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keit und weise Symmetrie in den Formen der Pflanzenwelt, mit einem Worte, das uns die Natur „schön“ sehen lässt, als eine besondere Offenba rungsart jenes allgemeinen, mit jedem vernunftbe gabten Menschen geborenen Schönheitssinnes da zu berufen, die Brücke zwischen dem Naturschö nen einerseits und dem Kunstschönen anderseits zu schlagen. Die Natur ist der grosse, unübertroffene Lehr meister des Menschen, auch in der Kunst. Sie ist der mächtige Anreger, der gewaltige Weckrufer, der noch immer und immer den geheimnisvoll gött lichen Funken in des Menschen Brust — nennen wir ihn spielenden Formtrieb, nennen wir ihn künst lerische Bildkraft —die „ewig bewegliche, immer neue, seltsame“ Phantasie, zur klaren, hellleuchten den Flamme anfacht. Sie gibt dem Künstler die Formen, die er mit blühendem Leben, mit Geist von seinem Geiste erfüllt, sie, die scheinbar regel- und gesetzlose, reicht die ewigen Grundnormen des Schö nen. Der Unterschied zwischen dem Natur- und dem Kunstschönen ist im wesentlichen der, dass in je nem die Schönheit gebunden erscheint, nur er schliessbar dem fühlenden, denkenden Geiste, wäh rend sie in einem Kunstgegenstande entfesselt, in anmutiger Nacktheit vor uns steht. „Auch wo der Künstler die Natur nur nachahmen will, wird er unwillkürlich durch seine Phantasie den Augen schein ergänzen und seine eigene Auffassung in die Natur hineintragen.“ Ehe er den Stift, den Pinsel, den Meissel zur Hand nimmt, vollzieht das eben in solch echt künstlerischem Sinne wirksame Naturgefühl in seinem Geiste diese rein intellektu elle, das geschaute Naturobjekt zum Kunstwerk umschaffende Tätigkeit. In jenem besonnenen Schauen und warmen Mitfühlen und Mitleben, das die Erscheinungswelt