Lager Jagiello's brachen unter Mensch und Thier Seuchen aus, Ungeziefer in großer Zahl plagte die Belagerer. Heinrich Feuilleton. Cacilia von Haugwih. Aebtissin zu St. Georg in Leipzig. Von vr. Kurt Krebs. Wenn die Lebensgeschichte einer Person nicht nur unsere Kenntniß der Reformationszeit im Allgemeinen, sondern auch die unserer Stadt Leipzig in jener denkwürdigen Periode im Besonderen vermehren kann, so ist ihr das Interesse wenigstens der Gebildeten unseres Volkes jederzeit gesichert. Und wer das zu würdigen weiß, wenn selbst der große Historiker Leopold Ranke in seiner „Deutschen Geschichte im Zeitalter der Refor mation" einer Dame besonders gedenkt,') der «hört gern auch mehr von ihr, zumal wenn schwer zugängliche Nachrichten und völlig neue Quellen zur Verfügung gestanden haben. Cäcilia von Haugwitz war die Tochter Georg's von Haug- witz auf Markkleeberg bei Leipzig; sie hatte mehrere Schwestern mit Namen Elisabeth, Agnes und Brigitte, und wohl auch Brüder, unter denen Titz von Haugwitz am bekanntesten ge worden. Während sich Elisabeth von Haugwitz 1517 mit dem zwanzigjährigen Heinrich von Einsiedel auf Gnandstein ver- heirathete, sind Cäcilia und Agnes 1512/1513 dem Georgen- nonnenkloster zu Leipzig als Nonnen überwiesen worden.») Daß dies auS religiösen Antrieben geschehen sei, muß geleugnet werden, denn die Nonnenklöster galten als Versorgungs anstalten, wie so viele Stifte, in die man sich heutzutage gleich falls einkauft. Die Klöster selbst betrachteten sich durchaus auch al- solche und forderten darum bedeutende Eintrittsgelder; die Geschwister von Haugwih haben eine jede 400 Gulden (8000 «M bezahlt, ja eine andere Leipziger Klosterjungfrau, Namens Anna Nitzsche, hatte sogar über 900 Gulden ins Kloster ge bracht. Ueber die kirchliche Gesinnung auf Markkleeberg sind wir schon durch den verdienstvollen sächsischen Pfarrer I. K. Seidemann im Jahre 1848 unterrichtet worden,') und «- be darf darum als allgemein bekannt angenommen werden, daß Markkleeberg mit zu den ersten Orten um Leipzig zählte, wo da- Evangelium lauter und rein gepredigt wurde und die Evan gelischen Leipzigs hinwallfahrteten. Inwieweit dieses frühe Bekenntniß zu Luther auf den Pfarrer Peter Müller zurückzu- führen ist, der einst im Jahre 1518 Schlohcaplan del um die Reformation hochverdienten Kurfürst Fnedrich'schen RatheS Haugold von Einsiedel auf Gnandstein gewesen,') ist eine offene Frage, aber da- ist allbekannt, daß Cäcilien's Vater Georg da» ') Bd. IV, 105. — 1 Urkunden der Stadt Leipzig: Die Kl-ster (III, 113 f.). — *) »Die Reformation in Leipzig». ') Er berichtet so in einem 1552 erfolgten Zeugen verhöre, dessen Nieder schrift sich «ns «n. beftnwt. reformatorische Wirken seines Geistlichen geduldet, ja sich ein naher Verwandter, Namens Wilhelm von Haugwitz auf Taucha, zu Gewaltthaten gegen die zähesten Feinde Luther's in unserem Lande, gegen Herzog Georg und den Rath der Stadt Leipzig, hat hinreißen lassen.') Die Beichtväter der Nonnen zu St. Georg in Leipzig waren die Dominikaner zu St. Paul daselbst; wer sich der gewissen losen Unterwürfigkeit dieser Ordensbrüder gegen den päpstlichen Stuhl im Allgemeinen erinnert und ihrer besonderen, gerade zu teuflischen Gehässigkeit gegen Luther in Leipzig, der ahnt, daß sich ein Mensch mit Haugwitz'schen Gesinnungen durch sie mächtig bedrückt fühlen mußte. Und ein schwaches Weib vollends! Wie wäre es ihm möglich gewesen, unter solchem kirch lichen Regimente evangelische Gesinnung zu bekunden? Cä cilia blieb katholisch, ja sogar lange Zeit streng katholisch, so daß sie sogar am 13. Mai 1537 Aebtissin wurde, nachdem vorher Elisabeth von Weißenbach und Margarete Pflug diese Würde innegehabt hatten. Das Georgcnnonnenkloster war damals reich bevölkert, an die 20 Chorjungfrauen und 10 Laien schwestern bevölkerten seine Räume; Trägerinnen bester adliger Namen fanden sich unter ihnen, genannt mögen sein: von Erd mannsdors, von Kreutzen, von Weißenbach, von Wernsdorf u. s. w. Rechnungsführer deS Klosters war der bekannte Schwager Luther's, Han- von Bora. Wie das Ausleben der reformatorischen Bewegung in Leipzig nur unter Anwendung aller erdenklichen Mittel Jahrzehnte hindurch niedergehalten werden konnte, um schließlich doch zu siegen und eine allgemeine Befreiung der Geister herbeizuführen, so vollzog sich unter dem Drucke der Dominikaner zu St. Paul auch im Georgennonnen- kloster die Auflösung und der Zerfall de- Katholici-mu- nur allmählich, aber unausbleiblich; auch hier, wie überall» fand Luther'» Befreiung des deuischen Wesens von römischer Knech tung dankbaren Boden und freudigen Beifall. Wohl zu An fang des Jahres 1538 war es, al» Cäcilia dem kirchlichen Ober hirten der Leipziger Pflege, dem Bischof Sigismund von Merse burg, persönlich klagte, daß sich jetzt diejenigen Klosterjungfrauen, die noch vor kaum Jahresfrist „am meisten bei ihr und ihrer Wahl gestanden, etwas beschwerlich gegen sie erzeigen, sich von ihr abwenden und der alten Domina zufallen." „Zudem", fügte Sigismund seinem Berichte an Herzog Georg von Sachsen hin zu, „habe die Aebtissin auch gemeldet, daß die Ausgaben ihre» Klosters etwa» sehr hoch und die Einnahmen gering seien, und sie darum gesonnen wäre, ihre- Amtes entledigt zu werden." Jeder Kenner der damaligen Zeitverhältnisse vermag natürlich auch zwischen den Zeilen «in,» Berichte- zu lesen, sieht in jüngeren Niederschriften recht oft erklärende Momente für Dunkelheiten älterer Acten, kurz, er weiß auch die tieferen Be- weggründe Cäcilia'» zu ihren Aeußerungen vor dem Bischof zu 1 «»schicht« »er «tovt »««ch. «. 14. würdigen. Die scheinbare Eifersucht zwischen der gewesenen Aebtissin und der neuen, ihr offener Kampf gegeneinander um die Herrschaft im Kloster, die Täcilien wohl anvertraut war, von ihr aber nicht in bisher üblicher Weise au-geübt worden zu sein scheint, die eintretende Gruppirung der Nonnen, von denen es die Mehrzahl mit Margarete Pflug gehalten zu haben scheint und nur die Minderheit mit Cäcilia von Haugwitz: Alles, Alles war der 'Ausdruck des großen Kampfes, der bereits seit Jahr zehnten die führenden Geister Deutschlands, ja, der ganzen da maligen gebildeten Welt, zerklüftet hatte. Und auch die Klagen über die wirthschaftliche Lage des Klosters waren desselben Ursprungs. Cäcilia erklärte dem Bischof von Merseburg bei ihrem Besuche auch, wie schon berichtet wurde, daß die Aus gaben ihre? Klöster- sehr hoch und die Einnahmen sehr gering seien, und sie bekundete damit nur Aehnliches, wie es Herzog Georg vor Jahren geäußert hatte in den Worten: „Nach dem uns auch glaublich und durch emsige Klage der Pfarren- Versorger in unseren Landen und Fürstenthümern vorkommt, daß ihnen an ihrem nothdürftigen Unterhalt Mangel entstehe, welches sich daher verursacht, daß ihnen ihre Zinse, gewöhnliche Opfer und andere Pflicht und Gebühr nicht gereicht, zum Theil auch geschmälert werden u. s. w." Hören wir weder die Aeb tissin von Haugwitz, noch Herzog Georg irgend eine bestimmte Person namhaft machen und als Ursache dieses wirthschaftlichen Niedergange» ihres Klosters im Besonderen oder der katholischen Pfarrstellen im Allgemeinen bezeichnen, so thaten dieses die Gegnerinnen Cäcilia's insofern, als sie den erwähnten Schwager Luther's, den Rechnungsführer Hans von Bora, der Untreue beschuldigte. Was für eine Freude wäre es wobl gewesen, wenn sich die Anklage der Altkirchuchen al» wohlbegrünveter Verdacht hätte erweisen lassen können und nicht als blinder Eifer ent larven müssen! Cäcilia fühlte schon zu Beginn des Jahre» 1538 da» Unhaltbare ihrer Lage recht deutlich, und sie zeigte sich endlich als eine echte von Haugwitz, al» sie ihren kirchlichen Oberen bat, sie ihres Amtes zu entledigen. Wie wenig Sigis mund von Merseburg noch immer die Unhaltbarkeit der da maligen katholischen Zuständr begriff, wird daraus ersichtlich sein, daß er seiner Aebtissin zu Leipzig die ausgesprochene Bitte versagte. Sicherlich kein Widerspruch zu d«r bither gegtbenen Charak- teristik Täciliens ist e», wenn wir vom Juni de» Jahre» 1539 hören, daß sie sich über den mit dem Thronwechsel in Sachsen evangelisch gewordenen Rath der Stadt Leipzig bei Sigi-mund beschwert und ihn beschuldigt, ihr die Kleinodien des Kloster» abgefordert und Prediaer geschickt zu haben, welche sie belehren, d. h. bekehren sollten?) Auch darin wird man wohl kaum Wankelmuth finden können, daß sie ihren geistlichen Oberhirten später um Verhaltungsmaßregeln bat, al» ihr unser Rath ver- 1 «. Fraustadt, die Etnsahrn«, -er Reformation im Hoch, stift» Merfttue», « 82. boten hatte, Messe, d. h. katholische Gottesdienste zu halten. In ihrer Zeit der Neuordnung verfallener Verhältnisse war sie eben stark genug, dieselben bis zur letzten Neige kennen lernen zu wollen, um dann auf Grund unerschütterlicher Erfahrungen und unwandelbarer Ueberzeugungen desto freudiger und mit desto reinerem Gewissen Lutheranerin sein zu können. Schon mit dem Ende des Jahres 1539 scheint Cäcilia am Ende ihrer sorgfältigen Beobachtungen angekommen und zu offenkundigen Schritten innerlich genug gefestigt gewesen zu sein, denn sie hielt von da an nur noch selten Gemeinschaft mit ihren Nonnen, hatte sich auch ganz und gar aller Religion der katholischen Kirche entschlagen und den Orden verlassen, so daß man sich, wie die Priorin Magdalena von Erdmannsdorf schreibt, nicht dürfe viel Gutes zu ihr versehen. Und als im Mai des Jahres 1540 die herzoglichen Visitatoren auch im Georgennonnenkloster zu Leipzig Einkehr hielten, da war es Cäcilia von Haugwitz, die allen Nonnen voran erklärte, ihr Kleid gern zu ändern, inständig darum bat, von dem Amt einer Aebtissin befreit zu werden, und es als ihren festen Ent schluß verkündete, im Kloster nicht zu bleiben. Gleich ihr woll ten auch ihre Schwestern Agnes und Brigitta aus dem Verbände der alten Kirche entlassen sein und das zurückerstattet haben, wo mit sie einst in das Georgennonnenkloster eingrkauft wordew waren, nämlich die bekannte stattliche Summe von 400 fl. oder 8000 ckk. Nur langsam schritt die Neugestaltung der Kirche vorwärts, denn erst am 18. Januar 1541 konnte Cacilia den herzoglichen Sequestratoren Hans von Kitzscher, Ulrich Grünrode, Faugolt Pflugk u. A. ihr Aebtissin-Amt zurückgeben, und erst am 7. Mai 1842 konnte Cäcilien» Bruder. Titz von Haugwitz auf Mölbis und Markkleeberg, über eine Abfindungssumme von 400 Gulden für seine drei Schwestern quittiren. Waren schon früher als Cäcilia einige Georgennonnen an dern Kloster ausgetreten, z. B. Katharina von Weißenbach und Ottilia von Kalschütz, so traten auch nach ihr noch mehrere au»; nichtsdestoweniger blieben ihrer auch nicht wenige dem Kloster und der alten Kirche treu, so z. B. Elisabeth Hallis, Affra Reudnitz, Martha von Kreutzen, Katharina von Wernsdorf u. A., ja 1543 am 17. Juni beherbergte da» Georgennonnen- kloster noch immer 19 Chorjungfrauen und 10 Lakenschwestern. Erst, als auch ihnen entweder eine einmalige Abfindungssumme oder eine jährliche Pension von 30 Gulden (600 -K) zugesichert wurde und der thatkräftige Herzog Moritz mitkheilen ließ, daß e» ihm „ungelegen, daß das Klostergebäude, zu nahe und gegen unserm Schloß über gelegen, in diesen gefährlichen und geschwin den Läufen also stehen bleiben sollen zur Gefahr unsere- Schlosses und der Stadt", da wurde da» behagliche Nestlein leer. Herzog Moritz wollte die letzten Nonnen in da» Kloster Lanaendorf bei Weißenfels übersiedeln; ob e» geschehen und in welchem Umfange, da» ist nicht allgemeiner bnannt geworden.
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