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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark Sv Pf. AmtiM für Inserate werden bi» spätestens Mittags des vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 2V Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath z» Zwönitz. SV. Dienstag, den 2l. Mai 1878. 3. Jahrg. Tagesgeschichtc. Tie orientalische Frage ist nach den letzten Telegrammen in friedlicher Strömung; die Dauer derselben garantiren zu wollen, dürfte aber zu viel gewagt sein, namentlich, da wiederholt daran erinnert wurde, daß authentische Nachrichten von den maaßgcbensten Stellen in St. Petersburg und London jetzt nicht, am allerwenigsten aber vor der Rückkehr SchuwaloffS nach London zu erwarten seien. Als bemerkenswerlh dürfte noch hinzuzufügen jein, daß die „N. A. Z." wiederum einem Schreiben eines Oestreichers ihre Spalten öffnet, dem zwar eine politische Anthenlicität nicht zugeschrieben wird, das aber von einer „Gravitirung Oesterreichs nach Osten" sowie davon spricht, „daß es doch zu einer Art Erbschaftslheilung kommen werde und müsse und daß dabei Oesterreich-Ungarn nicht leer ausgehen dürfe." DeS von 1849 dalirende Hasses der Ungarn gegen das slavische Element gedenkend, sagt vaS Schreiben zum Schlüsse: „Dieses Hasses wegen aber das Kaiserreich in einen Krieg mit Rußland zu verwickeln und sich eine ganze Kette unruhiger und unzufriedener Slavenconglomerate an seiner Süvostgrenze festsetzen zu sehen, — das würde ihm nicht allein Oesterreich, sondern wahrscheinlich ganz Europa übel nehmen und empfinden lassen." Pose», 17. Mai. Der „Ostdeutschen Zeitung" wird aus Gnesen telegraphisch gemeldet, daß eine größere Ablheilnng Militär heute nach Lopienno ausgerückt sei, wo angeblich MuttergotteS-Erscheinungen stattgefunden hätten; der Gnesener Staatsanwalt habe sich ebenfalls dorthin begeben. Wien, 17. Mai. Meldungen der „Pol. Eorresp.": Ans Kon» stantinopel von heule: General Tolleben urgirt energisch die Räumung der Festungen in Bulgarien und hat, wie gerüchtweise verlautet, einen sehr kurzen Termin für die definitive Räumung gesetzt und mit ZwangSmaßregeln gedroht. Es fand deshalb gestern Ministerrath unter dem Borsitz des Sultans stall, in demselben ist aber ein defi nitiver Beschluß nicht gefaßt worden. Gelegentlich des vorgestrigen Diner beim Sultan wurde von dem österreichisch-ungarischen Bot schafter, Grafen Zichh, die Frage der N-palriirung der bosnischen Flüchtlinge zur Sprache gebracht. — Aus Bukarest von gestern: Die Bewegung ter russischen Truppen gegen die Donau dauert fort. Fürst Karl von Rumänien hat das Truppenlager bei Krajowa be sichtigt und ist sodann nack Tnrnseverm weilergereisl. Paris, 18. Mai. Die „Nepnblique francaise" will ebenfalls wisse», daß Schuwaloff eine günstige Lösung erzielte, welche den Wünschen Englands wie denen der Westmächle überhaupt entspreche. Die Mäßigung bei der russischen Regierung lasse einen Geist erkennen, welcher gute ZnkunstSauSsichten eröffne. Rußland betrete den für den Zusammentritt des CongresseS unerläßlichen Weg. Der Congreß werde nicht eine einfache Diplomatenversammlnng sein, sondern eine Art Schiedsgericht. Die Dispositionen, womit Rußland allem Anscheine nach in dem Congresse eintrete, erscheine als ein Unterpfand für Her stellung des Friedens und günstigst für den Erfolg des CongresseS. Petersburg, 17. Mai. Im Ganzen spricht sich in den Jour nalen Friedenshoffnung aus. Auch solche Journale, die bisher agita« torisch kriegerisch waren, äußern sich mäßiger. — Amtlich wird die Formation von 8 Neservebataillonen für Turkestan ungeordnet. London, 17. Mai. Tie „Times" bringt in einer zweiten Aus gabe das folgende Telegramm aus Pera vom gestrigen Tage: Obgleich man erklärt, daß die Vor>chiebung der russischen Linien bis zu Positionen, welche Konstantinopel vier Kilometer näher gelegen sind, als die zuletzt innegehabten einer politischen Bedeutung entbehre, trägt diese Beweg ung nichtsdestoweniger dazu bei, die hierselbst bereits obwaltende Un ruhe zu erhöhen. Es sind Nachrichten eingegangcn, welche den Ver- marsch von 15,000 Russen von Kallikrati bis Kutschuk Tschekmedje, sowie Vorwärtsbewegungen von Silivria auf Kallikrati und ähnliche Bewegungen melden, die alle darauf abzielen, eine Anhäufung der russischen Streitkräfte in größerer Nähe von Konstantinopel zu be« werkstelligen. Gerüchtweise verlautet, daß die Russen die Herstellung eines Kanals von dem See von Tschekmedje bis zum Meer beabsichtigen, um den Zugang von Schiffen zu ermöglichen. Nach einem weiteren Gerüchte, welches Henle hier verbreitet war, hätte der russische Bot schafter der Pforte ein Ultimatum überreicht, aber obwohl große An strengungen gemacht würden, um die Pforte zu bestimmen, auf den Rückzug des englischen Geschwaders aus dem Marmarameere zu dringen, sei ein entscheidender Schritt noch nicht geschehen. London, 17. Mai. Earl Russel ist heute Nachmittag gestorben. — Im Unterhaus kündigte Hicksbeach an, er werde zu Hartington's Resolution am Montag folgendes Amendement stellen: Das Haus hält die verfassungsmäßige Kontrole des Parlaments, betreffs Aus hebung und Verwendung von Militärstreitkrästen, durch das Gesetz und die unbezweifelle Autorität deS Hauses Gelder zu bewilligen oder zu verweigern für völlig gesichert und erachtet es deshalb für unnöthig und unzweckmäßig, irgend einer Resolution beiznstimmen, welche die Hände der Negierung im gegenwärtigen Zustande der auswärtigen Angelegenheit zu schwächen geeignet wäre. (Lanter Beifall der Ministe riellen.) Stanford beantragt die Resolution und mißbilligt Wellcsley's Ernennung zum Botschaftssekretär in Wien, Stanley vertheidigt die Ernennung desselben. Vokales und Sächsisches. — Aus Anlaß des in öffentlichen Versammlungen wiederholt unternommenen Versuchs, zu massenhaftem Austritt aus der christlichen Kirche aufzufordern, ist nach Miltheilung des „Dr. I." von dem Ministerium des Innern unter dem 10. Mai nachstehende Verordnung au die sämmtlicheu Kreiöhauptmannschaften erlassen worden: „Es sind in jüngster Zeit an mehreren Orten in öffentlichen Versammlungen Vorträge gehalten worden, in welchen grobe Schmähungen gegen die christliche Kirche, ihre Einrichtungen und Gebräuche und die Gegen stände der religiösen Verehrung ausgesprochen worden sind, ohne daß deshalb der § 166 des NeichsslrafgesetzbucheS zur Anwendung kommen konnte. Ebenso ist anch in manchen jener Vorträge unter Schmähung und Herabwürdigung der christlichen Kirche zum Austritte aus letzterer anfgefordert worden. Dieses Gebühren kann fernerhin nicht geduldet werben. Denn abgesehen davon, ob und in wie weit dem letztgedachten Vorgehen die Strafbestimmung in Z 9 des Mandats vom 20. Februar 1827 (Gesetzsammlung Seile 31) entgegensteht, wird durch derartige Vorträge, welche, eben weil sie in öffentlicher Versammlung gehalten werden, unter einen wesentlich anderen Gesichtspunkt fallen, als etwaige kritische Erzeugnisse der wissenschaftlichen Literatur, das sittliche und religiöse Gefühl weiter Kreise der Bevölkerung auf's Tiefste verletzt. Es ist deshalb in diesem Gebühren eine unsittliche Handlung im Sinne von Z 5 deS Vereinsgesetzes vom 22. November 1850 zu erblicken. Nach diesem Gesetzparagrophe» sind aber alle solche Versammlungen verboten, deren Zweck es ist, unsittliche Handlungen oder etwaige Ge setzübertretungen zu begehen, dazu aufforderu, oder dazu geneigt zu machen. Das Ministerium des Innern befindet daher, daß die Polizeibehörden onzuweisen sind, dergleichen öffentliche Versammlungen entweder im Voraus zu verbieten, wenn aus deren Ankündigung oder auS der Anzeige bei der Behörde zu ersehen ist, daß sie jenen Zweck verfolgen, oder, falls bei einer nicht beanstandeten Versammlung ein Redner sich in Aeußerungen der obgedackten Art ergehen sollte, den Vorschriften in §8 8 flg. des VercinögesetzeS gemäß zu ver fahren. — Tie königl. sächsische Armee garnisonirt jetzt bei einem Be stände von 30 EskadronS und 148 Kompagnien event. Batterien in 19 Städten, und zwar Dresden, Bautzen, Zittau, Chemnitz, Straß burg, Leipzig, Freiberg, Meißen, Oschatz, Rochlitz, Roßwein, Großen hain, Grimma, Lausigk, Pegau, Borna, Geithain, Pirna, Metz. Ge«