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»7« ließ; sich freute, als Oesterreich von Frank reich gedemüthigt und geschwächt wurde, und im Stillen hohnlächelt«, wo nicht gar mit dar an arbeitete, daß es die deutsche Kaiserkrone ablegen mußte, hat schwer gebüßt, wenn auch nicht unverdient. Preußen hatte zu seinem Un glücke noch die Kränkung, einen Theil .seiner ehemaligen Reichsgenossen, Frankreichs Siege fördernd und cheilend, gegen sich zu sehen, und erblickt jetzt in dem nengeschaffenen Rheinbunde ein mächtiges Hinderniß seines eigenen Wieder aufkommens. Doch zu unserer Frage zurück: Werden die Staaten des Rheinbundes besser oder übler daran seyn, als im ehemaligen deutschen Reichs- verbande? Ich meines Theils denke: Bes ser! wenn ich anders über Geist und Plan die ses Staatenvererns nicht ganz im Finstern wandle. Einer vollen politischen Freiheit wer den sich die Bundesstaaten allerdings eben so wenig zu erfreuen haben, als vorher; aber ist eine solche Freiheit für kleinere Staaten nicht ein Unding, ja etwas sehr Unnützes sogar? Hätte Preußen jene alten ehrwürdigen Bande, die es an Kaiser und Reich knüpften, weniger locker und los gemacht, es wäre die Frage, ob cs nicht jetzt besser mit demselben stünde. Und das war doch ein schon beträchtlicher, militäri scher Staat, der besonders in letzter Eigenschaft imponirte. Wozu sollte nun vollends einem kleinern, ohnmächtiger» jene politische Selbst ständigkeit? Die schwanke Rebe muß sich an den starken Eichbaum schmiegen, wennste nicht auf der Erde hinkriechen und zertreten werden soll. Go müssen sich schwächere Staaten an einen mächtigen anschließen, wenn ihre Existenz nicht verloren gehen soll. Aber wie sich die Rebe nach der Eiche richten muß, so muß es der geschützte Staat nach dem schützenden, und ist dieser nicht nur stark, sondern auch weise und gerecht; so fährt jener nicht übel dabei. So lange Oesterreich mächtig war und gelassen wurde, war das Reich, das ihm seine deutsche Kaiserkrone aufgesetzt hatte, sicherer und glück licher, als nachher, da Deutschland, dieß dreihundertköpfige Thier, auch fast ebenso viele Willen zu haben strebte, als es Köpfe hatte. Das Resultat war das des Magens und der Glieder in der Fabel. Soll daher der germa nische Bund Kraft und Glück in sich vereini gen; so muß in ihm ein Geist herrschen und dieser muß vom Protektor ausgehen und durch ihn fest gegründet und erhalten werden. Ohne Einheit ist kein Kunstwerk schön, ohne Einheit keine Familie glücklich, ohne Einheit kein Staat oder Staatenverein fest in sich und geachtet von außen. Aus der Zurückführung des Mannich- faltigen aufs Eine geht alle Vollkommenheit hervor, und ebendaher, daß Deutschland kei nen so festen Vereinigungspunkt hatte, oder vielmehr ihn nicht mehr haben wollte, kam seine langsame Auflösung. Napoleon, der nichts halb zu thun gewohnt ist, wird auch dem Rheinbunde, der, wie es scheint, sein politi scher Lieblingsbau ist, eine solche Basis geben, daß nicht leicht das nölhige Gleichgewicht und Harmonische des Ganzxg je leiden werden. Er hat feierlich gelobt, nicht Beherrscher, sondern bloS