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Karl LouiS Kitzscher, die ledige Auguste Emilie Ketzscher, der Strumpfw. Kail Oswald Rehnert, Selma Ida verehel. Rehnert und der Weber Paul Oskar Burkhardt, sämmtlich in Zwönitz, an dem in unmittel barer Nähe des Hauses des GartennahrungSbesitzers Karl Gottlieb Päßler in Zwönitz befindlichen verschlossenen Wasserbottich, bez. um Wasser daraus zu entnehmen, zu welchem Zwecke sie den Bottich bereits mittels Schlüssels geöffnet hatten, erschienen, als der gen. Päßler und dessen Ehefrau mit einem Besenstiel hinzukamen und den Genannten die Entnahme von Wasser aus dem gedachten Bottich untersagten, weil ihnen nicht, sondern nur Päßlern und dem dasige» Hospitale das Benutzungsrecht an dieser Wasserleitung zustünde. Da jedoch die genannten Ketzscher ebenfalls ein Recht an diesem Bottich zu haben vorschützten und jede Partei ihr Recht behauptete, so kam eS alsbald zu einem heftigen Wortwechsel unter sämmtlichen vorge nannten Personen, der mit einer blutigen Schlägerei, bei welcher sich Päßler mit dem Besenstiel und einige andere mit ihren Wasserkannen vertheidigten, endete. Wegen dieser Strafthaten hatten sie sich heute zu verantworten, und es wurden sämmtliche Angeklagte der Erregung ruhestörenden Lärms und der Körperverletzung und überdies Päßler, August Ketzscher, die Rehnert'schen Eheleute und die ledige Ketzscher der Verübung groben Unfugs für schuldig erachtet und zu Geldstrafen und zwar Päßler zu 10 M. ev. 2 Tage Hast und zu 30 M. ev. l Woche Gefängniß, die verehel. Päßler, Louis Ketzscher und Burkhardt zu je 5 M. ev. ! Tag Hast und zu je 30 M. ev. 1 Woche Gesänge niß, August Ketzscher zu 10 M. ev. 2 Tage Haft und zu 20 M. ev. 4 Tage Gefängniß, Rehnert zu 10 M. ev. 2 Tage Haft und zu 25 M. ev. 6 Tage Gefängniß, verehel. Rehnert zu 5 M. ev. 1 Tag Haft und zu 20 M. ev. 4 Tage Gefängniß und die ledige Ketzscher zu 10 M. ev. 2 Tage Haft und zu 20 M. ev. 4 Tage Gefängniß verurlheilt. — Der Bäckergeselle Moritz Max Pöhnisch aus Helbigs dorf, 18 Jahre alt, einmal vorbestraft, erhielt wegen Bettelns und Widerstands, welcher Strafthaten er sich am 19. Decbr. v. I. in Zwönitz sich schuldig gemacht, gemäß §8 363,4 und 113 des R.-S.- G.»B. 8 Tage Haft und 2 Monate Gefängniß zudictirt. — Chemnitz. Der Schulknabe Hennig, welcher am 27. Novbr. vorigen Jahres mit noch vier Altersgenossen auf dem Brühl hier mit dem Barbierlehrling Wehrle in Streit gerathen war und hierbei den letzteren mit einem Messer in die Brust gestochen hatte, sodaß derselbe wenige Minuten darauf eine Leiche war, ist dieser Tage nebst zweien seiner Genossen auf Beschluß der K. Kreishanptmann- schaft Zwickau in die Landeskorrektionsanstalt Bräunsdorf bei Frei berg bez. Großhennersdorf bei Herrnhut eingeliefert worden. Wir haben schon bei Berichtung des Falles miterwähnt, daß Hennig und einige andere Knaben schon seit Wochen in Chemnitz umhergegangen waren und in frechster Weise eine Menge Diebereien in dasigen Ge schäften ausgeführt hatten. Mehrere andere dieser verwahrlosten Burschen sind auf Anordnung der Polzeibehörde im Chemnitzer Kinder versorghaus untergebracht. Von den andern betheiligt gewesenen Knaben steht zu erwarten, daß. da sie offenbar nur durch den Um gang mit den schlechteren und durch deren böses Beispiel zur Theil- nahme verleitet worden waren, sie unter sorgfältiger Ueberwachung seitens ihrer Eltern von selbst sich wieder zum Guten wenden und brauchbare Menschen werden. — Wildenfels. Nach einer von dem König!. Amtsgerichte daselbst erlassenen Bekanntmachung ist eine größere Anzahl älterer, nicht mehr in Gebrauch kommender Acten znr Kassation ausgesetzt und hierüber ein an dasiger Amtsstelle zu Jedermanns Einsicht öffent lich ausliegendes Verzeichniß angefertigt worden. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß es denjenigen Gemeinden, Kor porationen und Privatpersonen, welche an der Erhaltung einzelner dieser Actenstüüe ein Interesse zu haben vermeinen, freigestellt, bis zum 15. Februar ds. Js. Einsicht in jenes Verzeichniß zu nehmen und diejenigen Acten, welche sie von der Vernichtung ausgeschlossen zu sehen wünschen, zu bezeichnen, bez. um deren Aushändigung nach- zusuchen. — Freiberg, 15. Januar. Zur Erinnerung an den LOOjähr. Geburtstag Gottfried Silbermann's, aus dessen kunstfertiger Hand sämmtliche hiesige Kirchen mit Ausnahme der zu St. Nikolai, (deren Silbermann'scheS Positiv vor etwa 3 Jahrzehnten durch eine größere Orgel eines Leipziger Orgelbauers ersetzt wurde), noch heute ihre Orgeln besitze», wurde gestern Abend in der erleuchteten Domkirche hier eine kirchliche Feier abgehalte». In der Domkirche steht das erste größere Werk von Gottfried Silbermann, zugleich eines der bedeutensten Orgelwerke überhaupt. — Dresden. Ein bemittelter Bettler fiel am 12. Januar der hiesigen Polizei in die Hände. In der Antonstadt schlich ein zer lumpter alter Mann von Haus zu Haus, die Mildthätigkeit der Menschen anstehend. Als man den alten Bettler nach seiner Arretur untersuchte, fand man in seinem Besitze zwei Sparkassenbücher mit 600 Mark Einlage und 196 Mark baares Geld. Wie die Unter suchung ergab, war dieses kleine Vermögen das unbestrittene Eigen thum des alten Bettlers, es war die Frucht jahrelangen Bettelns! Das Geschäft des Bettelns scheint daher doch noch nicht zu den schlechtesten zu gehören. — Nossen, 12. Januar. Die gerechten Klagen unserer Land leute über die anhaltend niedrigen Getreidepreise, als auch über den schlechten Gang des Getreides in diesem Jahre veranlassen uns, die interessante Notiz eines alten Chronisten hierher zu setzen. Derselbe berichtet, daß im Jahre 1499 im Bezirk des Klosters Altcella und in den benachbarten Städten der Scheffel Korn kaum 4 Groschen, der Scheffel Gerste 2 bis 2'/z Groschen, der Scheffel Hafer 18 Pf., 1 Kanne Branntwein 4 Pf., die Kanne Bier 1 Pf. und die Mandel Eier 2 Pf. gegolten haben. Im Jahre 1507 waren die Feldfrüchte so wohlfeil, daß aus denselben das Arbeiterlohn nicht gedeckt wurde und 1515 bekam man für 1 Pf. so viel Brod, wie in den TheuerungS- jahren 1315 bis 1317 für 10 bis 12 Groschen. Drr Schloßherr. Novelle von Th. von Aschenberg. (Fortsetzung.) „Das ist also die Wahrheit! Das ist die Ursache des tiefen Hasses, dem Du so viele fremdartige Gründe unterschiebst," sagte Susanne streng. „Gestehe, Therese, mir der Vergleich init einem anderen gewissen Jemand hat Dir Deinen Mann verleidet, alte Er innerungen sind wieder erwacht. Der Gedanke an das Glück, das Du hättest finden können, hat Deine Einbildung erhitzt und vielleicht häufige und heimliche Zusammenkünfte mit einer Person, die sich an Deine Fersen hängt —" Therese erröthete noch mehr, aber schwieg. „Susanne glaubte noch mehr darüber sprechen zu müssen und fuhr fort: „Suche nicht zu leugnen; ich weiß, daß Mira zu gleicher Zeit mit Euch in München war, und daß Du ihn mehrmals gesehen." „Was sagst Du, Susanne? Wer hat Dir verrathen —" er widerte Therese zitternd. „Was liegt daran, wenn es wahr ist, daß —" „Run ja, verzeihe, Susanne," sagte jetzt die Schloßherrin mit niedergeschlagenen Augen, „ich hatte nicht de» Muth, es zu gestehen. Ja, er war auch in der Stadt; ich habe ihn gesehen, gesprochen; ich habe ihm die ganze Tiefe meines Kummers sehen lassen." „Thörin! Und Dein Mcmn?" rief Susanne. „Mein Mann weiß gar nichts. Sein schlechter Gesundheits zustand hinderte ihn, mich überall hin zu begleiten und ich war glücklich, ihm zu entkommen, wenn er meiner Pflege nicht bedurfte oder wenn er Einsamkeit habe» wollte. Ich begegnete jenem jungen Manne aus Zufall und zuerst wollte.ich ihn vermeiden. Allein er hatte so viel Großmuth gezeigt an jenem Tage, an welchem er auf's Schloß kam, um meinem Gatten bas Leben zu retten. Ueberdies dachte ich, daß er ei» Freund von Gustav war. So sah ich ihn denn öfter, fast alle Tage; er folgte mir überall hin; ich fand ihn in jedem Hause, wo ich hinging. Zuerst war ich kalt und höflich gegen ihn, aber nach und nach schmolz das Eis von meinen« Herze», ohne daß ich es selbst wußte oder wollte. Er hatte die Leiden er- rathen, die ich ihm verbergen wollte und er nahm so herzlichen An theil. Ich überließ mich mit Vergnügen dem Wonnegefühl, meinen Schmerz in das Herz eines Freundes auszugießen . . . Was soll ich Dir noch sagen? Du weißt gar nicht, wie grundleicht eü ist, sich in einer großen Stadt zu sehen und zu sprechen, ohne daß es nur Jemand bemerkt; inmitten der größten Gesellschaften tauschten mir leise unsere Klagen aus, während ein kaltes Lächeln unsern Mund umspielte." „Und sprach er Dir von Liebe, Therese?" sprach Susanne. „Stachelte er in Deiner Brust jenen blinden Haß gegen den an, den Du lieben und ehren solltest? Nicht wahr, er suchte Deine Ver nunft zu verwirren, indem er Dir sagte, Du habest ein Recht, Deine heiligsten Pflichtei« zu verrathen?" „Zuerst zeigte er nur Mitleid für meine Leiden, dann sprach er von der Vergangenheit, von seine«« getäuschten Hoffnungen. Da« erste Mal gebot ich ihm Schweige» und ging weg; aber er ließ sich nicht abschrecken; er ermüdete mich durch seine Hartnäckigkeit und am Ende hörte ich ihn ohne Zorn an ... . Was sage ich? Er sah vielleicht in meinen Augen das Vergnügen, das mir seine Liebe bereitete." Susanne war in diesen« Augenblick bewegter, als sie es in den wichtigsten Momenten ihres Lebens gewesen. „Ein Wort, Therese!" stammelte sie. „Bist Du schuldig vor Gott, Deinem Manne, Deinem Kinde?" Die junge Frau erhob selbstbewußt den Blick. „Nein," erwiderte sie, „aber ich darf nicht stolz sein auf meinen Sieg, denn nur ein Zufall oder vielleicht auch die göttliche Gnade rettete mich." Sie schwieg; Susanne wartete auf eine nähere Erklärung. „Du wirst mich verachten," sagte Frau von Fliera ganz leise, „aber ich will Dir Alles sagen. Vor einigen Tagen stellte er mir sehr eindringlich vor, daß mein ganzes Unglück nur von diesem Manne herkomme; er hatte meinen Haß gegen ihn entzündet, er suchte in meinen Augen eine schuldige Schwachheit zu beschönigen und schlug mir endlich vor, mit ihin in's Ausland zu fliehen." „Und Du hast diesen Vorschlag doch mit Abscheu von Dir ge wiesen?" — „Nein, ich habe gezaudert ... ich hatte noch nichts Gewisses versprochen, als eine plötzliche Laune meines Mannes uns hierher nach Schloß Weißeck znrückführte." „Aber Du hättest Dich geweigert, nicht wahr, meine Therese, Du hättest Dich geweigert?" frug Susunne bebend. „Wer weiß, wohin mich mein Mitleid mit der Liebe des Einen und mein Abscheu vor dem Andern geführt hätte!" „Aber Du hättest an Deine Pflicht gedacht, an Deine heiligen Schwüre?" „Ich hätte gedacht, wa« aus meinem Sohne werden sollte, wenn er in den Händen eines solchen Vaters bliebe!" „O mein Gott, mein Gott!" rief Susanne, „so willst Du ihn also verlassen!" „Noch nicht, Susanne," erwiderte Therese mit einem lauten Schmerzensausdruck, „und wenn Du mir beistehst, so kann ich viel leicht noch widerstehen."