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I. Eine alte, griechische Fabel berichtet, dass der erdgeborene Riese Antäus alle, die ihm nahten, im Ringkampfe besiegte, da ihm bei jeder Berührung des Bodens neue Kraft von seiner Mutter Gäa mit geteilt wurde. Selbst Herakles vermochte ihn nicht zu überwinden, so lange Antäus auf seiner Mutter Erde fest stand; er überwältigte ihn endlich, indem er den Riesen so lange schwebend in der Luft hielt, bis er ihn erwürgt hatte. In diesem Märchen verbirgt sich ein tiefer und grosser Sinn, die ewige, immer aufs neue sich be wahrheitende Tatsache einer unauflöslichen Zusam mengehörigkeit des Menschen mit der Natur. Der eine ist inniger mit ihr verbunden, der andere lo ser, alle aber umschlingt dasselbe einigende Band, von dem wir uns niemals, ohne Schaden und Schan de zu erleiden, gänzlich losmachen können. Uns allen ist die Natur die „gütige, ewige, mächtige, erhabene, unerschöpflich spendende“ Mutter, deren schützenden Armen wir wohl entwachsen mögen, in deren friedliche, beseligende Nähe wir aber im mer wieder gerne zurückkehren, an ihrem liebe quellenden Busen uns auszuruhen von den Irr fahrten und Stürmen der Welt. Wir fühlen und wissen es: Aus dem unerschöpflichen Wunderborne der Natur quillt uns immer neue Kraft, hier liegen die starken Wurzeln unseres Seins.