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mehr als zo Gülden kostet, und in kleinen Städ ten keins, bas mehr als 12 Gülden werth ist. Eine jegliche Frau.und Jungfrau in größern Städten wird angewiesen, keinen bessern Haar- scdmuek zu tragen, denn der ;o Gülden werch sei. So wird auch jeder Jungfrau und Frau in kleinen Städten geboten, aus dem Haupt und sonst keinen Schmuck zu tragen, dessen Preis über 12 Gülden steige. Welcher Unfug seil dem r6ten Jahrhundert milden sogenannten Pluderhosengetrieben ward, ist bekannt. Sie giengen vom Gurt bis an die Schuhe und waren nicht nur in die Länge her ab, sondern auch in der Queere ausgeschnitten. Die Aufschnitte wurden mit einem Futle^vou dünnem Zcuche durchzogen, der in so viW^al- ten gelegt ward, daß zuweileir gegen izo El len dazu nöthig waren. Für ein einziges Paar solcher Beinkleider sollen zuweilen die ganzen Einkünfte, die ein Edelmann von seinem Dor fe zog, drauf gegangen seyn, und Mancher soll sich dutch diese Hosen an den Bettelstab gebracht haben,. " Der märkische Generalsuperintendent Musculus zu Frankfurt an der Oder ließ im Jahr 1556 eine Predigt gegen diesen Hosenun fug drucken, in welcher er unter andern sagte, „daß es ihnen Gott schon bis zum jüngsten Tag aus das Kerbholz schreiben würde und das selbst der Teufel sich scheue, in solcher Kleidung zu erscheinen; denn dieser habe einem Maler, wel cher bei einem Gemälde des jüngsten Gerichts ihn in solchen Beinkleidern habe abbilden wol len,'ein paar derbe Backenstreiche gegeben." — Diese Predigt sand so viele Abnehmer, daß sie noch in demselben Jahre eine zweite Auflage erlebte, unter dem burlesken Litel: „der zucht- und ehrvergeßne pludrichte Hvsentenfel." Aber der Unfug ward Sdch.nicht abg-Pelll. In Dä nemark wurde in den darüber erlassenen Poli zeiordnungen diesen Hosenträgern gedroht, daß ihnen diese Kleidung auf der Stelle am Leibe zerschnitten werden sollte; und der Kurfürst von Brandenburg, Joachim 2, ließ wirklich einem Edelmann« beim Kirchgehen diese Beinkleider vom Leibe schneiden. Aber alles hals nichts; selbst eine damals fast allgemein sogar von den Kanzeln herab verbreitete schreckliche Sage, daß die Frau eines Zimmermanns ein Kind mit sol chen Pluderhosen zur Welt gebracht hätte, that dem Unwesen wenig Einhalt. Kurz vor dem zojähngen Kriege mußte auf einem sächsischen Landtage im Jahr 1612 aber mals eine Polizeiordnung gegeben werden, wel che sich aus den Luxus bezog. Diese verbot den Frauen der Doktoren und Professoren und aller ihnen folgenden Stände, sammme Schuhe, Pantoffeln und Stiefeln mit Perlen, Gold, Silber und schwarzem Schmelzwerk gestickt, oder mit güldenen und silbernen Borten ver brämt — den Dienstboten dic'tewren (theuern) Trippschuh (d. i. die ausgcnähten uud ausge zackten Schuhe.) Der zojährige Krieg selbst machte unser Va terland mit einem neuen Luxusartikel bekannt — mit dem Tabakrauchen. Nach Zittau kam die se Gewohnheit imJahr 1620 durch einige Kom pagnien Engländer; und im Meißnischen ward sie n Jahre später durch Schwedische Solda ten