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dem Rufe seiner 'Großmttth kam einst eine arme Wirtwe mit ihrer einzigen Tochter von fünfzehn Jahren, und groser Schönheit in seinen Pallast. Als die Reihe vorgelassen zu werden an sie kam, und der Prälat Merk male einer außerordentlichen Bescheidenheit im Gesichte und Betragen sowohl an ihr, als ihrer Tochter wahrnahm; so ermunderte er sie, ihm ihr Anliegen offenherzig zu ge- stehen. Erröthend redete sie ihn folgender, gestalt an: Milord! ich bin fünf Kronen an Hausmiethe fchuldig, und so groß ist mein Unglück, daß ich kein anderes Mittel habe, selbige zu bezahlen, als eine Artdie mich da? Leben kosten würde, da mein Haus herr mir drohet, mich dazu zu zwingen, ich soll mein einziges Kind vernnehren lassen, das ich bisher mit größter Sorgfalt zur Tu gend erzogen, und dem ich einen Abscheu gegen dieses schändliche Verbrechen ringe« flößei habe. Sie ersuche ich also, Milord! sich ihres geheiligten Ansehens zu gebrau chen, und uns von der Gewaltthätigkelt dieses grausamen Mannes so lange zu be schützen, bis wir das ihm schuldige Geld durch unsern Fleis erwerben können. Ein- genommen von Verwunderung über die Tu gend und unschuldige Bescheidenheit der armen Wittwe, bat sie der Bischoff, Muth zu fassen. Er schrieb hierauf sogleich einen Schein, welchen er der Wittwe zustellete, mit dem Zusatz: Gehen Sie mit diesem Zettel zu meinem Haushofmeister, der Jh- nen 5 Kronen zur Bezahlung ihrer Haus miethe zustellen wird. Voller Freuden stak- tele sie ihrem großmüthigen Wohlthäter tau- sendfälligen Dank ab, gieng gerades Weges zum Haushofmeister, und übergab ihm den Schein, worauf ihr selbiger zo Kronen au§? zahlte. Erstaunend fragte sie ihn, was das zu bedeuten habe? und weigerte sich mehr, als z Kronen anzunehmen: Denn darum, sagte sie, habe sie nur den Bischoff gebeten, und sey versichert, daß er sich geirret habe. Der Haushofmeister bestund hingegen auf seines Herrn Befehl, den er in Zweifel zu ziehen sich nicht crkühnete. Allein alle Gründe, deren er sich bediente, waren nicht zureichend, sie zu bewegen, mehr als s Kro nen anzunehmen. Er erbot sich daher, um den Streite ein Endezu machen, mit ihr zum Bischoff zu gehen, und ihm es zu melden. Nachdem sie zu dem freygebigen Prälat ge kommen waren, und er von der Sache völ- lig berichtet war, sagte er: Es ist wahr, ich habe mich geirret, als ich 50 Kronen ge- schrieben? geben Sie mir den Schein, ich will ihn ändern. Er schrieb hierauf einen andern, den er der Wittwe mit diesen Wor ten übergab: So viel Aufrichtigkeit und Tugend verdienet eine Belohnung? hier ist meine Ordre, Ihnen zoo Kronen aus- zuzahlen? was Sie davon ersparen können, geben Sie Ihrer 'Tochter bey derselben Verheyrathung zum Braulschaße. Ane^xsce. " Reliquen?"— sagte eln Fremder, als er die Domkirche zu *** besah, und ihm der Küster unter andern Seltenheiten auch ein inwmdig angelaufenes Glaß zeigte. „ Reliquen? eö ist ja leer! indem er es un willig schüttelte. „ Leer? — Gott behüt! die egyptische Finsterniß ist drin! „ Auflösung des Nathsels im vorigen Blattt Eine Braut.