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Bekanntmachung. Infolge des eingetretenen Schneefalls werden die Wegebaupflichtigen des hiesigen amtshauptmannschaftlichen Bezirks andurch angewiesen, bei Vermeidung einer Ordnungsstrafe bis zu 50 Mark alle Communicationswege, welche mK Bäumen nicht bepflanzt sind, ebenso wie die «nzulegenden Winterbahnen, soweit es noch nicht geschehen sein sollte, sofort mir mindestens 2 Meter hohen, an dem oberen Ende mit Reisigbüscheln oder Strohwischen versehenen, gehörig zu befestigenden Stangen von entsprechender Stärke, in regelmäßigen Abständen von höchstens 20 Metern, auf beiden Seiten abzustecken und die Absteckung, solange Schnee liegt, jederzeit in ordentlichem Stande zu erhalten, nicht minder auch den Schnee auf den Communicationswegen unverzüglich auszuwerfen, sobald durch solchen der Verkehr auf letzteren gestört wird. Hierbei hat man noch besonders hervorzuheben, daß das Abstecken der Wege mit blosen Reisern oder Büscheln durchaus unzulässig ist und ebenso bestraft werden wird, als wenn die Absteckung gar nicht erfolgt wäre. Im allgemeinen Verkehrsinteresse ist die strengste Befolgung dieser Anordnung zu erwarten und wird aus dieser Rücksicht jede zur Anzeige gelangende Zuwiderhandlung unnachsichtlich mit der angedrohten Strafe belegt werden. Kamenz, am 29. November 1890. Königliche Amtshauptmannschaft. Von Zezschwitz. Bekan « Hach u n g. Die König!. Amtshauptmannschaft unter Mitwirkung des Bezirksausschusses in dessen Sitzung vom 2. December 1889 hat die von der Firma C G. Großmann in Groß röhrsdorf beantragte theilweise Verlegung des von Großröhrsdorf nach Pulsnitz führenden öffentlichen Verkehrsweges, des sogenannten Vierenweges, in Großröhrsdorfer Flur genehmigt, gegen welche Einwendungen nicht erhoben worden waren. Der durch die Verlegung entbehrlich gewordene Theil des alten Weges, welcher von der Restauration zur IV unmittelbar an dem Fabrikgebäude der obengedachten Firma hinführt, bis zur Abzweigung des nach dem Bahnhof führenden Seitenwegs ist, wie schon in der Bekanntmachung vom 26. October 1889 (ob- Amtsblatt Nr. 86 vom Sonntag, den 27. October 1889) ausgeführt worden ist, nach Vollendung des Neubaues eingezogen worden und in Besitz der mehrgedachten Firma übergegangcn. Dec von der Letzteren ausgeführte neue Theil des Vierenweges ist von der Gemeinde Großröhrsdorf in Besitz und Unterhaltung übernommen worden. Dies wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Ka m e n z, am 25. November 1890. Königliche Amtshauptmannschaft^ von Zezschwitz. Nutz- und Brennholz-Auetion! Im Gasthofe „zum schwarzen Adler" in Königsbrück sollen Dienstag, Sen 16. December 18S0, von Vormittags 9 Uhr an, folgende im Laußnitzer Forstrevier aufbereitete Hölzer, als: 12 birkene und erlene Nutzstücke, von 14 bis 25 om Ober- bez. Mittenstärke, , " Schlägen bcz. Durchforstungen 150 Stück kieferne und fichtene Stämme, von 13 bis 29 um Mittenstärke, " her ungen 2917 „ kieferne u. fichtene Klötzer, von 12 bis 49 am Oberstärke u. 4,z na Länge, j neuer^ Bezeichnung: 100 „ fichtene Stangen, von 8 bis 13 cur Unterstärke, I alter 37 „ Pfähle, von 10 und 11 am Overstärke und 4,z m Länge, » 74, 79, 8., 2 Raummeter harte Brennscheite, ( 9 3 5 alt Laußnitz, 85 „ weiche „ ? neuer 5 ,' harte Brennknüppel, Bezerchnung: 169 „ weiche „ ' 70, 83, 84, ^80 „ „ Neste, I 24 26' 27 alt Okrilla, 250 „ fichtenes Astreisig (zu Hackstreu :c.) 1 ' in'den Forstorten: Wellenhundert weiches Brennreisig, großer Palzberg, im Palz, Vierhufen, 3c>0 Raummeter welche Stücke, / Torfstich und kleiner Palzberg, einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den unterzeichneten Revierverwalter zu Laußnitz zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die genannten Waldorte zu begeben. Königliche Forstrevierverwaltung <Laußnih und Königliches Forstrentamt Moritzburg, am 24. November 1890. Leffmmnr. Michael. Zur Gesundung unserer inneren politischen Zustände. Wohl sind und bleiben die Parteikämpfe das Wesen des politischen Lebens und immer wird in der Politik der oberste Grundsatz gelten, daß Staatsmänner wie Parla mentarier ihre Erfolge erkämpfen müssen, wenn sie solche erzielen. Aber es giebt auch ein Ueberwuchern des Par teiwesens und eine Einseitigkeit der Opposition im politischen Leben, die den Parteiehrgeiz und die Swwarzmalerei in den Vordergrund des politischen Kampfes stellt und dabei vergißt, daß es für alle Parteien Fragen giebt, in welchen eine gewisse Versöhnlichkeit und Annäherung nothwendig ist, wenn überhaupt in den Parlanienten noch positive Schöpfungen der Gesetzgebungen und gedeihliche Reformen zu Stande kommen sollen. Wir wollen nun nicht gerade behaupten, daß im politischen Leben Deutschlands die Parteizersplitterung bereits die vorstehend gekennzeichneten Resultate hervorge bracht hat, denn dazu dachte man in allen Parteien, mit Ausnahme der Sozialdemokraten, zu groß voni deutschen Vaterlande und seinen Culturaufgaben. Indessen muß doch zugegeben werden, daß einmal die Parteiverhältnisse in Deutschland schon dadurch etwas ungesundes an sich haben, daß im Reichstage sechs Parteien und im preußischen Abgeordnetenhause vier Parteien sitzen, also eine Halbwegs einheitliche Mehrheitsbildung in diesen größten deutschen Parlamenten äußerst schwierig, ja fast unmöglich für die Gesetzesvorlagen zu finden ist. Ferner geschah es auch aus diesem Grunde sehr oft, daß das ewige Besserwissen einzelner Parteiführer der Feind des erreichbaren Guten wurde, ganz zu schweigen von oft grundsätzlichen Nörgeleien und übertriebener Schwarzfärberei. In diese wenig erfreulichen Zustände des deutschen Parteilebens scheinen nun, wenn nicht alles trügt, die großen Reformvorlagen im preußischen Landtage und die beiden großen Redezweikämpfe des Finanzministers Miquel und des Abgeordneten Richter eine gewisse Besserung ge bracht zu haben. Der Finanzminister Miquel, hervorce- gangen aus der Partei der gemäßigten Liberalen und ein anerkannt tüchtiger Staatsmann und Parlamentarier, Hai es bei seinen großen Steuerreformplänen mit Erfolg unter nommen, die übermäßige Parteisucht und Rechthaberei in Deutschland zu bekämpfen. Die Grundlage dazu ver schaffte sich Miquel hauptsächlich dadurch, daß er seine Reformvorschläge streng sachlich, man möchte sogar sagen, gemeinnützig hielt. Die Entlastung der Minderbegüterten und die verhältnißmäßige Belastung der Wohlhabenderen, ferner die höhere Belastung des Capitales als des Grund besitzes und Gewerbes und endlich die größere Besteuerung des mobilen Capitales, als des fundirten, haben für die Kernpunkte der Miquel'schen Reformpläne bei allen Par teien Freunde gefunden, wenn natürlich auch über die Ausführungsbeftimmungen manche Meinungsverschieden heiten sich geltend machten. Ein Abgeordneter, der hoch- begabte Führer der freisinnigen Opposition, Eugen Richter, unternahm es nun aber doch, an den Miquel'schen Reform vorlagen eine in jeder Beziehung abfällige Kritik zu üben. Doch an Miquel hatte Richter seinen Meister gefunden. Miquel entkräftete sachlich alle Vorwürfe Richter's, sowohl diejenigen gegen die Regierung im Allgemeinen, als auch diejenigen gegen die Steuervorlagen im Besonderen, und auf der Höhe seiner Ausführungen erklärte Miquel, daß der Abgeordnete Richter sein großes Talent nur dazu ge brauche, um an jeder Regierungsvorlage kein gutes Haar zu lassen, daß sich aber leider Herr Richter zu einer höheren Auffassung des parlamentarischen Lebens nicht empor schwingen könne. Da geschah das bisher noch nicht Da gewesene, daß der Abgeordnete Richter, wenn auch ver- klausulirt, sein Unrecht eingestand, ruhig und maßvoll für Versöhnung sprach nnd es als eine Aufgabe aller Politiker bezeichnete, für Versöhnung zu wirken. Nun muß man es allerdings dahin gestellt bleiben lassen, ob der Abgeordnete Richter wirklich etwas für die politische Versöhnlichkeit thun wird, aber zweifellos ist aus der un bestreitbaren Thatsache, daß der Kampf zwischen dem Reformminister Miquel und dem größten Oppositionsredner im preußischen Abgeordnetenhanse mit einer Niederlage des letzteren endete, was zum Theil selbst die freisinnige Presse offen zugiebt, eine Gesundung unseres Parteilebens zu erwarten und eine total übertriebene Opposition wohl sobald nicht wieder zu fürchten. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Wie am vorigen Sonntag von der Kanzel vermelüet wurde, haben die beiden Herren Geist lichen hiesiger Parochie aus Anlaß der ungünstigen Witte rung an den beiden letzten Communiontagen beschlossen, in diesem Jahre noch eine fünfte Abendcomunion abzu halten. Demgemäß findet am zweiten Advent (7. Decbr.) an Stelle der Frühcommunion, welche ausfällt, Abends 5 Uhr Beichte und Mendmahlsfeier statt. Vielen Ge meindegliedern dürfte diese Veranstaltung sehr willkommen sein. Pulsnitz. Im Monat November erfolgten bei hiesiger Sparkasse 279 Einzahlungen im Betrage von 20,747 Mark 84 Pfg., dagegen erfolgten 150 Rückzah lungen im Betrage von 22,102 Mark 51 Pfg. — Nun naht sie wieder, des Jahres schönste Zeit, die fröhlich und selig machende, gnadenbringende Weih nachtszeit. Sie giebt dem ganzen Monat Dezember einen Reiz, wie ihn kein anderer Monat aufweisen kann. Nicht allein, daß uns diese Zeit durch unsere Erinnerungen an fröhliche, längstverklungene Kindertage so lieb und Werth ist, erscheint sie uns auch um deswillen so reizvoll, als sie die Zeit geheimnißvoller Vorbereitungen, süßer Ahnungen und freudiger Ueberraschuugen darstellt. Wunderbar poetisch sind jetzt die immer kürzer werdenden Tage und die langen Abende mit den traulichen Dämmerstunden, in denen es sich so angenehm träumen läßt. Die Erinnerung trägt uns zurück in die kleine Heimathstadt, in das väter liche Haus, wo die Mutter in solchen Dämmerstunden den Kindern von dem beschneiten Walde und den Wölfen er zählte, wo Aschenbrödel und Schneewittchen, Dornröschen und Rothkäppchen und all die anderen, ewig jungen Ge stalten der deutschen Märchenwelt in ihrer märchenhaften Pracht und Herrlichkeit ihren Einzug bei uns hielten. Und wenn die Mutter dann die Ankunft des Christuskindes verkündete, wie glänzten da die Äugen der Kleinen, wie stürmisch pochten die Herzen! —> Unauslöschbar für das ganze Leben hat sich uns die Erinnerung an diese winter lichen Dämmerstunden eingeprügt, als wir so zu Füßen der Mutter, am knisternden Feuer saßen, während draußen die weißen Flocken in der Luft tanzten und die Bäume ihre schneebedeckten Häupter an das Fenster neigten . . . . In der Großstadt pflegen sich die Winterabende nicht so idyllisch abzuspinnen; hier ist wenig Zeit zum Träumen, und das Wesen des Wechnachtsfestes kündet sich in rascher Thätigkeit, in angestrengtester Arbeit an. Unzählige Kräfte sind Tag und Nacht beschäftigt, all' die tausende von Gegenständen anzufertigen, welche zum Weihnachlssefie gekauft werden. Die Geschäftsleute hoffen auf diese Zeit als auf die beste des ganzen Jahres, die sie für so manchen Ausfall und Verlust entschädigen soll. Die Läden sind prunkvoll ausgestattet, sie erstrahlen in hellstem Lichte und lassen die ausgestellten Waaren in verführerischem Glanze leuchten. Vor den Schaufenstern drängt sich eine dichte Menge; so mancher Wunsch wird angesichts der Herrlichkeiten laut, so manches Begehren geweckt, doch auch mancher Seufzer gehört von denen, die sich als Stiefkinder des Glückes betrachten, die durch Schicksalsschläge oder Leichtsinn in Unglück gerathen sind. Auch sie freuten sich einstmals auf das Kommen des Wechnachtsfestes, auch ihnen erzählte die Mutter in der Dämmerstunde dies sonnige Märchen vom Glück ... O wie liegt die Zeit so fern, da sie glaubten und vertrauten! „Sie alle Haies betrogen, sie alle hat es belogen das sonnige Märchen vom Glück." — O möchte sich all' dieser Unglücklichen werkthätige Menschenliebe annehmen, möchte auch ihnen ein Christbaum leuchten und sich der Frieden des nahenden Weihnachtsfestes auch auf sie herab enken. Es giebt so viele tausende von mildthätigen Herzen, möchten sie der Armuth gedenken und von ihrem Ueberflusse mittheilen, eingedenk des Spruches: Wer dem Armen giebt, leiht Gott! — Im Interesse des Thierschutzes seien nach Anbruch der kälteren und rauheren Jahreszeit die Besitzer von Ketten hunden darauf hingewiesen, daß es ihnen obliegt, die Lager stätten ihrer Thiere so herzurichteu, daß dieselben gegen Wetter und Kälte möglichst geschützt sind. Bei zunehmender Kälte wird gewiß jeder Besitzer dafür Sorge tragen, daß sein Hund von der Kette losgemacht und an einem wär meren Orte, im Hause oder im Stalle, untergebracht werde. Der treue Wächter von Haus und Hof darf der Kälte nicht erbarmungslos Preis gegeben werden. Es gilt auch hier dem Worte unseres Herrn nachzukommen: „Seid barmherzig." — Am Schlüsse der hochinteressanten Gerichtsver handlung gegen die wegen Vergiftung ihrer Eltern ange klagten Bürgermeisterstochter Schrön führte Staatsanwalt Dr. Nagel u. a. Folgendes aus: Es sei unzweifelhaft, (Fortsetzung in der Beilage.)