11 In hellroten Goldlösungen hat Zsigmondy noch kleinere Goldteilchen bis zu 6 herab nachweisen können. In ande ren Goldlösungen fand er auch größere Teilchen bis zu 200 uu aufwärts; diese Lösungen waren schon im Zerfall begriffen: die Goldteilchen hatten sich zu größeren Komplexen zusammen geballt und senkten sich allmählich zu Boden. In zwei interessanten graphischen Darstellungen seines oben erwähnten Buches hat Zsigmondy die Größe dieser ultramikro skopischen Goldteilchen einerseits mit mikroskopisch kleinen Objekten, wie Blutkörperchen, Stärketeilchen, Aufschlemmung von Porzellanerde, Bakterien, und andererseits mit den noch kleineren (errechneten) Dimensionen der Moleküle von Chloro form, Alkohol usw. verglichen. Wir ersehen aus dem Vergleich, daß zwar im allgemeinen die Moleküle noch sehr viel kleiner als die ultramikroskopischen Goldteilchen sind, daß aber sehr umfangreiche Moleküle, die sehr viele Atome einschließen, z. B. das Molekül der löslichen Stärke (nach Lobry de Bruyn) schon in das gleiche Bereich hineinragen. Durch das Ultramikroskop ist die Grenze zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem gewaltig verschoben worden. In manchen rosagefärbten Goldlösungen sind sogar noch kleinere Massenteilchen als 6 uu anzunehmen, die zwar nicht mehr einzeln mit dem Ultramikroskop zu sehen sind, deren Existenz uns aber ein schwacher Lichtschimmer ver rät; Zsigmondy nennt diese Teilchen amikroskopisch. 1 ) Ein zweiter Weg, Metallhydrosole zu gewinnen, der von Bredig angegeben wurde, besteht darin, daß man zwischen zwei Drähten aus dem betreffenden Metall unter Wasser den elektrischen Lichtbogen oder starke Funken übergehen läßt: dann verdampft das Metall und bleibt zum Teil als kolloide Lösung im Wasser; ein anderer Teil ballt sich zusammen und sinkt zu Boden. Die Goldlösung, die man auf diese Weise erhält, ist gewöhnlich blauviolett gefärbt. Man hat auf diesem zweiten Wege von den meisten Metallen kolloide Lösungen in 1) Die untere Sichtbarkeitsgrenze liegt für Metallteilchen besonders günstig, weil sie das Licht sehr stark zurückwerfen. Das Molekül der löslichen Stärke wird trotz seiner Größe im Ultramikroskop unsichtbar sein, weil es nicht hell genug glänzt.