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erscheint wöchentlich drei Wal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementöpreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark 2V Ps. prssnui»ssit»äo. Amtiger für Inserate werden brS späteste»- Mittags deS vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeilr mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtqemeinderath zu Zwönitz. 149. Donnerstag, den 19. Aecember 1878. 3. Jahrg. Tagesgeschichte. Berlin, 16. Decbr. Der Kaiser brachte am Sonntag die Vor mittagsstunden mit Erledigung von Regieruugsgeschäften im Arbeits zimmer zu. Er empfing die Hofmarschälle Grafen Puckler und Perponcher und den Geh. Hofrath Bork lind arbeitete Mittags mit dem Chef des Eivilkabiuets Geheimen Kabinetsrath v. Wilmowski. — Die Kronprinzessin, welche den dringenden Wunsch gehabt, zur Beisetzung ihrer verstorbenen Schwester, der Großherzogin Alice von Hessen, sich nach Darmstadt zu begeben, wird ans -Änrathen der Aerzte die Reise unterlassen müssen. Die Aerzte glauben, daß mög licherweise in den Gemächern des Schlosses zn Darmstadt die Des- infection noch nicht so durchgreifend bewirkt sei, um eiue absolute Beseitigung jeglichen Anstcckungsstoffes als sicher erscheinen zu lassen. Aus Rücksicht auf ihre Familie wird die hohe Frau, wie gesagt, jetzt nicht nach Darmstadt reisen. — Für die Datier des Jahres 1879 wurde der vereinbarte deutsch-österreichische Handelsvertrag heute im auswärtigen Amte unterzeichnet. Berlin. In Folge der durch einen mit der Post befördert und explodirten Brief entstandenen lebensgefährlichen Verletzung einer Person in Zabrze finden, wie der Rhein. Cour, hört, im Auftrage des Herrn Handelsminister nunmehr Erhebnng allenthalben statt, ob und in welcher Beziehung Anlaß zur Ergänzung oder Verschärfung der über die Anfertigung explosiver Stoffe und den Verkehr mit denselben erlassenen polizeilichen und strafrechtlichen Vorschriften, soivie der Bestimmungen der Gewerbe-Ordnung vorliege. Potsdam, 16. Decbr. In der heute verflossenen Nacht ver starb hier der bekannte Schriftsteller, Vorleser des Kaisers, Geh. Hof rath L. Schneider. Frankfurt. Wie die, mehr republikanische als deutsche „Franks. Zeitung" mittheilt, ist derselben seitens der Postbehörde die Mit- theilung zugegangen, daß die Zeitung nebst Wochenblatt durch Ver fügung des kaiserlichen Oberpräsidiums zu Straßburg für Elsaß- Lothringen verboten worden ist. Köln, 15. Dec. Gleichzeitig mit der „Frankfurter Ztg." ist auch die ultramoutane „Kölner Volkszeitung" in Elsaß-Lothringen verboten worden. London, 16. Decbr. Der Tod der Großherzogin von Hessen hat im ganzen Reiche die tiefste Betrübnis; und die herzlichste Theil- nahme für die königliche Familie hervorgerufen. Alle Londoner Blätter sind mit Trauerrand erschienen und widmen der Verstorbenen die wärmsten "Nachrufe. Die Königiu ist tief niedcrgebeugt, ihre Ge sundheit hat indes; nicht gelitten. Die Uebersiedelung des Hofes nach Osborne ist aufgeschoben. London, 17. Dec. Der Prinz von Wales, Prinz Leopold und Prinz Christian von Schleswig-Holstein haben die Reise nach Darm stadt gestern Abend 8 Uhr über Vliessingen augetreteu. — Wie ein dem „Reuter'schen Bureau" aus Kreta zugegangenes Telegramm von gestern meldet, ist daselbst ein Engländer Anderson, Oberintendant des Telegraphenbureaus, ermordet worden. Auch in Spanien ist eine strengere Handhabung dec Paßord- uung die unmittelbare Folge des Attentates auf König Alfons ge wesen. Wie aus Paris verlautet, müssen die aus Frankreich die Grenze überschreitenden Reisenden von den spanischen Konsuln in Frankreich vistrte Pässe haben, oder werden ausnahmslos zurückge wiesen. Selbstverständlich handhabt die französische Negierung die Gesetze über das Paßwesen Reisenden aus Spanien gegenüber nun mit derselben Strengs. Uokales und Sächsisches. — Am königlichen Hofe zu Dresden wird wegen erfolgten Ab lebens Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Alice von Hessen die Trauer auf zwei Wochen, vom 16. bis mit 29. d. M., angelegt. — Die von verschiedenen Seiten über die Form und Größe der Zwanzigpfennigstücke geführten Klagen werden, wie man hört, eine Aenderung hinsichtlich einer anderen Form nicht veranlassen, da nach den eingereichten Gutachten der Münzmeister eine Aenderung widerrathen worden ist. Bian ist der Ansicht, daß das Publikum sich allmälig mit der jetzigen Größe der Münzen vertraut machen werde. Auch in Betreff der goldenen Fünfmarkstücke würde Alles beim Alten bleiben. Wie dem „P. Anz." aus Dresden mitgetheilt wird, sind die drei Postbeamten, welche auf der Strecke Klingenberg im Bahnpost wagen die Geldpost berauben und den Thäter unbehelligt entkommen ließen, seit einigen Tagen von; Bahnpostfahrdienst enthoben und nach Dresden, wie wir hören, in die Gepäckausgabe versetzt worden. Dresden. Der wegen dringenden Verdachts, den im Eisenbahn zuge bei „Edle Krone" verübten Postraub am 5. d. M. begangen zu haben, verfolgte vagirende Bauer ist am 13. d. M. durch den Obergendarm Rothe aus Chemnitz und den Brigadier Richter aus Limbach in letztgenanntem Orte zur Haft gebracht worden. Mit der Bahn ging am Sonntag in Dresden ein aus 195 Stück bestehender Hammeltransport aus Schlesien ein, bei dessen Aus ladung sich heransstellte, daß 4 Thiere wegen zn enger Stellung unterwegs erdrückt morden waren. Die Kadaver derselben wurden von der Wohlfahnspolizei vernichtet, die Eigenthümer des Trans portes aber wegen Thierquälerei angezeigt. Leipzig. Ain vorigen Freitag Nachmittag ist auf dem Thüringer Bahnhofe hier ein Fahrpostbeutel, Geldsendungen in; Betrage von 1413 Mark und zwei Einschreibebriese enthaltend, spurlos abhanden gekommen. Der kaiserl. Oberpostdirector hat für die Wiedererlang ung des Geldes eine Belohnung von 100 Mark ausgesetzt. Altschönefcld bei Leipzig. Für den sich immer vergrößernden Kircheusprengel wurde ain 15. Decbr. der dritte Geistliche, nämlich der bisherige Pfarrer Rausch in Herold (bei Annaberg), als Hilfs geistlicher eingewiesen. Aus Lindenau bei Leipzig wird geschrieben: Wie brod- und verdienstlos unsere jetzige Zeit ist, kann nicht deutlicher und in grelleren Farben illustrirt werden, als durch die Massenbewerbung um die aus geschriebene vierte hiesige Schutzuiannstelte, die mit 800 Mark und Uniform dotirt ist. 54, darunter etliche Hausbesitzer von hier und auswärts, haben sich darum beworben, von denen sicherlich Viele, nur durch die Noth gezwungen, ihr Gesuch um diese Stelle einbrachten. Ein schrecklicher Vorfall hat sich am vergangenen Sonnabend, wie dem „Leipz. Tgbl." von glaubwürdiger Seite mügetheilt wird, in dem Orte Lindnaundorf zugetragen. Zu dem dortigen Gutsbe sitzer Gläser war eine Dienstmagd, die früher bei ihm beschäftigt ge wesen, zum Besuch gekommen. Als sie sich nun gerade in der Stube aushielt, drang ein Dienstknecht, welcher vormals ein Liebesverhältnis; mit der Magd unterhalten, in einer Anwandlung von Eifersucht mit einer Nadehacke auf sie ein und brachte der Unglücklichen, die über dies in anderen Umständen sich befinden soll, einen heftigen Schlag auf den Kopf bei, woran sie alsbald verschied. Chemnitz, 16. Decbr. Heute früh ist der frühere Besitzer der sächsischen Maschinenfabrik, Geheime Conunerzienrath Richard Hart mann, gestorben. Zwickau, 16. Decbr. Ein junger Mann aus einem hiesigen Geschäfte, welcher gestern Mittag von Steiupleiü über Marienthal nach Zwickau ging, wurde ohnweit Steiupleis au einer Waldecke von einem Strauchdiebe räuberisch angefallen. Zuerst fragte der Räuber nach der Zeit, daun ob ihm ein Markstück könne gewechselt werden, endlich verlangte er sännntliches Geld nebst Uhr, schlug auch mit seinem Stocke nach des Angefnllenen Kopfe, traf jedoch nur die Schulter rind es gelang dem jungen Manne, durch die Flucht zu ent kommen. Der freche "Räuber hatte das leere "Nachsehen. Nach der abgegebenen Beschreibung soll der Räuber einen röthlichen Vollbart gehabt und ein blaues "Zündel bei sich getragen haben, auf welches zwei Bürsten geschnallt waren. Seinen Weg hat der ca. 30 Jahr alte Räuber nach Steinpleis zu fortgesetzt.