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168 Achtzehnter Abschnitt. Fasern. viele andere nichts anderes als Bastbündel oder Bastbündelfragmente vom Gefässbündel des Stengels der betreffenden Stammpflanzen. Am complicirtesten erscheint die Tillandsiafaser gebaut, da dieselbe aus Gefässbündelgruppen besteht, nämlich alle Gefässbündel in sich aufnimmt, welche im Stengel der Stammpflanze vorkommen. In neuerer Zeit wird auch das Holz mancher Bäume auf mecha nische oder chemische Weise mehr oder minder vollständig in seine Elementarbestandtheile, oder doch in eine fein- und kurzfaserige Masse zerlegt, welche zur Verfertigung von Papier dient. Es findet somit nicht nur der Bast-, sondern auch der Holztheil des Gefässbündels dicotyler Pflanzen als »Faser« in der Industrie Verwendung 1 ). Auch die noch wohlerhaltenen faserigen Antheile des Torfs werden in neuerer Zeit zur Herstellung grober Fasern und zur Papierfabrikation herangezogen. I. Anatomischer Bau der Fasern. Je nachdem die Pflanzenfasern Haare, Gefässbündel, Gefässbündel antheile oder Gefässbündelgruppen repräsentiren, ist ihr anatomischer Bau ein verschiedener. Die Fasern, welche sich als Pflanzenhaare zu erkennen geben, bestehen in der Regel nur aus einzelnen Zellen. So sind die Haare, aus welchen sich die Baumwolle und die vegetabilische Seide zusammensetzt, einzellig. Auch in der Wolle der Wollbäume sind fast nur einzellige Haare anzutreffen. Die Fruchthaare der Rohrkolben (Typha^ welche technisch, wenn auch nur in untergeordnetem Maasse verwendet werden, bestehen aus zahlreichen Zellen 2 ). All die genannten Haarbildungen sind echte Haare im morphologischen Sinne (Trichome). Die Gefässbündel sind Stranggewebe, also strangförmig ausgebil dete Gewebe, welche im Grundgewebe der betreffenden Organe (Blatt, Stamm, Wurzeln) liegen. Jedes Gefässbündel setzt sich aus zwei Theilen, dem Phloem und 1) Auf die oft sehr charakteristischen die fibrösen Bestandtheile der Faserstoffe begleitenden Gewebsbestandtheile kann in obiger zur allgemeinen Orientirung über die Natur der Fasern dienenden Einleitung nicht eingegangen werden; dieselben kom men in einem unten folgenden Paragraphen zur Behandlung. 2) Diese an den weiblichen Blüthen entstehenden Haare hat man früher als Perigon gedeutet (Rohrbach). Nach neueren, von Engler ausgeführten Unter suchungen ist dies nicht richtig; sowohl die Haare der männlichen als der weiblichen Blüthen sind aus dem Dermatogen sich ableitende Gebilde, also echte Haare (Trichome). Engler-Prantl, Pflanzenfamilien, II, 4 (4 889); Typhaceen von Engler, p. 185.