Volltext Seite (XML)
Jauchedüngung und besonders Klosettabwässer sind von den Erdbeeren fernzuhalten, einmal weil ihr Düngerwert überschätzt wird, 2. gibt es Ungeziefer und Krankheiten, 3. gehören diese Flüssigkeiten auf den Kompost. Auch das übliche Belegen der Beete mit strohfreiem Stallmist muß als Unsauberkeit an= gesehen werden. Ein Bekannter erzählte folgendes: Einem Gast reichte man als Nachtisch verlockend schöne Erdbeeren. Er dankte mit dem Bemerken, daß er Erdbeeren nicht mehr esse, seitdem er wisse, daß in jeder ein Wurm sei. Die sofort angestellte Prüfung ergab die Richtigkeit, denn alle auf den Tisch gebrachten Beeren waren von einem fadendünnen, weißlichen Tausendfuß Julus guttulatus bewohnt. Die Ursache war Düngung durch Belegen mit Pferdedünger. Noch schlimmer als dieser weit verbreitete Unfug ist die Verwendung von Latrinendünger während der Wintermonate. Jeder Arzt wird bestätigen, daß die Eier der Fadenwürmer oder Oxyuren zwei Jahre lang im Boden lebens fähig bleiben. Wer seine Erdbeere auf Land bringt, das wenigstens die letzten 4 Jahre keine Erd« beeren getragen hat, sie nach Stallmist für Frühkartoffeln baut und dann nur künstlichen Dünger ver« wendet, außerdem im 3—4 jährigem Umtriebe erneuert, wird über Erdbeerkrankheiten und Ungeziefer« plage nur selten zu klagen kaben. Noch ein Wort über das Abranken, Wer es unterläßt, bekommt die übliche Erdbeerwiese. Man kann auch von solchen viel ernten, aber keine Qualitätsware. Eifrige Gartenfreunde ranken vom Juli bis zum Herbst ab und lassen Ranken nicht aufkommen. Wer mehr mit seiner Zeit rechnen muß, entfernt die Ranken Anfang August und dann nochmals im September. Das Ergebnis ist das gleiche, denn durch das ständige Unterdrücken der Ranken wird nur deren Neubildung angeregt. Auf den Gedanken, Erdbeeren einjährig zu kultivieren kommt man leicht, wenn man junge Pflanzen der Sorte „Mad. Moutöt" im Einschlag tragen läßt. Die Früchte werden so groß wie von einer zweijährigen Pflanzung, also so große, wie sie überhaupt werden können. Es gibt jedoch nicht allzuviel. Bei Abständen von etwa 15 cm erntete ich vor etlichen Jahren vom qm 1/2 Pfd. Seitdem habe ich fast jedes Jahr eine solche Ecke. Andere Sorten, die mehr Zeit zur Entwicklung brauchen, versagen. Erdbeerpflanzenzucht aus Samen. Über den Wert von Sämlingserdbeeren besteht kein sicheres Urteil. Auf meine Anregung machte der bekannte Erdbeer-Großzüchter Triquart, Reichenau, seit einigen Jahren Versuche mit Sämlingspflanzungen, über deren Ausgang bisher folgendes festzustellen ist. Es wurden Sämlingspflanzen von den Sorten „Sieger" und „Oberschlesien" erzogen. Zu diesem Zwecke wurden zunächst Jungpflanzen der besten Stockauslese „Sieger" in einem Mistbeetkasten gepflegt. Die Entwicklung war vorzüglich, so daß die Pflanzen Anfang bis Mitte April teilweise mit drei Blütenstielen blühten. Fremdbefruchtung wurde nach Möglichkeit verhindert, wohl aber Selbst befruchtung mittels eines feinen Pinsels gefördert. Die befruchteten Blüten wurden bis zum erbsengroßen Ansatz eingetütet. Befruchtet wurden nur die stärksten Blüten. Nach Vollreife wurden die Früchte zerquetscht, die Samen ausgewaschen und zwei Tage an der Luft getrocknet. Aussaat Anfang Juni. Nach acht Tagen gingen die Samen auf und die Sämlinge wurden zweimal pikiert, so daß sie bis September starke Pflanzen wurden. Das Auspflanzen geschah ebenso wie bei den Ausläuferpflanzen, bei gleicher Düngung und Bearbeitung in gleichen Boden. Die Entwicklung war sehr günstig. Die meisten Pflanzen blühten im Mai mit drei Blütenstielen. Bei der Ernte ergab sich das überraschende Ergebnis, daß 950/0 aller Pflanzen echte „Sieger" zu sein schienen. Nur etwa 50/0 der Pflanzen zeigten deutliche Unterschiede in Blatt, Blüte, Wuchs oder Aufbau. Diese abweichenden Pflanzen wurden sofort entfernt. Im zweiten Jahre wurde der Bestand nochmals einer strengen Durchsicht unterzogen, ohne daß eine weitere Aussonderung „unechter" Pflanzen notwendig war. Der Bestand schien echt „Sieger". Interessant war nun das Ertragsergebnis der Sämlingsanlage mit einer gleich großen, gleichaltrigen Anpflanzung einer langjährigen Auslesezucht von „Sieger", die unter vollständig gleichen Bedingungen gemacht war. Während die Auslese schnell hintereinander durchblühte, erblühten die Sämlingspflanzen langsamer, so daß die Blüte bei gleichem Blütebeginn acht Tage länger anhielt. Bei der Ernte zeigte sich derselbe Unterschied, der sich auch bei späteren Aussaaten wiederholte. Der Gesamtertrag beider Vergleichsstücke war jedoch bei genauer Verwiegung fast genau gleich, rund 46 Zentner vom Morgen. Derselbe Versuch wurde bei der Sorte „Oberschlesien" durchgeführt, mit dem Ergebnis, daß hier etwa 900/0 der Sämlinge „echt" erschienen und die zweijährigen Pflanzen einen Ertrag von 51 Zentner vom Morgen brachten. Danach scheint also bei diesen Erdbeersorten eine ziemlich weitgehende Samentreue vorzuliegen. Immerhin ist zu hochwertigen Beständen zu berücksichtigen, daß dauernde Staudenauslese schneller zum Ziele führt als Sämlingszucht. W. Poenicke. IVir bitten ie llitglieer/beißearfunsere Jnserentenzuberdsichtigen