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die einkriechenden Mücken zunächst im untersten Stockwerk bei den weiblichen Blüten eine Weile ein, die zweite hält die zurückkriechenden nochmals in der männlichen Zone zum Be pudern fest. Und solcher Kunststücke, wie gesagt, ist Legion. Wo die Insekten die Übertragung von einer Blüte auf eine zweite nicht besorgen, da vermittelt's der Wind — der Wind, der dich selber, wenn du im Frühling am Haselstrauch vorbeigehst, oft über und über mit Samen überstäubt. In seltenen Fällen ist es sogar auch höheren Pflanzen noch geglückt, ihre zähe Un beweglichkeit für diesen einen Fall vollständig zu überwinden. In den blauen Wassern des Gardasees triffst du auf die nied liche Vallisneria, eine Wasserpflanze, die niemals beide Ge schlechtsteile in einer Blüte vereinigt trägt und doch keinerlei Insekt braucht, um zur Befruchtung zu kommen. Ihre eine Blüte, die bloß einen weiblichen Fruchtknoten enthält, wächst an langem Stiel vom Grunde zur Wasseroberfläche herauf. Ihre andere Blüte aber, die bloß männlich ist, also klebrigen Samen erzeugt, reißt schon als Knospe unten vom Pflanzen stock einfach ganz ab, schwebt im Wasser aufwärts und segelt lustig wie ein loser kleiner Kahn mit dem Winde und selbst ständig auf dem Wasserspiegel dahin, bis sie die Weiberblüte findet, die sie dann landend befruchten kann. Gehe aber noch weiter. Zu höheren Tieren. Frage einen gewiegten Viehzüchter, was er von Inzucht oder noch enger, von Jnzestzucht denkt. Wenn man Tiere, z. B. Schweine, aus der selben Familie, vor allem Geschwister untereinander, immer wieder ohne Blutauffrischung zur Paarung bringt, so stellen sich in der Folge der Generationen die seltsamsten Verfalls erscheinungen ein. Die Tiere werden schwächlich, kurzlebig, im männlichen wie im weiblichen Geschlecht schließlich meist im potent. Jeder Viehzüchter weiß, daß er da vorsichtig sein muß, daß die Inzucht in extremer Form unabänderlich zu Schäden führt, — er sagt dir einfach: die Inzucht ist etwas „Wider-