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G. Kaven: Topfobst. Zu einer der interessantesten Kulturen gehört unstreitig die Topfobstkultur, die nebenbei ganz einfach zu handhaben ist. Ganz ohne Kenntnisse geht es natürlich auch dabei nicht. Wo aber Lust und Liebe zur Gartenbeschäftigung vorhanden sind, wird es nicht schwer sein, das Nötige an Wissen und Können sich anzueignen. Es werden dann Erfolge auch nicht ausbleiben. Topfobstkultur zu treiben ist nicht nur für alle diejenigen eine Freude und Anregung, die kein Gartenland besitzen, sondern auch für den glücklichen Besitzer eines Gartens, eines Stückchens Erde, und sei es auch nur bescheiden klein. Leider haben die wirtschaftliche Notlage und die heutigen veränderten Verhältnisse auch der Topfobstkultur bedeutenden Abbruch getan. Von den Leistungen der früheren königlichen und anderer Hofgärten und denen großer Herrschaftsgärtnereien ist kaum etwas übriggeblieben. Die Beschäftigung mit der Topfobstkultur erhält körperlich wie geistig rege, erhält und fördert die Gesundheit Und erzieht zu ruhiger, zielvoller Arbeit, ohne, wie die meisten anderen Gartenarbeiten, zu schwer und ermüdend zu sein. Von hohem Wert ist solche Betätigung vor allem für die Älteren, die sich auf das Altenteil des Lebens zurückgezogen haben,- sie werden in Verbindung mit der Natur inneres Glücksgefühl empfinden, das ihnen im harten Kampf des Lebens und in unruhvoller Arbeit bisher fremd geblieben war. Die ganze Aufmerksamkeit wird in Anspruch genommen. Da gibt es zu gießen und zu düngen, dem Ungeziefer nachzugehen, etwas zu binden, zu schneiden u. a. m. Und welche Freude, wenn die Bäumchen frisch, lebendig und fruchtverheißend wachsen, wenn sie im herr= liehen Blütenschmuck prangen! Und dann im Herbst der Erntesegen lachender, schöner Fruchtpracht» stücke. Welcher Stolz, lieben Gästen sagen und zeigen zu können, daß diese Schaustücke an Bäumchen von Fingerstärke im Topf gewachsen sind, während einem ungläubige und erstaunte Gesichter ent» gegenschauen! Ein anderer Vorzug ist die Handlichkeit und die Verwertung von Topfobstbäumchen zu Schmuckzwecken vielerlei Art. Wie hübsch nimmt sich ein solches Bäumchen beim Feste auf der Tafel im Blütenschmuck oder im Fruchtbehang aus. Mögen der Werte noch mehr sein, hier mag das Gesagte genügen. Als Unterlagen der Veredlung müssen für Äpfel gelber Paradies, für Birnen Quitte, für Kirschen Mahaleb, für Pflaumen, Pfirsiche und Aprikosen St. Julien benutzt werden. Man pflanzt diese Unter» lagen im Herbst in etwa 10 cm große Töpfe und veredelt im Frühjahr durch Kopulieren oder Pfropfen je nach der Stärke der Unterlagen. Auch Handveredlungen, die erst später eingepflanzt werden, ergeben gute Erfolge, doch ist der Sicherheit wegen der erstgenannten Art der Vorzug zu geben. Mitte Mai werden die Veredlungen ins Freie gebracht und auf ein Beet bis 2 cm unter den Topfrand einge= füttert. Mit zunehmender Größe der Bäumchen muß später in größere Töpfe bzw. Kübel umgepflanzt werden. Für eine Kulturdauer von etwa 10 Jahren reichen Töpfe von 18 cm Durchmesser völlig aus. Da es nicht jedermanns Sache ist, zu veredeln, wird es für den Anfänger dienlich sein, kleine, bereits fertige Bäumchen zu beziehen. In der Regel ist der Herbst die beste Pflanzzeit. Wie schon aus der Angabe der Unterlagen zu ersehen ist, kommen für die Kultur von Obst» bäumen in Töpfen Äpfel, Birnen, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen und Kirschen in Betracht. Die Wahl geeigneter Sorten ist natürlich sehr wichtig. Viele Sorten haben an und für sich einen schwachen Wuchs,- sie sind deshalb besonders geeignet. Im allgemeinen wird man Edelsorten wählen,- denn Wirt» schaftsobst ist schließlich billiger zu kaufen als selbst heranzuziehen. Allerdings sind die Wirtschafts» Sorten die dankbarsten Träger. Sommer» und herbstreifende Sorten tragen reichlicher und regelmäßiger als die spätreifenden. Zur Kultur sollte man 3—4jährige Bäumchen wählen. Will man allerdings auf einem Fensterbrett oder Balkon Obst treiben, so ist die kleinste Veredlung groß genug. Die Pflanzerde birgt das Geheimnis des Erfolges. Es ist einleuchtend, daß die Erde sehr nährstoffreich sein muß,- denn die Töpfe und Kübel bieten ja nicht viel Raum. Am besten ist es, die Erde selbst zuzubereiten. Hierzu dient gute, kräftige Gartenerde, die mit 1/3 Lehmerde gemischt wird. Dazu kommt ein Teil Torfmull und ein gut Teil Staubkalk (zerfallener Maurerkalk). Die Vorbereitung geschieht im Herbst. Im Frühjahr wird der Erdhaufen mit tierischem strohfreiem Dünger, am besten Kuhdung, gemischt und gründlich durchgearbeitet. Der Haufen muß immer mäßig feucht gehalten werden, damit er gärt. Im Laufe des Sommers erfolgt erneut ein 2—3 maliges Umarbeiten, wobei Superphosphat und Kali hinzugegeben werden. Zweijährig gelagerte Erde ist wertvoller als zu junge. Beim Einpflanzen werden die Bäumchen an den Wurzeln und an Astgerüst und Fruchtholz geschnitten. Eingießen ist im Winter nicht nötig, wohl aber das Bedecken mit kurzem Düng?r. Gleichviel, wo die Bäumchen überwintert werden, muß dafür gesorgt werden, daß die Wurzeln nicht durch Frost leiden. Fangen die Knospen