7 Beginn des 19. Jahrhunderts bei den Forsttechnikern wenig Gnade. Als man aus dem regellosen Plenterbetrieb allgemein zu geordnetem Schlagbetrieb überging, war es die Hochwald- wirthschaft, welche als das zu erstrebende Ideal betrachtet wurde. Die Furcht vor dem Holzmangel trieb zu den Systemen der höchsten Massenerzeugung, welche ohne Rücksicht auf den höchsten Geldreinertrag (die höchste Bodenreinernte) nach der Erzeugung der thunlich größten Masse von Holz streben. Diese Systeme haben bis in die neueste Zeit eine fast absolute Herrschaft be hauptet. Die Fläche der Eichenschälwaldungen vermehrte sich mit steigendem Bedarfs nicht; die Technik des Eichenschälwaldes blieb weit zurück hinter der des Hochwaldes. Die deutsche Leder fabrikation sah sich bald auf den Import von Gerberinde aus dem Auslande angewiesen. Man producirte in Deutschland schweres Eichen-Nutzholz zum Export mit einem Verlust an Bodenreinrente und importirte dagegen Eichenrinde, welche vom Auslande mit sehr hoher Bodenreinrente erzeugt war. Bedeu tende Werthe gingen so und gehen noch heute unserer Volks- wirthschaft verloren. Es schien nothwendig, auf diese historischen Entwicklungen kurz hinzuweisen, weil es sonst ganz unbegreiflich ist, wie der zuletzt berührte Vorgang sich in großer Allgemeinheit vollziehen konnte. Ist cs doch ein wohl allgemein anerkannter volkswirth- schaftlicher Grundsatz „daß die für lebensfähige inländische Industrien erfor derlichen Rohstoffe im Inlands erzeugt werden sollen, wenn dies ohne Verlust an Reineinkommen geschehen kann" und muß es doch als ein doppelter Fehler betrachtet werden, wenn da, wo solche Rohstoffe mit Vermehrung des Reineinkom mens erzogen werden können, Produkte für die Ausfuhr erzeugt werden, deren Hervorbringung einen Verlust an Reineinkommen bedingt! Theilweise muß zur Erklärung für diese falsche Richtung der deutschen Waldwirthschaft die wissenschaftliche Unsicherheit, in welcher sich lange Zeit die Theorie des forstwirthschaftlichen Reinertrages bewegte, herangezogen werden. Man pflegte sehr häufig den Reinertrag der Forsten aus der Differenz des Brutto- Ertrags und der Productionskosten aufzufassen und verwechselte so den Netto-Ertrag mit dem Reinertrag. Bei dieser Berech nungsweise ergab der Hochwaldbetrieb oft sehr hohe Erträge, während diese bei richtiger Würdigung der den Reinertrag be dingenden Faktoren sich gewaltig verringern mußten, weil nach Abzug der Verzinsung für das gesammte in der Waldwirthschaft arbeitende Kapital (Boden-Bestands- und Betriebs-Kapital) bei