Die Eulersche Theorie (1746) stimmt in manchem mit der Newtonschen überein, doch ist leicht zu mutmaßen, daß er bei seiner ganz divergierenden Meinung von der Fort pflanzung des Lichtes auch die Hervorbringung der Farben des Prisma anders erklären mußte. Er denkt sich einen Licht strahl als eine Reihe von Schlägen auf den Aether, die aber nicht mit gleichen Geschwindigkeiten aufeinander folgen. Hierin besteht nach ihm das Zusammengesetzte in einem Licht strahl; die Teile des Aethers selbst seien unter sich gleichartig. Wenn nun ein solcher zusammengesetzter Lichtstrahl schief gegen einen brechenden durchsichtigen Körper füllt, so würden nach Eulers Annahme die Schläge, welche schneller aufein ander folgten, weniger gebrochen als die, welche weiter von einander lägen, und so entständen also durch das Brechen aus einem Strahle mehrere; dann würde folglich das rote Licht die größte Geschwindigkeit der Schläge, das violette die geringste haben. Nachher hat Euler es für wahrscheinlicher gehalten, daß das rote Licht die geringste, das violette aber die größte Geschwindigkeit habe. So wären also die Farben für das Auge das, was die Töne für das Ohr sind; die violette Farbe wäre gleichsam der tiefere Ton, die rote der höhere (oder umgekehrt); das Weiße wäre das für das Auge, was ein ungeregeltes Geräusch öder em Gemisch von allen Tönen für das Ohr. Aehnliche Gedanken hatte schon Cartesius; er stellte sich das Licht als eine Bewegung eines flüssigen Wesens vor, auf welche Art es viele Aehnlichkeit mit dem Schalle habe, und vergleicht die Wirkung der dem Auge so angenehmen grünen Farbe mit der Oktave der Musik. Auch Newton hatte eine gewisse Uebereinstimmung der Farben niit den Tönen anzunehmen für möglich und wahrscheinlich erklärt. Pater Castel (1735) behauptete, die Harmonie der Farben habe mit der Harmonie der Töne einerlei Verhält nisse, und fand vielfache Anhänger, die diese Theorie bis ins kleinste Detail weiter ausbildeten.