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Oeffentliche Bekanntmachung. Wenn das König!. Sächs. Sanitäts-Col- legium aus Allerhöchsten Befehl zur Sicherung gegen Ansteckung vom epidemischen Nervenfieber und zur Beschränkung seiner weitern Verbrei tung dem Publikum nachstehende, nur auf War, nung vor den verschiedenen Wegen der Anstek- kung und vor Vernachläßigung der ersten trüge- rischen Zufälle der Krankheit, so wie auf die zu beodachtende Diät, sich beziehenden Bemerk»»» gen und Verhalcungsregeln zur Nachachtung empfiehlt; so geschieht dieses in der Voraus, setzung, daß dadurch niemand verleitet werden möge, zu glaube», er könne damit im Falle des Erkrankens, weiterer mcdicinifcher Hülse ent, behren, und wohl gar sein eigner Arzt scy», welcher Wahn um so schädlicher werde» müßte, je gefährlicher die Krankheit ist, und je schwe, rer ihre Behandlung, selbst dem einsichtsvoll sten Arzte oft zu werden pflegt. r) Das sicherste Präservativmittel gegen die Krankheitl ist: sich der Einwirkung des An» steckungsstoffes nicht auszusetzen; folglich allen Verkehr mit dergleichen Kranken, besonders auch kürzlich erst davon Genesenen, möglichst zu ver, «leide», und dabei einer sorgfältigen Reinlichkeit sich zu befleißigen. Dahin gehört, öfterer als sonst wiederholtes Waschen mit frischem Wasser, öfteres Ausfpülen des Mundes mit Wasser und Weinessige, fleißiges Lüften der Wohn- und Schlafzimmer, Entfernungaller starkausdün- stenden übelriechenden Dinge, besonders des Mistes, aus Wohnungen und Höfen, öfteres Lüften und Ausklopfen der Kleider und Betten, häufiger Wechsel der Wäsche, Vermeidung des Ankaufes alter Kleidungsstücke rc. 2) Ein vorzügliches Mittel die Luft zu rei« nigen und den Ansteckungsstoff abzuhallen, oder auch den schon vorhandenen zu zerstören, besitzen wir in den bekannten Guplon Morveauschen Räucherungen; welche aus einem Gemische von io Theilen Kochsalz und 2 Theilen Braunstein bestehen, aus dem bei allmähligem Zugießen von 8 TheilenBitriolöl, alles nach Gewicht ge rechnet, sich Dämpfe entwickeln, von deren An wendung das Publikum zum öfter» schon unter, richtet worden ist. Diese Räucherungen empfehlen sich übrigens besser zur Vertilgung des Ansteckungsstoffs in den Stuben, wo bereits sehr gefährliche Ner, venfiebetkranke liegen, oder gelegen haben, als zum anhaltende» Gebrauch in de» Wohnstuben der Gesunden; nicht allein, weil die Schwefel, sänre oder Vitriolöl, vor und nach ihrer Ver mischung mit den übrigen Bestandtheilen, aus die meisten Hausgerathe und alle Kleidungsstücke sehr fressend wirkt, sondern auch die Rauche- rungsdämpse selbst Metalle angreifen und Far ben zerstören, besonders aber den Augen, Hals und Lungen, bei längerer Einwirkung beschwer, sich fallen. Ueberall wo diese Räucherungen aus nur an, geführten Gründen nicht wohl anwendbar sind, muß mau statt ihrer, wenigstens beständig, Es« sig, nach Belieben auch mit Gewürznelken oder Wacholderbeeren vermischt in einer Tasse auf dem Ofen, oder einer Lampe verdunstcu lassen, und allenthalben fleißig mit Essig sprengen. Z) Was von der Reinlicvkeit und de« übri gen^ Dvrstchlsmaßregrln im Allgemeinen gesagt worden, das gilt in noch höhcrm Grade für Kranke und Diejenigen, welchen die Pflicht das nahe Beisammenseyn mit ihnen gebietet. DieLuft in den Krankenzimmern muß daher, ohne die Kranken einem schädlichen Windzuge auszusetzen, öfters vorsichtig erneuert, aller Un rath, besonders die Nachtstühle sogleich entfernt, die Wäsche des Kranken oft gewechselt, die ge, brauchte sogleich in Lauge geworfen, und>24 Stunden darin eingeweicht, keinesweges aber mit heißem Wasser angebküht und noch weniger in einem Winkel zusammen geworfen werden, und so längere Zeit siegen bleiben. Andere Effekten, als Sirohsäcke, sehr ver, «»reinigte Federbetten, alte Lumpen, welche inficirc seyn könnten, müssen lieber im Freien sogleich verbrannt und ja uicht in verschlossenen Gemächern, oder gar in Kästen aufbewahrt werden. 4) Unnöthige, dem Kranke» selbst gemei niglich nachtheilige Krankenbesuche vermeide man.