mit den Beinen an den Leib. Sie läßt es sich gefallen. Wohl eine Viertelstunde lang streichelt er sie bloß, — wie ein Mensch, der langsam ein scheues Tier beruhigt und zum Frieden stimmt. Und doch — glaubwürdige Beobachter haben noch gerade in dieser letzten vorbereitenden Liebkosungsviertelstunde eine ganz jähe Katastrophe erlebt: absolut unvermittelt, als sei der gemeine Freßinstinkt urplötzlich mit einem Ruck doch noch Herr des feineren Liebeshungers geworden und habe alles wie ein Klotz zum Sinken gebracht, brach die Spinne noch los, — im Nu war der Spinnerich als armer Sünder gepackt, eingesponnen, angebissen und ausgesaugt. Bei gewissen Spinnenarten, wo die Männchen ganz besonders winzig sind, siehst du sogar den kleinen Spinnen-Gunther seiner drohenden Brunhild zur Vor sorge einfach mit einem Satz auf den Rücken springen und von dort erst liebkosen, — es ist der sicherste Sitz, da die Spinne den Kleinen gerade dort oben selber nicht mehr fassen kann, auch wenn sie es Plötzlich noch wollte. Offenbar ist gerade diese äußerste Situation noch die ganz gefährliche. Es ist die absolut unberechenbare, — die, wo am schärfsten in Kraft tritt, was ich oben sagte: der eigentliche Konflikt, das Problematische, das auf einer Wende der Instinkte unentschieden Schwankende des ganzen Spinnenlebens. Auf dem Gipfel dieser bänglichsten Krisis wagt das Männchen, offenbar getrieben von einem nicht mehr zu be wältigenden Drange, trotzdem den entscheidendsten Schritt. Mit rascher Drehung wirft es sich herum und springt dem im Netz herabhängenden Weibe überschlüpfend von oben Leib gegen Leib. Im selben Moment fahren auch schon jene Tastspitzen seines Unterkiefers, die die Samenfracht tragen, in die weib liche Scheide der Spinne hinein. An dieser Scheide zeigt, seltsam genug, hier die weibliche Spinne eine Art regelrechten, vorstreckbaren Begattungsgliedes, das den Samen empfängt. Das ist der Moment der wahren Begattung, — von Dauer etwa eine halbe Minute. Ebenso schnell wie der