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1634 Nichtamtlicher Teil. !>0, 2. März 1897. Herr Friedrich Burger forderte deshalb die Herren der Kunstver- tagsanstalt Friede. Haller u. Söhne, deren Inhaber die Maler Herren Witold und Bruno Haller sind, die in München das einzige Privatinstitut für Durchleuchtungen mit Röntgenschen Strahlen be sitzen, auf, dieses Bild zu durchleuchten. Nach vielen, zuerst ver- geblichen Versuchen ist es ihnen von Samstag zu Sonntag Nacht (16. zum 1?. Januar) gelungen, eine prachtvolle Durchleuchtung des Bildes zu erhalten. Auf dem durch die Strahlen hervorgezauber ten Bilde erscheint, was das größte Staunen und Interesse er wecken muß, vollkommen korrekt das Bild des dornengekrönten Christus, mit Schatten und Lichtern und dem das Haupt umgeben den Kreuznimbus, aus lilienartig sich teilenden Strahlen gebildet, sowie oben mit den Initialen L und 0; ferner die am Anfang dieser Zeilen angeführte Unterschrift, die aus spätgotische Schrift- zcichen zurückzusühren ist, und außerdem das von Sr. Königlichen Hoheit entdeckte kleine Dürersche Monogramm mit der Jahres zahl 1S24. Das ganze Bild ist senkrecht durchzogen von den Masern des eichenen Holzes, und deutlich zeigt sich über dem Ganzen das seine Gewebe des auf die 2 cm starke eichene Platte gezogenen seidenen Tüch- leins, worauf das Bild gemalt wurde, was bis jetzt ebenfalls noch nicht sicher festgestellt werden konnte. Bedenkt man nun, daß die Strahlen durch eine schmierige Farbe, womit der Hintergrund über strichen wurde, sowie durch eine das ganze Gemälde bedeckende Harz- firnisschicht, die noch mit einer Oelfirnislage überzogen ist, dann durch Brett und Seide drangen, so darf dies gewiß als eine ebenso neue und überraschende, wie wertvolle Errungenschaft auf diesem Gebiete betrachtet werden. Wir müssen dem Streben und dem Fleiße, mit dem die Herren Haller die Durchleuchtung anwandten, unsre An erkennung zollen. Ein Jahr ist es her, daß Professor vr. v. Röntgen die X-Strahlen entdeckic, und wie vielseitig bewähren sich diese bereits auf verschiedenen Gebieten der Wissenschaft! Hoffentlich schwindet bald jedes Mißtrauen, mit dem leider oft noch dieser hochwichtigen Entdeckung begegnet wird. — Eine Reproduktion des Bildes ist im Verlag von HugoSpamer in Berlin erschienen Die serbische Litteratur im Jahre 1896. — Ueber die Erscheinungen der serbischen Litteratur im verflossenen Jahre wird der »Allgemeinen Zeitung« folgendes aus Belgrad geschrieben: -Die Bibliographie der serbischen Litteratur wird aus dem Jahre 1896 eine nicht geringe Anzahl neuer Bücher zu verzeichnen haben, und die Vertreter einiger Zweige der Litteratur verdienen besondere Beachtung. Stellen wir die Poesie, und in ihr die lyrische Dichtung, voran! Wenn man in dieser Uebersicht auch nicht alle einzelnen guten Werke anführen kann, so dürfen wir doch einige nicht Unerwähnt lassen. Da sind in erster Linie »Die zweiten Gesänge- Zmaj's, -Fürst Arwanit- vom Fürsten Nikola und die Uebersetzung des indischen -Rham- von Sima Popowitsch; endlich die Fortsetzung von Artosts -Rasendem Roland von Dragijcha Stanojewitsch. Uebersetzungen sind für die serbische Litteratur natürlich noch immer von großem Werie; selbst dann, wenn sie in leichtem Stile gehalten sind und wenn der Uebersetzer, um die Reinheit der Reime zu bewahren, wie im Roland, nicht gerade immer in der Wahl seiner Worte genau ist. — Au dem Felde der zeitgemäßen Erzählungen erschienen in separaten Ausgaben die Arbeiten des Marko Jar und Joseph Berse »S'mora i primorija» (Von dem Meer und der Meeresküste), des Branislav Nuschitsch »Erzählung eines Korporals-, des Svet. Djorovitsch »Aus Mostar und Herzegowina-. Zu den -Nazarenern- von I. Tomilsch wählte der Verfasser den Stoff aus einer krankhaften Erscheinung im serbischen Volk und erzielte damit bald eine zweite Auflage. In der -Illumination im Dorfe- suchte der Autor Typen aus dem serbischen Leben zu zeichnen, gerät aber schon im Ansang vom echten Erzählerton ab und beginnt zu karikieren, so daß er sich selbst zum Antipoden seines Helden macht. Historische Romane wurden versaßt von Janko M. Veselinoivltsch -Hajduk Stanko-, A. Gavrilowitsch »Die Herrschaft des Despoten-, und K. Petrowitsch -Neumar-. Im religiös-idyllischen Stile erschienen -Heilige Bilder- von I. Jtitsch. — Das Drama ist 1896, wie bisher stets, sehr wenig vorgeschritten. Die unliebsamen Vorfälle mit denen das Theater das vergangene Jahr in Belgrad ge schlossen hat, ließen es seiner eigentlichen Aufgabe nicht vollkommen entsprechen. S. Matavul versuchte sich nach den Erfolgen seiner Erzählungen auch mit einem Drama -Das Gelübde-, das zwar den Wert seiner besten Erzählungen nicht erreichte, sich aber den noch nach der Premiere aus dem Repertoire erhalten hat. Das selbe war der Fall mit dem -Landtags-Abgeordneten- des Stan Nuschitsch. M. S. Djurischitsch scheint mit seinem -Vuk Brankowitsch noch weniger Erfolg erzielt zu haben. M. Kalitsch hat mit seinem Lustspiel -Maxim- in dem Konkurse der -SrbSka Matica- große Anerkennung gefunden. -Fodor von Stalatsch-, Tragödie von M. Zwetitsch, ist ebenfalls nennenswert. Das sind jedoch alles nur mehr oder weniger glückliche Versuche. — Schon früher begonnene Ausgaben der gesammelten Werke einzelner Schriftsteller wurden vollendet: die grammatikalischen und polemischen Schristen des V. C. KaradLitsch und die sämtlichen Werke des Ljub. P. Menado- witsch. — In der Litteratur für Kinder hat sich besonders die Gesellschaft der Professoren durch sorgfältige Auswahl der Gegen- tände und solide Ausarbeitung verdient gemacht. -Die Litteratur, und besonders die gelehrte, konnte ohne Unter- lützung der Regierung oder Hilfe einzelner Vereine nicht einmal in dem Grade gedeihen, wie es im verflossenen Jahr der Fall war. Die königlich serbische Akademie hat einige Neuerungen im System der Ausgabe wissenschaftlicher Beiträge eingesührt und ließ in diesem Jahre zweimal ihre -Nachrichten- nach dem neuen System in Druck erscheinen. Mit Hilfe der Stiftung Tschupitsch wurden die Memoiren des M. dj. Militschewitsch: -Fürst Michael-, auf Kosten der Stiftung Kolaras der schon früher übersetzte Koran gedruckt. Die -Srbska Matica- hat im verflossenen Jahre zwei regelmäßige Publikationen gebracht: -Letopis» (Chronik) und -Bücher für das Volk». — Unter den Zeitschriften haben -Bosanska Vila- (Die bosnische Fee) in Serajewo, der -Delo- (das Werk) in Bel grad und -Brankovo Kolo- in Carlowitz. Der Kolo des Branko hat am meisten seinem Zweck entsprochen. Ein gutes illustriertes Blatt erwartet die serbische Litteratur und Belgrad noch immer. Nur in Serajewo begegnet uns in der »Nada» ein vorzüglich aus gestattetes illustriertes Blatt. Am Schluß unserer Uebersicht des verflossenen Jahres wollen wir noch bemerken, daß die serbische Litteratur sich erst in den vierziger Jahren zu entwickeln begann. Damals, 1847, haben sich auf dem Ulterarischen Gebiet die ersten Schriftsteller, Djuro Danitschitsch und Branko Raditschewitsch, später Vuk KaradLitsch und Njegusch, hervorgethan. Ihren Werken folgte dann in rascher Entfaltung eine Reihe anderer aus verschiedenen litterarischen Gebieten.- Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Ois Assswtsv Ostsrmsss - ^rbsitsn in bHäliollsr OsrstsIIuvA. 7 Isksln in Husr-Husrt von Us-ns Lluwsvtbsl. lAlsu 1896, 8s!bstvsrIsA cies Vsrt'ssssrs. 3 ^ 50 H no. bsr. Osvt inounablss rsrs8, onrisnx st prsoisnx 8oiAnsussinsnt äserits st wis so vsnts pur Uso 8. Olsolllci, Vsniss. XstsloA klr. 38. 80. 56 8. mit vislsn I'nosiinilsL. Nsäieivss novitatss. XI. äslleq. klr. 3. (Xs.ts.loA 243.) Nsäi- oinisobsr ^nroiAgr llrsA. von Xrsnr Listrolrsr in InbinASv. 8°. 8. 49—72. 608 8rv. Nsworisl äs Is librsiris lrsn^siss. livvus llsbäowsäsirs äss livrss. Ooinplsinsnt äs Is biblioArspbis trsnhsiss. ksonsil äs sstsioAns» äss eäitsnrs, svso tsbiss. 4s snoss. dir. 5—8. >7övrier 1897. 8". 8. 57—120. VsrlsA von II. Us 8ouäisr in ksris. Ein Pariser Bouquinist gegen Zola. (Vgl. Nr. 6 u. 33 d. Bl.) — Der Buchhändler Fasquelle in Paris, Verleger der Werke Zotas, hat seinen Prozeß gegen den Bouquinisten Laporte, der in seinem Buche »2ois oontrs 2ols- alle unanständigen Stellen aus den Romanen Zolas abgedruckt hatte, verloren. Das Ge richt fand, daß Laporte die Gesetze der litterarischen Polemik nicht überschritten habe, und verurteilte Fasquelle zu den Kosten. Geschäftsjubiläum. — Die Firma Th. Stauffer in Leipzig begeht am heutigen Tage die Feier ihres sünsundzwanzigjährigen ehrenvollen Bestehens. Bescheiden in den Anfängen hat es deren Inhaber Herr Theodor Stauffer verstanden, durch Fleiß, Aus dauer und strenge Rechtlichkeit seinem Geschäft einen guten Namen in der Verlegerwelt, wie auch weitausgedehnte Verbindungen mit Gelehrten zu verschaffen. Namentlich gelang es ihm, den Absatz wissenschaftlicher Werke durch viele überseeische Beziehungen zu seinem Hauptwirkungskreis zu gestalten, weshalb die Firma sich auch im Auslande eines besonderen Ansehens erfreut. Dem noch im rüstigsten Mannesalter stehenden Jubilar wünschen wir als liebenswürdigem und bescheidenem Kollegen ein ferneres Blühen und Gedeihen seines mit vielem Erfolg gekrönten Werkes, wie wir auch mit Gottes Hilfe erhoffen, daß es ihm vergönnt sein möge in körperlicher und geistiger Frische seinem buchhändlerischen Wirkungs kreise, seinem glücklichen Heim und seinen vielen Standesgenoffen und Freunden noch lange Jahre erhalten zu bleiben. —s. Buchhandlungsgehilfenverein zu Leipzig. — Wie es bisher gehalten wurde, so veranstaltete auch in diesem Jahre, am 20. Februar, der -Buchhandlungsgehilsenverein zu Leipzig- einen humoristischen Gesellschaftsabend in den Sälen des Hotel Stadt Nürnberg. Zahlreich hatten sich die Kollegen, alt und jung, mit ihren Damen und Gästen eingefunden, um wieder einige fröhliche Stunden unter Vereins- und Berufskollegen zu verleben. Das Programm wurde den Teilnehmern in Form eines Brieses über reicht und fand allgemeine Anerkennung. Der Inhalt war mit Geschmack und Geschick zusammengestellt. Zur Aufführung gelangten u. a. -Meine Ursula- komische Soloscene, ferner -Auftreten des berühmten