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31, 8. Februar 1916. Redaktioneller Teil. Börsenblatt-f. d. Dtschn. Buchhandel. schienen, der Absatz älterer Werke nur gering. Die neuen 3 Mark- Mappenwcrke van E. A. Seemann, die großen »Blauen Bücher«, die Heimatbücher Wicchmanns, auch Menzel- und Spitzweg-Werke fanden viele Käufer. Größere künstlerische Werke wurden selten gekauft, da die reichen Leute auch in diesem Jahre sehr zurückhaltend waren. Das Kunstgeschäft war schlechter, als im Vorjahre, da patrio tische Bilder, die 191-1 das Hauptgeschäft belebt hatten, nur wenig gefordert wurden. Bestellungen aus dem Felde liefen nur spärlich ein: beurlaubte Offiziere waren dafür um so bessere Kunden. Im großen und ganzen hat der Mittelstand das Hauptverdienst an dem verhältnismäßig guten zweiten Kriegsweihnachtsgcschäft. Er reicht der Umsatz auch nicht den eines guten Friedcnsjahres, so muß der Erfolg doch als gut bezeichnet werden, da kaum der fünfte Teil der sonstigen Reklame-Ausgaben aufgewcndet worden ist. Sicher hat der andauernde Ruf nach Büchern, der aus den be festigten Frontstellungen und von den Etappen ertönte, zum erhöhten Bücherabsatz bcigctragcn; es dürfte sich deshalb empfehlen, immer wieder auf den Wert eines guten Buches für unsere draußen geistig hungernden Feldgruucn hinzuweiscn. Die Einzelreklame bringt nicht den Erfolg, den die Daucrwerbung für das Buch gezeitigt hat. Das ist die Lehre für die Zukunft! Der Krieg hat uns sparen gelehrt; die Verhältnisse nach dem Kriege werden erst recht zum Sparen nötigen und werden einen Zusammenschluß auf dem Gebiete der Bücheranzeigen ebenso nützlich als nötig machen. Auch aus Münster (Westfalen) kam befriedigender Bericht: Das Weihnachtsgeschäft 1915 war ein vorzügliches und über holte seine Vorgänger bedeutend, wenngleich während der .Haupt geschäftstage — am 21. Dezember — ein Ereignis eintrat, das den Verkehr für anderthalb Tage lahmlegte. Es handelte sich um die Explosion in Münster, die alle Gemüter in Aufregung versetzte und das kaufende Publikum von den Geschäften fernhiclt. Wie gesagt, trotzdem war das Geschäft vorzüglich. Für Reklame habe ich nicht einen Pfennig ausgcgeben, auch nicht euien Weihuachtskatalog ver sandt, sondern diese nur auf Verlangen abgegeben, ein Zeichen, daß es auch ohne Hilfsmittel möglich ist, Geschäfte zu machen. Tie Ursache dieses Aufschwunges ist mir unerklärlich. Ich kann nur annehmeu, daß die große Siegeszuversicht der Grund war. Auch vor dem Feste war das Geschäft nicht schlechter als früher. In Jugcudschrifteu ging zumeist Kricgsliteratur; aber auch Karl May kam wieder zu Ehren; dagegen wurden Kriegsromane und ^ überhaupt Kriegsliteratur für Erwachsene direkt verschmäht. »Krieg haben wir genug«, war der allgemeine Ausdruck, nicht einmal Kricgschroniken waren zu verlaufen. Alle neuen und auch alte Romane wurden verlangt; den Vorzug hatte immer Agnes Günther, »Die Heilige und ihr Narr«. Endlich einmal ein Weihnachten, bei dem man sich auf Werke legen konnte, die einem lieb waren, und es nicht nötig hatte, an der Menge von Neuigkeiten zu verzweifeln. Hoffentlich bleibt's so! Aus Freib erg (Sachsen) schrieb uns der Prokurist der Firma Craz L Gerlach, Herr Walter Herrmann: Bei uns war es im Durchschnitt wie im Frieden. »Herren«- Literatur naturgemäß etwas flauer, jedoch mehr Iugcndschriftcn. Es machte sich ein etwas ruhigeres Gefühl beim Publikum (Ge wohnheit des Krieges, Zuversicht auf gutes Ende usw.) geltend. Störend war die oft stark verzögerte Lieferung seitens des Ver lages (wohl Personalmangel!) und Versagen der Post, da häufig Pakctadresscu ohne Pakete kamen, Sendungen von Berlin über vier zehn Tage auf der Bahn lagen u. a. m. Doch das Publikum be nahm sich durchweg entgegenkommend. Durch Verkauf der »Mars- bücher« (95 ^ ord.) konnten wir wirkungsvoll dem Warenhaus cntgegcnarbeitcn. Es wäre wünschenswert, wenn die Verleger von Geschenkliteratur ihre Weihnachtskataloge, die inan sonst gern ver teilt, früher ausgeben möchten, da ein Teil davon erst am 24. De zember, ein anderer noch später hier eintraf. (Fortsetzung folgt.) liegende Liedcrsammlung eigens für die feldgrauen Krieger geschaffen und sie ihnen durch den Laudesausschuß zur Beschaffung von Lesestoff für die sächsischen Krieger im Felde als Liebesgabe zur Verfügung gestellt hat. Die Veröffentlichung ist dadurch bemerkenswert, daß eine Reihe Verlagsfirmen des Musikalienhandels geeignete Lieder, die, ur heberrechtlich geschützt, sonst nur gegen entsprechendes Entgelt zu haben sind, in selbstloser Weise zur Pflege des Mänuergesangs unter den Truppen hergegeben hat. Zu ihnen gehören die Firmen Breitkopf L Härtel, Max Brockhaus, Franz Dietrich, Otto Dietrich, Ernst Eulen burg, Otto Forberg, Nob. Forberg, Conrad Glaser, Rudolf Gleißenberg, Friedrich Hofmeister, Gebrüder Hug L Co., C. F. Kahnt Nachf., Fr. Kistner, C. A. Klemm, F. E. C. Leuckart, Carl Merseburger, P. Pabst, E. F. Peters, D. Nahter, I. Nieter-Biedermann, Carl Rühle, Rühle L Wendling, I. Schuberth L Co., C. F. W. Siegels Musikalienhandlung (N. Linnemann) und Steingräber Verlag, sämtlich in Leipzig. Ter Inhalt ist in geistliche Lieder, Vaterlandslieder, Lieder auf dem Marsche und Lieder im Unterstand eingeteilt. Unter den Komponisten finden wir die Namen vr. Wilh. Volckmar, M. Frey, Franz Wagner, E. G. Siegert, C. I. Schmidt, G. Büttner, E. Humperdinck, K. Zuschueid, Peter Ritter, Carl Schiebold, Cyrill Kistler, Herm. Kirchner, Heinr. Zöllner, Johs. Brahms, Rud. Wagner, A. v. Othcgraven, Franciscus Nagler, Edvard Gricg, Emil Christiani, Franz Schubert, Frdr. Hegar, Wilh. Brückner, Paul Hötzel, F. H. Himmel, Gust. Neichardt, F. B. Benekett und R. Simon vertreten. Bei der Auswahl zeigt sich das Bemühen, den Bedürfnissen unserer Truppen nach Kräften entgegen- zukommen. Tie Ausstattung der Partitur ist eine sehr gute, namentlich was Klarheit und Deutlichkeit des Notendrucks betrifft. So wird dieses Liederheft nicht allein Trost, Erbauung und Freude in die harte Arbeit unserer Feldgrauen hineintragen, sondern auch selbst eine bemerkens werte Erinnerung an die schwere Zeit sein, in der die deutschen Männer von heimtückischen und verlogenen Feinden in aller Welt als Hunnen und Barbaren verschrieen wurden. I>. Deutsche Lieder. Leichte Mannerchöre, unseren sanges frohen feldgrauen Kriegern als musikalische Liebesgabe ge widmet vom Verein Leipziger Musikalien händler. Partitur. 8°. 48 S. Nur als Liebesgabe zu' haben von dem Landesausschutz zur Beschaffung von Lesestoff für die sächsischen Krieger im Felde, Dresden-A., Königliche Bibliothek. Leipzig 1915/16. Nicht im Handel. Wer die Wertschätzung kennt, die der Männergesang unter den Feldgrauen genießt, und die Schwierigkeiten ermißt, die sich bei Besorgung geeigneter Chorliedcr ins Feld ergeben, der muß dem Verein Leipziger Musikalienhändler dafür Dank zollen, daß er die vor- Kleine Mitteilungen. Türkische Sprachkurse. — Infolge des großen Interesses, das ins besondere in buchgewerblichcn Kreisen herrscht, hat sich der Deutsche Buchgcwerbeverein entschlossen, besondere Kurse für die Angehörigen des Buchgewerbes einzurichten, und zwar ist ein Kursus für Prinzipale und ein zweiter für Angestellte in Aussicht genommen. Die Kurse werden auf die speziellen Bedürfnisse des Buchgewerbes besondere Rücksicht nehmen. Nähere Mitteilungen gibt das Deutsche Buchgewerbe museum in Leipzig. Biöinarck-GcdächtniSgabe. — In den Mitteilungen des Württem- bergischcu Landes-Vcreins vom Noten Kreuz, Iahrg. 6, Nr. 17 lesen wir: Bekanntlich hat der Württ. Landes-Verein vom Noten Kreuz zum ION. Geburtstage Bismarcks den Aufruf zu einer Bismarck-Ge dächtnisgabe ergehen lassen. Aus den Mitteln derselben sollte an württembergische Truppen im Felde regelmäßig und ausgiebig Unter haltungsstoff in Form von Zeitschriften und Zeitungen, sowie guter Lesestoff a» passenden Büchern deutscher Schriftsteller gesandt wer den. Der Aufruf hat erfreulichen Erfolg gehabt, denn es konnten für diesen Zweck schon sehr erhebliche Aufwendungen gemacht werden, die bis Ende Oktober den Betrag von insgesamt für Zeitungen ...... 21 750 „ Bücher 32500 „ 54 250^ erreichten. Seit Anfang April d. I. wurden ins Feld hinausgesanöt an Zei tungen und Zeitschriften wöchentlich: 20 000 Exemplare der vom Noten Kreuz gestifteten »Kriegswochenausgabe« des Stuttgarter Neuen Tag blatts mit Bilderblatt (bisher 600 000 Nummern), 20 000 »Schwaben- spiegel«, Wochenbeilage der Württembcrger Zeitung (bisher 660 000 Nummern), 5000 »Illustrierte Weltschau«, Wochcubeilage des Schwä bischen Merkur (bisher 165 000 Nummern), 5000 »Neues deutsches Familieublatt« mit Stuttgarter Sountagsanzeiger (165 000 Nummern); jeweils iu 2000 Exemplaren: »Die Mitteilungen des Württ. Landes- Vereins vom Noten Kreuz« (bisher 34 000 Nummern). Jedes dieser 265 Zeitungspakcte hat ein Durchschnittsgewicht von 5 Kilo, das ergibt eine wöchentliche Gesamtmenge von ca. 1300 Kilo; cs erhielten sonach von April bis Ende Oktober die württembergischen Truppen insgesamt allein an Zeitungen in 33 Sendungen 1684 000 Nummern, die das stattliche Gewicht von 43 000 Kilo ansmachen. Neben diesem wöchentlichen Zeitungsversand erhalten unsere Feld grauen in regelmäßigen Zeitabschnitten von 14 Tagen weiteren Lese stoff in je 320 Bücherpaketen an 265 Adressen der bestehenden württem- bergischen Truppenteile. Unter Mitwirkung einiger Stuttgarter Buchhändler wird jeweils 143