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sein und auf ihrer demnächstigen Flucht nach den vorderen Räumen muß sie weitere Schläge erhalten haben, wie das in einem der Zwischenzimmer umhergespritzte Blut bekundet. Die Küche, welche einen Ausgang nach einem auf den Hof führenden Flur hat, war vou innen verschlossen. Ein Beil und ein Feuerhaken, welche man dort sand, zeigten keine Blutspuren. In der vorderen Stube muß nun der Mörder durch den heimkehreudeu Sohn der Wittwe über rascht und an der Ausführung des Raubes gehindert worden sein. So weit es sich nämlich übersehen ließ- scheint nichts geraubt worden zu sein, denn an baarem Gelde fand die Polizei 1700 M. und auch sonst deutete nichts darauf hin, daß aus Schränken irgend etwas entwendet sei. — Das „V. T." meldet anderweit, daß die beiden Verwundeten, die Wittwe Sommer und ihr Sohn, noch am Montag Abend gegen 11 Uhr nach dem Krankenhause Bethanien überführt worden sind. Dort ist Frau Sommer Dienstag Vormittag um 10^/z Uhr an ihren Wunden gestorben, ohne vorher noch einmal zum Be wußtsein gekommen zu sein. Auch in dem Befinden des Sohnes scheint eine Verschlimmerung gegen gestern Abend eingetreten zu sein, er befindet sich in ganz apathischem Zustande. Der vorliegende räuberische Ueberfall erinnert übrigens lebhaft an das Attentat, welches im August vor. Jahres an dem Nückkaufshündler Böhl in der Mariannenstraße zu Berlin unter ähnlichen Umständen verübt worden ist. Der damalige Thäter ist bis heute nicht ermittelt; auch im vorliegenden Falle fehlt jede Spur von dem Verbrecher. * Ueber das bereits gemeldete Bahnunglück, das den von Magdeburg am 1. Juni Vormittag abgelassenen Schnellzug bei Blumenberg betraf, schreibt man heute: „Schon von Oschersleben ab wurde vielfach die Verspätung des Schnellzuges, welcher sich bei Oschersleben in der Richtung nach Halberstadt und Braunschweig aufhält, in dem Coupee besprochen, bis wir zwischen Hadniersleben und Blumenberg zwischen Würterbude 26 und 25 die Ursache der Verspätung erfahren sollten, indem plötzlich unser Zug mitten im Felde, gerade dem Dorfe Bottmersdorf gegenüber, anhielt. In nicht geringer Entfernung bot sich uns ein kaum zu beschreibender schrecklicher Anblick dar. Auf der linken Seite lag im Abgrunde auf der Kehrseite die dampfende Locomotive, welche vom rechten Fahrgeleise quer über den Eisenbahnkörper sich hinmeggewälzt, die Eisenbahnschienen zertrümmert und einen Graben an der etwa 15 Fuß hohen Böschung gewühlt hatte. Auf der rechten Seite lagen die zertrümmerten sechs Personenwagen; der vorderste Packwagen wie der Briefpostwagen vollständig zertrümmert, theils umgekehrt, theils in einander geschoben und zermalmt. Ein schreckliches Bild der Verwüstung! In unmittelbarer Nähe waren die mit großer Mühe geretteten, vielfach aber auch sehr beschädigten Passagier- und Postgüter. Auf jedem Schritte begegnete man verwundeten Reisenden, Kindern und Frauen, von Blut triefend und wehmüthig klagend und nach Hülfe suchend. Aus einem Coupee zweiter Klasse wurden zwei, angeblich aus Breslau stammende Brüder, Kaufleute, im besten Mannesalter, todt herausgezogen, welche den Anzeichen nach jedenfalls zerquetscht waren, da man keine erheblichen äußerlichen Verletzungen bemerkte. Ein schreckliches Bild bot auch die Verstümmelung des Postschaffners (der Postsecretär ist glücklicherweise gerettet), welchem die Kinnbacken auseinander gerissen waren, und der die schrecklichsten Schmerzenstöne hervorbrachte. Einem Schaffner war das Bein ge brochen, während der seit 28 Jahren im Dienst stehende Packmeister eine Armverrenkung davongelragen hatte. Locomotivführer wie Heizer sind gerettet. Aerztliche und sonstige Hülfe war glücklicher- und bedankenswerther Weise bald zur Stelle, doch konnten die Ver wundeten erst um 4 Uhr, statt 12 Uhr 30 Minuten in Magdeburg eintreffen. Ueber die Ursache des Unglücks hat man selbstverständlich keinen sicheren Anhalt; die meisten anwesenden Passagiere waren aber der Ansicht, daß die Entgleisung in Folge eines Schienenbruches geschehen ist. Die bloßgelegten Eisenbahnschwellen zeigten auf dem Schnellznggeleise an dem Orle des Unglücks allerdings vielfach morsche Stellen. Eine gründliche Untersuchung der Beschaffenheit des Bahnkörpers halten wir für dringend geboten. Zum Glück hatte der vom Thale kommende Personenzug eine Verspätung von etwa 10 Minuten, sonst hätte auch dieser Zug gerade an dieser Stelle zertrümmert werden müssen. Seitens des Ministers der öffentlichen Arbeiten ist ein besonderer Commissarius an Ort und Stelle gesandt. Die eingehenste Untersuchung ist im Gange, und, sofern Grund , zu der Annahme sich ergiebt, daß ein Frevel den Unfall veranlaßte, die Ermächtigung ertheilt, auf die Entdeckung des Urhebers eine Prämie von 3000 M. auszusetzen. Die Betriebs unterbrechung ist inzwischen wieder behoben. Amtlich wird aus Magdeburg über das Unglück mitgetheilt: Heute Morgen gegen 11^2 Uhr entgleisten auf der Strecke zwischen Blumenberg und Hadmers leben die Niaschine und sämmtliche Wagen des Berlin-Aachener Schnellzuges Nr. 43 derart, daß die Maschine und zum Theil auch die Wagen umstürzten. 2 Passagiere (Kaufmann Kallinich und Rentner Volkmar Kuschel, beide aus Breslau) wurden sofort getödtet. 4 Passagiere wurden schwer und etwa 30 leicht verletzt. Unter den schwer Verletzten befindet sich ein Postschaffner und ein Eisenbahn schaffner. Aerztliche Hülfe war sofort zur Stelle, die Schwerver wundeten wurden mittelst Extrazuges nach hier befördert und nach dem städtischen Krankenhause transportirt. Durch die Entgleisung wurden beide Geleise gesperrt; mit Räumung derselben wurde sofort begonnen, so daß ein Geleis bereits um 4 Uhr Nachmittags wieder fahrbar war. Die Ursache dieses so überaus traurigen Unfalles ist zur Zeit noch nicht ermittelt. * Wie man aus Magdeburg schreibt, wäre die von fast allen deutschen Blättern gebrachte und auch zu uns übergangene Schauer geschichte von dem in die Leichenkammer gesperrten und dann ge- torbenen Kinde zum allergrößten Theil erfunden. Auf Wahrheit beruhe nur, daß der betreffende Todtengräber, ein sehr geachteter und ehrenwerther Mann, das Kind, welches allerdings einige Blumen gepflückt, mit einigen leichten Schlägen gestraft hat, wonach er es aber hat laufen lassen. Der Todtengräber hat eine Belohnung von 500 Mark für Denjenigen ausgesetzt, der ihm den Verbreiter dieser Lüge so bezeichnet, daß er ihn gerichtlich belangen kann. — Mit diesem Dementi, scheint die Sache aber noch nicht abgemacht zu sein. Die „Mind. Ztg." erfährt nun aus einem ihr überlassenen Privat schreiben, daß die Mittheilung trotzdem, wenn auch mit kleinen, nicht gerade wesentlichen Abweichungen, auf Wahrheit beruht. Der Vorfall ereignete sich aber nicht in Magdeburg selbst, sondern in der Vorstadt Buckau, und das in die Leichenhalle eingeschlossene Kind wurde nicht todt aufgefunden, sondern ist erst später gestorben. Die Untersuchung des Falles ist von der Staatsanwaltschaft eiugeleitet. * Aus Nancy wird von einem fürchterlichen Auftritte berichtet, der sich dort in der Menagerie des Thierbändigers Salva zuge tragen hat. Am 28. Mai nämlich, während dieser gerade vor dein Publikum seine Künste mit den Panthern zeigte, zertrümmerten die in einem benachbarten Käsig hausenden Löwen die Eisenstangen, welche sie von den Panthern trennten, stürzten sich auf die letzteren und geriethen mit ihnen in einen wüthigen Kampf. Ein Panther schlitzte einem Löwen den Bauch auf, daß er vor Schmerz heulte. Salva verlor inmitten dieses Schauspiels nicht seine Geistesgegen wart; er trieb die Panther in einen andern Käfig und ließ dann denjenigen, welcher den Löwen so schwer verwundet hatte, gegen dieses los. Der Panther erwürgte den Löwen, nachdem er ihm eine Nippe gebrochen hatte. Seit diesem Kampfe, welchem das Publikum mit athemloser Spannung zugesehen hatte, befinden sich die wilden Thiere in einer unbeschreiblichen Aufregung. * (Ist es zweckmäßiger, die Pferde Morgens oder Abends zu putzen?) Ein größerer Gutsbesitzer berichtet, daß er ganz gegen den üblichen Gebrauch seit längerer Zeit schon seine Arbeitspferde anstatt Morgens, schon Abends tüchtig putzen und Morgens nur bürsten lasse. Nach der Ueberzeugung desselben genießen die so behandelten Pferde des Nachts über eine vollkommene Ruhe, sind des anderen Morgens weit weniger Erkältungen ausgesetzt, als wenn Morgens durch kräftiges Putzen die Poren der Haut zu sehr ge öffnet werden. Nachrichten vom Standesamt Zwönitz vom 28. Mai bis mit 3. Juni 1880. Geburten: 60) Fabrikarbeiter Ernst Hermann Schreier h. T., Anna Margarethe. — 6i) Briefträger Carl Maximilian Günther h. T. Sterbefälle: 45) Schuhmacher Carl Wilhelm Meier h S., Oscar Willy, 4 Monate, Magen- und Darmkatarrh. — 46) Frau Auguste Wilhelmine verw. Müller, geb. Oertel h., 67 Jahr, Erschöpfung in Folge chronischer Leberanschwell- ung. — 47) Schieferbruchknappe Christian Eduard Meydorn, Dittersdorf, 59 Jahr, Magenkrebs. Aufgebote: — Eheschließungen: — Kirchennachrichten von Zwönitz. Dom. 2 p. Tri». predigt Vormittag Herr I'. Neidhardt über s. Cor. 15, 8; Nachmittag hält Herr Diac. Böthig Missionsstunde über Ap.-Gcsch. 3, 1—IO. Kirchennachrichten der Parochie Niederzwöuitz auf den Monat Mai 1880. Getauft: I S. des Hutmachers Wilhelm Albert Keller, Ernst Paul. — I T. des Webers Friedrich Oscar Günther, Emma Milda. — I Sl des Webers Friedrich August Meier, Emil Richard. - l T. des Webers Gustav Ernst Decker, Frida Ida. — IT. des Gutsbesitzers Karl Gustav Roth, Rosa Frida. — I T. des Handarbeiters Karl Wilhelm Weißbach, Milda Auguste. — I T. des ans. Zimmermanns und Webers Karl Friedrich Fanghänel, Linda Frida. — IS. des Webers Friedrich Otto Bach, Emil Richard. — l T. deS ans. Webers Gustav Otto Grunert, Martha Auguste. — IS. des Handarbeiters Friedrich Eduard Weinhold, Paul Oscar. Hierüber I vorehelicher und 1 unehelicher Sohn. Getraut: Adolf Alwin Decker, Weber hier, mit Emma Wilhelmine Heyde von hier. — Karl Ernst Schreyer, Kgl. Schlagwärter hier, mit Frau Christiane Karoline verw. Schöffler von hier. — Friedrich Wilhelm Neubert, Gutsbesitzer in Raschau, mit Anna Auguste Wetzel von hier. — Friedrich Hermann Gebhardt, Schuhmacher in Kühnhaide, mit Minna Auguste Grunewald von hier. — Christian Friedrich Voitel, Wirthschaftsgehilfe in Gllnsdorf, mit Christiane Ernestine Günther von hier. Beerdigt: Emil Ottomar Steger, 1^/« Monat alt, St. Blus. — Emil Richard Grunewald, 20 Tage alt, St. Blas. — Ein todtgeb. Sohn des ans. Zimmermanns Maximilian Grabner, St. Joh. — Friedrich August Bochmann, Hausbesitzer und Horndrechsler, ein Ehemann, 630g Jahr alt, St Blas. — Karl Friedrich Bonitz, Handarbeiter, ein Ehemann, 64Ve Jahr alt, St. Joh. Oeffentl. Communion: Dom. 2 p. Tri»., den 6. Juni. Beichte früh >/e8 Uhr. Wochencommunion: Sonnabend, den 26. Juni, Mittags 12 Uhr. Kirchl. Unterredung mit den Confirmirten: Dow. 3 p. 'Irin., den 13. Ium, Mittags I Uhr.