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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prsenumoronäo. Anzeiger für Inserate werden bi« spätestens Mittag- des vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit tv Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 15. Sonnabend, den 2. Februar 1878. 3. Jahrg. Aus dem Orient. Unter den Orientnachrichten findet sich auch heute noch nicht die offizielle Bestätigung über vereinbarte Friedenspräliminarien und den Abschluß eines Waffenstillstandes. Dagegen fehlt es nicht an allerlei mehr oder weniger begründeten Conjekturen. Wie der „Pol. Corr." aus Constanlinopel telegraphisch gemeldet wird, würde dort die Ver zögerung der Unterzeichnung der Friedenspräliminaren mit dem Widerstande der Pforte gegen eine temporäre Besetzung von Con- stanlinopcl in Zusammenhang gebracht. Gleichzeitig wird von Petersburg aus mitgetheilt, daß die von der „Morningpost" gemachten Angaben -über die russischen Friedens» bedingungen ungenau sind. Die „N. B. Ztg." schreibt: „Wir dürfen dem hinzufügen; daß auch die Mitlheilungen deö Ministers Northcote der Genauigkeit entbehren, ein Umstand, welcher ebenso wie die Aeußerungcn des Ministers über die Anschauungen Oesterreichs zu nächst wohl auf die österreichisch-ungarische Botschaft in London (!) zurück^iführen ist. Augenscheinlich spielt die Frage der Besetzung von Constanlinopel — zu Lande durch die russische Armee, von der Seeseite durch die europäischen Flotten — gegenwärtig in den Ver handlungen der Mächte eine größere Rolle als äußerlich erkennbar ist. Die dem englischen Parlamente vorgelegte diplomatische Lorre» sponden; enthält Mittbeilungeu aus einem russisch-englischen Noten wechsel, aus welchem sich ergiebt, daß Fürst Gortschakoff, welcher be reits im Dezember v. I. erklärt hatte: politische Erwägungen könnten eS für Rußland nothwendig machen, nach Constanlinopel zu gehen, noch vor Kurzem ausdrücklich die Freiheit der Action als das Recht jedes Kriegführenden für Rußland in Anspruch genommen hat." Im Einklänge hiermit stehen die Nachrichten von der Ausbreit ung der russischen Armee im Allgemeinen und namentlich über Aoriauopel hiuaus. Es liegen hierüber folgende ergänzende Tele gramme vor: Petersburg, 29. Jan. Offizielles Telegramm ans Seimenli vom 25. Januar. General Skobeleff II. meldet, die Befestigungen' Avrianopelö seien von vorzüglicher Beschaffenheit, die Proftle der Werke seien sehr dauerhaft und mit steinernen Eskarpen unv Con- treeskarpen versehen; eS seien nicht blos 26 Geschütze vorgefunden worden, sondern eine weit größere Zahl, die genaue Ziffer sei noch nicht bekannt. — Nach der letzten vom Gtneral Gurko eingegangenen Meldung Hal die Kavallerie deS Generals Skobeleff I. am 19. d., außer den von den Kosaken Grekofs's genommenen 40 Geschützen, noch weitere 13 Geschütze, im Ganzen also 53 erbeutet. Petersburg, 30. Januar. Offizielles Telegramm deS Generals Zimmermann aus Medschivje vom 28. Januar. Am 22. d. M. näherten sich die Truppen des 14. Corps Basarvschik. Oie Cavallerie unter dem Generalacjutanten Mansei stieß bei Tschair Harmann auf die feindliche Avantgarde und warf dieselbe nach Basarvschik zurück, wobei ein Peloton Husaren unter dem Rittmeister HerrngroS mitten in eine Compagnie Nizams einvrang, 26 Mann niedermachte und I8 Mann gefangen nahm. Am Abend machten die Türken mit 20 Ge schützen einen Ausfall aus Basarvschik, wurden aber durch die Kosaken des General Schamscheff, durch das Boroding'sche Leibregimenl unter Schukoff und durch eine 9pfündige Batterie der 17. Brigade nach Basarvschik zurückgeworsen. Wir hatten 3 Todle und 14 Verwundete. Am 24. nahm ich eine Necogüoscirung gegen Basarvschik vor; bei dem hierbei erlstanvenen Geplänkel wurden 7 Kosaken verwundet. Als am 26. ein Theil unserer Truppen unter den Generale» Mansei und Schukoff auf eei^Siraße nach Basarcschik vorrückten, machten die Türken ili^bedeutender Stärke abermals eine» Ausfall aus Ba- sardschik-unv griffen die Kosaken des Generals Schamschoff und die Brigade Nilson's an, die sich auf unserer rechten Flanke befanden. Ich rückte sofort von Tschair Harman» mit der Brigade General Danauroff'S vor, während der General Mansei und Schukoff von der linken Seite vorgingen. Nach vierstündigem Kampfe wurde der auS Egyptern und Türken bestehende Feind nach Basarvschik zurück geworfen und von uns bis an die Befestigungen verfolgt. Unserer seits war das Tarutin'sche Regiment dem Feuer am meisten ausge setzt. Die Türken ließen über 150 Tobte auf dem Kampfplatz, wir halten 1 Offizier 20 Soldaten todt, 4 Offiziere und 166 Mann verwundet, 3 Offiziere und 3 Mann contusionirt. Die meisten Ver luste erlitt das Tarutin'sche Regiment. Nach der Aussage der Ge fangenen gehörten die am Gefecht betheiligten türkischen Truppen zu 5 gestern aus Schumla in Basarvschik eingetroffenen Tabors. Ba- sardschik ist stark befestigt. Vor unserer Ankunft befand sich daselbst der größte Theil des egyptischen Corps, später trafen noch Verstärk ungen ein. — In Folge des eingetreleneu Thauwetters sind die Wege grundlos und der Provianttranöport sehr schwierig; wir haben in unserer Stellung keine Vorrälbe und empfinden sogar Mangel an Wasser. — Am 25. d. überfiel eine Husarenschwadron auf der Straße von Basarvschik nach Varna einen türkischen Transport und zerstörte den Telegraphen nach Varna. Hierbei wurden 25 Egypter gelödtet und 20 gefangen genommen. Ein die Torpedoaffaire bci Batum behandelndes Telegramm sagt Folgendes: Petersburg, 30. Januar. Offiziell. Der Dampfer Konstantin entsandte in der Nacht zum 26. Januar zwei Torpedokulter gegen ein vor Batum liegendes, aus 7 Schiffen ersten Ranges bestehendes Türkengeschwader. Die Torpebokutter sprengten den Wache haltenden Schraubendampfcr in die Lufl und brachten denselben zum Sinken. Die Trümmer bedeckten die Wasserfläche, weshalb die Kuller die Mannschaft nicht retten konnten. Die diplomatische Thätigkeit giebt der militärischen nichts nach. In Beziehung auf die Situation Englands schreibt ein „bewährter Gewährsmann" aus St. Petersburg der „Pol. Corr.", daß sich Lord Beaconsfields Absichten durchschauen ließen. Wenn er dem Sultan habe wirklich helfen wollen, so würde er nicht bis jetzt ge wartet haben. Er wolle aber nur in der Lage sein, „seinen Antheil an der Erbfolge zu erhalten unv da England weder directer Erbe noch im Voraus ins Testament gesetzt worven ist, so will eS mit Hülfe eines raschen und kühnen Streiches im Wege der Usurpation sich seinen Antheil sicher stellen." Die betreffende Correspcndenz schließt: „Es wird sich überhaupt herausstellen, wie es mit der Freund, schäft Englands für die Türkei in Wahrheit bestellt sei. Schon heute, freilich etwas spät, fängt eS in Constanti»opel zu dämmern an und die türkischen Staatsmänner erkennen, daß die vermeintliche Freund schaft Englands am meisten zum Sturze der Türkei beigelragen habe. Zu dieser Stunde handelt eS sich für Rußland und nicht minder für Oesterreich-Ungarn darum, die Bildung eines englischen Orients zu verhindern. Die von dem russischen Historiker, Professor Jelavaiski, in der Frage der Freiheit der Dardanellen aufgestellte These, daß die frag liche Freigebung der Dardanellen-Durchfahrt, wenn nicht ein Fort gebaut würde, um die Einfahrt in das Schwarze Meer zu verhindern, den russischen Interessen schädlicher wäre, als die Schließung der Dardanellen, d. i. die Aufrechthaltung des 8tntus yuc>, hat in allen hiesigen politischen Kreisen ein mächtiges Echo gefunden, das nicht verfehlt hat, einen namhaften Einfluß auf die Entschließungen an maßgebender Stelle in dieser Frage zu üben." Petersburg, 31. Januar. Officiell. Adrianopel, 28. Januar. Großfürst Nikolaus ist heute aus Hermanlie hier eingetroffcn, und wurde feierlich empfangen. Russische Borlruppen besetzten BodaeSki, Haskloi, Demotika, Kirkilissa. Ein Telegramm deS Thronfolger« auS Brestowacz meldet unter dem 29. Januar: Die Russen besetzten am 27. Januar Osmanbazar, am 28. Januar nach unbedeutendem Ge- fecht RaSgrav, die Türken ziehen sich überall nach den Festungen zurück.