Volltext Seite (XML)
den Ausdruck C24H24 0,0 oder 0,1, welcher nach Lange die Zusammen setzung jener »Ligninsäure« wiedergiebt, die sich nach dem Schmelzen von Holz mit Kali und der Behandlung der Schmelze mit Wasser als Kaliumsalz in Lösung befindet. Die Ligninstoffe wurden wiederholt und von verschiedener Seite jn die Classe der aromatischen Verbindungen, d. h. der Abkömmlinge des Benzols und ihm nahestehender Kohlenwasserstoffe verwiesen. Ganz unzweifelhaft besitzen das Iladromal, Sphagnol und die Dicranumgerb- säure diesen Charakter. Dass aber auch die noch so wenig erforschte Hauptmenge der Ligninsubstanz den aromatischen Verbindungen nicht ferne steht, darf aus Beobachtungen von Cross und Bevan 1 ) gefolgert werden, welche fanden, dass durch Behandlung verholzter Pflanzentheile mit Chlor neben Anderen Mairogallol CsH7Cl10,0 und Leukogallol Cj 8 H 8 Cl 12 0i2 entstehen, Verbindungen, deren genetische Beziehungen zu Pyrogallol, CgH3(OH)3, einem bekannten Stoffe aus der aromatischen Reihe, schon seit längerer Zeit feststehen. Cross und Bevan 2 ) gehen sogar auf Grund ihrer ausgedehnten Untersuchung der Jutefaser und weit aus holender Speculationen noch tiefer in die Constitution der incrustirenden Substanz dieser Bastart ein, welche sie nun als Lignon mit der Formel C9H220, bezeichnen. Ihren recht hypothetischen Schlüssen zu folgen liegt ausserhalb des Rahmens vorliegender Besprechung. Zur Erkennung des Lignins in den Pflanzengeweben oder als Kri terium des verholzten Zustandes der Zellmembranen, der Gegenwart des Holzstoffes im Papier u. s. w. dienen die sog. Ligninreaktionen, deren es eine ganze Anzahl giebt. Anilin 3 ) und seine Homologen, Metaphenylendiamin und seine Homo logen, a- und ^-Naphtylamin und eine grosse Zahl anderer Amine, alle in Form ihrer Salze, färben verholzte Gewebe — jedoch nicht dauernd — gelb, Dimethylparaphenylendiamin 4 )roth, Thallinsulfat 5 ) dauernd orange gelb). Die Anilinreaktion wurde von Runge und Schapringer für einzelne Holzarten charakteristisch befunden, während Wiesner gezeigt hat, dass sie allen verholzten Geweben und Fasern gemeinsam ist, eben so wie die nachfolgende Phloroglucinreaktion. Wiesner ist auch die Einführung dieser Reagentien in die Pflanzenanatomie und die des Phloro glucins in die Papieruntersuchung zu danken. Bei Gegenwart von Salz- 1) Journ. Chem. Soc. LV, 4 889, p. 24 3. 2) Ber. d. deutsch, chem. Ges. XXVI, 1893, p. 2520. 3) Runge, Poggend. Ann. XXXI, 1830, p. 65; Schapringer, Dingler’s Poly- techn. Journ. CLXXVI, 1865, p. 166; Wiesner, Karsten’s bot. Untersuch. I, 1867, p. 120; v. Höhnel, Sitzgsber. d. Wiener Akad. LXXVI, 1877, I, p. 527, 4) Wurster, Ber. d. deutsch, chem. Ges., 1887, p. 808. 5) Regler, Flora. 1890, p. 33.