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M Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. AbonnemcntsprciS beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prgsnuweraiicko. ANMM Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzcile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 33. Sonnabend, de» 26. August 1876. I.Jahrg. Tagesgeschichte. Berlin. Die Voss. Ztg. bezeignet cs als verbürgt, daß alle Angaben über eine bevorstehende Verschärfung der Forderungen für die Aspiranten zum einjährigen freiwilligen Dienst unbegründet sind. Speciell beruhe auch die Miltheilung über ein in Aussicht genommenes besonderes Examen jener Schüler der Ghmasien und dazu berechtigten Realschulen, welche mit der Reife für Ober-Secunda abgehen oder eine bestimmte Zeit sich tadellos in Unter-Secunda geführt haben, auf völlig müssiger Erfindung. Aehnlich lautet eine der Nat. Ztg. zugegangene Miltheilung. I» der That verdienen alle derartige An- gaben, die übrigens in regelmäßigen Zeitabschnitten wiederkehren, schon um deswillen keinen Glauben, weil eine Aenverung der gegenwärtig bestehenden Vorschriften nur auf dem Wege des Gesetzes möglich ist. Berlin. Eine pikante Episode spielte sich gelegentlich der Begegnung des deutschen Kaisers mit dem würltembergischen Königs paar in der Sommer-Residenz des Letzteren, in Friedrichshafen, ab. AIS der Kaiser dort ankam, wurde er nämlich von der Königin von Württemberg auf Französisch begrüßt, worauf er in deutscher Sprache erwiederte. Die deutsche Landesmutter ließ sich dadurch nicht beirren, sondern fuhr fort, die Unterhaltung ihrerseits französisch zu führen, während natürlich der Kaiser, ihr greiser Onkel, eben so consequeut bei unserem guten Deutsch blieb, und auch der König bediente sich seiner Muttersprache. Daß cS an Glossen über dieses bezeichnende Intermezzo in der großen Welt nicht fehlt, kann man sich denken. — Nach der „N.-Z." darf die Frage, .ob eiu eigenes Neichs- finanzamt geschaffen werben soll, nunmehr auch als entschieden ange sehen werden. Man schreibt dem gedachten Blatte, daß davon Abstand genommen, dagegen beschlossen worven ist, eine neue Abtheilung des Reichökanzleramts für Finanzen, entsprechend der jetzigen Abtheilung für Justizwesen, mit einem Director an der Spitze cinzurichte». Danach würde nach wie vor eine der wichtigsten Arbeiten, die Bear beitung und Ausstellung der Reichshaushaltsetats, dem Neichskauzleramt verbleiben. Wie es heißt, stände die Ernennung des geh. Oberregie- rungsratheS Michaelis zum Director der Finanzabtheilung bevor. — Wie der „K. Z." von hier berichtet wirb, ist mit Bestimmtheit zu erwarten, daß die Angelegenheit wegen Erbauung des künftigen Neichs- tagsgebäudes vor dem Ablauf der Legislaturperiode, also in der nächsten NeichStagssession ihre» Abschluß finden wird. Die Verhand lungen und Beschlüsse der betreffenden Comission würden zwar geheim gehalten, allein, es sei doch bekannt geworden, daß mau sich über drei Grundstücke zur Auswahl schlüssig gemacht hat. Ei»S derselben sei dem Kaiser bereits zur Genehmigung vorgeschlagen, und man sicht dem Bescheide aus dem Cabinet entgegen, um je nach dessen Ausfall damit an den Reichstag zu gehen ober die beiden andern Vorschläge dem Kaiser zu unterbreiten. — Welche Bedeutung man den Manövern im AuSlande beilegt, erhellt unter Anderem aas der Thatsache, doß ihnen im Auftrage der brilischen Negierung der General Lord i^gpier of Magdala, Oberst Dillon, Capitän Robert Napier, .ein Sohn des Generals, und Capitän Fitz-George, ein Sohn des Herzogs von Campridgc, des Höckstcom- mandirenden der britischen Armee, beiwohnen werden. Lord Napier, der berühmte Eroberer von Abesinien, gedenkt am 5. September sich dem'Gefolge des Kaisers in Leipzig auzuschließen. Danzig, 22. August. Der hier tagende siebzehnte allgemeine Verbanvstag der deutsche» Erwerbs- und Wirtschafts-Genossenschaften hat für das nächste Jahr Wiesbaden zum Versammlungsort gewählt und u. A. beschlossen, für ein Gesetz zur möglichsten Verhütung von Concursen bei Genossenschaften und zur Feststellung des Rechtsver hältnisses auSgeschiedcner Genossenschafter bis zum Ablauf der Ver jährung zn wirke». Wien,"2k. August. Wie die „Pr." veruimmt, findet morgen unter dem Vorsitze des Herrn Ministerpräsidenten ein Ministerrath Statt, an welchem auch Finanzminister Frhr. v. Pretis und Handels- Minister Ritter v. Chlumeckh theilnehmen werden, zu welchem Zwecke dieselben mit Unterbrechung ihres Urlaubs nach Wien sich begeben haben. Der Ministerconseil dürfte den ungarischen Ausgleich zum Gegenstände haben und es steht die Anwesenheit der ungarischen Minister TiSza und Szell in Wien mit der morgigen Berathung der Regierung offenbar in Zusammenhang. Wien, 23. August. Gutunterrichterseits verlautet, daß, obgleich Serbien die Mediation der Mächte officiell nicht angerufcn, sich doch die Anzeichen für ein Bevorstehen dieses Schrittes mehren, namentlich sobald die serbische Negierung Gewißheit erlangt, daß die Verhandlung auf dem Ltatns quo nute basiren. Wien, 24. August. Das aufzelauchte Gerücht, Oesterreich habe einseitig Friedenöverhandlungen begonnen, wird gut unterrichte!» seits als unbegründet und widersinnig erklärt. Nach Privatmeldungen scheint bei dem »och fortdauernde» Kampf um Alexinatz der Erfolg entschieden der türkischen Seite sich zuzuneige». — 24. August. Hier eingegangeuer telegraphischer Meldung zufolge sind die zurückberufenen deutschen Panzerschiffe „Kaiser" und „Deutschland" gestern Abend von Salonichi nach Malta abgegangen. — 24. August. Der „Politischen Correspondenz" wird aus Belgrad vom 22. August geschrieben: Ristic hat zwar mit Rücksicht auf den stattfindenden Kampf, dessen Ausgang möglicherweise die Position Serbiens bei eventuellen Friedenöverhandlungen günstiger gestalten könnte, eine bereits vorbereitete Eröffnung an die Garantie- Mächte, welche voraussichtlich ihre Vermittlung anruft, noch zurückge halten, sobald aber die Entscheidung über Alexinatz gefallen ist, dürfte das Aktenstück, welches die officielle Friedensfrage in Fluß bringt, ohne Rücksicht auf einen allfälligen Ausgang des Kampfes, alsbald den Pariser Traktatmächten zugehen. Der Kriegsminister schließt keine neuen Erleichterungsverträge mehr ab. London, 24. August. „Neuter's Bureau" wird aus Belgrad vom 23. August Folgendes telegraphirt: Achmed Ejub Pascha hat nach vergeblichen Versuchen, die serbischen Linien zu durchbrechen, und von Tresi-Baba zurückgeschlagen, sich nach Alexinatz gewandt, wo er sich mit der Armee Abdul Kerim Paschas vereinigte. Gestern (22. August) bestand Tschernajeff einen Kampf mit den Türken und hat letztere auf der ganzen Linie zurückgeschlagen. Heute neuer Kampf. Trotz der Friedenswünsche des Fürsten Milan^ habe die Kriegspartei die Oberhand gewonnen. Tschernajeff sandte Monteverde »ach Belgrad, welcher erklärte, daß Tschernajeff hoffe, die Türken bald zu vertreiben, seine früheren Positionen wieder einzunehmen und den Kampfplatz wieder auf türkisches Gebiet zu verlegen. Tschernajeff sei bei seinem Protest gegen die Friedensabsichten Milan's von den Ministern unterstützt worden, und Milan habe schließlich befohlen, die Feindseligkeiten fortzusetzen. — 24. August. Lord Russel hat an den Earl Granville eine Zuschrift gerichtet, i» welcher eine Session des Parlamentes im Herbste für nolhwendig erklärt wird, da die in der Türkei verübten Greuelthaten Verhandlungen mit den europäischen Mächten erheischten, uni derartigen Vorkommnissen entgcgcnzutreten. Stockholm, 22. August. Der Kaiser von Brasilien ist gestern hier eingetroffe». Türkei. Der Major Blum, jetzt Blum Pascha, der den jetzigen türkischen Feldzugsplan entworfen haben soll, stand l8k8 als Jngtnieuroffizier in Stettin und verheirathete sich vor seinem Eintritt in die türkische Armee mit einer jungen Stettiner Dame. Major Blum zeichnete sich schon im Krimfeldzug aus, in welchem.er au der Vertheibigung von Silistria gegen die Russen wesentlichen Antheil nahm. Außer Blum dienen noch mehrere ehemalige preußische Offiziere im Generalstab der türkischen Armee. Constantinopel, 23. August. Die Befehlshaber der türkischen Truppen in Serbien berichten der Regierung, daß unter allen Corps Verbindung existire, daß das Bombardement von Alexinatz beginne, und daß, nachdem dieser Platz, der von den türkischen Kanonen be herrscht wird, genommen, nichts dem gemeinsamen Vormarsch in der Richtung auf Belgrad entgegenstehe. — Negierungsseilig betont man, daß türkischerseils bisher in dem Verkehr mit den Vertretern der fremden Mächte keinerlei Propositionen zur Unterlage für Frierens- Verhandlungen gemacht werken wären.