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Nr. 13. Pulsnitzer Tageblatt. — Montag, den 16. Januar 19L8 Seite 6. glimpflich ablief. Bei einer weiteren Jagd stürzten D'ülberg und Neumann so schwer, daß Neumann aufgab. Beinert- Wette verloren 2 Runden, die Schweizer Richli-Suter er hielten eine Strafrunde. Die Italiener Binda-Linari führen auch nach der Sonntagsnachmittagwertung vor Dewolf-van Kempen, Göbel-Stockelynck, Tonani-Lorenz und Dederichs- Knappe. Die Pariser Winterbahnmeisterschaften brachten bei den ausländischen Fliegern einen Sieg des Belgiers Degraeve vor Piani-Italien, und bei den Stehern einen Erfolg von Breau über Graffin und Sausin. Die internationalen Radrennen in der Stuttgarter Sportarena brachten in den Steherrennen um das Goldene Rad von Stuttgart einen harten Kampf zwischen Bauer- Charlottenburg und Möller-Hannover, den der Hannove raner im Gesamtergebnis für sich entschied. Im Flieger treffen siegte Rütt mit 10 P. üver Frankenstein 9 P., Kühl 8 P. und Klaas 3 P. Der Boxkampf Sharkey gegen den Neuseeländer Geeney in New York, der als Ausscheidungskampf für die Feststellung des nächsten Gegners von Tunney angesehen wird, endete nach 12 ziemlich ausgeglichenen Runden unentschieden. Wintersport. Die Ergebnisse des Krummhübeler Bob rennens waren folgende: l. Zweisitzerrennen: Sieger, Wiesel-Krummhübel (Brüder Wentzel) 1:39,3 1:44,9 - 8:24,2. H. Rennen der großen Schlitten, Sieger, Krumm- luller 71 »>15 5. Schach. Capablanca hat an den Präsidenten der Internationalen Schachföderation die Bitte gerichtet, ein neues Schachmatch um die Weltmeisterschaft, das in den Bereinig ten Staaten geführt werden soll, mit Aljechin für ihn zu vereinbaren. Tennis. Beim Tennisturnier in Tannes schlug im Ent- scheidungsspiel um den Bristolpokal der tschechische Weltmeister Koceluh den Berliner Rot-Weiß-Tennislehrer Najuch mit V;S, 6:2, 6:4. Börse und Handel. Amtliche sächsische Notierungen vom i4.Zanuar 1928 Dresden. Die hiesige Börse zeigte am Wochenende bei un einheitlicher Haltung eher Neigung zur Abschwächung. Das Geschäft hielt sich in sehr mäßigen Grenzen. Wenn auch einige Werte recht beachtliche Kurssteigerungen erzielten, so gab es doch aus saft allen Marktgebieten empfindliche Rückgänge. Am Bankaktienmarkt waren einige Rückgänge zu verzeichnen, die - bei Darmstädter 3 Prozent erreichten. Von den Maschinen- i aktien lagen verhältnismäßig gut behauptet Union Diehl mit ' plus 2, Gebler plus 1,5, Görlitzer Waggon plus 1 Prozent, « Dagegen verloren Schönherr 1,5 und Schubert u. Salzer 3,5, ; Genußscheine 2,5 Prozent. Auch die Diversen konnten über wiegend Kurserhöhungen verzeichnen. Polyphon lagen 13 Prozent höher, Lmgner 6 Prozent. Von Textilaktien, die ! durchweg schwächer notierten, Plauener Gardinen minus 4 Prozent, konnte nur Dittersdorfer Filztuch einen Gewinn von 3,75 Prozent buchen. Geringen Schwankungen waren .Papieraktten und Elektrowerte unterworsen. Von Fahrrad- und Nähmaschinenaktten waren höher gefragt Wanderer plus 3,25, Nähmatag plus 2,50, während Seidel und Naumann , 2,75 Prozent nachgaben. Die Aktien der Bank für Bauten ge- . Wannen erneut 7 Prozent. Am Brauereiaktienmarkt laaeu . Reichelbräu um 3,50 Prozent höher, dagegen Greizer 1,75 Pro- zent niedriger. Leipzig. Bei freundlicher Stimmung konnten an der ' heutigen Börse einige Spezialwerte erhebliche Gewinne , buchen. So waren besonders gefragt Polyphon mit plus 12,25 , und Langbein mit plus 5 Prozent. Geringe Kursherabsetzun- j gen überschritten nicht die Höhe von 3 Prozent. Im Freiver- § kehr herrschte uneinheitliche Stimmung vor. Die Veränderun- - gen bei den Bankaktien und auch auf den anderen Märkten i blieben in mäßigen Grenzen. Beachtliche Gewinne erzielten ' noch Sächsische Bronze, Zittauer Mechanische. Am Renten- i markt erhielt sich die Stimmung des Vortages. Chemnitz. Die Haltung der hiesigen Börse war am Wochen- schlutz außerordentlich ruhig. Die Kursschwankungen hielten sich ziemlich die Wage und gingen nach oben wie nach unten nicht über 5 Prozent hinaus. Am Bankaktienmarkt waren nur geringfügige Veränderungen zu verzeichnen. Von Maschinen aktien waren besonders gefragt Union Diehl mit plus 4,5 Pro zent, dagegen lagen schwächer Schönherr minus 1,5 Prozent j und eine Reihe anderer Werte. Am Textilaktienmarkt ge- j Wannen Dittersdorfer Filzluch und Tüll Flöha je 2 Prozent, > während Dürfeld 5 Prozent verloren. Dresdener Produktenbörse. Börsenzeit: Montag und Freitag nachmittag 2—4.30 Uhr. 13. 1. 9. 1. 13. I. 9. 1. Weizen Weiz.-Kl. 15,0-16,0 15,5—16,0 inl., 73 KZ 244—249 247—252 Rogg.-Kl. 16,0—17,5 16,4—17,5 Roggen sächs.,69kA 251—256 254—259 Kaiseraus zugmehl 44,0—45,5 44,0—45,5 Sommer- Bäcker- 38,0—39,5 gerste, sächs. 262—282 262- 282 mundmehl 38,0—39,5 Futtergste. 226—248 226—248 Weizen- nachmehl 23,0—24,0 Hafer, inl. 214—2-20 214—220 23,0—24,0 Raps, kr. Mais Laplata 345—355 220—223 845—S55 220—223 Jnland- weizenm. Type70^ 37,0—38,0 37,0—38,0 Cinqu. Trocken schnitzel 230—250 14,0—14,4 280—250 14,0—14,4 Roggen mehl 01 Type 60 SL 38,5—40,0 39,0—40,5 Zucker schnitzel 21,0—22,5 21,0—22,5 Roggen mehl I Kartoffel- Type 70 A 37,5—38,0 38,0—38,5 flocken 26,0—26,5 26,0—26,5 Roggen- Futtermehl 19,0—20,5 19,0—20,5 nachmehl 23,5—24,5 23,5—24,5 Tendenz: Ruhig. Die Preise verstehen sich bis einschl. Mais per 1000 Kilo gramm, alle anderen Artikel per 100 Kilogramm in Reichs mark. Rotklee, Erbsen, Wicken, Peluschken, Lupinen und Mehl (Mehl inkl. Sack sret Haus) in Mengen unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alles andere in Mindestmengen von 10 MO Kilogramm waggonfrei sächsischer Versandstationen. Leipziger Produktenbörse. Weizen, inl., 74)4 Kg., 238 bis 246; Roggen, hies., 70 Kg., 245—253; Sandroggen, 71 Kg., 250 bis 258; Sommergerste, inl., 235—280; Wintergerste 235—256; Hafer, inl., 210—230; Mais, amer., runder, 222—226; Mais, Cinquantin, 228—234, alles ruhig; Raps 310—355, still; Srbsen, Viktoria, 400-500, still. - -- Berliner Börse vom Sonnabend. Nach der hauptsächlich durch politische Erwägungen hervor- gerufenen Abschwächung machte sich trotz Zurückhaltung des Publikums eine leichte Besserung bemerkbar, besonders in Spezial- werten. Vor allen Dingen waren es Dessauer Gas, die anläßlich des Zusammentritts des deutsch-polnischen Schieds gerichts stark gefragt waren. Ferner wurden Julius Berger lebhaft umgesetzt. Auf der anderen Seite verstimmten erneute ungünstige Gerüchte über die weitere Zukunft der Freigabebill sowie das hauptsächlichste Moment dos Tages, die G.-V. der I. G. Farbenindustrie, weil die Spekulation auf ausführlichere Mitteilungen seitens der Verwaltung gerechnet hatte. Amtliche Oevisen-Notierung. Bankdiskont: Berlin 7 (Lombard 8), Amsterdam SIL, Brüssel 4)4, Italien 7, Kopenhagen S, London 4)4, Madrid 5, Oslo 5. Paris 5, Prag 5, Schweiz 3)4, Stockholm 4 Wien S)L. Devis en «in Reichsmark« 14. Januar 13. Januar Geld Brief Geld Brief M Lt. M. «R New York « , L - 4,1935 4^015 4,192 4,20 London.... 1 20,46 20,50 20,45 20,49 Amsterdam . 100 Gib. 169,20 168,54 169,11 169,45 Kopenhagen . 100 Kron. 112,42 112,64 112,38 112,60 Stockholm , , 100 Kron. 112,80 113,02 112,78 113,00 Oslo ..... 108 Kron. 111,57 111,74 111,53 111.75 Italien .,,» 100 Lire 22.185 22,225 22,I9ö 22,235 Schweiz , , , 100 Frcs. 80,82 80,98 80,80 80,96 Paris . ,,, » 100 Frcs. 16,495 16,535 16,485 16,525 Brüssel .... 100 Frcs. 58,485 58,605 58,47 58,59 Prag ..... 100 Kron. 12,425 12,445 12,425 12,445 Wien ..... 100 Schill. 59,078 59,195 59,07 59,19 Spanien .. ..100 Peseta 71,58 71,72 71,68 71,82 Ostdevise«: Bukarest 25,94 G 2«,06 B, Warschau 46,975 G 47,175 B, Riga 80,38 G 81,12. B, Reval 112,55 G 113,06 B, Posen 46,96 G 47,16 B> — Noten: Große Polen 46,80 G 47,20 V. Effektenmarkt. Bankaktien kaum verändert. Verkehrswerte höher. Schiffahrtsaktien gaben 1—2 Prozent nach. Montan- aktien höher. Kaliwerte uneinheitlich. I. G. Farben industrie schwächten sich später 2,75 Prozent ab. Elektro- werte lebhafter. Waggon aktien, Eisenbahn-Verkehrsanstalt verloren 2 Prozent. Maschinen- und Motorenwerke veränderten sich kaum. Dauwerte fest. Amtliche Notierung der Mitlagsbörse ab Station. Mehl und Kleie brutto, einschl. Sack frei Berlin. 1M kg 14. 1. 13. 1. Mehl 70 °/„ 14.1. 13. 1. Wsiz? Weizen 30.00-34.0 30.00-34.0 mark. 2337-236.° 233."-286.° Roggen 31.00-33.7 31.0-33.75 März 269.°° 2687-269.° Weizenkleie 15.00 15.00 Mai 276.2° 276 °° Roggenkleie . 15 00 15.00 Juli 2787-278? 2787-278° Raps (1000 kg) 345-350 345-350 Rogg. Leinsaat (do.) — —» mrllch 2347-237.° Erbsen, Viktoria 51.0-57.0 51.0-57.0 März 262.°« 261 °-262.° Kl.Speiseerbsen 32.0-35.0 32.0-35.0 Mai 2677-267? 2667-267? Futtererbsen . 21.0-22.0 21.0-22.0 Juli 257.°° 2577-257? Peluschken. . 20.0-21.0 20.0-21.0 Gerste Ackerbohnen . 20.0-21.0 20.0-21.0 Som. 22O.°-268.° 2207-267.° Wicken . . 21.0-24.0 21.0-24.0 Wint. — — Lupinen, blau 14.0-14.7b 14-14.75 Hafer » gelb 15.7-16.1 15.7-16.1 märk. 2007-211.° 2007-211.° Rapskuchen 19.7-19.8 19.7-19.8 März — 2287-228? Leinkuchen. . 22.1-22.4 22.1-22.4 Alai 238.°° 237.°° Trockenschnitzel 12.2-12.4 12.2-12.4 Juli — 242.°° Soya-Extra- Mais Schrot . . 21.1-21.6 21.1-21.6 Berlin — 215.0-218.° Kartoffelflocken 23.4-23.8 23.4-23.8 H Hektolitergewicht 74,50 kg. hg. gg Amtlicher Berliner Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 2452 Rinder, darunter 618 Ochsen, 535 Bullen, 1301 Kühe und Färsen, 2000 Kälber, 6100 Schafe, 13 311 Schweine (zum Schlacht- Hof direkt seit letztem Viehmarkt 1485), 120 Auslandsschweine. Verlauf: Bei Rindern langsam, bleibt Ueberstand; bei Kälbern und Schafen ruhig: bei Schweinen nach ruhigem Beginn Schluß ziemlich glatt. Preise: Ochsen: a) 59—60, b) 52—5K, c) 46—50, d) 38—44: Bullen: a) 54—56, b) 51—53, c) 47-50, d) 44—46; Kühe: a) 45—46, b) 32—42, c) 25—29, d) 18—22; Färsen: a) 55 bis 56, b) 47—52, c) 40—45; Fresser: 36—46; Kalber: a) —, b) 75—87, c) 58—72, d) 43—45; Schafe: a) 58—62, b) 48—55, c) 40—45, d) 25—35; Schweine: a) —, b) 57, c) 55—56, d) 51 bis 54, e) 47—50; Sauen: 49—52. Berliner Butterpreise. Amtliche Notierung im Verkehr zwischen Erzeuger und Großhandel, Fracht und Gebinde gehen zu Käufers Lasten: 1. Qualität 163, 2. Qualität 149, abfallende Sorten 135 Al. Tendenz: Die Konsumnachfrage ist reger geworden. Wild- und Wildgesliigelpreise per )L Kilogramm: Rehe la 0,95—1,05, do. Ila 0,70-0,80, Damwild, mittel 0,60 bis 0,65, do. schwer 0,55—0,60, Rotwild, Kälber 0,63—0,65, do. mittel 0,55—0,60, do. schwer 0,50—0,55, Wildschweine, Keiler 0,40—0,45, do. Bachen 0,50—0,55, do. mittel 0,50—0,55, Frisch linge 0,60—0,65, Kaninchen, wilde, große, Stück 2,10—2,30, Wtlo- enten la, Stück 1,5y, Hasen, groß, Stück 5,60—6, do. mittel 4,50 bis 5, do, klein 3—4, do, ungarische 5, Fasanen, Hähne, junge, la 4—4,50, do. tla 1,80—2, do. alte la 3—3,25, do. Ila 2—2,50, Hennen la 2,50—2,75, do. lla 1—1,50. — Geschlachtetes Geflügel: Hühner, hiesige, Suppen-, la, per )4 Kilogramm 1—1,10, do. Ila 0,80—0,90, Hähne, alte 0,70—0,80, Poulets la 1,20—1,25, do. lla 0,80—1, Tauben, junge, per Stück 0,80—0,90, do. alte 0,60—0,70, Gänse, gemästet la, per )L Kilogramm 0,90 bis l, do. Ila 0,75—0,85, Enten, gemästet la 1,10—1,25, do. Ila 0,85—1, Puten, Hähne, junge 1,05—1,10, do. Hennen 1,10—1,20. Die Preise sind die amtlichen Berliner Markthallenpreise ein schließlich Fracht, Spesen und Provision. Sonne und Mond. 18. I. Sonne: A. 8.05, U. 16.16. Mond; A. 4.03, U. 12.36 Städtische Volksbücherei Die Ausleihe ist Monla^ 7—ö Uhr, Donnerstag und Fc.llag 6-7 Uhr geöffnet. Der L-scsnal ist täglich 6-9 Uhr, Sonnabends 4-7 Uhr g-öfflict. Sonntags geschlossen. Bücher ans dem Frauenkataloa: Romane und Erzählungen' Die Kmdec. Jakob Boßhary Früh vollendet. WUdenbruch, Neid — Das edle Blvr. Kinder«,änen. C F Meyer, Die Leiden eines Knaben. Ebner Eschenbach Dec Borzugsschitter. Hermann H sse, Unterm Nad. Emil Stranß, Freund Hetn. Diese Bücher erzählen von jungen Seelen, die überlastet werden und allzu früh die Erfahrung völliger Einsamkeit selbst unter den näch sten Menschen machen. Lou Andreas. Salome, Im Zwischenland — Ruth. Meinrad Jnzli», Die Welt in Jngoldau. Humann Popert, Helm»' Harringa. Die Bücher schildern die von starken inneren und äußeren Um wälzungen erfüllte Reifezeit junger Menschen. Die ersten zwei Bücher zeichnen feinste Seelcnvorgänge der Uebergangszcit. Popert und Jnglin gehen unverhüllt auf die Probleme sexuellen Erlebens ein. Mag auch die Liebe Weinen ... Roman von Fr. Lehne. 34. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Der Diener brachte die letzte Post. Ein Brief an „Fräulein Lore Berger" befand sich darunter. Neugie rig drehte ihn die Gräfin einen Augen!lick in der Hand und warf ihn daun gleichgültig zurück aus das Tablett. Ottokar wurde unwillkürlich blaß — er sah die Handschrift an — doch, die er vermutet, gefürchtet hatte, war es nicht. — Ein Blick hatte ihm genügt, zu zeigen,, daß die Adresse von einer ihm völlig fremden, energi- scheu Männerhand geschrieben war. Lächerlich war es ihm, sich solche Gedanken zu machen! Bon d gußen, von der großen Diele her, klang das Lachen und Jubeln der Kinder. Lella und die Herren lauschten darauf. „Der gestrige Spaziergang im Schnee hat Ossi an scheinend doch nichts geschadet," bemerkte Rüdiger mit feinem Spott. „Weil ich vorgebeugt habe!" entgegnete Lella scharf. „Wenn ich mich nicht um alles kümmerte! Die Berger ist wirklich unzuverlässig. Ich weiß nicht, cb ich sie noch lange behalte. Man kann ihr ja nicht mal ruhig die Kinder anvertrauen!" „Meine Ansicht ist, daß eure Kinder Wohl nirgends besser aufgehoben sind, als bei dieser jungen Dame." Lella fixierte ihn spöttisch. „Ah, wohl, weil sie so hübsch sein soll, — wie wenigstens Ottokar behauptet. Hast du das auch ge sunden?" „Ich habe mir keine Mühe gegeben, das Heraus zusinden. Die augenfällige Schönheit dieses Mädchens spricht ja für sich selbst. Und sie ist eben so gut wie schön, so daß sie nur den besten Einfluß auf die Kin der hat. — Mir ist es wirklich nicht gleichgültig, von wem die Kinder, die ich lieb habe, erzogen werden!" 'N'??? ist schmeichelhaft für mich, lieber Rü- drgerl-.- Lella siegte die ^Fingerspitzen, gegen Einander Voll mühsam unterdrückter Erregung, die Hände am Rücken verschlungen, ging Ottokar auf und ab. Al les in ihm kochte; er hätte irgend einen Gegenstand nehmen mögen und zu Boden schmettern, um aus diese Weise eine Erleichterung zu finden. Es wäre auch nicht das erstemal gewesen. Doch die Gegenwart des Bru ders hinderte ihn daran, sich so unbeherrscht zu zeigen. Ein schwüles Schweigen war zwischen den dreien; keiner sprach ein Wort. Lella hatte — als Ausfluß ihrer schlechten Laune, wieder einmal ihren Giftpfeil verschossen und war nun etwas beruhigt. Ossi stürmte jetzt herein, nachdem er heftig die Tür aufgerissen. „Fräulein sagt, ich solle jetzt zu Bett gehen, uud es ist noch nicht mal sieben!" rief er weinerlich, „und ich mag noch nicht!" Lore stand draußen in der hell erleuchteten Diele. Ossis Eigensinn war ihr peinlich; doch sie konnte nichts dafür. Sicher würde er ihr wieder eine Rüge von der Gräfin einbringen! Sie trat näher und wartete auf Lellas Aeußerung. „Wenn Fräulein das sagt, Ossi, so hast du auch zu gehorchen!" sagte der Legationsrat da tu so be stimmtem, ernstem Tone, daß der Knabe ihn beinahe er schreckt ansah; er war nicht gewohnt, daß man so mit ihm sprach! — „Also, gute Nacht, mein Bübchen! Schlafe gut. Na, willst du Papa und Mama nicht auch gleich gute Nacht sagen?" meinte er, als Ossi trotzig ohne wei teres das Zimmer wieder verlassen wollte, „du siehst, sie warten darauf!" „Ach, ja, Fräulein Berger, hier ist ein Brief für Siel Beinahe hätte ich es vergessen!" Freudig errötend nahm Lore ihn in Empfang; Lella lächelte spöttisch ausdrucksvoll, während ihr Blick auf die Männerhandschrist siel. „Und dann, wenn Ossi im Bett ist, können Sie sich umkleiden. Sie essen heute abend mit uns —" ... . .. . (Fortsetzung fojgt.) und sah ihn lächelnd an. „Es sind doch meine Kinder! Ottokar bat ja noch zwei — nicht wahr?" wandte sie sich an ihren Gatten. Der wurde dunkelrot, und seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Lella," stieß er zornbebend hervor. „Nun ja, weshalb ereiferst du dich, mein Freund? Ich trage es dir doch nicht nach, das weißt du ja! Nur freue ich mich, daß Rüdiger sich so sehr für meine Kin der interessiert, während ihm die deiner ersten Frau doch ein Dorn im Auge waren." Ottokar sprang so heftig auf, daß der Sessel, in dem er lehnte, auf dem glatten Parkett ein Stück zurückflog. Die Adern auf seiner Stirn schwollen dick an, in sei nem Gesicht arbeitete und zuckte es. „Lella!" rief er noch einmal, „Lella, hüte deine Zunge!" Sie wandte ein wenig den Kopf nach der Seite, ohne sich weiter zu erregen; sie blieb kalt. „Was sicht dich an, mein Freund? Willst du eine Szene provozieren? Freue dich doch, daß ich so gelas sen über eine Episode in deinem Leben denke, die an dere Frauen mit Unruhe und Eifersucht erfüllen würde. Wer bürgt mir denn dafür, daß du nicht hinter meinem Rücken die alte Verbindung hast wieder erneuern wol len?" „Lella, tist du wahnsinnig? Mein Ehrenwort muß dir genügen, daß ich nie den Versuch gemacht habe!" fuhr Ottokar auf. Der Legationsrat saß ganz unbewegt da, als ob ihn das alles nichts anginge. Sein Gesicht trug den verschlossenen, hochmütigen Zug, mit dem er alles Lä stige von sich wies. Lellas Art, solche Szenen um nichts heraufzubeschwören, war ihm im höchsten Grade pein lich. Hochgeboren ist nicht immer hochgesinnt. Und er dachte, daß seine Mutter ihm diese Frau als Lebens gefährtin gewünscht! Tiesunglücklich wäre er geworden. Sein Gefühl, das ihn vor Lella gewarnt, war richtig gewesen! — - .