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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prroilumei anäo. Anzeiger Inserate werden bi» spätestens Mittags des vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit w Pf., unter „Eingesandt" init 2V Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 2l. Sonnadeiid, den IK. Februar 1878.Z. Jahrg. Bekanntmachung. Das Gewerbe- und Personalsteuer-Cataster für hiesige Sladt auf das laufende Jahr ist hier emgegangen und liegt für die Interessenten von heute ab 14 Tage lang in der Stadlkassen-Expebitiou zur Einsicht aus. Etwaige Reklamationen gegen die Gewerbe- und Personalsteuer sind bei der Königlichen Bezirkssteuer Einnahme zu Chemnitz und zwar schriftlich bis spätestens den 8. März d. I. einzureicheu. Zwönitz, am 15. Februar 1878. Der Stadtgemeinderath. Schönherr, Bürgermeister. Tagesgeschichte. Berlin, 14. Februar. Der Reichstag nahm den Antrag Bürger's, betreffend die Beseitigung der Beschwerden über die gewerbliche Ge- fangenarbeil an und erledigte die übrige Tagesordnung von weniger erheblichem Interesse. Für die Baraihung der Orientinterpellation wurde der Dienstag in Aussicht genommen. Zur Konferenzfrage schreibt man der „N. Pr. Zlg." suö Wien vom 11 Februar: Die Antwort Rußlands auf Oesterreichs Einladung zur Konferenz wirb mittels Kuriers hierher befördcrl und dürfte heule einlreffen. Vorher ist der russische Botschafter Novikoff beauftragt worden, von dem Inhalt der Antwort dem Grafen Andrassy vorläufige Mittheilung zu machen. Wie mau aus diplomatischen Kreisen hört, erhebt Rußland in freundschaftlichster Weise einige Bedenken gegen den österreicdischen Vorschlag, und zwar materielle und formelle. In ersterer Beziehung wünscht Rußland die Ausscheidung gewisser mit dem Friede» zusammenhängenden Fragen aus dem DiskussionSbereich der Konferenz. Was indessen hiesige Blätter über die auszuscheidenden Fragen schreiben, wie z. B. daß die Konferenz sich mit der russischen Besetzung Bulgariens nicht zu befassen habe, wird mit Vorsicht auf- zunehmen sein; daß Details sich Henle nicht anführen lassen, ist be greiflich. Es scheint demnach, daß Rußland eine Bestimmung der Angelegenbeilen wünsch!, welche auf der Konferenz besprochen werden dürfen, welche nicht, daß eS, mit anderen Worten, ein Konferenzpro gramm, die Aufstellung einer Konferenzbasis verlangt. Ein formelles Bedenken bezieht sich auf Wien als Sitz der Konferenz. Gründe, warum Wien dem Kabinele von St. Petersburg nicht genehm sein mag, sind allerdings bedenkbar. Fürst Gorlschakoff will Rußland auf der Konferenz persönlich vertreten. Oie übrigen Mächte konnlen nicht gehindert werden, SpezialbevoÜmächligte zu senden. Fürst Gorlschakoff würbe also in die Lage kommen, mit Mitgliedern, welche vielleicht nicht seines Ranges sind, unter dem Vorsitze des Grafen Andrassy am grünen Tische zu sitzen, was weder der Würde, noch den Erfolgen und Opfern Rußlands entsprechen würde. Wird eine andere Stadt gewählt, so entfielen diese Einwendungen oder ließen sich leicht beseitigen. Es ist wahrscheinlich, daß das Wiener Kabinel den russischen Bedenken ebenso freundschaftlich, als sie zur Geltung gebracht wurden, Rechnung tragen wird. Demnach wird die Konferenz wohl kaum vor vier Wochen zusammentreten. -Pest, 1l. Febr. Die gereizte Stimmung der ungarischen Oppo- siticn hat sich neuerdings in einer, allen parlamentarischen Formen Hohn sprechenden Weise Luft gemacht. Ein Buda Pester Telegramm der „N. fr. Presse" meldet nämlich: In der Sonuabendsitzuug des Abgeordnetenhauses halte Ernst Simonyi, während Csernalouy seine Otieutinterpellaliou inolivirle, laut und >m ganzen Hause vernehmbar dazwischen gerufen, „man solle den Grafen Andrassy aufhenken". Esernatonh nahm diese Aeußerunz als scherzhafte auf und wies die selbe als solche zurück. Der Zwischenfall halte im Hause peinliches Aussehen gemacht; man kam jedoch stillschweigend überein, im Interesse des Ansehens deS Hause- kein Aufsehen davon zu machen. Der Präsident Ghyczy scheint den Zwischenruf überhört zu haben und erfuhr davon erst aus dem stenographischen Protokoll. Zu Beginn der heutigen Sitzung machte er dem Hause davon Mittheilung, ent schuldigte sich und ersuchte, ihn nicht der Pflichtversäumniß zu zeihen. Hätte er die Aeußerung gehört, so hätte er keinen Augenblick gezögert, Simonyi eine Rüge zu ertheilen. Das Haus nahm die Miltheilung schweigend entgegen; auch Simonyi schwieg. Nach russischen Behauptungen hat Fürst Gorlschakoff schon längst England die gemeinschaftliche Besetzung von Konstantinopel angelragen, England dieselbe jedoch refusirt. Die Konferenz werde den Diplomaten schwere Arbeit machen, denn auch aus die Interessen der Nachbarstaaten müsse Rücksicht genommen werden. Die zu bil denden Staaten sollen eine Garantie gegen revolutionäre Umtriebe gewähren. Der für Bulgarien in Aussicht genommene Prinz Alexan der von Hessen denke nicht im Entferntesten an die Annahme einer bulgarischen Dornenkrone. Aus Adrianopel wird gemeldet: Am 29. v. M. besetzten die russischen Truppen Eökivschuma, das sie entsetzlich verwüstet fanden. Die Staot brannte an mehreren Stellen, in der Vorstadt lagen über 200 verstümmelte Leichen von Weibern und Kindern herum. Von ESkidschuma rückten die russischen Truppen bis Eskistambul und Werbitza vor. Als jedoch am 4. Februar die Nach richt vom Abschluß des Waffenstillstandes eintraf, wurden die Truppen angewiesen, Eskistambul und Werbitza sofort wieder zu räumen und sich hinter die Demarkationslinie zurückzuziehen. Die Uebergabe der Donaufestungen sollte am 12. und 13. d. M. erfolgen. Angeblich befinden sich 400 Geschütze in denselben. Nom, 13. Februar. Gegenwärtig sind 50 Kardinale anwesend. Nach einer Meldung der „Liberia" bildeten sich im Schoß des Kollegiums 3 Parteien, die Unversöhnlichen, eie Versöhnlichen und die des Status czuo. Erste Partei mit Manning an der Spitze zählt etwa zwölf Stimmen, die zweite kanvieirt den Kardinal Moretti, die dritte und zahlreichste kandidirt den Kardinal Canossa. Paris, 13. Februar. Wie der „Ageuce Havas" auö Konstan tinopel vom heutigen Tage gemeldet wird, hat die englische Flotte die Dardanellen passirt und ist in das Marmora-Meer eingelauseu. Lokales und Sächsisches. Dresden, 14. Februar. Die Zweite Kammer bewilligte die normalspurige Secundärbahn Wilkau-Kirchberg. Dresden. Ueber die beiden am 12. Februar abgehaltcnen Sitzungen des Landtages liegen ausführliche Mittheiluugeu vor. Darnach bildete in der ersten Kammer den letzten Gegenstand der Tagesordnung der Bericht der zweiten Deputation (Referent: Kam merherr v. ErdmannSdorff) über Pos. 10 res außerordentlichen Bud gets „BahuhvfSerweiterungcn, sonstige Herstellung und Vervollständig ung der Ausrüstung der älteren Linien der StaatSeisenbahnen." Sowohl im Bericht ter Deputation als auch in der Debatte, an welcher sich außer dem StaatSminister v. Könneriy, Freiherr v. Sinck, Seiler, Oberschcnk v. Metzsch, Bürgermeister Hirschberg, Peltz und Bürgermeister Martini, betheiligten, murre auf verschiedene Uebel- stände in Bezug auf rie Einrichtung in den Bahnhöfen hingewicsen, durch welche diese Gebäude oft in ebenso unnöthiger als kostspieliger Weise erweitert werden müßten, wozu namentlich der Umstand zu rechnen sei, daß die BahnhosSrestauralionen meist von den OrtSein»