VVI6l)6KX6»-IX Tagebuch einer Kindheit 127 Seiten - Leinen 2.80 9^artin Raschke füllt keinen umfangreichen Band mit vielerlei Kindheitserlebnisfen, sondern erzählt leife und lockend allein von Begebenheiten bei den sommerlichen Ferienaufenthalten. Das erlebende Kind wird von kleinen Geschehnissen an die Grenze des geheimnisumwitterten Erwachfenenreiches geführt und sieht sich unvermittelt und zauberhaft umstrickt von fremden Gefühlen und frühem, verborgenem, erst ahnendem Wissen, damit aber hinweggestoßen und wie ausgeschlossen aus dem Reiche kindlicher Unschuld. Es ahnt plötzlich, „daß der Mensch mit seinen guten und schlechten Taten nicht etwa nur Eltern gefällt oder Eltern Schmerz bereitet, sondern daß er darüber hinaus eine geheime Ordnung der Welten heilt oder verletzt". Am Ende aber drängt sich dem Erzähler die Überlegung auf: Ist es denn wirklich der Untergang der Kind heit, was damals geschah? Gewinnt nicht das Geschehene von Jahr zu Jahr mehr Leben, größere Klarheit und wesenhafte Dichte — bis die letzte Stunde vielleicht dereinst die wahre Gestalt zeigt? Es ist ein sehr reifes Buch und es hat die Magie des Tones, der das einfachste Wort unalltäglich und bedeutend macht. Anton Säbele Ein Bericht 157 Seiten . Leinen 2.80 Äiefes kleine Werk ist für mich so kostbar, daß ich, ohne Einschränkung, davon ganz erfüllt bin. Es taucht so tief in die breite Weltschicht bäuerlichen Lebens, daß man hingerissen, in dauernder Verklärung lebt. Man gerät gar nicht in die Versuchung zu vergleichen oder zu analysieren, so ist alles, selbst Tier und Pflanze, von unmittelbarem Leben erfüllt. Höchstens könnte man an Adalbert Stifter denken. Man treibt auf dem großen Strome des Menschendaseins dahin, dessen Schimmer bis in die Wunderwolken gläubiger Himmel reicht. Dieses Menschenwogen läuft nach dem Takt der Gestirne und im Rhythmus der Tag- und Jahreszeiten seine gleichmäßige Bahn, ohne je von den unzähligen Wirbeln der Einzelschicksafe aus seinem Weg gebracht zu werden. In steter tausendfältiger Wandlung seiner Wunder — die um Alltäglichkeiten blühn —, seiner Traumzauber — von denen das Gewöhnlichste erfüllt ist —, voll des himmlischen Erden- sinnes trägt dieser Strom alle dahin. Und am Ende muß den gepeinigten Menschen der Jetztzeit Glück wieder erreichbar, Sicherheit wieder möglich erscheinen und Glauben und Hoffnung, Recht und Pflicht jedes tätigen, unerschrockenen Herzens sein. Hermann Stehr, Ober-Schreiberhau am 20. 8. 32 Paul List Verlag Leipzig Nr. 199 Montag, den 86. August 1937 3379