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196 ten Unsicherheit, für ihn leicht ein Unglück herbeiführen könnte, erwiedertt er, daß er sich auf die Treue ljnd Anhänglichkeit seines bei sich habenden Hundes verlasse. Er gieng ab. Mehrere in der Schenke cinge- kehrte fremde Bursche entfernten sich nach und nach auch. Der Wirth schöpfte Ver dacht — von einigen Nachbarn begleitet — eilte er, seinen Freund noch einzuholen und zur Rückkehr zu bewegen. Noch nicht lau- ge psaren sie im Walde, als ein Schuß siel, der sie veranlaßte, von weiterer Nach forschung abzustehen. Erst am folgenden Tage war man-beherzt genug, weitere Un tersuchungen anzustellen. Aber welcher An blick für die Forschenden Zwei in Stücke zerrissene menschliche Körper lagen neben dem todt zur Erde gestreckten Wanderer — ihm zur Seite hatte sich sein treuer Hund postirt, welcher durch keine Liebkosungen zu bewegen war, seinen Herrn herzugeben, der seine gefüllte Geldkatze noch unversehrt am Leibe hatte. Selbst die herbeigeholte Frau des Verunglückten, vermochte nicht, den Hund zu besänftigen und ihn von seinem ge faßten Posten zu entlocken. Man war da her genöthigt, dieses treue Thier zu tödten, um den Leichnam und da§ Geld zu bekom men. Die zerfleischten Körper erkannte man für die im Wirthshause gewesenen Gauner. Wahrscheinlich hatten die übri gen säubern Gesellen, von andern Waffen, als einer loSgeschosscne Pistole, entblößt, den wüthendcn Angriffen des Hundes weichen und die Flucht ergreifen müssen, ohne ihre schändliche Absicht ganz erreicht zu haben. Beispiele von Leuten, welche plötzlich graue Haare bekommen haben. Furcht und Schrecken erschüttern den ganzen Körper des Menschen, greifen sein ganzes Nervensystem an, und bringen manchmal Erscheinungen hervor, welche eben so traurig als wunderbar sind. Don Diego Osorio wurde als ein noch ganz junger Mann auf Befehl des Königs von Spanien ins Gefängniß gewor fen, und da ihn dieses Unglück heftig er schütterte, so hatte er den andern Morgen, wie PeterMaßiaö erzählt, ganz graue Haare bekommen. Der Herzog Franz Gonzaga von Mantua hatte einen seiner Anverwandten in Verdacht, daß er sich gegen ihn verschwo ren habe, um ihm das Leben und den Thron zu rauben. Er ließ ihn daher verhaften, und in einen tiesen Thurm werfen, und da er nichts gestehen wollte, sondern sich für ganz unschuldig erklärte, so beschloß der Her zog ihn auf die Folter bringen zu lassen, um von ihch durch Quaalen ein Geständniß zu erpressen, das er nicht freywillig von sich geben wollte. Der Gefangene erfuhr die fürchterlichen Anstalten, die man zu seiner Peinigung traf, und den andern Morgen früh meldete man dem Herzog, daß sein Vetter in der Nacht ganz grau geworden fey. Dieser unerwartete Umstand machte denHer- zog verlegen, er verzieh dem Gefangenen, und schenkte ihm sein Vertrauen wieder. (Diese Anekdote erzählt Julius Cäsar Scaliger.) Nach der Erzählung dcsSperonus Speronius hat ein Edelmann zu Pa dua,