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ÄeÄMwueller TA Kreisvcrein mecklenburgischer Buchhändler. Bericht über die 46. Hauptversammlung am Sonntag, dem 24. Juni 1928, in Güstrow i. M. Diesmal sah die mecklenburgische Kongreßstadt Güstrow die Versammlung in ihren Mauern. Leider war sehr trübes Wetter, sodaß wie geplant die Damen nicht die schöne Umgebung ge nießen konnten, sondern es vorzogen, der Versammlung beizu wohnen. Diese wurde 1114 Uhr vom Vorsitzenden eröffnet, der die Erschienenen begrüßte und insbesondere Herrn Boysen-Ham- burg willkommen hieß, der uns als Gast durch seine Anwesen heit erfreute. Der Vorstand des Börsenvereins sandte ein Be grüßungstelegramm, für das wir an dieser Stelle herzlichst danken. Dann folgte die Verlesung des unten wiedecgegebenen Jahresberichts, der einstimmig genehmigt wurde. Anschließend gibt der 1. Schriftführer einen Bericht über die diesjährigen Kantate-Verhandlungen, zu dem der Vorsitzende und Herr Boysen einige Ergänzungen geben. Der Schatzmeister berichtet über den Stand der Kasse. Die Rechnungsprüfer, Herr Hedicke-Wismar und Herr Kreutzmann-Wismar, beantragten Entlastung des Schatzmeisters, die von der Versammlung mit Dank für die mühevolle Arbeit einstimmig ausgesprochen wird. Hinsichtlich des Beitrages für das neue Vereinsjahr muß die Auswirkung der neuen Börsenvereins-Satzung erst abgcwartet werden, über Punkt 5 unserer Tagesordnung: »Beratung über einen evtl. An schluß an einen benachbarten Kreisvcrein«, wird nach eingehen der Aussprache noch kein Beschluß gefaßt, doch wird der Vor stand ermächtigt, die Angelegenheit zu gegebener Zeit weiter zu verfolgen. Ferner wird der Vorstand beauftragt, an die Deutsche Buchhändlergilde als Fachgruppe im Sinne der neuen Börsen- vcreins-Satzung mit der Bitte heranzutreten, bei Neuaufnahmen von Mitgliedern aus dem Vcreinsgebiet stets erst den Vorstand des Krcisvereins anzuhören. — Die Amtsdauer des Vorstandes endigte mit diesem Tage. Der l. Vorsitzende, Herr Warkentien sen., schied aus dringenden Wunsch endgültig aus dem Vorstand aus und wurde auf Grund seiner großen Verdienste um den Kreisvcrein — Herr Warkentien war 28 Jahre im Vorstand, davon 8 Jahre als l. Vorsitzender! — unter spontanem Beifall der Versammelten zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Die Neu- bzw. Wiederwahl ergab folgende Zusammensetzung: Bormann- Rostock (1. Vorsitzender), Blanck-Wismar (2. Vorsitzender), War kentien jun.-Rostock ^.Schriftführer), Winter-Strelitz (2. Schrift führer), Hempel-Schönberg (Schatzmeister). Als Ort der nächsten Hauptversammlung wurde Rostock gewählt. Nach Schluß der Hauptversammlung vereinigte ein gemein sames Mahl die Mitglieder mit ihren Damen und Gästen. Daran schloß sich ein Ausflug an den schönen Jnselsee, der aber leider nicht lange ausgedehnt werden konnte, da für die meisten Teil nehmer die Abgangszüge verhältnismäßig früh lagen. H. B. Jahresbericht, erstattet vom l. Vorsitzenden Hermann Warkentien. Das Jahr 1927 gilt im allgemeinen als ein besseres gegen über den Vorjahren. Es hat wohl überall eine gewisse Umsatz steigerung gebracht, auch im Buchhandel. Inwieweit diese Steigerung zu einem größeren Ertrage geführt hat, ist sehr schwer zu sagen, nach unseren Erfahrungen ist cs nicht der Fall, denn der Verlag hat durch Herabsetzung der Rabatte jeglichen erhöhten Nutzen wieder hinsüllig gemacht. Uns drücken nach wie vor Kapitalnot, geringe Kaufkraft der Kundschaft und die Steuer forderungen, die eine untragbare Höhe erreicht haben. Wir haben über mangelndes Entgegenkommen des Verlages in bezug auf Kredit zu klagen, dem ein wachsendes Kredit bedürfnis der Kundschaft gegenübersteht. Diese beiden Gegen sätze lassen sich sehr schwer in Einklang bringen; der Sortimenter ist immer der leidende Teil dabei und muß fortwährend neues Kapital cinsctzcn, um leistungsfähig zu bleiben. Alle Zweige des Buchhandels leiden gleichermaßen unter diesem Mißverhältnis, das wissenschaftliche Sortiment wie das schönwisscnschaftlichc. Letzteres wird durch billige und billigste Bücher geschädigt, die Kollektionen schießen wie Pilze aus der Erde, der Sortimenter muß sie alle führen und setzt an der einen zu, was er an der anderen verdient hat. Das S ch u l b ü ch e r g e s ch ä f t wird immer unrentabler, die Lernmittelbüchereien erschweren die Übersicht und entziehen dem Buchhändler die Schulbücherkundschast allmählich ganz. Es scheint neuerdings Mode zu werden, den Buchhandel als Objekt für wissenschaftliche Arbeiten zu benutzen. So hat sich Herr vr. Edmund Winterhosf bemüßigt gefühlt, ein Werk mit dem Titel »Die Krisis im deutschen Buchhandel- zu schreiben. Diese Schrift hat viel Unheil angerichtet in Kreisen, die die wahre Natur des Buchhandels nicht oder nur ungenügend kennen und infolgedessen den Vorschlag des Verfassers, die Aushebung des Ladenpreises, als Allheilmittel ansehen. Gott sei Dank, daß der Buchhandel einen Mann hat, der die Unrichtigkeiten und Verdrehungen des Herrn Winterhoff mit überlegener Sachkennt nis kräftig zurückweisen konnte, den ersten Vorsteher der Buch händlergilde, Herrn Nitschmann. Dessen Schrift ist allen erreich baren Behörden und Einzelinteresscnten zugcgangen und hat hoffentlich den Schaden, den die Winterhoffsche Schrift ange richtet hat, wieder gut gemacht. Unsere oft geäußerten Klagen über direkte Liefe rungen des Verlages, die vielfach mit Unterbietung des Ladenpreises verbunden sind, müssen wir immer wiederholen; es scheint sich eine Besserung nicht zeigen zu wolle». Wir können dem Verlag nur immer wieder zurusen, daß dieses Geschäfts gebaren nicht geeignet ist, die Arbeitssreudigkcit im Sortiment zu erhöhen. Der Verlag braucht das Sortiment, das ist eine alte Binsenwahrheit; das Sortiment den Verlag ebenso. Was ist nun natürlicher, als daß beide Teile in jeder Beziehung zu- sammcngchcn und sich nicht gegenseitig befehden! Dazu gehört Rücksichtnahme aus beiden Seiten, das ist oft genug gesagt wor den, kann aber nicht oft genug wiederholt werden. Der Kampf der letzten Jahre muß endlich aufhören, es geht nicht an, durch Diktate etwas erzwingen zu wollen, das dem Vertragspartner den Lebensnerv unterbindet. Wesentlich eher würde unserer Ansicht nach Besserung zu erzielen sein, wenn der Verlag, der wissenschaftliche und der schönwissenschaftliche, eine Einschränkung der Produktion eintreten ließe. Die Werbung im Buchhandel ist allmählich, wenn wir so sagen dürfen, etwas krampfhaft geworden. Jeder einsichtige Geschäftsmann wird schon, um weitcrzukommen, die größtmög lichen Anstrengungen machen, seine Kundschaft mit den Neu erscheinungen bekanntzumachen, aber es kann auch des Guten etwas zu viel werden. Wenn uns nicht alles täuscht, nähern wir