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ihren Kräften stand, zu thun, um sich die Liebe und Zufriedenheit derselben zu erwerben. Schon war der Mond am klaren, tiefblauen Nachthimmel auf- gegangen, als die Thürme und Unirisse von N. vor den Reisenden auftauchten. Man fuhr durch einige Straßen, bog in ein großes Thor ein, das sich wie durch Zauberhände geöffnet hatte und nun hielt der Wagen vor einer breiten Treppe, zu welcher ein paar Diener rasch herabeilten, um den Aussteigenden behülflich zu sein. „Du bist nun zu Hause, liebes Mädchen," sagte Hellmann mit Rührung zu der Waise. „Möge Dir die neue Heimath die alte einigermaßen ersetzen." Beklommenen Herzens, wie von einem Traume befangen, erstieg Virginie, an Hellmann's Seite, die mit feinen Teppichen belegte, hell erleuchtete Treppe. Da tauchte plötzlich auf der obersten Stxbe eine stolze, goldgelockte Frau, in kostbare Halbtrauer gekleidet, auf, welche einen strahlenden Blick auf die Beiden herniederwarf und mit einem gewinnenden Lächeln Virginien beide Hände zum Willkommen ent gegenstreckte. Diese blieb wie geblendet stehen; doch rasch fühlte sie sich an beiden Händen erfaßt und eine Menge freundlicher Worte drang ihr in's Ohr. Sie war zu sehr überrascht, um ein Wort der Erwiderung finden zu können, zudem hatte sich jetzt die schöne Frau bereits zu Hellmann gewendet, um auch diesen warm und innig zu begrüßen. „Dies ist Deine Tante, mein liebes Mädchen," stellte Hellmann Virginien seine Gattin vor, als man das Wohnzimmer betreten hatte. Das junge Mädchen horchte hoch auf; sie glaubte, nickt recht gehört zu haben. Diese Frau war ihre Tante, von der sie geglaubt, des Onkels Lebensgefährtin müsse auch seine Altersgenossin sein? Sie fühlte, wie sich plötzlich ihr Herz erkältete vor dieser glänzenden, blendenden Erscheinung mit dem kalten, stechenden Blick, der so wenig mit den freundlichen Worten und Mienen harmonirte. Wäre die Tante eine alte, ehrwürdige Frau gewesen, sie würde sich ihr vertrauend an die Brust geworfen und sie gebeten haben, ihr Mutter sein zu wollen, doch hier bebte sie unwillkürlich vor solcher Vertrau lichkeit zurück. Noll Scheu drückte sie nur die Hand ihrer schönen Tante an ihre Lippen und stammelte einige unzusammenhängende Worte. Da man Virginiens Befangenheit und sichtliche Abspannung be merkte und da sie auch jede Erfrischung ausschlug, ward Lisette ge rufen, um die neue Hausgenossin nach ihrem Zimmer zu führen und ihr beim Auspacken behülflich zu sein. Währenddessen saßen die beiden Gatten noch plaudernd im Wohnzimmer, um sich die Erlebnisse der letzten Tage mitzutheilen. Schließlich bemerkte Hellmann: „Mein Schwager war in einen großartigen Proceß verwickelt. Wird dieser gewonnen, — und ich habe mich noch nicht genau orientirt, wie viele Ehancen dafür vorliegen, — so wird Virginiens Vermögen ein sehr bedeutendes sein, läuft aber die Sache übel ab, so wird das Mädchen keinen Pfennig besitzen. Ihre Zukunft ist dem nach eine precäre. Um sie aber vor allen Schicksalsfällen sicher zu stellen, habe ich auf dem ganzen Wege über einen Plan nachgedacht, der hoffentlich Deine Billigung erhält. Ich bezweifle, daß uns Gott mit Kindern segnen wird, — wie wäre es, mein süßes Weib, wenn wir Virginie als unser Kind annehmen und sie ganz in die Rechte einer eigenen Tochter cinsetzten? Ich glaube, ich werde sie lieb ge winnen, denn ihr sinniges, bescheidenes und treuherziges Wesen ge fällt mir und außerdem ist sie doch meine einzige Blutsverwandte, die ich auf Erden habe." Frau Hellmann wollte mit einer wilden' Verwünschung von ihrem Sitze emporfahren, bezwang sich aber noch rechtzeitig und gab ihrem Aerger nur durch die geballten Hände Ausdruck, die sie unter dem Tisch verbarg. Schmälerten die Ansprüche eines zu adopliren- den Kindes nicht ihr Recht? Ging nicht Hellniann's Vermögen nach dessen Ableben in zwei Theile, während ihr es sonst unverkürzt als Universalerbin zufiel? Sie mußte energisch, doch ohne Verdacht zu erregen, gegen diesen Plan einschreiten. „Zeit gewonnen, Alles ge wonnen," dachte sie. Mit einer freundlichen Miene wendete sie sich ihrem Gatten zu, der noch immer ihrer Antwort harrte. „Das ist wieder ein Beweis Deines edlen und großmüthigen Sinnes. Ich stimme Deinem Vorschläge vollkommen bei; nur möchte ich Dich bitten, in dieser Angelegenheit nichts zu übereilen, denn, wenn auch meine liebe Nichte den besten und günstigsten Eindruck auf mich gemacht hat, so erfordert es doch die Vorsicht und Klug heit, sie einige Zeit zu prüfen, ob sie auch wirklich Deiner Zuneig ung und väterlichen Fürsorge würdig ist." „Natürlich! Das versteht sich von selbst," entgegnete Hellmann kopfnickend; „die Sache eilt ja nicht." (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Am 5. Januar brannte das Eisenbahn-Stations-Gebäude in Bebra theilweis nieder. Der durch das Feuer verursachte Schaden ist ziemlich bedeutend, jedoch wurde der Verkehr nicht gehemmt. * Ein gräßliches Verbrechen ist in Stuttgart am Sylvester- Abend in der Weberstraße begangen worden. Der daselbst wohnende, etwa 40 Jahre alte Zimmermann Ferd. Waibel ist sammt seiner Frau und zwei Kindern ermordet morden. Nur eine Tochter von etwa 13 Jahren und ein Sohn von etwa 8 Jahren leben noch, aber ebenfalls mit erheblichen Verletzungen am Kopfe, allen Anderen sind die Hirnschalen mittelst eines Hammers oder einer Axt eingeschlagen worden. Der Anblick, den die Wohnung bietet, ist grauenhaft. Der Mann auf dem Boden, die Frau im Bett in Blutlachen, der kleine ! Säugling in der Korbwiege neben der Blutter, kaum mehr als menschliche Gestalt, blutbedeckt, zu erkennen, ein anderes Kind eben falls ermordet, gänzlich mit Blut bedeckt; kurz, ein unbeschreibliches Bild des Entsetzens. Der Thäter ist der 43jährige einäugige Bruder deS Ermordeten, ein Mühlbauer. Der Mörder hatte sich neue Kleider in einem Schneidergeschäft gekauft und den Bart abrasiren lassen. In einer Biermirthschaft, wo er zu Mittag speiste, ist er verhaftet worden. Der Mörder hat beim Militär gedient, war bei seinen Kameraden gefürchtet und erlitt gegen 200 Strafen; seine Vorge setzten trauten ihm zu, daß er an ihnen zum Meuchelmörder werden könnte. Im Kriege benahm er sich so tollkühn, daß er das eiserne Kreuz erhielt. Das empörte Volk wollte den Mörder lynchen, der sich sehr frech bei den Leichen benahm und die der erschlagenen Kinder anlächelte. * In Käsen ist eine in dürftigster Weise lebende alte Dame, Fräulein Zerkenbach, in ihrem ungeheizten Zimmer erfroren. Bei Durchsuchung ihres Nachlasses fanden sich in einem alten Nnterrocke 132,000 Mark in Gold und in Eassenscheinen. Die Erben werden gesucht. I. Classe S7. Kgl. Sachs. Landes-Lotterie. Ziehung am 7. Januar 1880. 3600 Mark auf Nr. 8084 9966. 1000 Mark auf Nr. 2323 3364 9234 14601 27317 40087 58276 70286 77391 92286 94645 97338. goo Mark auf Nr. 1168 2109 16829 17406 29939 36862 37444 45592 51036 52881 65693 67878 71574 89677 91782. 300 Mark auf Nr. 1309 2457 4441 5590 7853 9962 10962 14352 I71S9 18325 19784 22220 22441 22888 24083 27057 28172 31126 32609 32223 35955 37543 37416 37046 38898 38347 42097 45506 46216 47457 47405 51585 52497 55517 55514 58431 63064 64168 65050 66988 66643 69683 76554 79447 79340 81798 82106 83201 92078 925II 92269 95101 98785 Kirchennachrichten von Zwönitz. vom. 1 p. vpipli. hält Herr Diac. Böthig früh 8 Uhr die Beichtrede und zugleich Commumon. Vormittag predigt Herr ?. Neidhardt über Psalm 139, 7—12. Nachmittag Herr D!ac. Böthig. 8toUvv6roli'8oli6 6ru8tlronlron8, s ?aquet 50 pfg. Dio ausscwordmitUollo VorbreitunA diosos Dansmittols lmt oiuo ollonso Fvosso Xabi älmliolmr Dräparato als Daollallmor lioi voi'§oruton, wolollo sioli niobt out- blöcken, Vorpaokung, Darbe und Dtikotto in täusollondor ^Voiso llorrmstollon. Dio Daauoto äos sollten LtoKrveroll'sellon Dublikates tragen den vollen Damen dos Davrikanton und konnMivllnon sioll die Verkaufsstellen duroll ausAologto Dirmen- Lellilder. In Awönits bei MW^bW«LM. liefern als Specialität zu bedeutend ermäßigten Preisen. Handdreschmaschinen von Rm. 100 bis 150, Göpel allein von Nm. 140 bis 190, Göpeldreschmaschinen mit Göpel für 1, 2 und 3 Zngthiere von Rin. 240 bis 340 franco jeder Bahnstation, Garantie und Probezeit. Zahlungstermine auf Verlangen. Trieurs (Unkraulauslesemaschinen), Häcksel-Maschinen, Schrotmühlen billigst. Agenten erwünscht. Neuer Catalog auf Wunsch franco gratis. 1*1». L vo., Blaschinenfabrik, trnnlkrurt »M. Ahorn-Holz. 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